Hallo Raimund,
Der Grund, warumfast niemand sich für die europawahl
interessiert, liegt in der Informationspolitik.
Man hört so gut wie nichts darüber. Höchstens mal einen
Skandal. Das ist aber nicht unbedingt die Bbeste Reklame für
Europa.
Gebe ich dir Recht.
Bei Bundestagswahlen (auch Landtagswahlen) ist monatelang vor
der Wahl viel hecktik. Es werden Wahlveranstaltungen
abgehalten, die nachrichten bringen lange Berichte, usw.
Nichts von alledem bei den EU-Wahlen. Das einzige: ein paar
unscheinbare Wahlplakate.
Warum sollte irgend jemand dafür Interesse aufbringen?
Die Frage ist doch, was ist die Ursache für diese Informationspolitik. Die eine Schuld haben sicherlich die Parteien, für die das Ganze scheinbar auch nur eine Nebensache zu sein scheint. Der zweite im Boot ist aber sicherlich auch die Presse, denn die sollte ja darüber berichten. Läßt sich mit Europapolitik keine Auflage machen? Und wenn ja, wieso nicht? Auf jeden Fall ist das Interesse der Medien für das Thema auch nicht besonders hoch. Dass natürlich die Skandale schon wieder in den Medien auftauchen, verwundert wohl nicht, weil mit Skandalen ließ sich schon immer wunderbar Auflage machen.
Die USA hatten eine sehr günstige Zeit: es gab noch keine
massenvernichtungswaffen. Also führten sie einen Krieg, der
über die Gemeinsamkeit entschiden sollte.
Das Ergebnis war, mit allen Ungerechtigkeiten und Korruption,
ein einheitlicher Staat.
Europa hat es nicht so gut: hier würde ein Einigungskrieg
europa vernichten.
Wir werden länger als die USA für einen einigen Staat
brauchen… mindestens 150 Jahre. Die Grundlagen und Anfänge
sind geschaffen.
Obs 150 Jahre sind, weiß ich nicht, aber ansonsten sehe ich das genauso. Allerdings ist für mich auch noch ein wichtiger Punkt, dass die „Staaten“ im damaligen Amerika alle noch sehr jung waren. Es gab also keine so feste gesellschaftliche Verwurzlung und Identifikation seitens der Bevölkerung damit. Und die Bewohner selbst waren ja auch meist erst gerade zugezogen. Das ist zumindest für mich auch ein ganz wichtiger Aspekt, wieso dies dort funktioniert hat.
Leider haben unsere Politiker das EU-Gebiet viel zu schnell
erweitert. Es muss für jeden Staat eine Ehre sein, zur EU
kommen zu dürfen. Doch erst, wenn sich D,F, Belelux, S, I, Ö,
Gr. zu einem einzigen staat verschmolzen haben.
Dass die EU-Erweiterung viel zu schnell vonstatten geht, sehe ich auch so. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht den Sinn des ganzen. Es ist schon schwer genug, dass sich die Mitteleuropäer einig werden. Meiner Meinung nach, besteht die größte Chance in einem möglichst kleinen Kerneuropa, vielleicht für den Anfang nur D, F und die BeNeLux. Macht natürlich auch nur Sinn, wenn die beiden „Großen“ erstmal ihre finanziellen und strukturellen Probleme lösen, damit diese Altlasten nicht gleich ins neue Europa importiert werden.
Die EU und der Währungspakt kann ja nach wievor bestehen bleiben, das spricht ja nicht dagegen.
Aber die Fusion von mehreren Ländern ist kein leichtes Unterfangen, daher sind nur wenige Länder mit ähnlichen Vorstellungen wohl am besten geeignet, sowas zu machen.
V.a. die Osterweiterung aber birgt IMO zur Zeit noch viel zu viele Gefahren, als das ganze sinnvoll ist. Von einem EU-Beitritt der Türkei ganz zu schweigen. Man kann ja erstmal wirtschaftliche Kooperationen mit diesen Ländern machen und das ganze langsam zusammenwachsen lassen.
Oft kommts mir aber so vor, als dass die EU Mitgliedsstaaten das Projekt Europa nur solange gut heißen, solange es ihnen einen nationalen Vorteil bringt. Sobald Kompromisse gemacht werden, ist der Ofen aus. Nur verstehe ich unter der „Europäischen Idee“ genau das Gegenteil…
mfg
deconstruct