Flächenland/Flächenstaat

Servus, Wissende,

was ein Flächenland/ein Flächenstaat ist, erklärt dem, der es nicht weiß, Wiki.
Nun sind alle deutschen Bundesländer, mit Ausnahme der Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin per definitionem Flächenländer.

Warum wird in Deutschland seit kurzem immer wieder - Gestern wieder H. Seehofer "wir sind das einzige Flächenland das wächst/unlängst in der Presse: Hessen ist das erste Flächenland, das von Schwarz-Grün regiert wird/etc.- damit „argumentiert“ XY ist ja ein „Flächenstaat/land“?

Früher sagte man, wenn ich nicht irre, Bundesland. Heute  heißt es…XY ist ja ein Flächenstaat, deswegen muss die Politik so und so aussehen.

Ist das wieder mal ein Mittel, dem Wähler sogenannte Fachwörter um die Ohren zu knallen um wichtiger zu wirken? Nur eine Mode - einer fängt damit an und alle plappern es nach?  Oder steckt dahinter irgendeine Absicht, die ich nicht erkenne?

Und da der liebe große Nachbar für uns Ösis ja doch meist nicht nur lieb, sondern auch Vorbild ist, warete ich jetzt nur darauf, dass Tirol in Österreich sich zum bergigsten Flächenland Österreichs erklärt.

Auf eure Meinung neugierig und mit liebem Gruß,
Maresa

Hallo,

es macht schon Unterschiede, ob es sich um ein kompaktes, hochverdichtetes Siedlungsgebiet handelt, wie dies in einem Stadtstaat die Regel ist oder aber unterschiedlichste Siedlungsstrukturen von hochverdichtet bis schwach besiedelt berücksichtigt werden müssen.

Bei vielen Länderaufgaben in der Infrastruktur und Daseinsvorsorge (Schulen, Straßen, Justiz, ÖPNV) resultieren aus den Unterschieden auch unterschiedliche politische Konzepte und evtl. Unterschiede in der Ausstattung.
Eine Diskussion zB über Schulstandorte muß in einem hochverdichteten Ballungsraum aufgrund geringerer Entfernungen anders geführt werden als in einer dünnbesiedelten Region wie zB dem bayerischen Wald, der schwäbischen Alb, Teilen Ostfrieslands oder der mecklenburgischen Seenplatte.

Das heißt natürlich nicht, daß der Unterschied nicht gelegentlich von Politik, aber auch Medien für ungeeignete Zwecke instrumentalisiert wird.

&Tschüß
Wolfgang

Hallo,
in Deinen Ausfuehrungen sind zwei Paare erwaehnt
Land Stadt
Land Staat
Bundeslaender sind auch die Staedte wie Hamburg.
Staaten sind Bayern, Sachsen, Thueringen (nach eigenem Verstaendnis), die anderen Bundeslaender nicht.
Gruss Helmut

Hallo,

eine Mode - einer fängt damit an und alle plappern es nach?
Oder steckt dahinter irgendeine Absicht, die ich nicht
erkenne?

zum Vorgesagten ist noch zu ergänzen, daß bestimmte - ländliche oder eben städtische - Strukturen auch zu bestimmten Wahlergebnissen führen. Insofern ist die ein oder andere Konstellation für ein Flächenland oder einen Stadtstaat mehr oder weniger bemerkenswert.

Gruß
C.

Liebe Maresa,
ich finde, Bayern ist eigentlich kein Flächenland - zumindest Oberbayern und das Alpenvorland nicht. :wink:
Es grüßt dich
Branden

Moin,

inhaltlich spielt die Bezeichnung Freistaat allerdings keinerlei Rolle.

Gruß

TET

Hallo Helmut

Bundeslaender sind auch die Staedte wie Hamburg.
Staaten sind Bayern, Sachsen, Thueringen (nach eigenem
Verstaendnis), die anderen Bundeslaender nicht.

Das wage ich doch sehr zu bezweifeln. Im Bundesland Baden-Württemberg jedenfalls gibt es unter anderem ein Staatsministerium (=Innenministerium) und auch in der Landesverfassung ist allenthalben vom Staat die Rede.

Vielleicht irrst du dich ja in der Annahme, ein Staat könne nur Staat sein, wenn er diese Bezeichnung auch ausdrücklich im Namen führt?

Gruß
s.

Servus, Wolfgang,

es macht schon Unterschiede, ob es sich um ein kompaktes,
hochverdichtetes Siedlungsgebiet handelt,

das ist mir schon klar…ich bilde mir halt nur ein, dass der Ausdruck „Flächenland“ jetzt sowas von gehäuft vorkommt, dass ich das Gefühl habe, dass es plötzlich eine, wie auch immer geartete andere Bedeutung bekommen soll.

Die Themen, in denen ich es in den letzten Monaten immer wieder gehört habe, standen meist eben nicht in dem (politischen, wirtschaftlichen) Gegensatz zu den drei Ländern, die auch Stadtstaat sind, sondern wurde eben schlicht wie „Bundesland“ verwendet.

Daher meine Frage, ob und wenn ja, welches Kalkül dahinter steckt.

Danke dir für deine Antwort.

Friedliche Tage, Maresa

Servus, C:smile:)

Strukturen auch zu bestimmten
Wahlergebnissen führen. Insofern ist die ein oder andere
Konstellation für ein Flächenland oder einen Stadtstaat mehr
oder weniger bemerkenswert.

Ja, auch das ist mir klar…es sind ja völlig präzise terminierte Fachausdrücke…die man nur vorher nie oder wenn, dann in wirtschaftlich oder finanziell determinierten Kontexten gehört hat.

Aber jetzt wird es einfach statt „Bundesland“ verwendet…aber vielleicht ist es auch nur i-Tüpfereiterei von mir:smile:)
Ich neige dazu…grinzz

Dank dir für deine Antwort.

Friedliche Tage und lieben Gruß aus dem Waldviertel, J.

Hallo, Helmut,

vielen Dank für deine Antwort.
Mir sind die Unterschiede durchaus bekannt und klar.
Worum es mir geht, war, dass „Flächenland“ im Augenblick gehäuft verwendet wird in der Bedeutung „Bundesland“ und ohne den dazu nötigen Unterschied in der ökonomisch oder finanziellen Bedeutung.

Friedliche Tage, Maresa

Lieber Branden:smile:)

nun ja…als Terminus technicus ist es für Bayern ebenso richtig, wie es für Tirol und auch für Hessen ist. Alle deutschen Bundesländer, mit Ausnahme der erwähnten drei Stadtstaaten+Bundesland, sind ja Flächenstaaten.

Da „Flächenland“ aber auch ein politwissenschaftlich demokratierelevanter Begriff ist, dachte ich, jemand weiß, warum das im Augenblick so unreflektiert gebraucht wird.

ich finde, Bayern ist eigentlich kein Flächenland - zumindest
Oberbayern und das Alpenvorland nicht. :wink:

Naja, das befürchte ich eben auch für Tirol…aber schlimmer noch, wenn sich dann das Burgenland „Flächenland“ nennt und so den Löwen spielt, wo es doch nur eine Maus ist:smile:))

Ich grüße dich zurück und hab’ friedliche Tage, J.

Hallo,

Ja, auch das ist mir klar…es sind ja völlig präzise
terminierte Fachausdrücke…die man nur vorher nie oder wenn,
dann in wirtschaftlich oder finanziell determinierten
Kontexten gehört hat.

die Unterscheidung zwischen Stadtstaat und Flächenstaat oder -land ist seit Jahrzehnten gebräuchlich und taucht in jeder zweiten Statistik auf, in der es um die Entwicklungen in den verschiedenen Bundesländern geht.

Gruß
C.

Staaten sind Bayern, Sachsen, Thueringen (nach eigenem
Verstaendnis), die anderen Bundeslaender nicht.

Das stimmt nicht. Auch wenn es eigentlich keiner Begründung bedarf: Verträge zwischen den Bundesländern heißen seit Anbeginn der Zeit Staatsverträge und wie schon erwähnt wurde, heißen die Behörden der Ministerpräsidenten nicht nur in den genannten, selbst ernannten Freistaaten Staatskanzlei.

Servus,

die Unterscheidung zwischen Stadtstaat und Flächenstaat oder
-land ist seit Jahrzehnten gebräuchlich und taucht in jeder
zweiten Statistik auf, in der es um die Entwicklungen in den
verschiedenen Bundesländern geht.

okidoki…dort gehören sie ja auch hin!

Ich meinte was anderes…

Danke für die Hilfe, lieben Gruß, J.

Hallo Maria!

Das ist alles nur ein Versuch, einen bereits etwas älteren Hut als neue Sensation an den Mann und die Frau zu bringen. Pures Marketing und nichts weiter.

Und da der liebe große Nachbar für uns Ösis ja doch meist
nicht nur lieb, sondern auch Vorbild ist, warete ich jetzt nur
darauf, dass Tirol in Österreich sich zum bergigsten
Flächenland Österreichs erklärt.

So wird es geschehen :wink:.

Gruß
vdmaster

Wir haben eben mehr Fläche in der Ebene. Bei euch faltet es sich etwas vertikaler.

Hallo!

Diese Unterscheidungen sind reines Labeling und inhaltlich uninteressant. Land, Stadt, Staat und Freistaat sind in diesem Kontext rechtlich gleichgestellt.

Ein Bürger kann sich auch Städter, Dörfler, Bayer oder Westfale nennen. Der Unterschied ist rechtlich ebenfalls belanglos, da es am Status des Bürgers inhaltlich nichts ändert.

Gruß
vdmaster

Hallo Maria!

Da „Flächenland“ aber auch ein politwissenschaftlich demokratierelevanter Begriff ist

Du machst mich neugierig. Bitte, was wolltest Du zum Ausdruck bringen? Welcher Politologe hat denn diese Behauptung aufgestellt? Also, dass Flächenland ein für die Demokratie relevanter Begriff wäre. Oder beziehst Du Dich mit dieser Formulierung auf die aktuell inflationäre Verwendung innerhalb der Medien?

Gruß
vdmaster

Servus,

Also, dass Flächenland ein für die Demokratie
relevanter Begriff wäre.

Nun, es gab und gibt theoretisch-philosophische Diskussionen über die Art von Verfassungen und welche Art der Demokratie (Versammlungsdemokratie, identitäre Demokratie, repräsentative Demokratie, Parteienstaat, etc) geeignet ist, einen Flächenstaat im Unterschied zu einem Stadtstaat zu regieren.

Oder beziehst Du Dich mit dieser
Formulierung auf die aktuell inflationäre Verwendung innerhalb
der Medien?

Genau darauf zielte meine Frage ab. Und nicht nur in den Medien, sondern eben und gerade auch von Politikern wird das Wort seit neuestem eben weder in dem geläufigen sozioökonomischen Kontext (wie es C. korrekterweise meint), noch in politwissenschaftlich-theoretischer Form verwendet, sondern schlicht als anderes Wort für Bundesland.

Zumindest scheint mir, wie ich schon sagte, dass die unreflektierte Form uns im Augenblick gerade überflutet.

Aber warum das so ist, darauf dürfte es wohl keine Antwort geben…es ist hat „chique“…einer fängt damit an, vielleicht sogar im richtig gebrauchten Sinne und schon ist es - passend oder nicht - in aller Munde…such is life:smile:)

Gruß, Maresa

zur Erklärung

Nun, es gab und gibt theoretisch-philosophische Diskussionen
über die Art von Verfassungen und welche Art der Demokratie

ich denke dabei z.B. an Montesquieu - „republikanische Staatsformen eignen sich nur für überschaubare Einheiten wie eben Stadtstaaten“ - oder Humes oder Rousseau mit ihren verschiedenen Denkansätzen über Staatsformen für kleine und große „Flächen“
(sehr verkürzt formuliert - aber alles andere würde den thread sprengen)

Hallo,

Stadtstaaten haben oft eine andere politische Zusammensetzung da es oft Unterschiede im Wahlverhalten zwischen urbanen und laendlichen Waehlergruppen gibt. Z.B. sind im traditionell CSU-regierten Bayern die beiden groessten Staedte meist von der SPD regiert.

Die Stadtstaaten sind oft Vorreiter fuer Entwicklungen die spaeter in den sog. Flaechenstaaten wiederholt werden.

Im uebrigen schliesse ich mich dem an was bereits geschrieben wurde: Es wirkt eben toller wenn man berichtet die erste X/Y Koalition in einem Flaechenland zu haben als die zweite X/Y Koalition in einem deutschen Bundesland.

Gruss
Desperado