Gut, also meines Erachtens folgendes:
Was ist eine kritische Haltung?
Eine kritische Haltung ist erstmal die Hinterfragung der Existenz an sich. (auf meiner Internetseite unter: philosophisches)
Ist wissen wollen schon Kritik?
Zu komplizierte Fragen sind meist unwesentlich.
Kann ich wollen können?
Der Wille ist keine festgelegte Instanz, das wäre ja einfach. Aber in der menschlichen Praxis wohl meist eine festgefahrene oder verstreute. Wie auch immer, der Mensch kann sich ändern, die immergleiche Wiederholung im Daseinslauf gäbe ja keinen Sinn. Die Veränderung erfolgt über den Willen, in der Yoga-Psychologie gilt er als das Bindeglied zwischen der Seele und dem Denken. Der Wille hat demnach eine freiheitliche Komponente. Durch ihn kontrolliere ich mein Denken, Reden, Handeln, und somit letztlich meinen Charakter und Schicksal. Ein starker Wille ist ein einsgerichteter Wille. Er ist somit grundsätzlich eine sehr gute Sache, weil ein Mensch damit alles erreichen kann. Worauf er ihn richtet, ist wieder eine andere Frage.
ist Freiheit eine Frage der Perspektive?
Grundsätzlich ist wohl alles eine Frage der Perspektive. Der Mystiker auf dem Berg erkennt, dass alles göttlich, vollkommen und somit von der Welt ungebunden, frei ist - es gibt nichts zu tun. Das ist die absolute Perspektive, die richtig ist. Dann ändert er seine Sicht, sieht das Leid und die Gebundenheit der relativen Welt, und beginnt Unterweisungen zu geben. Genauso richtig.
Macht Freiheit einsam?
Das ist von uns Normalbürgern schwer zu beantworten. Ich glaube schon, dass ein Meister auch einsam sein kann, obwohl er natürlich theoretisch dem Einheitsbewusstsein näher steht.
Wie frei bin ich?
Persönliche Freiheit ist bei uns im Westen ja das Schlagwort, und natürlich rein veräußerlicht verstanden. Was der eigentlichen, innerlichen Freiheit entgegensteht, sind die abgesunkenen Eindrücke und Erfahrungen im Tiefenbewusstsein. Wenn ich Angst habe, kann ich keine freie Entscheidung treffen. Das bedeutet, unsere tiefenbewusste Substanz, die bei jedem Menschen unterschiedlich ist, beeinflusst uns ständig. Psychologisch kann man den Grad der Freiheit also daran „ermessen“, wie sehr jemand sein Unbewusstes bewusst gemacht hat. Der direkteste Weg, das zu bewerkstelligen, ist Meditation. Philosophisch gesprochen ist sie daran zu „ermessen“, wie nahe jemand der Erkenntnis seiner wahren Natur kommt (oder Heiliger Geist, Buddha-Natur, Atman, Seele, Selbst, usw.)
Beide Erklärungen sind identisch.
Freiheit - Sicherheit?
Dazu müsst Ihr den Freiheitsbegriff klären. Und dazu müsst Ihr erstmal das Unterscheidungsvermögen klären (was ist absolute und was relative Existenz).
Freiheit heißt letztendlich immer Freiheit von Leid, von der Identifikation mit der relativen Welt. Wahre Freiheit gibt es in Bezug auf relative Existenz nicht, weil da immer die Möglichkeit des Leids besteht.
Was ist das Gegenteil von Freiheit?
Bindung, das bedeutet Identifikation mit der relativen Welt (Erscheinungen, Denken, Gefühle, Körper, und die daraus resultierende Vorstellung von ‚Ich und Mein‘)
ist Nicht-Handeln eine kritische Haltung?
Nicht-Handeln ist unmöglich. Wer kann seinen Atem, oder doch zumindest sein Denken anhalten? Auch muss der Körper erhalten werden; konsequentes Nicht-Handeln bedeutet also Selbstmord.
Wer allein schon den Gedanken fasst, Nicht-Handeln praktizieren zu wollen, ist überdrüssig, aber nicht frei.
Habe ich eine Wahl?
Durch den Willen. Der ist nicht immer „frei“, aber von jedem Menschen frei erziehbar.
Habe ich Freiraum?
s.o.
Wie verlaufen die Grenzen des Freiraums?
?
Wie verschiebe ich den Kontext?
?
Existiert die Freiheit nur im Kopf?
Wahre Freiheit ist in der Tat rein subjektiv, wir müssen unsere Identifikation mit allem was nicht absoluter Natur ist, unterbrechen. Dann sind wir ungebunden von der Welt, und somit frei. Das muss jeder für sich selber machen.
Ist Zufall Freiheit?
Es gibt keinen Zufall. In dieser Welt herrscht das Gesetz der Kausalität vor. Immer gibt es dieses Paar Ursache-Wirkung. Nichts passiert (Wirkung) ohne Grund (Ursache). Dass Ihr eine Arbeit über Foucault schreibt ist kein Zufall, es gab eine Ursache, die Euch dahin gebracht hat. Das aber nicht immer nur äußerlich verstehen! Diese Ursache entspricht psychologisch der Unterbewussten Substanz (auch ‚samskara‘ genannt). Angenommen, man macht das Unbewusste komplett bewusst, dann gibt es keine Ursache, und somit keine Wirkung mehr. Dann ist man frei, und nicht mehr gedrängt, etwas tun zu müssen. Am ehesten könnte man hier von Nicht-Handeln sprechen.
Kaffee oder Tee?
Tee, grün, mit Zucker, Milch und Zitrone.
Schafft man Freiraum durch Grenzen?
Zwang und Willkür sind zwei Extreme auf der gleichen Ebene. Buddha spricht in seinen Tugendsätzen immer von „rechtem“ Reden, Handeln usw. Dass man dafür Disziplin braucht ist klar.
Vielleicht scheinen Euch meine Antworten etwas konfus. Das ist weil Eure Fragen etwas konfus sind (und meist auch unsere westlichen Philosophen).
Am einfachsten ist es immer von oben nach unten, also erstmal eine hochgestellte Zentralidee (z.B. Wahre Freiheit ist Freiheit von Leid/vom Ich), und darumherum angeordnet dann alle anderen Ideen (woher kommt Leid / was ist das Ich usw.)
Grüße,
Eduard