Hallo,
das sind mal wieder so diese s/w Sichten auf komplexe Dinge, die ich so liebe. Was heißt denn „Hauptverdiener“ Muss dies eine konstante Position sein, oder kann die gelegentlich vielleicht auch mal wechseln? Und wie bewertet man in diesem Zusammenhang den ökonomischen Wert der Haushaltsführung, Kindererziehung, …
Ich würde mir wünschen, dass solche Dinge endlich mal etwas differenzierter betrachtet würden, wobei letztendlich entscheidend ist, was unter dem Strich für die Familie dabei raus kommt. Und zwar nicht nur in Euro und Cent sondern auch in Lebensqualität, Glück, Erfolg aller Beteiligten.
Eine Familie kann ohne Haushaltsführung und Kindererziehung genau so wenig existieren wie ohne Erwerbsarbeit, und daher hat beides seinen Wert, vollkommen unabhängig davon, ob der erwerbstätige Teil € 1.000,-- oder € 10.000,-- im Monat nach Hause bringt, oder wie das Verhältnis dieser Anteile bei entsprechendem Verhältnis der Anteile an Haushaltsführung und Kindererziehung ist. Was soll da dieses Konkurrenzdenken? Was muss da aufgeholt werden? … Es gibt einfach unterschiedliche Lebensmodelle, in denen Familien glücklich leben können, und wenn in der Mehrzahl dabei ein konstanter männlicher Hauptverdiener existiert, ist das einfach nur eine Zahl, sagt aber doch nichts darüber aus, ob dies besser oder schlechter ist, als in anderen Modellen, in denen der Hauptverdiener wechselt, …
Hier wird wieder mal ein Druck aufgebaut, Menschen zu ihrem Glück zu zwingen, nach dem Motto „solange wir nicht 50% erreicht haben, gibt es ein aufzuarbeitendes Defizit“, vollkommen unabhängig davon ob überhaupt der Wunsch in der einzelnen Familie besteht, hieran etwas ändern zu wollen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es gibt immer noch ganz praktische Probleme in der Umsetzung alternativer Familienmodelle, an denen zu arbeiten ist, damit mehr Familien einfachere Möglichkeiten bekommen, alternative Modelle umzusetzen. Andererseits sehe ich - und leben wir selbst - aber auch genug Familien, die trotz des ein oder anderen praktischen Problems es schaffen, alternative Modelle umzusetzen. D.h. mit dem nötigen Willen, ist da viel zu machen. Aber was wäre schlimm daran, wenn trotz des Ausräumens aller praktischer Hindernisse dann am Ende keine 50:50 sondern vielleicht nur 30:70 heraus kommen würden, weil viele Familien einfach glücklich mit einem eher traditionellen Modell sind?
BTW: Bei uns hat der Hauptverdiener schon mehrfach gewechselt, und gerade stehen zwei weitere Wechsel über die nächsten Monate an. Gleichzeitig wird auch der Anteil an Haushaltsführung und Kindererziehung sich mal wieder ändern. Wer von uns muss sich jetzt wann für seine Position im Gesamtbild schämen?
Gruß vom Wiz