die ‚andere‘ Begierde
Hi,
und nun meint sie das sie bei mir nur körperliche begierde ihr gegenüber spürt und sie möchte auch „seelische“ begierde spüren …
… und du weißt nicht, was das ist, seelische Begierde. Ok.
sie meinte ändert sich das nicht, wars das mit uns!!!
Das solltest du ernst nehmen, auch wenn ich mal davon ausgehe, daß das nicht genau so ihr Wortlaut ist. Stimmts?
also unter körperlich zählt sie: Sex, kuscheln, Nähe usw usw.
Klar, das IST ja auch das Körperliche daran.
Problem ist, ich kann einigermaßen definieren was sie meint,
aber ich kann mir partout nicht vorstellen, wie ich ihr das im
alltag oder beim Treffen zeigen kann! und wie ich ihr das
verbal verdeutlichen kann!!!
Wenn du es definieren kannst, dann hast du eben gerade nicht begriffen, worum es ihr geht. Es gibt Dinge, die sich einer Definition entziehen, wie z.B. Charme, Flow (im Gespräch), Ausstrahlung usw.
Nicht umsonst gibt es diesen schönen poetischen Ausdruck „du berührst meine Seele“. Es hat etwas mit „Gefühl“ zu tun, mit diesem seltsamen Wort, das im männlichen (aktiven) Sprachgebrauch so ein rudimentäres (und oft belächeltes) Dasein führt und oft nur verlegen macht …
Goethe läßt den Faust seinem Assistenten Wagner, der nur das mit dem Verstand Erfaßbare sucht, sagen:
"Wenn ihr’s nicht fühlt , ihr werdet’s nicht erjagen,
Wenn es nicht aus der Seele dringt… "
Das vermittelt sich nicht durch „Zeigen“, durch „Sagen“, durch „Machen“. Das ist DA, wenn es da ist. Man kann es nicht herbeizaubern und es gibt dafür keine Lehrbücher. Das ist eine Form von Leidenschaft, Intimität, Begierde (wie deine Freundin ja sagt), die sich ganz anders zeigt, als die des Körpers.
Körperlich begehren kann jeder viele. Und körperlich begehrt werden kann man von vielen. Das hier aber ist etwas, das einen Menschen, nein zwei Menschen, zu etwas Einzigartigem macht. Nein, nicht zu einem „logisch“, objektiv Einzigartigen, sondern zu einem seelisch, subjektiv Einzigartigem.
Es liegt nicht im Körper, aber es zeugt sich auch im Körper. Es liegt nicht in den Worten, aber zeigt sich im Gespräch. Es liegt nicht in den Augen, aber es zeigt sich im Blick …
sie meinte das jede Frau sich wünscht von einem Mann begehrt zu werden.
Ich weiß nicht, ob „jede Frau“ diese beiden Arten der Begierde zu unterscheiden versteht, aber deine tut es jedenfalls, sonst würde sie es nicht sagen - Kompliment, daß sie es zu sagen versteht!
Was sie vermutlich noch nicht weiß, ist, daß man es nicht einfordern kann im Sinne von „mach!“. Wenn es der Partner nicht hat, dann hat er es nicht. Das Zusammenleben hindert das aber keineswegs. Man kann auch ohne das glücklich sein.
Aber wenn „es“ da ist, muß das auch noch nicht ein Garant für eine Lebensgemeinschaft sein. Das ist ein ganz anderes Paar Schuhe und im Grunde sogar ganz unabhängig davon.
Nur - wenn man einmal weiß, was es ist, wenn man es einmal erfahren hat, dann bleibt die Sehnsucht danach. Ich vermute jedenfalls, daß das bei den meisten Menschen so ist.
Du mußt dich - leider - damit abfinden, daß es etwas ist, das sich dem Rationalen entzieht, daß es nicht durch Handlungs- oder Sprach-Rezepte herstellbar ist.
Gruß
Metapher