Hallo Marion,
Ich glaube, wir reden da aneinander vorbei.
Das kann sein, ich hab nämlich ehrlich gesagt noch nicht ganz verstanden, worum es dir genau geht
Ich habe nicht
*mehr* Teilzeitstellen gefordert, sondern eher die Frage
gestellt, ob Frauen in Deutschland nicht unbedingt (wieder)
mehr, aber qualifizierte Arbeit machen möchten - die natürlich
auch besser bezahlt wird.
Vermutlich möchten sie das. Aber ich denke mal, das ist kein Problem der Nachfrage, sondern des Angebots.
Die Studie scheint ja davon
auszugehen, dass mehr Vollzeitarbeit besser wäre für das
Schlusslicht Deutschland.
Das kann ich zumindest aus dem TAZ-Artikel nicht erkennen. Dort wird auf zwei Punkte aufmerksam gemacht: 1) Der durchschnittliche Verdienst pro Stunde liegt bei Frauen extrem unter dem von Männern 2) Im internationalen Vergleichen haben in D überproportional viel Frauen einen Teilzeitjob.
Wenn man diese beiden Informationen kombiniert, dann kann man den Schluss ziehen, dass Teilzeitjobs vermutlich schlechter bezahlt und auch für schlechtere Qualifikationen sind. Die Gründe dafür hab ich versucht in meinem letzten Posting aufzuzeigen.
Und qualifiziert heißt nicht gleich Manager von IBM:smile:. Auch
als Facharbeiter oder Akademiker kann ich qualifizierte Jobs
machen ohne gleich 30 oder mehr Mitarbeiter führen zu müssen.
Das wäre in der Tat nicht so einfach mit 4-5 Stunden am Tag.
Projekte zu managen ist aber in Teilzeit *kein* Problem. Das
mach ich ja selbst und mach ich schon seit Jahren. Auch
Vollzeikräfte widmen ihre Zeit ja nicht immer nur einen
Projekt. Teilzeitkräfte können eben nur ein Projekt stemmen,
nicht 2 oder 3.
Ich habe auch schon viel Projektarbeit gemacht in Firmen und muss sagen: in Teilzeitarbeit wäre kein einziges davon gegangen, jedenfalls nicht mit einer 20-Stunden Woche. Eher schon 6-8 Wochen voll rann, bis das Projekt gelaufen ist, und dann vielleicht frei (aber auch das wäre nicht gegangen, weil immer noch was nachzuarbeiten ist. Für Frauen mit Kindern ist dies aber keine Alternative, da du für sowas kaum eine Kinderbetreuung hinbekommst.
Deine Art der Arbeit würde sich vermutlich auch gut mit freelancern erledigen lassen (zumindest würde ich mir dafür welche suchen, wenn ich die Entscheidung hätte ), dafür würde ich keine Teilzeitarbeitskräfte einstellen, denen ich dann auch noch den Urlaub und Krankheitstage finanzieren muss
Allerdings ist Selbständigkeit tatsächlich eine gute Alternative für Mütter, deshalb ist der Anteil der Frauen, die sich selbständig machen höher, als der Anteil der Männer. Nur gehen solche Tätigkeiten dann natürlich nicht in die von dir genannten Studie ein, da ich mal davon ausgehe, dass es sich dabei um abhängig beschäftigte handelt.
Das geht, wenn der
Auftraggeber bzw. Arbeitgeber flexibel ist.
Ich meine das hängt weniger von der Flexibilität des Arbeitsgebers ab, sondern von der Flexibiltät deiner Tätigkeit. Man kann nicht alles zeitlich strecken.
Beispiel: Ich habe
an zwei Tagen Bürozeiten, zu denen man mich verlässlich
telefonisch erreicht - Omi machts möglich und sittet bei mir
zu Hause (ich stille ja noch voll und die Kleine bekommt dabei
regelmäßig ihre Portion Mama:smile:, auch an den Arbeitstagen. An
den anderen Tagen, wenn ich gerade in der PEKIP-Gruppe, beim
Babyschwimmen oder am Stillen bin:smile:, muss zur Not eine Mail
an mich reichen und ich rufe zurück, wenn es was dringendes
ist. Das hindert mich aber nicht daran, weiter an einem
Qualifizierungskonzept für eine großes Weiterbildungsprojekt
in einem der größten Branchenverbände Deutschlands zu
schreiben - - z.B. Die Projektteilnehmer sind über diese
Arbeitsweise rechtzeitig informiert worden und das klappt seit
Januar prima.
Das mag ja sein, aber du wirst zugeben, dass das mit „Unbequemlichkeiten“ für den Arbeitgeber verbunden ist, die er mit einer Vollzeitkraft nicht hätte. Wenn du also kündbar bist und es kommt jemand für Vollzeit, der genau so gut ist wie du, dann wärst du weg vom Fenster. Sorry, würde ich als Arbeitgeber nicht anders machen.
Anderes Beispiel: Eine andere Auftraggeberin von mir arbeitet
ebenfalls Teilzeit und koordiniert dabei gut 100
Online-Workshops und ihre Workshop-Leiter. Als eine ihrer
Workshopleiterinnen weiß ich, dass sie ab 15h00 nicht mehr da
ist. Na und? Dann organisier ich das, was ich von ihr will
eben vorher.
siehe oben.
Drittes Beispiel: Meine Schwägerin arbeitet in leitender
Position in einer Uniklinik *und* arbeitet Teilzeit. Das ist
alles eine Frage der Organisation und des Good Wills der
Geschäftsleitung. Ihr Chef hat ihr einfach einen Referenten
zur Seite gestellt, der ihr Kramarbeit abnimmt, so dass sie
sich auf’s „managen“ konzentrieren kann.
Äh…ja…Uniklinik…
Ansonsten, siehe oben.
=> gute
Führungskräfte müssen nicht unbedingt 60 Stunden die Woche
arbeiten, aber delegieren können und wissen an wen!
Das ist zwar lieb gemeint, aber ziemlich unrealistisch. Es hat sogar Tage gegeben, da hab ich über 60 Stunden die Woche im Büro gesesessen. Die Überstunden hab ich dann zwar irgendwann abgebummelt, als das entsprechend zeitintensive Projekt gelaufen war, aber da war nichts zu delegieren, sorry.
Dein Argument, Halbtagsjobs seien teurer ist ja kein Argument
gegen qualifizierte Halbtagsjobs. Denn dass es in D. massig
Halbtagsjobs gibt wird ja in der Studie bemängelt.
Doch, das ist es. Was macht denn das Gros der Teilzeitjobs aus ? Kassiererinnen, Verkäuferinnen, Putzkräfte etc. vermute ich mal. Dafür brauchst du keinen Büroarbeitsplatz einrichten, da löst die eine Kassiererin die andere an der Kasse ab. Da können Teilzeitjobs sogar von Vorteil sein, weil du Pausen sparst, es nicht so dramatisch ist, wenn mal eine ausfällt, die keine so hohen Konzentrationsabfälle hast etc. Aber das sind eben auch nicht gerade qualifizierte Jobs.
Meiner Ansicht nach sind es zwei Dinge, die
Frauen daran hindern wieder in qualifiziertere Jobs, auch
halbtags, zu kommen.
- liegt es auch an den Frauen, weil sie zu lange aussteigen
(3Produktionsbetrieb gearbeitet oder in einem Unternehmen mit viel Kundenkontakt ? Ganz ehrlich, wenn ich so einen Job zu vergeben hätte, dann (bei gleicher Qualifikation) an jemanden, der tatsächlich auch immer da ist, auch wenn er vielleicht nicht jederzeit erreichbar sein muss. Dass er es aber im Fall des Falles wäre fände ich als Arbeitgeber schon bequemer
Du kannst Problemlos einen Vollzeitjobber die Verantwortung
über 6 Teilzeitarbeitsplätze oder Vollzeitarbeitsplätze geben,
aber keinem Teilzeitjobber die Verantwortung über auch nur
einen Vollzeitarbeitsplatz.
Ich denke schon, dass das geht. Das klappt, sicher nicht
überall und in jeder Branche (hängt auch von der
Unternehmenskultur ab) aber sicher muss da ein Umdenken
stattfinden.
Wieso „muss“ ?
Wenn wir mal wieder 2 Mio. offene Stellen haben, dann werden wir vermutlich staunen, mit welchen tollen Angeboten Unternehmen gut ausgebildete Mütter umwerben werben. Aber bei der derzeitigen Arbeitsmarktlage seh ich da keine Chance.
Gruß
Marion