Hallo Martinus,
mich wundert es, daß das, was ich nun zum wiederholten Male in diesem Forum schreibe, jeden Monat mantramässig wiederhole und es selbst bei regelmässigen Diskutenten nicht hängen bleibt.
Kennzeichen des christlichen Antijudaismus, wovon eines schon
völlig ausreichend ist:
- die Enterbungstheorie , nach der die Verheißungen
Israels auf die Kirche übergegangen sind
Geht die jüdische Religion nicht davon aus, daß nur die Kinder
Israels Erben des Reiches Gottes sind?
Nein, das tut sie nicht. Jeder Nichtjude, der sich an die sieben noachidischen Gebote hält (siehe Archiv dieses Forums) hat Anteil an der kommenden Welt (im christlichen Jargon „Reich G-ttes“).
Das hat sich auch seit dem letzten Monat, wo ich zuletzt darauf hingewiesen habe, nicht geändert.
Das würde dann in der
Folge auch bedeuten, daß das Judentum ebenso anti-christlich
ist, wie es umgekehrt dem Christentum vorgeworfen wird.
Erübrigt sich - siehe oben.
Weil jedes dieser Kennzeichen davon ausgeht, … es bedürfe der Konversion
Dieser Vorwurf trifft jede Religion, die die Möglichkeit einer
Konversion vorsieht.
Nein. Da sehe ich Unterschiede.
Es ist eine Sache, ob eine Religion behauptet, es sei heilsnotwendig sich zu ihr zu bekennen, ansonsten Hölle, Fegefeuer, ewige Verdammnis oder was auch immer.
Eine andere Sache ist es, wenn eine Religion sagt, jede/r kann an der kommenden Welt Anteil haben - auch die, die nicht zu dieser Religion gehören. Trotzdem eröffnet sie denen, die das wollen, die Möglichkeit zum Übertritt. Warum Leute, die nicht im Judentum geboren sind, übertreten wollen, wo doch die Spielregeln für sie ohne Eintritt ins Judentum viel einfacher sind, das ist eine andere Frage. Da frage lieber Übergetretene, warum sie es nicht bei den sieben noachidischen Geboten lassen, sondern zum Judentum übertreten und ein Vielfaches dieser Gebote dann als Juden einhalten sollen.
Und eine Religion, die ausschließlich auf
Heil durch Vererbung setzt,
Das Judentum setzt nicht auf Heil durch Verebung , weil auch jeder Nichtjude zum Heil kommen kann. Dafür braucht man nicht Jude sein.
gerät dafür schnell in die Gefahr,
darauf eine Abgrenzung zu begründen, die anderen ein
„nicht-Errettet“ und damit „Minderwertig“-Sein zuschreibt.
Auch das habe ich mantramässig schon einige Male in diesem Forum versucht zu verdeutlichen: Ein Nicht-Jude ist aus jüdischer Sicht kein minderwertiger Mensch. Jede/r ist im Ebenbild G-ttes geschaffen.
Dass es häufig Menschen mit christlichen Hintergrund sind, die eine Minderwertigkeit von Nichtjuden aus jüdischer Sicht unterstellen läßt mich vermuten, daß es sich um eine Art christliche Projektion handelt. Wenn eine Religion wie das Christentum davon ausgeht, nur durch sie sei das alleinige Heil möglich, dann liegt es nahe, zu unterstellen, jede andere Religion müsse das auch so sehen.
So oder so stellt sich mir die Frage: Liegt das Problem
tatsächlich schon da, wo sich die einen im Recht über das
Jenseits wähnen? Oder sind es nicht vielmehr die diesseitigen
Konsequenzen aus dieser Überzeugung - von der kleinen
Überheblichkeit bis hin zum menschenverachtenden Pogrom, die
das eigentliche Übel darstellen?
Das ist mir jetzt - es mag an der Tageszeit liegen - zu verklausuliert.
Viele Grüße
Iris