„how much do you really know about yourself if you have never
been into a fight?“ heisst einer der schlüsselsätze aus dem
gleichnamigen film. mich treiben der satz, der film, dessen
botschaft und die frage wieviel das mit dem männlichen (oder
menschlichen) charakter zu tun hat schon länger um.
Ich habe mir den Film zweimal angesehen, einmal deutsch und einmal im Original.
Ich finde, man sollte ihn nicht überbewerten und sich zunächst fragen, ob er überhaupt etwas über reale Persönlichkeiten aussagen kann, bevor man ihn auf dan Faktor „typisch männlich“ hin untersucht.
Nach dem was ich so darüber gelesen habe, wird der Film ja als komplexe Studie über die menschliche Natur, menschliche (oder männliche?) Bedürfnisse und Ängste und so weiter gesehen. Er mag ja so gemeint gewesen sein, in meinen Augen jedoch projeziert er all das auf eine sehr banale Ebene.
Im Film ist der „fight“ eine Prügelei bis zur Bewusstlosigkeit, Tod eingeschlossen wenn es dumm läuft.
Ist das der Selbsterkenntnis dienlich?
Man kann nicht abstreiten, dass der körperliche Kampf ein Erleben von Macht und Machtlosigkeit, vieler weiterer Empfindungen, einen hormonellen Rausch bringen kann und damit Persönlichkeitsfragmente offenlegt, die einem selbst und anderen ansonsten verborgen sind.
Wo aber finden wir in unserer Lebensrealtität solche „fights“? In der Nahkampfausbildung der Bundeswehr, in Ghettos, in sozialen Problemzonen gleich welcher Art.
Wenn man diese Lebensrealität betrachtet, ist der fight eine Entladung von Menschenverachtung, die künstlich herbeigeführt wird oder aus sozialen Fehlentwicklungen resultiert. Den fight in dieser Form als menschliches oder gar männliches Grundbedürfnis erkenne ich in keiner Weise.
Er ist Produkt bekannter Vorgänge, wie die Wirkung eines Giftes, die Wirkung von NaOH auf der Hand.
Der Film setzt bei dieser Wirkung an, um die Vorgänge ins Bewusstsein zu rufen. Dabei kommt er aber nicht weit, die Reflexion der Vorgänge bleibt zugunsten der trivialpsychologischen Annahme des fights als menschliches Bedürfnis auf der Strecke. Ein argumentationsfreies Postulat, das angeblich unsere Psyche abbilden soll.
Ich glaube, wir kommen der Sache näher, wenn man nicht bei der Wirkung sondern bei den Auslösern der Vorgänge ansetzt. Wie bringt man einen Soldaten dazu, seinem Gegner das Genick brechen zu können, die Kehle durchzuschneiden? Warum reicht ein Streit um einen Sitzplatz zur Bereitschaft, den Gegenüber zu verletzen? Wenn wir das präziser wüssten als bisher, hätte die Gesellschaft sicher weniger Probleme.
je tiefer die soziale schicht, desto eher wird oben / unten im
sozialkontakt durch vermeintliche körperl.
über-/unterlegenheit definiert (bei frauen ists dann wohl das
aussehen, was das kriterium dafür ist).
Der Respekt gegenüber körperlicher Überlegenheit oder der Fähigkeit diese durch „Abgebrühtheit“ herzustellen, wird teils durch Angst und teils durch das Wissen ausgelöst, welcher Überwindung die Skrupellosigkeit bedarf. Bei dem Unerfahrenen dominiert daher die Angst. Ansonsten ist es ein Respekt gegenüber einer in den Augen des Bewunderers gereiften, faktisch jedoch beschädigten Psyche. Gegenüber eben jenen Vorgängen, die Skrupellosigkeit bewirken.
Ich nehme an, dass in Teilen der unteren sozialen Schichten der Lebens-Erfolg von einer derartigen geistigen Entwicklung abhängt, weil reale Qualifikationen fehlen, und daher Schlägertypen sozial anerkannt sind.
in einer der schlüsselszenen o.g.
films fordert tylor durdon sein alter ego dazu auf den
schmerz, den dieser beim einbrennen von NaOH in seine hand
spürt eben nicht wegzublenden, sich keine schöne wiese etc.
herbei- und den schmerz damit weg-zuphantasieren sondern sich
genau dieser situation ‚as it is‘ zu stellen.
Das halte ich für eine weitere Banalisierung des Filmes. Der Schmerz wird als Werkzeug der Selbsterforschung eingesetzt und gleichzeitig auf das Schmerzempfinden reduziert. Er soll sich selbst den Schmerz spüren lassen.
Dabei ist der psychisch ausschlaggebende Vorgang hier ebenso wie beim Kampf nicht die biochemische Reaktion und ihre Weiterverarbeitung im Nervensystem sondern das Erlebnis des absichtlichen, skrupellosen Verletztwerdens.
Spiegelt das die Lebensrealität wider? Braucht man für dieses Erlebnis NaOH oder muss man dafür Blut spritzen lassen?
Verletzen Menschen sich nicht viel subtiler, ebenso skrupellos und dafür scheinbar gewaltlos?
sind das männl. allmachtsphantasien, gibts ähnliches und in
welcher form unter frauen?
Worauf genau beziehst Du die Frage? Selbstverletzung, aus der man das Bedürfnis nach Schmerzempfinden ableiten kann, ist bei Frauen häufiger. Ich glaube aber nicht, dass es dabei um Macht über sich, um „Abhärtung“ geht.
Was das Prügeln angeht haben Männer eine geringere Hemmschwelle, sind also leichtere Opfer der oben angesprochenen sozialen Wegbereiter der Gewalt (nicht im Sinne der moralischen Verantwortlichkeit).
bei denen, die den film kennen: habt ihr diesen film auch
schon mal als mögliche spiegelung männl. denkweisen erlebt?
Entsprechend, nein.
hoffe, mit meiner frage ausreichend unkonkret - und damit
unangreifbar - geblieben zu sein
Ich lese aus deinem Beitrag latente Männerfeindlichkeit