Flächendeckender Mindestlohn

Hallo zusammen,

welche Mindestlohnhöhe haltet Ihr für gerechtfertig? Nach was wäre der Mindestlohn auszurichten?

Könntet ihr die entsprechende Mindestlohnhöhe an Hand eines Beispiels darlegen?

Vielen Dank.

Schöne Grüße mki

Hi,

mindestens 10€, denn wer für weniger Arbeitet, kommt nach 45 Jahren auf eine Rente, die unter der Grundsicherung liegt.

Quelle:

http://zdfcheck.zdf.de/faktencheck/gysi/

Gruß,

Hanzo

Unbedingt. Die 8,50 sollten das unterste an Lohn sein. Warum soll der Mindestlohn im Osten weniger sein? Das schreit nach Diskriminierung.

Hallo mki,

ein kluge aber nicht ganz einfach zu beantwortende Frage.

M.E. sollte ein Mindeststlohn so bemessen sein, daß der Arbeitnehmer bei einer Vollzeitstelle zumidest grundlegende Bedürfnisse wie Miete, Lebensmittel, Kleidung usw. decken kann. Ein Euro mehr wäre sinnvoll, denn es gibt ja noch andere Dinge im Leben.

Das aktuelle Problem heute ist ja aber u.a., daß die Miete und Kosten für Energie teilweise (regional stark schwankend) 40 bis 50 Prozent des Netto-Einkommens ausmachen.

Je höher diese und andere Kosten sind, je höher müßte also der Mindestlohn sein. Damit würden aber indirekt höhere Mieten subventioniert.

Aktuell würde ich einen Mindestlohn von 9 € für einen anstrebenswerten Wert halten. Hilft allerdings wenig, wenn die „Gehaltserhöhung“ morgen wieder durch eine Mieterhöhung (nur ein Beispiel) aufgefressen wird.

Sprich:

Diese Frage kann nicht ohne Betrachtung anderer Faktoren bewertet werden. U.a. spielen natürlich auch die „Sozialabgaben“ eine wesentliche Rolle.

Wie auch immer: Selbst der aktuelle diskutierte Mindestlohn von 8,50 € wäre ein Fortschritt und vernicht - dies nur am Rande - keine Arbeitsplätze.

Grüße

fribbe (mit ohne Mindestlohn)

Unbedingt. Die 8,50 sollten das unterste an Lohn sein. Warum
soll der Mindestlohn im Osten weniger sein?

Weil viele Erwerbstätige im Osten diesen Betrag nicht erwirtschaften.

Im Süden hat ein Mindestlohn von 8,50€ überhaupt keine Folgen, weil eh niemand so extrem wenig verdient (eine Aldi Kassiererin kommt auf das doppelte im dritten Jahr), im Osten wird er zum Abbau von Arbeitsplätzen führen, siehe Frankreich.

Hallo,

mindestens 10€, denn wer für weniger Arbeitet, kommt nach 45
Jahren auf eine Rente, die unter der Grundsicherung liegt.

wieso sollte ausgerechnet das ein Kriterium sein? Willst Du unbedingt die Grundsicherung für Rentner abschaffen? Was ist mit Teilzeitkräften, die zwar 15 Euro die Stunde verdienen, aber nur 50% arbeiten. Die lägen dann auch unter der Grundsicherung. Sollte man für die einen Mindestlohn von 20 Euro je Stunde festlegen?

Gruß
C.

mindestens 10€, denn wer für weniger Arbeitet,

Hallo, die alte Frage,
wer fuer 10 Euro NICHT mehr arbeitet, was bekommt der dann an Rente?
Hier bei uns (in Hessen) entsteht in diesen Tagen ein Haus, welchen Mindestlohn haben die Arbeiter? Die Arbeiter entsteigen polnischen Fahrzeugen, sie fassen keinen Stein an, sie stellen ganze Waende und Decken auf, die LKWs mit Kennzeichen aus Bulgarien anliefern.
Gruss Helmut

Hallo,

Je höher diese und andere Kosten sind, je höher müßte also der
Mindestlohn sein. Damit würden aber indirekt höhere Mieten
subventioniert.

und je höher der Mindestlohn ist, desto höher muß der Mindestlohn sein, denn der Mindeslöhner muß sich ja weiterhin die Dienste von Mindestlöhnern leisten können. Oder wer bezahlt am Ende die Gehälter der Mitarbeiter? Der Unternehmer oder doch eher der Kunde…?

Und überhaupt: ist doch gar keine Frage, daß die Mieten und Energiekosten das Problem des Arbeitgebers sind. Oder sind sie das vielleicht doch nicht? Oder nur eingeschränkt?

Gruß
C.

Hallo

So nicht ganz zutreffend. Firmen können sich von den neuen Strompreiserhöhungen teilweise befreien lassen.

gruß

Hallo,

So nicht ganz zutreffend. Firmen können sich von den neuen
Strompreiserhöhungen teilweise befreien lassen.

darum geht es ja nicht, sondern darum, daß Du aus den Strompreiserhöhungen, die die Mitarbeiter treffen, ableitest, daß höhere Löhne notwendig sind. Mit den höheren Strompreisen haben Unternehmen aber nur insofern zu tun, daß höhere Lebenshaltungskosten in der Regel auch zu höheren Tarifabschlüssen führen. Eine direkte Koppelung der Gehälter an den Strompreis oder höhere Preise für Gurken ist aber gleichermaßen unhandlich wie absurd.

Gruß
C.

Hallo

Diese Behauptung stimmt nicht. Durch meine Arbeit komme ich in viele Firmen die mit Leiharbeitern arbeiten. Und da gibt es genügende die unter 8,50 Euro verdienen.
Auch in BA-WÜ.

gruß

In der Tat stehen die Zeichen auf Mindestlohn. Dass im Prinzip schon erwiesen ist, dass Mindestlöhne Gift sind und in erster Linie für steigende Jugend- und Frauenarbeitslosigkeit sorgen, lässt man nonchalant beiseite.

Hallo

Diese Behauptung stimmt nicht. Durch meine Arbeit komme ich in
viele Firmen die mit Leiharbeitern arbeiten. Und da gibt es
genügende die unter 8,50 Euro verdienen.
Auch in BA-WÜ.

Und wie viele Prozent der Beschäftigten in BW sind das? 0,1%?

Selbst Ferienarbeiter bekommen am Bodensee bereits 15€ pro Stunde - mit Schichtzulagen sind das schon fast 20€ die Stunde…

So ist die Realität. Der Mindestlohn in Frankreich ist € 9,43, der in Bulgarien 95 cent. Beide sind EU Länder.Die Süddeutsche Zeitung hat gestern unter dem Titel Agenda 8,5 eine schöne Übersicht über Vor und Nachteile gebracht. Vielleicht lässt sich das irgendwo nachlesen.
Udo Becker

Hallo,

welche Mindestlohnhöhe haltet Ihr für gerechtfertig? Nach was wäre der Mindestlohn auszurichten?

In der freien Wirtschaft am Wertschöpfungsbeitrag, den der jweilige Arbeitnehmer zu erbringen in der Lage ist. Alles andere führt langfristig zu Arbeitslosigkeit bzw. Ausweichreaktionen. Wer meint, dass Mindestpreise ein gute Lösung sind, sollte sich die Agrarsubventionen in der Vergangenheit oder die aktuelle Förderung von Strom aus Windräder, Solarzellen etc. ansehen. Da wurde/wird am Bedarf vorbeiproduziert. Dieses Überangebot wurde dann für teuer Geld aufgekauft, eingelagert, weggeschmissen. Beim EE-Strom gibt es eine Zwangsabnahme/-vergütung, unabhängig von Bedarf und Marktpreis. Beim Mindestlohn wäre nun die Frage, wer zwangsweise Arbeiter zum Mindestlohn einstellen sollte, wenn deren Arbeitsleistung unter diesem Wert liegt. Das wird es nicht geben. Also wird die Arbeitslosigkeit steigen.

Könntet ihr die entsprechende Mindestlohnhöhe an Hand eines Beispiels darlegen?

Stell Dir mal kurz vor, morgen kosten Brötchen nicht mehr den Preis, der am Markt vor Ort möglich ist, halten, sondern 5€ das Stück, einfach so, weil das irgendeine Kommission für gerecht hält. Was wird dann passieren? Die Bäcker wollen nur noch Brötchen herstellen, die meisten Brötchen werden aber liegenbleiben. Bei Menschen würde man das dann steigende Arbeitslosigkeit nennen. Insofern dürfte es schwierig werden einen Mindestlohn für alle, überall und zu jeder Zeit festzulegen, ohne dadurch schwerwiegende Nachteile in Kauf zu nehmen.
Der Mindestlohn ist nur ein Versuch ein Symptom eines Problems zu beherrschen, ohne jedoch das Problem selbst in Angriff zu nehmen. Auch hier passt wieder die Aussage, dass strukturelle Probleme auf der Anbieterseite nicht durch nachfrageinduzierte Maßnahmen behoben werden können, zumal hier ja noch nihct mal eine höhere Nachfrage nach Arbeit erzeugt würde.
Viel besser wäre es doch, die Leute in die Lage zu versetzen die Leistungen für einen Mindestlohn von X auch wirklich erbringen zu können.
Das fängt irgendwo bei der Bildung an und hört bei der Belastung des Faktors Arbeit mit allen möglichen sozialstaatlichen Leistungen ab dem esretn Euro noch nicht auf.

Grüße

Hallo,

wie kommst Du denn darauf?

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/lohnuntergrenz…

Ich finde, dass sich die ganze Frage um Mindestlohn in D schon wie ein Lagerkampf entwickelt hat.

Lager A predigt die steigende Arbeitslosigkeit, weil die Arbeitskosten ansteigen. Nur müßte aus diesem Blickwinkel eine Lohnuntergrenze von 1€/h eingeführt werden, so dass es ein Jobwunder gäbe.

Lager B predigt die soziale Gerrechtigkeit und fordert eine Bezahlung für Arbeit, die die Lebenshaltung deckt und ein Plus obendrauf packt. Hier wird aber nicht berücksichtigt, dass es besser ist, wenn jemand für den Hauptteil seiner Einkünfte selbst arbeitet und der Rest des Notwendigen von der Gesellschaft oben draufgepackt wird, anstatt gleich 100% zu alimentieren.

Ich denke, dass beide Seiten nicht im Besitz der Wahrheit sind. Die Gesellschaft hat eine Verantwortung die Grundlagen für eine soziale Marktwirtschaft zu gewährleisten und keinen Rückfall in rein kapitalistische Urzustände zuzulassen. Andererseits muß sie auch die Mechanismen des Marktes berücksichtigen. Ich überlasse soetwas lieber den wirklichen Experten, anstatt mich einem Lager anzuschließen, welches sich mit Fundi-Argumenten gegenseitig totschlägt. Dass der Markt alleingelassen nicht funktioniert und Auswüchse nach sich zieht ist doch wohl klar, oder?

Gruß
vdmaster

Hallo

Als nicht Betroffener sagt man leicht nur 0,1 %.
Als Betroffener denkt man bestimmt jeden Tag darüber nach weshalb es man sich antut
für 6,17 Euro oder 7,02 Euro die stunde 8-9 Stunden arbeiten zu gehen eine Fahrzeit mit den öffentlichen von einer Stunde in Kauf zu nehmen um am 20.igsten jeden Monats zu merken daß es hinten und vorne nicht reicht um davon zu leben.

Nur ein Beispiel.

Meine Frau arbeitet in einer Altenheimküche auf 400.- Eurobasis.
Für sage und schreibe 6.- Euro die Stunde.
Damit verdient sie aber mehr als die in Hilfs - und Servicekräfte aufgeteilte Personal.
Nur die als Pflegepersonal angestellten haben mehr…
Alle drei genannten arbeiten direkt an den alten Menschen.
100%ig kein leichter Job mit Windeln wechseln uns Schei… wegmachen.
Die Heimbewohner bezahlen zwischen 2500.- und 3500.- Euro pro Monat.

gruß

Flächendeckende Jugendarbeitslosigkeit

Dass der Markt alleingelassen nicht funktioniert und Auswüchse nach sich
zieht ist doch wohl klar, oder?

Jo, aber das klingt so, als gäbe es in Deutschland keine Regulierung im Arbeitsmarkt. Da wird oft vergessen, dass wir zum Beispiel einen sehr ausgedehnten Kündigungsschutz oder ein immer noch nicht reformiertes Betriebsverfassungsrecht haben.

Beim Mindestlohn braucht man die Sache nicht komplizierter zu machen, als sie ist. Über den Mindestlohn freuen sich die Friseure in Polen und die Menschen, die einen sicheren Job haben. Den Menschen, die heute oder später einen Job brauchen, bringt er gar nichts. Und siehe da, in vielen südeuropäischen Ländern ist die Jugendarbeitslosigkeit exorbitant hoch.

Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?

Als nicht Betroffener sagt man leicht nur 0,1 %.
Als Betroffener denkt man bestimmt jeden Tag darüber nach
weshalb es man sich antut

In der Tat sollte man sich das sehr gut überlegen. Einen Job in einer besseren Gehaltsstufe zu finden sollte jetzt ja nicht unbedingt ein Problem sein. Als Kassiererin würde sie das doppelte pro Stunde verdienen.
Zumindest im Süden…

Im Osten sind diese Beschäftigten die ersten die gehen dürfen wenn ein Mindestlohn kommt.

Im Osten sind diese Beschäftigten die ersten die gehen dürfen
wenn ein Mindestlohn kommt.

Da lässt man dann die Alten einfach hungern?