Hallo,
Hier in Berlin bekommt „ne Putze“ 6-7 Euro die Stunde.
was wäre denn der richtige Lohn?
Ich weiß, daß so etwas nicht gut kommt, aber ich versuchs dann doch mal eben mit Tatsachen:
Eiin Preis findet sich durch Angebot und Nachfrage. Nun kann einem der entstandene Preis einem aus politischen oder anderen Gründen nicht passen. Dann subventioniert oder besteuert man, erhebt einen Einfuhrzoll oder legt einen Preis fest. Die festen Preise gab es mal. waren die zu niedrig, blieben die Regale leer. Seinerzeit immer wieder gerne mal im Ostblock zu beobachten.
Nun zum Mindestlohn: Die Arbeitgeber sollen einen bestimmten Mindestlohn bezahlen. Der Grundgedanke ist vernünftig, nur was passiert anschließend?
Theorie 1: Der Unternehmer hat bisher einen so hohen Gewinn gemacht, daß er die Erhöhung (und die unterstellen wir ja, denn sonst bräuchte man keinen Mindestlohn) zahlen kann und immer noch Gewinne macht. Nun, diese Fälle mag es geben, aber sie sind nicht die Regel. Das kann man so locker-flockig unterstellen, weil sich der Unternehmer nicht in einem luftleeren Raum bewegt, sondern auf einem Markt mit Konkurrenz. Da man getrost unterstellen darf, daß Putzdienstleistungen nicht auf einem monopolistischen oder oligopolistischen Markt erbracht werden, findet Wettbewerb statt. Niedrigere Preise bedeuten mehr Aufträge. Also hätte der (oder irgendein anderer) Unternehmer seine erheblichen Gewinne teilweise für mehr Aufträge durch niedrigere Preise aufgegeben.
Theorie muß also für den Großteil der Marktteilnehmer aufgegeben werden.
Theorie 2: Wegen der höheren Löhne muß der Unternehmer seine Preise erhöhen. Sind seine Kunden nicht bereit, für die gleiche Dienstleistung auf einmal höhere Preise zu bezahlen, verliert der Unternehmer den Auftrag und die unterbezahlte Reinigungsfachkraft ihren Arbeitsplatz. Ist der Kunde jedoch bereit, den höheren Preis zu bezahlen, wird dieser höhere Preis nach der Wanderung durch die Wertschöpfungskette irgendwann beim Verbraucher ankommen, der dann für seine Waren oder Deinstleistungen mehr bezahlen muß. Zu diesen Verbrauchern gehört dann übrigens auch die Putzfrau, aber das nur nebenbei.
Tatsächlich dürfte beides passieren, d.h. es werden Arbeitsplätze verloren gehen und Preise steigen. Nun hängt es letztlich vom Standpunkt ab, ob man das ganze gut findet. Ist man eh klamm, werden einen die Preiserhöhungen stören. Ist man die entlassene Putzfrau, findet man den Mindestlohn rückwirkend betrachtet vermutlich nicht gut. Ist man hingegen gutverdienende Nichtputzfrau, kann einem die Sache am Allerwertesten vorbeigehen.
Stellt sich nur eine Frage: warum sind es die vor allem die gutverdienenden Nichtputzfrauen mit volkswirtschaftlichem Hintergrund, die von Mindestlöhnen abraten (so wie ich zum Beispiel)?
Neid auf die auf einmal besser verdienenden Putzfrauen? Sorge, daß der Friseur an der Ecke, zu dem man eh nicht geht, auf einmal einen Euro mehr für den Haarschnitt nimmt? Grundsätzlich die Einstellung, daß Putzfrauen und Friseure am Existenzminimum herumkrebsen sollen? Oder vielleicht doch die fachlich fundierte Einschätzung, daß ein Mindestlohn negative Folgen haben und genau die treffen wird, die man eigentlich schützen will, nämlich die betroffenen Arbeitnehmer und die nicht ganz so wohlhabende Bevölkerung, die auf die Preise achten muß?
Gruß
Christian