Hallo,
wie wäre es, wenn ihr beide erst mal ein wenig erwachsener werden würdet?
Was heißt dass, dass mit 34 deine berufliche Entwicklung abgeschlossen ist? Willst Du jetzt wirklich 30 Jahre ohne jegliche Perspektive und Herausforderung einfach nur automatisch jeden Morgen im Blindflug an den Arbeitsplatz fahren, um dann pünktlich zum Feierabend wieder aufs Sofa zu wechseln? Hast Du einen Beamtenjob, der eine Standortgarantie mit sich bringt? Oder was ist, wenn der Laden zusperrt, der AG den Standort verlagert, Du Dir eine Krankheit einfängst, die die Berufsausübung im bisherigen Job unmöglich macht, …?
Und nimm mal ganz schnell Abstand von dem Gedanken, dass es da nur diesen einen perfekt zu Dir passenden Arbeitsplatz auf der ganzen Welt geben würde. Es ist regelmäßig reine Bequemlichkeit, sich dies einzureden. Abertausende stellen jedes Jahr fest, dass, wenn ihnen keine andere Wahl bleibt, als mal den Popo hoch zu bekommen, weil ein AG zusperrt, sich durchaus neue, interessante, und oftmals sogar bessere Jobs finden lassen. Und wenn Du nicht gerade Seenotretter bist, dann gilt dies recht regelmäßig über die ganze Republik und darüber hinaus. Und dabei stellt man/Frau dann auch fest, dass man durchaus auch jenseits der Sichtweite des heimischen Kirchturms leben und glücklich sein kann.
Wenn echte Liebe da ist, dann nimmt man dafür auch nur zu gerne in Kauf, auch mal den Job zu wechseln, an einen anderen Ort zu ziehen, ggf. auch mal längere Fahrzeiten zur Arbeitsstelle oder eine Wochenendbeziehung zu führen. Und das gilt für beide Seiten! Die Standortfrage ist dann wirklich nicht entscheidend, und sollte von beiden Seiten offen betrachtet und nach ggf. vorhandenen handfesten Vor- und Nachteilen sowie ggf. vorhandenen wirklich zwingenden Gründen entschieden werden.
Das ist jetzt nicht alles nur so daher gesagt, sondern selbst erlebt (mit glücklichem Ausgang). Ich erinnere mich noch gut, als ich mit einer „netten Kollegin“ im Referendariat im Zug saß, um einen kollegialen Urlaub zu beginnen, wo ich ihr erzählte, dass es für mich vermutlich nach dem Examen nach München oder Frankfurt, gehen würde. Nach diesem Urlaub sah die Welt ganz anders aus. D.h. ich bin dann als eher städtisch geprägter und auch damit glücklicher Mensch aufs Land zu meiner Frau gezogen, habe ein Jahr Wochenendbeziehung zwischen Köln und Hannover geführt, dann mal zwei Jahre zwischen München und Hannover, bin eine Zeitlang wöchentlich für ein bis zwei Tage nach Frankfurt gefahren, und habe aktuell (wenn ich nicht gerade Homeoffice mache) 160 Km pro Tag zu fahren, um zur Firma und zurück zu kommen. Mein Arbeitgeber und meine Aufgaben haben in dieser Zeit mehrfach gewechselt, wobei ich immer ein oder zwei Treppenstufen nach oben gefallen bin. Meine Frau hat inzwischen auch den zweiten Job, der sich vom ersten total unterscheidet, und in vielen Belangen deutlich besser ist, …
Was deine Freundin und deren Pläne angeht, so solltet ihr offen darüber sprechen, dass es natürlich etwas anderes ist, ganz bewusst für eine begrenzte Zeit wegen der Arbeit irgendwo hin zu ziehen, und dabei den Blick immer fest auf Rückkehr ausgerichtet zu haben, als wenn sich eine Partnerschaft entwickelt, die von beiden Seiten die oben angesprochene Offenheit bzgl. eines gemeinsamen Lebensmittelpunktes verlangt. Zeige ihr, wie gut es sich - auch dauerhaft - für Euch an deinem Wohnort leben ließe, besuche ihre alte Heimat, und schau sie Dir an. Trefft an beiden Orten gemeinsam Leute, die der eine oder die andere von Euch kennt, wägt ab, wo ganz objektiv tatsächlich welche Vorteile gegeben sind, überlegt, ob eine Wochenendbeziehung ggf. über einen begrenzten Zeitraum eine Lösung sein kann, …
Gruß vom Wiz