Hi zusammen.
Die Fernbuslinie München-Berlin macht Rast und Fahrerwechsel an einem Autohof in Münchberg. Ich wundere mich über die Art und Häufigkeit der Kontrollen, vielleicht kann mir jemand Sinn und Ziel erklären.
Auf der Hinfahrt standen dort mehrere Busse versch. Unternehmen, die Polizei war schon vor Ort und beobachtete die aussteigenden Fahrgäste, sprach gezielt einige an und ließ sich Ausweise zeigen und durchsuchte teilweise die Jackentaschen vor versammelter Mannschaft. Es wurden ca. 6 südländisch oder dunkelhäutige Leute kontrolliert und einer, der ein wenig „alternativ“ aussah. Wenige km später lotste uns ein Fahrzeug des Zolls auf einen Parkplatz, kontrollierte den Busfahrer, der irgendwie nicht alle Papiere dabei zu haben schien (das war kein grüner, sondern ein Ersatzbus mit österreichischem Kennzeichen). 60 Fahrgäste warteten 1 Stunde bis der Bürokratie Genüge getan war.
Rückfahrt: in Münchberg fuhr die Polizei gezielt mit dem Bus auf den Rasthof und kontrollierte wieder (dieses Mal ausschließlich ausländisch aussehende) Fahrgäste, ein Beamter ging sogar durch den Bus. Sie erwischten einen jungen Mann, dessen Papiere nicht in Ordnung waren, es gab wieder Verzögerung, großes Palaver, er musste seinen Koffer aus dem Bus holen und seine Reise abbrechen, mitten im Nirgendwo, abends um halb acht.
Mehrere Fragen stellen sich mir:
Warum werden gerade Fernbusse so massiv kontrolliert? Im ICE oder anderen Zügen auf der Strecke laufen auch mal Beamte durch den Zug, aber eher selten und die sprechen auch nur selten jemanden an. Wobei man ja im Zug anonym unterwegs ist, im Bus gibt es Passagierliste…
Warum ist vor allem die Gegend zwischen Bayern und Thüringen so interessant?
Was sucht die Polizei, was sucht der Zoll? Werden sie oft fündig, also lohnt sich das?
Muss ich mich von jedem Polizisten jederzeit durchsuchen lassen? Was passiert, wenn ich mich weigere? Es gibt ja keine Mitführpflicht für Ausweispapiere, auf Reisen wird das mit dem „nach Hause begleiten um den Ausweis zu kontrollieren“ ein wenig aufwändig.
Welche Rechte hat der junge Ausländer, der seine Reise unterbrechen musste? Es war abend, wo kann er übernachten, wer bezahlt das? Wie kommt er nach München, sein Bus-ticket ist ja dann verfallen…
Wie ist ganz praktisch das Prozedere? Bekommen die Behörden vorab die Passagierliste übermittelt um ihre Einsätze planen zu können?
Am Rande: in der „Zeit“ läuft gerade eine Debatte darüber, ob und wie sehr Polizeikontrollen rassistisch sind. Nach diesen Beobachtungen bin ich mir sicher, dass dem so ist. Und ich frage mich, ob das einen handfesten Hintergrund hat, ob die „Trefferquote“ quasi das Vorgehen rechtfertigt. Gibt es keine blonden Drogenschmuggler oder illegal sich im Land aufhaltende hellhäutige Ausländer? Schwedische Terroristinnen?
Grüße
kernig