@Aprilfisch, das sehe ich wie 987. Deine Sprachgewalt ist immer anregend, aber die Informationen hier reichen allerfalls für Vermutungen aus.
Das ist richtig. Aber das liegt an zwei Dingen: zum einen ist die Spanne der von Autofahrern angestrebten Geschwindigkeiten im Innenstadtbereich nicht so groß wie bei Radfahrern. Während sich Autofahrer in der Regel im Bereich von erlaubter Höchstgeschwindigkeit +/- 15% fortbewegen wollen, bummeln manche Radfahrer gerne mit rd. 10 km/h vor sich hin, während andere 25 oder gar 30 km/h anstreben. Da bleiben Kontakte zum Vorausfahrenden Radfahrer nicht aus.
Der andere Aspekt ist auch nicht zu verachten: auf eine Fahrspur für PKW passt nun einmal nur ein PKW, während auf Radwegen oftmals genug Platz für zwei Radfahrer ist (bzw. in der Regel sein sollte), so dass auch Platz zum Überholen sein sollte. @Littlescare schrieb dazu schon etwas.
Niemand, der klingelt, erwartet, dass Du langsamer fährst und ich zweifle auch daran, dass diejenigen, die hinter Dir klingeln, erwarten, dass Du Dich in die Büsche schlägst oder in Luft auflöst. Den meisten dürfte es vielmehr darum gehen, Dich auf den Überholvorgang hinzuweisen und Dich darum zu bitten, Dich möglichst weit rechts zu halten und nicht auf dem Radweg herumzueiern.
Natürlich gibt es auch unter Radfahrer rücksichtslose und nervige Zeitgenossen, aber die sind halt genauso wenig der Normalfall wie die von Dir beschriebene Situation der fast komplett zugewachsenen Radwege (wobei ich noch anmerken möchte, dass sich zwischen Radweg und Privatgrundstück in der Regel noch der Gehweg befindet).
Ich möchte bezweifeln, dass Autofahrer allgemein mehr Geduld im Strassenverkehr aufbringen,
gerade wenn da so ne „Schnecke“ vor einem fährt😉
Moin Aprilfisch,
Also ich finde dein Post hier doch überheblich, vom hohen Ross herab geschrieben.
Dann rechnen wir mal. Mein Rad hat eine Lenkerbreite von knapp 80 cm. Damit meine Füße/Pedale nicht mit dem Bodendecker-Gestrüpp verharken fahre ich mit meine Reifen etwa 40 cm vom Radwegrand entfernt. Also nehme ich insgesamt eine Breite von ca. 80 cm ein. Dir bleiben also nur 40 cm Radweg zum Überholen übrig. Wenn du mit einem schmalen Lenker von 50 cm Breite überholst und mit den Reifen ganz am Rand des 120 cm breiten Radweg fährst, dann bleiben als Überholabstand: 120 cm - 80 cm – 25 cm = 15 cm. Ich finde das wenig bei Geschwindigkeiten zwischen 15 bis 20 km/h. Das mag bei der Tour de France passen, aber im Alltag isses halt eng. Ein kleiner Schlenker und wir liegen beide auf der Fresse.
Ja natürlich kann man das Radfahren üben. Es gibt Fahrtechnik Kurse von diversen Organisationen. Die allermeisten sind aber davon überzeugt das sie Radfahren KÖNNEN. Haben die allermeisten ja schon im Vorschulalter gelernt. Da denkt doch keiner an ein Training. Ist so ähnlich wie bei den Autofahrern.
Möchtest Du jetzt dem TE ein neues Rad ans Herz legen? Es gibt Gründe warum Radfahrer eine bestimmte Rahmenform wählen. Die Oma Erna z.B. kann ihre Beine bestimmt nicht mehr über einen Diamant Rahmen heben. Die nimmt einen Wave oder einen Tiefeinsteger-Rad mit Elektroantrieb. Weil das Fortbewegen mittels Rad eben sonst nicht mehr möglich ist. Möchtest Du Oma Erna ihre letzte Möglichkeit der Mobilität nehmen?
Es ist letztlich egal wie das Rad aussieht, was optimal ist, was sinnvoll ist und ob es es richtig eingestellt ist. Möchtest Du den Radlern ein verpflichtendes Bikefitting vorschreiben? Jeder kann mit dem Rad rumfahren solange es den entsprechenden Vorschriften entspricht. Ob ergonomisch, windschnittig oder sinnvoll, ist egal. Aber sowas von.
Was genau meist Du mit flachen Steuerwinkel? Mein MTB hat 66° und mein Tourenrad 69°. Je flacher der Steuerwinken ist desto schlechter lässt sich das Fuhre um die Ecke wuchten. Der Nachlauf wird von den meisten Gabelherstellern, auch bei den sog. Besenstielgabeln, berücksichtigt. Hast Du ein Beispiel für eine gerade Gabel ohne Nachlauf?
Mein MTB hat sogar 29 Zoll, Und ich kann damit noch enge Kurven fahren. Es soll sogar Klappräder mit 16“ Bereifung geben. Und die fahren auch, trotz der geringen Stabilisierung durch die Rotation. Ich muss aber zugeben das ich so ein Teil noch nie gefahren bin.
Letztlich liegt es daran das hier JEDER unabhängig von:
- Alter
- den gesundheitlichen Einschränkungen
- der psychologischen Eignung
- den fahrerischen Fähigkeiten
- dem benutzen Material
- Kenntnissen der Regeln im Straßenverkehr
- Zustand des Rads
auf den Straßen und Wegen hier in Deutschland fahren darf.
Und weil das so ist, kommen auf schlecht ausgebauter Infrastruktur die verschiedensten Typen von Radfahrern zusammen. Der eine will schnell, der andere kann nur langsam, der dritte will schnell kann aber nix und dem andern ist alles egal weil er sowieso keine Ahnung von den gängigen Regeln hat.
Und dann kommst Du.
Und auch wenn Du jetzt ein erfahrener, langjähriger und geübter Radler bist, kannst Du nicht erwarten, dass andere das auch sind. Während Autofahrer irgendwann mal eine Führerscheinprüfung erfolgreich abgelegt haben und man gewisse Grundkenntnisse erwarten kann sind die Fähigkeiten und Kenntnisse der Radfahrer zu unterschiedlich. Die löchrige Infrastruktur ist auch nicht immer hilfreich.
Letztlich gilt hier dann im Zweifel immer noch §1 der StVO. Und der heisst nicht freie Fahrt für freie Radler
Ich bin mit den Verhältnissen auch nicht zufrieden, muss aber einsehen, dass mehr im Moment nicht drin ist. Du wirst andere in in der Regel nicht überzeugen können ein besser Fahrradfahrer zu werden. Ich auch nicht.
So fahre ich lieber mal hinterher statt ein schlecht einschätzbares Überholmanöver zu starten. Soviel Zeit muss sein und meine Gesundheit ist mir da wichtiger. Weiter meide ich Radwege und treibe mich lieber im Wald rum.
Grüße
Stefan