Hallo!
Heute sind mehrere interessante Artikel zum Thema „Frauen und Informatik“ in der taz (unter „Themen des Tages“). Sie können online gelesen werden. Anlass ist die Bundesfrauenkonferenz der Grünen. Ich kopiere den Anfang eines der Artikel hier rein. Ich finde ihn sehr interessant. Er paßt zu der Diskussion über unterschiedliche Erziehung von Mädchen und Jungen weuter unten und handelt von geschlechtsspezifischem Rollenverhalten, Image der Informatiker, unterschiedlichen Erwartungen an den Beruf bei Frauen und Männern (Informatik als Kommunikationsmittel oder als Mittel zu Geld und Ansehen.:
„Warum werden immer noch so wenige Frauen Informatikerin? Von heute bis zum Sonntag beschäftigt sich die Bundesfrauenkonferenz der Grünen mit dieser Frage. Seit klar ist, dass man hier viel Geld und Ansehen verdienen kann, wird die Branche zunehmend von Männern dominiert.“
"Wenn meine Mutter mir eine Nachricht zukommen lassen will und mich am Telefon nicht erreicht, schickt sie neuerdings ein Fax. Handgeschrieben wie ein Brief kommen die neuesten Informationen über Kinder von Verwandten und Hochzeiten von Bekannten aus dem Faxgerät. Meine Mutter hat die neuen Kommunikationstechniken entdeckt.
Teilweise. Eine E-Mail, die mich auch im Büro erreichen könnte, schickt sie nicht: „Nein, da gehe ich nicht ran“, sagt meine Mutter, und man hört förmlich durchs Telefon, wie sie sich schüttelt. Der Computer steht im Keller, im Arbeitsraum meines
Vaters, die E-Mail-Adresse trägt selbstverständlich seinen Namen.
Ein typischer Fall von Frauen und Kommunikationstechnologie? Seit Jahren wollen Frauenpolitikerinnen, dass Frauen sich umorientieren. Die Grünen widmen an diesem Wochenende ihre Bundesfrauenkonferenz dem Thema „fem@il the future“. Strategien sollen entworfen werden, damit die Informationsgesellschaft der Zukunft keine Männergesellschaft wird, in der Frauen auf schlecht
bezahlten Telearbeitsplätzen landen. Denn die Damen sind zögerlich. Jungs spielen mit Autos, Mädchen mit Puppen. Eine quasi biologische Abwehr der Frauen gegen Technik? Doch mittlerweile hat sich auch in den Schulen herumgesprochen, dass Mädchen durchaus für Mathe und Technik zu begeistern sind, wenn ihnen nicht jedesmal ein vorlauter Junge Maus und Tastatur vor der Nase wegschnappt. In reinen Mädchenklassen nämlich fanden die Schülerinnen plötzlich Spaß an der Technik.
Warum aber strömen Frauen immer noch nicht auf die begehrten Arbeitsplätze in der IT-Branche? Beim Informatikstudium etwa befinden sich Frauen auf dem Rückzug: Waren 1980, als die Disziplin noch jung war, noch ein Fünftel der StudentInnen
weiblich, so sank der Frauenanteil seither auf 10 Prozent und dümpelt heute bei 14 Prozent - trotz der rasant gestiegenen Nachfrage nach Computerexperten seit Mitte der 90er.
In den 70ern war Informatik noch ein Orchideenfach für Neugierige: Die Hälfte der StudienanfängerInnen hatte keine Ahnung vom Programmieren, allgemeines Basteln stand auf dem
Programm. Junge Frauen wählten das Fach als Alternative zu Mathematik oder Geisteswissenschaften - denn Information hat
schließlich auch etwas mit Kommunikation zu tun, so Heidi Schelhowe, Assistentin am Fachbereich Informatik der Humboldt-Uni in Berlin. Eine Zeit lang prägte deshalb eine geschlechtsspezifische Aufteilung das Fach: Der typische Informatik-Student galt als „Nerd“, als „Hacker, der gehemmt und kontaktarm ist und das Fach vom sozialen Kontext isoliert betrachtet“, schreibt Schelhowe in einem Aufsatz. Dem Nerd und der ihm zugeordneten Hardware gegenüber stand das „sanfte Programmieren“ der Frauen, die anwendungsbezogene Softwareentwicklung mit Gebrauchswert.
Als die Informatikausbildung ihr Orchideenstadium verließ, ihr Prestige wuchs und klar wurde, dass hier viel Geld und Ansehen zu verdienen sind, drängten verstärkt Männer in das Fach. Gleichzeitig fand, so Heidi Schelhowe, ein „Schließungsprozess“ statt: Informatikkompetenz wird zäh als „technisches Know-how“ und „Hightech-Wissen“ bezeichnet. Informatikerinnen dagegen betrachteten ihre Ansätze als „technikfern“ und in Randgebieten
angesiedelt."
etc. (Der Artikel geht noch weiter und bleibt interessant: