Hallo Mike,
das mag nun nach Aporie klingen, aber die Kirche kann nicht
von all diesen Punkten Abschied nehmen,
das ist in der Tat ein Problem!
„Die Kirche“ kann keinen Fehler eingestehen (leider!)
Mit anderen Worten: Die
Christen nehmen den Missionsauftrag ernst, auch wenn sie nicht
wissen, wo der Ratschluss Gottes die Juden genau haben will.
Das ist schon das zweite Problem: die „Christen“ sollten sich eben um Gottes Plan mit den Juden kümmern.
Enterbungstheorie
Diese wird nicht in derselben Strenge durchgehalten, fällt
aber auch nicht schlechthin weg. Die Verheissungen bestehen
auch für das „alte“ Volk des Alten Bundes weiter, verdichten
sich aber in der Gemeinschaft von Jesus Christus, um welche
das Alte Volk (nach christlichem Verständnis) letztlich auch
nicht herumkommen dürfte.
Das ist eben auch falsch.
Jesus hat nichts am „alten Bund“ verändert.
Er hat einen „neuen Bund“ für die Heiden (Völker/Nationen) geschlossen.
Substitutionstheorie
Diese besagt (und besagte im Wesentlichen schon früher), dass
an die Stelle der Auserwähltheit von Geburt (sowohl Israels
als auch der übrigen Welt) die Auserwähltheit des Willens
tritt.
Diese Theorie ist biblisch nicht haltbar. s.o.
die Forderung nach einer christlichen Judenmission
fällt nicht weg, auch wenn der Missionsbegriff in der
christlichen Praxis sehr weit ist. Da reicht es aus, wenn
Dialog stattfindet, das gilt für die christliche Seite bei
gutem Verhalten bereits als Missionstätigkeit, aber dass die
Christen zu allen Völkern gehen sollen, einschliesslich
Israel, ist nicht aufgegeben worden.
Wenn Du den Missionsbefehl nach Apg.1,8 betrachtest, wirst Du erkennen, dass die Apostel nur aufgefordert waren, Jesu Zeugen zu sein. Erst in Jerusalem, dann in Judäa und zuletzt „bis an das Ende der Erde“.
Heute wäre es der Auftrag der Christen, neben der Evangelisation der Völker, den Juden „Zeugen Jesu“ zu sein. Also so zu handeln, wie Jesus es auch tat. Davon ist aber „die Christenheit“ weit entfernt ;-((
Man geht nun einmal davon aus, dass die Aussagen der eigenen
Religion wahr sind.
Man sollte aber besser davon ausgehen, dass die Aussagen Gottes wahr sind.
Somit sind die andern Religionen in
gewissem Sinn „minderwertig“, nämlich wenn sie zwar Wahrheit
beim Namen nennen können, aber nicht in der gleichen Fülle
Erkenntnis haben wie die eigene.
„Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der du richtest. Denn worin du den andern richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest.“ (Röm.2,1)
Die Erkenntnis der „Kirche“ erscheint mir genau so mangelhaft.
Wenn etwa das Judentum dem
eigenen Volk einen bestimmten Status zuerkennt und den andern
Völkern einen andern (selbst wenn es sie nicht im gleichen
Sinn „missioniert“ wie etwa Christen oder Moslems das tun),
dann hält das Judentum seine Sicht für wahr. Das Christentum
teilt diese Sicht nicht schlechthin, selbst wenn es sie ein
Stückweit zulässt. Theoretisch wäre es für einen Menschen
zulässig, Jude und Christ zugleich zu sein (auch praktisch war
das so, vgl. Apostelgeschichte).
Das ist auch weiterhin so, nennt man „messianische Juden“.
Sie erachtet
das Judentum somit zwar als zulässig, kennt auch den
Ratschluss Gottes keineswegs,
Das ist ein Mangel. Wozu hat Gott seine Propheten gesandt?
hat aber keinen Gottesbegriff
ohne Christus und somit auch nicht den, der besagen würde, die
Juden kämen um Christus herum.
Dazu müsste man sich dann in die Offenbarung Johannes vertiefen.
Aber das führt hier etwas zu weit.
Können wir aber gerne bei Gelegenheit erörtern.
Gruss Harald