Hallo,
es gibt in D die Motorradmanufaktur Sommer und den Horst Beckedorf. Beide bauen Motorräder der Marke Royal Enfield auf Diesel um. Sommer ist deutlich teurer. Er verbaut Hatz-Dieselmotoren und optimiert an den Motorrädern ALLES, einschl. neuer Elektrik, spezieller Schalldämpfer usw.
Horst Beckedorf verbaut Lombardini-Dieselmotoren und lässt die indische Elektrik und auch sonst alles beim alten. Seine Motorräder sind nicht so perfektioniert, funktionieren aber ebenso zuverlässig und sind preisgünstiger. Horst Beckedorf arbeitet gerade an einer V2-Diesel mit einem billigen chinesischen V2-Dieselmotor.
Es gibt noch noch weitere Kleinstfirmen, die z.T. kleine chinesische Einzylinderdiesel verbauen. Ein Stichwort für die Suche wäre „Dieselwiesel“. Größere Motoren ohne Ausgleichswellen, wie der 851ccm Zweizylinder von Ruggerini sind nicht Alltagstauglich, da die Vibrationen zu Rahmenbrüchen führen. Es gibt Einzelanfertigung mit diversen PKW-Dieselmotoren (Smart, TDI), die allerdings kaum käuflich erworben werden können. Ausserdem ist das schnellste zugelassenen Straßenmotorrad der Welt ein Diesel (320PS-Hubschrauber-Dieselturbine), es gibt davon 5 Stück, weitere werden evtl auf Bestellung angefertigt.
Weitere Infos auf www.dieselkrad.info
Royal Enfield selber stellt keine Dieselmotorräder mehr her. Die Enfield ist aber zum Umbau gut geeignet, weil Motor, Primärantrieb und Getriebe jeweils selbständige Einheiten mit extra-Gehäuse sind.
Ich selbst fahre eine Enfield von Horst Beckedorf. Mit nachgestellter
Einspritzpumpe und verlängerter Sekundärübersetzung habe ich die Höchstgeschwindigkeit von original 97 auf jetzt 107km/h erhöht, mehr ist nicht drin. Der Verbrauch liegt bei etwa 2,0-2,1L/100km. 100km/h mit der Enfield sind aber gefühlte 180km/h. Die Technik (ausser die des modernen Dieselmotors) wurde in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelt. Ankicken (Anlasser habe ich nicht) und fahren geht OHNE Zündschlüssel, der wird nur fürs Licht gebraucht. Ansonsten keine Elektrik, Elektronik sowieso nicht. Kraftlose Trommelbremsen, eine Kupplung die Krafttraining in der Hand erfordert und bei eiliger Fahrt in der Kurve schleifende (nachts mit schönem Funkenregen) starre Fußrasten sind völlig normal. Das Fahren ist Arbeit und hat nichts mit dem Fahren einer modernen Halbplastikmaschine zu tun. Werkstätten gibt es quasi nicht, wer nicht ALLES selbst machen kann (mit Hilfe aus entsprechenden Internetforen), hat keine Freude an der Maschine. Ich fahre seit knapp 7000km. Neues Hauptlager im Primärantrieb (sitzt hinter der Kupplung), neues Antriebsritzel Getriebeausgangsseitig, neue Hinterradlager (3! Stck sind in der Hinterachse), gerissener Kupplungszug, diverse Einstellarbeiten an Bremsen, Kupplung, Getriebe und Einspritzpumpe haben bis jetzt angestanden. Regelmäßiges Ölen der Kette (täglich vorm losfahren), sowie regelmäßiges Überprüfen und nachziehen sämtlicher Schrauben (werden von den Vibrationen des 442ccm Einzylinderdiesels regelmäßig lockergerüttelt) sind an der Tagesordnung. Die Dieselmotoren sind als Stationärmotoren entwickelt und absolut Dauervollgasfest. 300.000km sollten die ohne zu murren laufen.
Das wichtigste: Es mach riesigen Spaß mit dem Teil zu fahren (Täglich 80km zur Arbeit), der Weg ist das Ziel.
Gruß
Tilo