EU/Europa, Trump

Hallo,

Naiv-interessierte geostrategische Doppelfrage:
a) Wo kann und wird die EU in die Lücken stoßen, die Trumps allmählich Formen annehmender Protektionismus in der Welt hinterlassen wird?
b) Warum wird das nicht, nicht einmal rhetorisch, offensiver gestaltet?

Gruß
F.

Weil niemand weiß, was Trump wirklich plant und was er überhaupt gegen
den Kongress durchsetzen kann.

Natürlich weiß das noch keiner im Detail, aber die Stoßrichtung ist schon ein bißchen erkennbar. U.a. deshalb ja beispielsweise das Li-Merkel-Telefonat vorgestern, das ich mal als eine von vielen möglichen Aktionen im Sinne meiner Frage werte. (wenn auch von China ausgehend)

Gruß
F.

Servus

Imho nirgends. Wir kriegen es ja nicht mal gebacken, ein Handelsabkommen mit einem Land wie Kanada unfallfrei über die Bühne zu bringen. Da hilft es also wenig, wenn Trump in Asien (TPP) und Amerika (NAFTA) Porzellan zerschlägt. Wenn sich einer freuen darf, dann wohl China.

Weil die einzige, die nach dem Ausstieg von GB noch das nötige Gewicht dazu hätte, Merkel heißt. Viele EU Länder schauen jetzt schon nervös nach Berlin und ich bezweifle, dass die sich über aggressivere Töne freuen würden.
Zudem ist die EU aktuell so zerstritten, dass man sich in Brüssel vermutlich nicht mal auf das Kantinenessen einigen könnte.

Lg,
Penegrin

einfach noch zu frueh
seine Ankuendigungen sind (noch) keine Handlungen
Gegen-Ankuendigungen werden schnell Drohung oder Erpressung also kontraproduktiv
wenn etwas schon besprochen wird, sollte es derzeit nicht in der Presse breitgetreten werden, erst spaeter

Hallo

Das hat doch nichts mit dem Land zu tun. Wenn durch Handelsabkommen die großen Konzerne Regierungsbeschlüsse der beteiligten Länder aushebeln können, dann ist das einfach Käse, da kann das Land noch so nett sein.

Warum kann man nicht einfach Handelsabkommen abschließen, ohne dass politische Beschlüsse zu Schadenersatzforderungen führen können?

Viele Grüße

Die Uneinigkeit der EU ist natürlich der Aspekt schlechthin.
Vielleicht kann sie ein bißchen daran wachsen, wenn der große Bruder USA mehr mit sich selbst beschäftigt ist.

Gruß
F.

Naja, beispielsweise (einfach nur ein ganz banales Beispiel) hätte ein hochrangiger EU-Vertreter inzwischen leicht mal mit Peña Nieto ein paar Guacamole essen gehen können.

Gruß
F.

Das hast du bei anderen Ländern aber auch. Es gibt aber kaum ein Land, das von den Standards her so ähnlich wie die EU ist und trotzdem wird das nichts. Mit welchem anderen Land soll es den bitte klappen, wenn Kanada schon so ein Drama in 8 Akten ist?

Lg,
Penegrin

Hallo,

welche Geostrategie würde die EU denn bislang verfolgen?

2004: http://www.bpb.de/apuz/28378/europas-neue-geostrategie?p=0

Die Lösung bietet nur ein Konzept, das über eine Neubestimmung der Außen- und Sicherheitspolitik hinausgeht und innere Effizienz, Transparenz und demokratische Strukturen, eine innovative und wissensbasierte europäische Volkswirtschaft und den europäischen Wertekanon aus Frieden und Multilateralismus einbindet. Mit anderen Worten: Es ist Zeit, dass die EU über eine europäische Geostrategie nachdenkt, und zwar ganz Europa.

Ich lass mal das Geseiere von „ganz Europa“ ausnahmsweise unkritisiert.

Über eine europäische Geostrategie nachzudenken bedeutet, Neuland zu betreten. Offen ist, ob es der EU gelingen kann, genuin europäische Interessen zu formulieren.

Man werfe einen nüchternen Blick auf den bisherigen Stand dieser notwendigen Konzeptionierung und erblicke unbeackteres Brachland.

Die EU als pol. Institution ist nicht geostrategisch handlungsfähig und hat kein Konzept, sondern reagiert nur auf Ereignisse und dies - wie früher - zu langsam, widersprüchlich. bruchstückhaft und ohne gemeinsames Ziel oder Mittel.

Mit aller Entschlossenheit werden wir in einem Monat weitere, ergebnislose Gespräche führen. Das wäre ein passendes Motto nicht nur für die EU, sondern auch für Steinmeiers Diplomatiebilanz.

Wieso sollte man in Lücken stossen, die es noch gar nicht gibt und dies auch noch offensiver gestalten? Die acht Jahre unter Obama waren im Endeffekt auch nicht weniger protektionistisch, abgesehen von seinen Zusagen bzgl. der Klimaziele gegen Ende seiner Amtszeit. Das konnte er leicht machen, weil gar nicht die Gefahr bestand, sie auch einlösen zu müssen.

Das Iranabkommen ist keineswegs ein Erfolg, der Obama zu verdanken ist. Es ist eine Absichtserklärung auf tönernen Füssen, die der Iran schon vor Jahren hätte haben können, wenn er willens gewesen wäre.

Die Wende in der Kubapolitik war auch nur möglich, weil in Kuba der Alte nix mehr zu sagen hatte und der neue Alte pragmatischer und weniger verbohrt ist. Es war „an der Zeit“, es musste so kommen und hätte genausogut mit jedem anderen US-Präsidenten kommen können. Zufällig war es eben Obama. Wobei das Eis ja erst einmal langsam begonnen hat zu tauen und echte Problemfragen nicht angetastet werden.

Gruß
vdmaster

Auch angekündigte / sich ankündigende Lücken sind doch fraglos schon Formen von Lücken.

?

Gruß
F.

Das sind diplomatische Petitessen. Der derzeitige (in der innenpol. Popularitätskrise steckende) Präsident von Mäcchikooo kann gar nicht anders, als den Bockigen spielen.

Lies mal in aller Ruhe dies und ignoriere die vordergründigen Spielchen, die uns hier in D als ernsthafte Krisen verkauft werden. https://www.welt.de/politik/ausland/article161535447/Warum-die-Latinos-zu-Trump-schweigen.html

Es wäre die „grösste Krise seit 100 Jahren“ (zwischen den USA und Mexiko), behauptete ernsthaft der Nachrichtensprecher von ntv. Mehr dummdreiste Parteinahme (Anti-Trump) in Verbindung mit rein medialer Eskalation durch die Darstellung habe ich in den letzten Tagen nicht sehen müssen. Da muss man als Hintergrund auch wissen, wie sehr CNN und ntv verbandelt waren und noch sind.

Es stellt sich für die EU ausserdem die Frage, was man denn mit so einem Wirtschaftszwerg wie Mexiko, der zeitgleich eine Hochburg von Korruption, Mord und Totschlag ist, „geostrategisch“ überhauot anfangen sollte.

Vielleicht hättest Du fragen sollen, warum man sich nicht den revolutionär… äh, den von US-Imperial … äh, den Ausgegrenzten seitens der EU solidarischer erweist. Vielleicht deswegen, weil wir genug Probleme vor der eig. Haustür haben und auch nicht offensiv Partei ergreifen sollten.

Stand der Wirtschaftbeziehungen: http://www.dw.com/de/eu-und-mexiko-wollen-mehr-freihandel/a-18444951

Gruß
vdmaster

Mexiko ist die fünfzehntgrößte Volkswirtschaft der Welt und spielt auf Augenhöhe mit anderen Wirtschaftszwergen wie Kanada, Südkorea, Spanien, Russland und Australien.

Mexiko ist - nota bene - auch der zweitgrößte Handelspartner der USA und importiert Waren im Volumen von 230 Mrd. Dollar pro Jahr. Für grenznahe Regionen ist Mexiko der wesentliche Wirtschaftsfaktor und Hauptabnehmer für Mais, Schweinefleisch und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse, die sich nur schwerlich in dem Volumen woanders unterbringen lasen dürften.

Aber bei Trumps „protektionistischen Ideen“ ist Méjico doch nur ein Aspekt, von dem der Mauerbau auch wiederum nur einer ist.
(abgesehen davon verschweigt der Artikel all die massiven Spannungen in der mexikanischen Gesellschaft, die damit gar nichts zu tun haben; dass Pena Nieto kaum Rückhalt hat, hat nichts mit Donald und wenig mit illegaler Migration zu tun)

Gruß
F.

Aber eben nicht für die EU. Daher IMHO aus unserer Sicht auch nicht soweit relevant, dass wir uns (globalstrategisch) in die Hähnenkämpfe zwischen die USA und Mexiko einmischen sollten.

Die Bedeutung Mexikos schätzt die EU wohl etwas anders ein als Du. Kurzfassung:
http://www.auswaertiges-amt.de/sid_ABBEFCD159B225B013E8B35B3E229B71/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Mexiko/Aussenpolitik_node.html#doc368740bodyText6

[Langfassung][1]
[1]: http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-1852_de.pdf

Na, was sollte die EU Deiner Ansicht nach nun tun? Sich mit Madonna solidarisieren? Chef"diplomat" Steinmeier (in seiner aktuellen Interimszeit) als Sonderemissär entsenden?

Sie (EU) haben keine institutionellen Instrumentarien, keine Handhabe, nicht einmal einen handfesten Grund.

In ein paar Wochen wird mal wieder gegipfelt (G-7 in Italien) und im Juli ist Merkel Gastgeberin beim G20-Gipfel. Derzeit versucht man wohl aus Berlin einen Besuch Merkels in Washington zu arrangieren. Aber Trump hat doch momentan noch keine Administration und kein vollständig bewilligtes Kabinett, muss noch mehrere tausend Beamte einstellen.

Daher musste auch (special relationed) Theresa May in einer übers Knie gebrochenen Anreise auf jeden sonstigen Kram und Tamtam verzichten.

Gruß
vdmaster

Kaum. Die „strategische Partnerschaft“ dümpelt seit Jahren vor sich hin, macht sich aber als Worthülse gut.

Dinge irgendwo zwischen der Solidarisierung-mit-Madonna und, wie es MdEP Theurer von der FDP jüngst vorschlug, dem (illusorischen) Einstieg in TPP:

Was konkret kann ich nicht sagen, sonst hätte ich meine Frage hier nicht stellen müssen :wink:

Gruß
F.

Es ging nicht um Worthülsen, sondern um Deine Behauptung, Mexiko sei ein Wirtschaftszwerg. Das ist mitnichten der Fall, ganz gleich wie Du den Stand der Gespräche zwischen der EU und Mexiko bewertest. Mir ging es rein um die Fakten, d.h. die in Zahlen zu messende Bedeutung Mexikos an sich und den Umfang des Handels zwischen Mexiko und der EU.