Fängt rechts v. d. CDU/CSU das 'Nazi'-Spektrum an?

Hallo und Guten Tag,

in fast allen europäischen Ländern gibt es songennate „rechtspopulistische“ Parteien, ob nun in Dänemark, den Niederlanden, Frankreich, Norwegen, Schweden, Finnland usw. Auch in der Türkei und Israel, übrigens.

In Deutschland scheint es jedoch so zu sein, dass links von der SPD alles toleriert wird, ob nun die Grüne, die Partei „Die Linke“, die ja immerhin direkte Nachfolge der SED-Staatspartei der DDR ist und neuerdings auch die „Piratenpartei“. Es gibt wohl allerdings einen unausgesprochenen Konsens, dass auf der rechten Seite die CDU/CSU so gerade noch toleriert wird, aber rechts von der CDU/CSU sofort das „Nazi“-Spektrum beginnt, dass auf der Stelle mit „Nazis raus! Nazis raus!“ niedergebrüllt und niedergetrillert werden muss.

Deshalb meine Fragen:

1.) Ist es wirklich so, dass rechts von der CDU/CSU schon sofort „Nazi“ und das „vierte Reich“ anfängt?

2.) Hat das historische Gründe, dass andere Länder sich rechtspopulistische Parteien eher „leisten“ können, die Deutschland sich nicht „leisten“ kann?

3.) Ist es nicht ein Messen mit zweierlei Maß, eine doppelte Moral, dass man Politiker links von der SPD, wie z.B. Gregor Gysi und andere, regelmäßig in Talkshows einlädt, sie also, trotz der unbestrittenen Verbrechen, die in DDR geschahen, als „salonfähig“ ansieht, Menschen die auch nur ein wenig rechts von der CDU/CSU stehen, aber nicht?

3.) Gibt es nicht dennoch ein unterdrücktes Potenzial an Menschen in Deutschland, die im Grunde eine rechtspopulistische Partei wählen würden, vor allem deshalb - sprechen wir es mal offen aus - weil sie sich von der Einwanderung von Muslimen bedroht fühlen? Aber auch, weil sie nicht z.B. bereit sind, z.B. unwidersprochen den „Zahlmeister“ für die EU spielen, ohne dass Deutschland ebenso eigene, nationale Interessen im Auge hat, wie das andere EU-Staaten auch haben?

4.) Ist der Erfolg von Büchern wie z.B. „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin, „Hurra, wir kapitulieren“ und „Kritik der reinen Toleranz“ von Henryk M. Broder und Internetblogs wie PI vielleicht auch darauf zurückzuführen, dass viele Deutsche sich genauso unbehaglich mit der „linken“ Politik fühlen, wie sie inzwischen aus ihrer Sicht auch von der CDU/CSU gemacht wird, dies aber in der Parteienlandschaft aus oben genannten Gründen nicht entsprechend artikulieren können und sich deshalb andere „Ventile“ suchen müssen? Wie eben den Kauf von „Deutschland schafft sich ab“, „Hurra wir kapitulieren“ oder „Kritik der reinen Toleranz“ oder eben Besuchen von Internetblogs wie PI? Weil sie sich, vielleicht sogar aus eigener Erfahrung, mit der „verordneten“ Wahrheit so unwohl fühlen, wie jemand, den man zwingt, einen alten, kratzigen Pullover zu tragen und ihm trotzdem verbietet, sich darüber zu beschweren?

Danke im Voraus für Antworten und Meinungsäußerungen,

Jasper

hi
Zum einen, ich halte es für sehr problematisch, Die GRÜNEN sowie die Piratenpartei als „Links von der SPD“ einzustufen. (bei den Grünen wäre bespielsweise J. Fischer oder der verstorbene J Daxenberger nicht gerade als Linksradikal einzustufen)

Des weiteren ist „Die Linke“ durch einen gewissen Transformationsprozess gegangen und politisch weiter nach rechts gerückt. (Würde sie noch SED-betonpositionen vertreten, hätte es sie längst hinweggefegt"

Nun zu unseren Freunden von der „Rechten“ Seite des Spektrums.

naturgemäß kann die Union durch eine gewisse Anzahl an „Patriotischen EU Skeptikern“ und Knallharten Law-and Order Politikern in ihrene Reihen eine große zahl der „Patriotischen“ „national gesinnten“ Wähler an sich Binden. D.H. die Union reicht im Politischen Spektrum weiter nach Rechts, als die SPD nach Links.

Betrachtet man ausserdem die Politische Agenda der Rechtaussentruppe, so ergeben sich teilweise erhebliche Unterschiede. Von Nazional (NPD) über Christofundamentalismus bis hin zu Marktradikalen Xenophoben ist ein sehr breites Spektrum vertreten, die nur schwer unter einen Deckel zu bekommen ist. Es fehlt sozusagen die Charismatische Führungspersönlichkeit, die diese disparaten Grüppchen zusammenführen und zusammenhalten kann.

Damit ergeben sich zwei Probleme:

  1. Gegenüber Charismatischen Führungspersönlichkeiten herrscht hierzulande ein ziemliches Mißtrauen.
  2. Sobald man die National-Patriotisch-xenophobe Ecke zusammenfasst, kommt automatisch die NPD ins Spiel, die eine Ideologie vertritt, durch die Deutschland so gründlich an die Wand gefahren wurde, dass selbst die DDR in ihrere Endphase als „Güldenes Himmelreich“ erscheinen muss.

Anscheinend hat das Deutsche Volk doch was aus der Geschichte gelernt.

In anderen Ländern ist das national-xenophobe Lager halt nicht erblich vorbelastet.

LG
Mike

Hallo!

Vorbemerkung: Ich kann mit der Beschreibung des politischen Spektrums in der Bundesrepublik Deutschland mittels der Attribute „links“ und „rechts“ nichts anfangen. Sie haben keine übergeordnete Bedeutung.

Verständnisfrage: Wenn du schreibst „Menschen die auch nur ein wenig rechts von der CDU/CSU stehen“ würden nicht in Talkshows geladen, wen meinst du? Sarrazin und Broder waren jedenfalls in vielen Talkshows zu sehen. Womit ich nicht andeuten will, dass jene deine Bedingung erfüllen, rechts der CDU/CSU zu stehen (zumal die CDU/CSU selbst in allen politischen Spektralfarben leuchtet). Aber du nennst keine weiteren Namen. Kannst du also ein Beispiel für einen solchen Politiker nennen, der deiner Meinung nach zu Unrecht aus der öffentlichen Debatte ausgeschlossen wird?

Gruß
Peter

Du siehst das ganz richtig.
Wer ein wenig in anderen Ländern herumgekommen ist, kommt zwanglos zu der Erkenntnis, daß das heutige Deutschland zu den Ländern gehört, in denen die veröffentlichte Meinung stark ideologisch geprägt ist und mit der öffentlichen Meinung wenig übereinstimmt, und in denen gewisse Meinungsäußerungen wie Kapitalverbrechen geahndet werden, auch z.B. China usw. würde ich in diese Kategorie einordnen. Hingegen leisten sich z.B. Japan und USA deutlich mehr Meinungsäußerungsfreiheit.

Hi,

Wer ein wenig in anderen Ländern herumgekommen ist, kommt
zwanglos zu der Erkenntnis, daß das heutige Deutschland zu den
Ländern gehört, in denen die veröffentlichte Meinung stark
ideologisch geprägt ist und mit der öffentlichen Meinung wenig
übereinstimmt

die öffentliche Meinung wird schon richtig wiedergegeben. Die rechte Szene redet sich das nur schön und spricht gern von einer ‚schweigenden Mehrheit‘, die es aber außer in der Fantasie der Rechte nicht gibt.

Die ‚unterdrückte, rechte Meinung der Mehrheit‘ ist ein Hirngespinst. Die rechte Szene ist eine Minderheit und nicht größer als die NPD. Auch wenn sie sich immer gern einreden möchten, es wäre anders.

Niemand würde eine rechte Mehrheit hindern, die NPD zu wählen. Bei freien und geheimen Wahlen gibt es keinen Grund, gegen die eigene Überzeugung zu wählen. Trotzdem bekommt die NPD so um die 2% Stimmen. Größer ist deren potenzielles Lager nicht.

Gruß Rainer

Moin Rainer,

Die ‚unterdrückte, rechte Meinung der Mehrheit‘ ist ein
Hirngespinst. Die rechte Szene ist eine Minderheit und nicht
größer als die NPD. Auch wenn sie sich immer gern einreden
möchten, es wäre anders.

im Prinzip wurde dir das weiter unten aber schon erläutert. Auf der einen Seite sind es wirklich nur äußerst wenige, die die gesamte Palette der NPD-Dogmatik einschließlich Holocaust-Relativierung, Antisemitismus oder Biologismus teilen. Dies ist aber keine besondere Erkenntnis, denn wer zum Beispiel meint, die Geschichte umschreiben bzw. umdeuten zu können, der steht meist recht alleine da.

Auf der anderen Seite aber, und dies ist das entscheidende, gibt es in Deutschland mittlerweile ganze Stadtviertel, die ihr Gesicht verändern. Trotzdem sind keinerlei Perspektiven erkennbar, wie die hoch gelobte Integration mehrerer Millionen Gastarbeiter, Familiennachzügler und Flüchtlinge gelingen soll. Es wird immer nur darüber gestritten, wie hoch denn der Anteil unter ihnen ist, der sich nicht integrieren will, sich kriminell oder islamistisch zeigt. Das zeigen ja auch die Diskussionen um die Interpretation der jüngsten Studie.

Nur, es ist doch völlig egal, wie hoch der Anteil der nicht Integrierten ist, solange keinem von ihnen ernsthaft klar gemacht wird, dass sie in Deutschland unerwünscht sind. Dass sich in dieser Hinsicht nichts bewegt, wird sicherlich von einem großen Anteil der Bevölkerung kritisch gesehen.

Gruß
Ultra

OK,
wenn das deine Sichtweise von Demokratie ist, bittesehr: verbiete die Opposition und sage dann: siehe, Opposition ist keine da.
Aber zwei Beispiele:

  1. Just zu der Zeit, als die Verhaftung von Wei Wei groß in den bundesdeutschen Medien kam, wurde die Rechtsanwältin Silvia Stolz aus dem Gefängnis entlassen. Sie hatte drei Jahre gesessen, weil sie als Verteidigerin von Horst Mahler vor Gericht argumentiert hatte, die Thesen von Horst Mahler (der dafür sieben Jahre Gefängnis bekam), seien legal, weil sachlich richtig.
    Man mag, wie auch beim folgenden Beispiel, sagen, daß das politisch geboten sei, von einer freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung ist es weit entfernt.
  2. Als der japanische Kaiser, (ich glaub 1992) das Rathaus zu München besuchte, stieg er außerhalb der Fußgängerzone aus dem Auto und ging schräg über den Marienplatz zum Rathaustor. Es hatten sich hunderte Zuschauer eingefunden. An einer Stelle entrollten ein paar junge Leute ein Transparent mit japanischen Schriftzeichen. Sofort war Polizei zur Stelle, Beschlagnahme, Platzverweis. Der Kaiser, der sicherlich nachträglich Kenntnis von dem Vorfall erlangt hat, wird sich wohl daran erinnert haben, welcher öffentlichen Schmähkritik sein Vorgänger in den Wochen ausgesetzt war, als dieser Ende 1988 im Sterben lag. Riesige Transparente hingen damals an den Außenwänden der Universitäten in Tokyo, und sogar ein großer Autohersteller beteiligte sich mit einem Fernsehspot, der durchaus oft ausgestrahlt wurde, an den Schmähungen.
    Ach ja, auf dem Transparent in München stand in ungelenkem Japanisch: „Tenno ist doof“.

Die ‚unterdrückte, rechte Meinung der Mehrheit‘ ist ein
Hirngespinst. Die rechte Szene ist eine Minderheit und nicht
größer als die NPD. Auch wenn sie sich immer gern einreden
möchten, es wäre anders.

Kommt drauf an, wo du die Grenzen ziehst. Wieviele Wähler, ich erwähnte es bereits, vertreten allen Ernstes Gegenpositionen, wie z.B.: „wir wollen mehr kriminelle Ausländer im Land!“

Es geht NICHT um die NPD
Hallo Chewpapa,

es geht ausdrücklich nicht um die NPD, die in der Tat Neonazis sind (und außerdem eine lächerliche „Handpuppe“ des Verfassungsschutzes und vermutlich noch anderer Geheimdienste, vielleicht sogar ein sogenannter „Red Herring“ wie früher während des kalten Krieges, die Marxistisch Leninistischen Partij Nederland (MLPN), die in Wirklichkeit nur eine Tarnorganisation des niederländischen Geheimdienstes BVD, unterstützt von der CIA, zum „Aushorchen“ und Manipulieren der linken Szene in Holland war. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Es geht darum, dass es in den Niederlanden die „Partij voor de Vrijheid“, in Dänemark die Dansk Folkeparti, in Schweden die Sverigedemokraterna, in Norwegen die Fremskrittspartiet, in Finnland die Perussuomalaiset (Wahre Finnen) usw.

Das sind alles keine „Nazis“, die von einem „vierten Reich“, einem „neuen Auschwitz“ und einem „dritten Weltkrieg“ „träumen“. Auch nicht „insgeheim“, sondern wirklich nicht. Und das wird auch von den Gegnern in den jeweiligen Ländern nicht behauptet.

Nur in Deutschland werden Parteien, die auch nur einen „Hauch“ rechts von der CDU/CSU stehen könnten, wie etwa „Pro NRW“, „Pro Köln“ oder „Die Freiheit“ usw., sofort mit „Nazis raus! Nazis raus!“-Rufen niedergebügelt, obwohl einen Teil der deutschen Bevölkerung die gleichen Sorgen wie jene Wähler plagen, die in den anderen europäischen Ländern eben dortigen jeweiligen rechtspopulistischen Parteien gewählt haben. D.h. Parteien links von der SPD sind in Deutschland salonfähig, wie „Die Linke“ (die, man sollte sich immer daran erinnern, direkte Nachfolgepartei der SED ist), andererseits aber darf es auf rechten Seiten höchstens die CDU/CSU geben.

Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich haben die rechtspopulistischen Parteien auch nicht „die Weisheit mit Löffeln gefressen“ (aber welche Partei hat das schon) oder „würden alles besser machen“. Würden sie natürlich nicht (sowenig wie „Die Linke“ oder die „Piratenpartei“ vermutlich irgendwas besser machen würde, wenn sie denn an der Macht wäre). Aber es gibt eben einen nicht unerheblichen Teil von Menschen in Deutschland, die keine „Nazis“ sind und nicht die NPD wählen wollen, wohl aber eine rechtspopulistische Partei der Art wie es sie in anderen europäischen Ländern gibt und auch geben kann.

Deshalb hat ja vermutlich auch z.B. u.a. Geert Wilders in Deutschland so viel Zuspruch, weil er als niederländischer Rechtspopulist Positionen vertritt, die, verträte sie ein deutscher Politiker, er sofort als „Nazi“ niedergebrüllt würde - weil, wie gesagt, es einen stillschweigenden Konsens zu geben scheint, dass rechts von der CDU/CSU sofort „Nazi, neues Auschwitz und dritter Weltkrieg“ anfangen - oder man dies jedenfalls zu meinen hat.

Für ein bürgerlich-rechtes Spektrum, das dennoch fest und aufrichtig(!) auf dem Boden von Demokratie und Verfassung steht - wie es übrigens gerade auch in den USA, nicht nur bei den dortigen Republikanern, ganz selbstverständlich ist - dafür kann es in Deutschland offenbar keine akzeptable Partei geben. Was, das liegt ja auf der Hand, vermutlich historische Gründe hat.

Aber es gibt nun mal, so meine Theorie, auch in Deutschland ein Potenzial für eine solche Partei entsprechend den rechtspopulistischen Parteien in Dänemark, den Niederlanden usw., und deshalb sucht sich der Frust der Menschen in Deutschland, die so eine Partei wählen würden, ein Ventil im massenhaften Kauf eben von den Büchern von Thilo Sarrazin oder Henryk M. Broder, oder steuert im Internet Blogs wie PI an.

Tatsächlich ist doch die NPD das Problem aller anderen Gruppen „rechts“ von der Union.
In alle neu gegründeten Gruppen steigt sofort die NPD oder ExNpdler ein und versuchen dort Führungspositionen einzunehmen. Damit sind diese Gruppierungen angreifbar. Und nachdem die NPD Beteiligung halt raussteht, kann man da wunderbar mit der Nazi-Keule draufhauen.

dann fehlt eine Charismatische Führungspersönlichkeit:
„Die Freiheit“ mit dem Vollpfosten Stürzenberger? Die Partei legte ja selber Hand an sich.
Die PI-Gruppen? Im Internet schäumen und geifern sie rum, wenn es aber zum Schwur kommt, dann treffen sich eine Handvoll Hanseln, die so erbärmlich sind, dass man fast Mitleid mit ihnen haben müsste.

Die „Republikaner“ hatten wohl die besten Chancen, eine Partei rRechts der Union zu etablieren, vergaben sie aber aus Dummheit und internen Streitigkeiten.

Insgesamt betrachtet ist es einfach so, dass es „Rechts“ von der Union einfach nur noch die NPD als nennenswerte Kraft gibt. Der Rest ist ins Sektierertum abgerutscht oder Leben auf rein regionaler Basis, (Wie BiW in Bremen).

Eine „brauchbare“ „Rechte“ Partei müsste sich nicht nur konsequent von der Union absetzen, sondern auch von der NPD. Aber dadurch wird eben auch das Wählerpotenzial gespalten.
Und wie soll sie sich von den Positionen der Union absetzen?
Die Positionen jenseits des rechten Randes der Union sind halt nicht mal nennenswert Minderheitsfähig.

LG
Mike

Deshalb hat ja vermutlich auch z.B. u.a. Geert Wilders in
Deutschland so viel Zuspruch,

Wie kommst Du denn darauf?

Das sind alles keine „Nazis“, die von einem „vierten Reich“,
einem „neuen Auschwitz“ und einem „dritten Weltkrieg“
„träumen“. Auch nicht „insgeheim“, sondern wirklich nicht. Und
das wird auch von den Gegnern in den jeweiligen Ländern nicht
behauptet.

Ich wüßte nicht, daß unsere Nazis vom vierten Reich träume, von einem neuen Ausschwitz oder einem dritten Weltkrieg. Der einzige Unterschied zwischen unseren Nazis und denen in anderen Ländern ist, daß wir schon einmal welche hatten und sie dementsprechend unbeliebt sind.

In anderen Ländern hat man sich das Vergnügen einer nationalsozialistischen Diktatur noch nicht gegönnt und dementsprechend ist den Menschen in anderen Ländern nicht hinreichend bewußt, daß radikaler Nationalismus nicht zwangsläufig schon damit endet, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu vergraulen.

Mal ganz davon abgesehen, daß nicht damit zu rechnen ist, daß Schweden, Dänemark oder die Niederlande sich anschicken, Lebensraum im Osten zu erobern oder die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Für ein bürgerlich-rechtes Spektrum, das dennoch fest und
aufrichtig(!) auf dem Boden von Demokratie und Verfassung
steht - wie es übrigens gerade auch in den USA, nicht nur bei
den dortigen Republikanern, ganz selbstverständlich ist -

Ach? Welche Themen, für die die Republikaner stehen, werden denn in Deutschland von den demokratischen Parteien ausgeklammert?

Parteien, die auch nur einen „Hauch“ rechts von der CDU/CSU stehen könnten, wie etwa „Pro NRW“,„Pro Köln“ oder „Die Freiheit“ usw.

Das ist doch Unsinn, dass die sich nur durch einen Hauch von der CDU/CSU unterscheiden. Als müsste man den Konservativismus nur etwas weiterspinnen und wird irgendwann zum Auschwitz-Leugner.

Das eine ist, eine ehrliche Debatte über die Einwanderung und den politischen Islam zu führen. Ich glaube, dass z. B. Broder an dieser Debatte teilnimmt und seine Provokationen den Zweck erfüllen, die Debatte zu öffnen und zu verbreitern.
Etwas völlig anderes ist, eine ganze Partei um die Fremdenangst und die Angst vor dem Islam im Speziellen aufzubauen. Am Beispiel Pro NRW zeigt sich wes Geistes Kind diese Baumeister sind: http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerbewegung_pro…

Gruß
Peter

wurde die Rechtsanwältin
Silvia Stolz aus dem Gefängnis entlassen. Sie hatte drei Jahre
gesessen, weil sie als Verteidigerin von Horst Mahler vor
Gericht argumentiert hatte, die Thesen von Horst Mahler (der
dafür sieben Jahre Gefängnis bekam), seien legal, weil
sachlich richtig.

Hältst du das etwa für eine angemessene Beschreibung der damaligen Sachlage?

http://de.wikipedia.org/wiki/Sylvia_Stolz

Berro

Nur mal so einen Wikipedia-Brocken aufs Parkett zu spucken genügt nicht.
Bitte Deine Entgegenhaltung sachbezogen ausformulieren.

Hallo Jasper,

dir scheint es vorrangig um das Thema Parteien zu gehen. Eine Partei, wie sie deiner Ansicht nach fehlt, könnte „Die Freiheit“ sein. Allerdings zeigt sich in der kurzen Geschichte dieser Partei bereits, welche Probleme das Vorhaben mit sich bringt. Eine Partei, die mehr oder weniger nur ein Thema vertritt, hat selten nachhaltigen Erfolg.

Auch wenn es vielleicht nicht das ist, worauf du hinauswillst, sehe ich es im Prinzip ähnlich wie Sarrazin. Der bleibt nämlich konsequent in der SPD. Man muss sich nur mal überlegen, wer von der schleichenden oder gar offen Islamisierung am ehesten betroffen ist. Es sind die klassischen „kleinen Leute“ (entschuldigt bitte diesen abgedroschene Begriff), die es sich nicht leisten können, in ein besseres Viertel zu ziehen, ihre Kinder auf eine Privatschule zu schicken usw. Wenn sich die SPD auf ihre Werte besinnt, dann müsste sie es sein, die sich vor die Betroffenen stellt.

Die innerparteiliche Meinungsbildung könnte im günstigsten Fall dazu führen, dass bei der SPD ein Umdenken stattfindet und dass es diese Partei ist, die maßgeblich zur Formierung einer Gegenbewegung beiträgt, die man auch ernst nehmen kann. Indes scheint man in Deutschland einfach noch nicht ganz so weit zu sein. Du stehst einfach besser da, wenn du dich dem Mainstream anschließt. Und du hast es in Diskussionen so einfach, wenn du den mit der Gegenmeinung einfach gepflegt in die rechte Ecke schieben kannst…

Gruß
Ultra

Hi,

Sie hatte drei Jahre
gesessen, weil sie als Verteidigerin von Horst Mahler vor
Gericht argumentiert hatte, die Thesen von Horst Mahler (der
dafür sieben Jahre Gefängnis bekam), seien legal, weil
sachlich richtig.

ich kenne die Dame nicht und ich frage auch nicht, was sie da als ‚sachlich richtig‘ bezeichnet hat. Nach dem Wiki-Beitrag kann ich es mir denken. Das führt hier zu weit, hat mit dem Ausgngsthema nicht mehr viel zu tun.

Gruß Rainer

Nur mal so einen Wikipedia-Brocken aufs Parkett zu spucken
genügt nicht.

Doch, das genügt vollkommen, um deine Denke zu zeigen.
Darauf kam es mir an.

Berro

Hi Ultra,

im Prinzip wurde dir das weiter unten aber schon erläutert.
Auf der einen Seite sind es wirklich nur äußerst wenige, die
die gesamte Palette der NPD-Dogmatik einschließlich
Holocaust-Relativierung, Antisemitismus oder Biologismus
teilen. Dies ist aber keine besondere Erkenntnis, denn wer zum
Beispiel meint, die Geschichte umschreiben bzw. umdeuten zu
können, der steht meist recht alleine da.

Auf der anderen Seite aber, und dies ist das entscheidende,
gibt es in Deutschland mittlerweile ganze Stadtviertel, die
ihr Gesicht verändern. Trotzdem sind keinerlei Perspektiven
erkennbar, wie die hoch gelobte Integration mehrerer Millionen
Gastarbeiter, Familiennachzügler und Flüchtlinge gelingen
soll. Es wird immer nur darüber gestritten, wie hoch denn der
Anteil unter ihnen ist, der sich nicht integrieren will, sich
kriminell oder islamistisch zeigt. Das zeigen ja auch die
Diskussionen um die Interpretation der jüngsten Studie.

Ja, das ist mir klar. Jetzt über die Ursachen zu diskutieren, was da in den letzten 40 - 50 Jahren alles falsch gemacht wurde, hilft jetzt auch nicht mehr.
Ich denke, Gauck hat das richtig zusammengefasst. Das Problem in diesen Vierteln ist nicht die Herkunft der Vorfahren dieser Leute, sondern ihre soziale Situation. Da wurde einfach ein Prügelknabe für die hohe Arbeitslosigkeit gesucht und man hat ihn gefunden. Dank Jahrzehnte langer Ausgrenzung ist die Arbeitslosigkeit in diesen Stadtvierteln besonders hoch. Da liegt das Problem und die Mehrheit der Deutschen weiß das auch.

Nur, es ist doch völlig egal, wie hoch der Anteil der nicht
Integrierten ist, solange keinem von ihnen ernsthaft klar
gemacht wird, dass sie in Deutschland unerwünscht sind. Dass
sich in dieser Hinsicht nichts bewegt, wird sicherlich von
einem großen Anteil der Bevölkerung kritisch gesehen.

Die Leute, die Du jetzt meinst, sind überweigend Deutsche, keine Ausländer. Daß ein Teil der Bevölkerung die als unerwünscht’ ansieht weiß ich. Aber das ist eine Minderheit. Die Mehrheit weiß eben, daß die Probleme mit dem Stammbaum nichts zu tun haben.

Nimm z.B. Roland Koch. Dem hat auch Jemand erzählt, es wäre eine Mehrheit, bei der er mit diesem Thema punkten kann und er hat prompt die Wahl verloren. Die Gruppe bei der er mit diesem Thema auf Ablehnung gestoßen ist, die ihn u.a. deshalb nicht gewählt hat, war deutlich größer. Fast hätte er mit dieser Fehleinschätzung die Linke in die Regierung gebracht.

Gruß Rainer

Moin!

Interessantes Thema.
Die Deutschen und ihre linkslastige Rechts-Phobie… :wink:

es geht ausdrücklich nicht um die NPD, die in der Tat Neonazis
sind (und außerdem eine lächerliche „Handpuppe“ des
Verfassungsschutzes und vermutlich noch anderer Geheimdienste,
vielleicht sogar ein sogenannter „Red Herring“ wie früher
während des kalten Krieges, die Marxistisch LeninistischenPartij Nederland (MLPN), die in Wirklichkeit nur eine
Tarnorganisation des niederländischen Geheimdienstes BVD,
unterstützt von der CIA, zum „Aushorchen“ und Manipulieren der
linken Szene in Holland war. Aber das ist eine andere
Geschichte.)

Ich denke, in der NPD finden sich v.a. perspektivenlose Jugendliche aus dem präkariat. Die DVU zieht die alten Unbelehrbaren an, welche jedoch langsam aussterben.

Beide sind keine ernstzunhemenden politischen Parteien. Ihre Wählerschaft ist, außer in ein paar Ecken in Ostdeutschland, die ohnehin keinen interessieren, eher gering.

Eine Gefahr, dass Deutschland durch die Wahl solcher Parteien durch eine breitere Masse einen echten rechtsruck erlebt, halte ich für verschwindend gering.

Es geht darum, dass es in den Niederlanden die „Partij voor deVrijheid“, in Dänemark die Dansk Folkeparti, in Schweden die Sverigedemokraterna, in Norwegen die Fremskrittspartiet, in
Finnland die Perussuomalaiset (Wahre Finnen) usw.

Das sind alles keine „Nazis“, die von einem „vierten Reich“,
einem „neuen Auschwitz“ und einem „dritten Weltkrieg“
„träumen“. Auch nicht „insgeheim“, sondern wirklich nicht. Und
das wird auch von den Gegnern in den jeweiligen Ländern nicht
behauptet.

Es sind eben volkstümliche Rechtsparteien.
Ein paar Leute stehen eben auf so was.

Nur in Deutschland werden Parteien, die auch nur einen „Hauch“
rechts von der CDU/CSU stehen könnten, wie etwa „Pro NRW“,
„Pro Köln“ oder „Die Freiheit“ usw., sofort mit „Nazis raus!
Nazis raus!“
-Rufen niedergebügelt, obwohl einen Teil der
deutschen Bevölkerung die gleichen Sorgen wie jene Wähler
plagen, die in den anderen europäischen Ländern eben dortigen
jeweiligen rechtspopulistischen Parteien gewählt haben.

V.a. die Wähler der Linken sind wohl diejenigen, die wenig Sorgen ausser Neid haben.
Die bügeln natürlich gerne auf den rechten herum, um von ihrer eigenen fragwürdigen historie abzulenken.

D.h.
Parteien links von der SPD sind in Deutschland salonfähig, wie
„Die Linke“ (die, man sollte sich immer daran erinnern,
direkte Nachfolgepartei der SED ist), andererseits aber darf
es auf rechten Seiten höchstens die CDU/CSU geben.

So ist das leider.
Ich denke, wir brauchen keine Parteien rechts von der CSU. Aber genausowenig brauchen wir eine Partei links von der SPD.
Die SED/Linke mit ihrer großen Wählerschaft ist die eigentliche Schande. Nicht die paar versprengten Nazitrottel, die die NPD wählen.

Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich haben die
rechtspopulistischen Parteien auch nicht „die Weisheit mit
Löffeln gefressen“ (aber welche Partei hat das schon) oder
„würden alles besser machen“. Würden sie natürlich nicht
(sowenig wie „Die Linke“ oder die „Piratenpartei“ vermutlich
irgendwas besser machen würde, wenn sie denn an der Macht
wäre). Aber es gibt eben einen nicht unerheblichen Teil von
Menschen in Deutschland, die keine „Nazis“ sind und nicht die
NPD wählen wollen, wohl aber eine rechtspopulistische Partei
der Art wie es sie in anderen europäischen Ländern gibt und
auch geben kann.

Die können ja die Bayern Partei wählen.

Deshalb hat ja vermutlich auch z.B. u.a. Geert Wilders in
Deutschland so viel Zuspruch, weil er als niederländischer
Rechtspopulist Positionen vertritt, die, verträte sie ein
deutscher Politiker, er sofort als „Nazi“ niedergebrüllt würde

  • weil, wie gesagt, es einen stillschweigenden Konsens zu
    geben scheint, dass rechts von der CDU/CSU sofort „Nazi, neues
    Auschwitz und dritter Weltkrieg“ anfangen - oder man dies
    jedenfalls zu meinen hat.

Was die poltitische Elite in Deutschland, also die Verteter der großen Volksparteien, lernen muss ist, dass es eine Unzufriedenheit im Lande bzgl. der Verteilung von Ressourcen und dem Umgang mit ausländischen Kriminellen gibt.
Entweder man löst diese Probleme ganz locker nebenbei, oder man bietet ohne Not offene Flanken für Rechtspopulisten.

Für ein bürgerlich-rechtes Spektrum, das dennoch fest und
aufrichtig(!) auf dem Boden von Demokratie und Verfassung
steht - wie es übrigens gerade auch in den USA, nicht nur bei
den dortigen Republikanern, ganz selbstverständlich ist -
dafür kann es in Deutschland offenbar keine akzeptable Partei
geben. Was, das liegt ja auf der Hand, vermutlich historische
Gründe hat.

Die Partei für die Bürgerlichen ist eigentlich die CDU.
Dass Merkel ihren Staatssozialismus über die CDU und nicht über die SPD verbreitet, ist das eigentliche Thema, welches letztendlich zum aktuellen „Positionierungsproblem“ der Bürgerlichen führt.

Ob man hier nun eine neue Partei braucht oder nur eine neue Führungsriege in der CDU, sei dahingestellt.

Aber es gibt nun mal, so meine Theorie, auch in Deutschland
ein Potenzial für eine solche Partei entsprechend den
rechtspopulistischen Parteien in Dänemark, den Niederlanden
usw., und deshalb sucht sich der Frust der Menschen in
Deutschland, die so eine Partei wählen würden, ein Ventil im
massenhaften Kauf eben von den Büchern von Thilo Sarrazin oder
Henryk M. Broder, oder steuert im Internet Blogs wie PI an.

Wir haben ja erlebt, wie schwierig es ist, die richtigen Zugpferde für eine solche Neugründung zu rekrutieren. Beim letzten Versuch haben alle Wunschkandidaten abgesagt, wenn ich mich recht entsinne.

Die Deutschen in der Masse sind sowieso sehr bürgerlich. Die CDU und die SPD konnten dieses deutsche Bürgertum (welches sich durchaus von dem anderer Länder unterscheidet, weil es auch SPD wählen und dabei relativ konservativ sein kann) bislangf gut abdecken.

Nun aber gibt es Brüche und wir müssen aufpassen, dass nicht bald ganz Ostdeutschland extrem wählt. Das kann dann gefährlich werden.

M.

Es ist schon sehr dreist, ein Land mit der Möglichkeit einer freien Meinungsäußerung wie Deutschland mit einem Diktatorisch geführten Land wie China zu vergleichen.

Leute wie du können froh sein, dass unser Staat so liberal diesbezüglich eingestellt ist – in anderen Ländern werden Leute, die sich offen gegen die Staatsform stellen nicht mit solchen Samthandschuhen angefasst.

Es ist auch so, dass wir, weil wir eben liberal und tolerant sind, auch Latrinenpredigern von rechts und Kollektivierungsfetischisten von Links das Recht zugestehen müssen, zu reden. Zuhören und vor allem ohne Widerworte dem Dünnschiss lauschen müssen wir das allerdings nicht und werden wir auch nicht.

Hallo auch,
ich würde nun nicht jeden der rechts von der CDU/CSU steht gleich als Nazi betiteln. Ich denke, dass es durchaus ein rechts-konservatives Spektrum bei uns gibt, das mit feigen Moden an Kindern nichts zu tun haben will und auch nicht auf einen neuen Krieg aus ist.
Wie hatten ja hierzulande auch schon solche Eintagsfliegen wie die Schill-Partei und die Republikaner. Natürlich haben die Gegner dieser Gruppierungen diese gerne als Nazis betitelt. Aber auf der anderen Seite müssen sich ja auch Parteien wie die Linke als Kommunisten bezeichnen lassen, was ja auch nur zum Teil stimmt.
Ich persönlich glaube, dass rechts der CDU/CSU durchaus mehr und mehr Raum entsteht, den früher oder später eine Partei nutzen wird. Hier gilt es dann wieder, sich mit den Leuten auseiander zusetzten und aufzuzeigen, was wirklich dahintersteht: Denken wir doch nur einmal an den „Richter gnadenlos“ also an Schill persönlich: so ein rechtsstaatlicher Bürger war er wohl dann doch nicht, wenn man schaut, was aus ihm wurde…

bye
Leo