also wir nehmen zur kenntnis, dass
- unabhaengigkeit eine illusion
Bist Du da anderer Meinung? Dann wuerde mich interessieren,
was Du unter Unabhaengigkeit verstehst.
unabhaengig bin ich, wenn ich meine frau nicht darum bitten
muss, wenn ich mir etwas kaufen moechte
Also die Freiheit der Wahl beim Einkaufen.
unabhaengig bin ich wenn ich mir in meinem job nicht alles
gefallen lassen muss, weil ich weiss ich finde mit meiner
bildung was anderes
Also die Freiheit der Wahl, an wen man seine Ware Arbeitskraft verkauft.
unabhangig sein heisst, dass eine frau sich scheiden lassen
kann, wenn sie das will ohne in existenzaengste zu kommen
Was bzgl. der Existentenzaengste das gleiche ist, wie obige Freiheiten, natuerlich vorausgesetzt dass es eine Auswahl (insbesondere an Jobs) gibt.
Dies waere dann die Freiheit der geschlechtneutralen Willensmonade in der Marktwirtschaft. Da es noch eine Menge von Nicht-Dingen (denn jedes Ding hat seinen Preis) ausserhalb der Marktwirtschaft gibt, wie sieht es da mit Unabhaengigkeit aus?
Sozial, d.h. nicht in Wirtschaftskategorien gedacht, haben
weder Frauen noch Maenner eine Chance auf Unabhaengigkeit. Das
nicht realisierbare Extrem dazu ist Robinson.
der mensch ist ein soziales wesen. er ist sowohl emotional wie
auf wirtschaftlich auf ein netzwerk angewiesen. d.h aber nicht
dass das eine land das andere unterdruecken und ausbeuten
darf, d.h auch nicht das maenner frauen beherrschen durerfenâŠ
Interessant. Frauen und Maenner fuehren also (ausschliesslich?) politische Beziehungen. Damit wird der (enge) Rahmen der Marktwirtschaft aber nicht verlassen. Insbesondere findet da keine Emotion statt.
das ist es ja was die gleichberechtigung will, partnerschaft!
Im Sinn eines Ehevertrages mit Guetertrennung? Also ist Gleichberechtigung im Zusammenleben fuer Dich, dass zwei im Prinzip geschlechtslose Willensmonaden, die irgendwo am Rande biologisch maennlich oder weiblich sind, eine vertraglich und rechtlich abgesicherte Beziehung auf Basis des Aquivalenz- oder Tauschprinzips eingehen.
- wenn eine frau nach unabhaengigkeit strebt heisst das sie
sieht das leben als dienstleistung
Wie Du auf diesen Satz kommst, solltest Du mal erklaeren.
deine worte waren:
Die Ehemaenner sind ebenfalls in jeder Hinsicht von ihren
Hausfrauen abhaengig. Das bissschen Haushalt macht sich eben
nicht von allein,
wenn das gesamte menschliche Leben als Ware
bzw. Dienstleistung abgebildet wird, koennen wir uns auch
gleich einsargen lassen.
Genauer gesagt, wenn ausserhalb dieser rechtlich abgesichterten Tauschbeziehungen gar nicht mehr stattfindet, haben wir uns erfolgreich zu Robotern gemacht, zum homo oeconomicus.
Sicher. Rational handeln, Geld verdienen, Haushaltoberhaupt
sein, den Haushalt in der Oeffentlichkeit vertreten ist das
traditionelle maennliche Rollenbild. Diese Funktionen auch
Frauen zuzugestehen heisst doch landlaeufig
Gleichberechtigung.
ich glaube nicht das die gleichberechtigung heisst
âhaushaltsoberhauptâ zu werden.
Aber doch die Moeglichkeit, einen eigenen Haushalt fuehren zu koennen, und sei es als Single.
Erstens sprach ich von den âemanzipiertenâ Frauen, und
zweitens ist wie unten in aller Ausfuehrlichkeit diskutiert
Erwerbstaetigkeit und Haushalt als Doppelbelastung die
Kehrseite dieser Gleichberechtigung. Karriere-Single-Mann (und
auch Karriere-Single-Frau) kann natuerlich den Haushalt aufs
primitivste Minimum einschraenken, a la âPizza in die
Mikrowelleâ, nur hat das noch was mit Lebensqualitaet zu tun?
niemand sagt das gleichberechtigung heisst zwei machen
karriere.
Ach nein? Dann hat aber mindestens eineR eine Identitaetskrise.
es kann, muss aber nicht
es kann auch heissen, zwei arbeiten je zu 50 % und teilen sich
die hausarbeit
Auf welchen Bevoelkerungsanteil trifft das zu? Nach welchem Grundsatz wuerdest Du abrechnen? Oder machen beide alles zu exakt 50%? Wie lange ist eine solche Alberei durchzuhalten? Wie ist es mit dem Kinderkriegen, beide zu 50%?
gleichberechtigung heisst nicht neue starre lebensformen zu
zementieren. gleichberechtigung heisst gleichstellung,
partnerschaft
Womit Du eine neue Lebensform zementierst.
Solange das Leben in oeffentlich und privat, Produktion und
Konsumtion, Rationalitaet und Sinnlichkeit aufgespalten ist,
wird der Druck dasein, diese Spaltung auch personell zu
besetzen. Da sie als Quasi-Naturgesetz auftritt, wird
biologisiert, also ersteres jeweils maennlich besetzt, der
Gegenpol weiblich. Und damit wird Heim und Herd zur Aufgabe
der Frau.
so ein quatschâŠ
Also denkst Du, streng maennlich, dass alles Ware ist, verglichen und getauscht werden kann, dass ausserhalb der Marktwirtschaft nichts existiert, weil es ja nicht gemessen, gewogen und fuer gut oder schlecht befunden werden koennte.
Ich habe nicht gesagt, dass es von der (Un-)Logik her notwendig ist, die zweite Seite weiblich zu besetzen. Aber sie muss besetzt werden, und diese Besetzung musste ârationalâ begruendet werden, jeweils mit der neuesten Wissenschaft, das vorletzte war Biologie und Darwinismus, zur Zeit werden Neurologie und Psychologie bemueht, um das Rollenverhalten zu begruenden.
guter satz! gefaellt mir! soziale abhaengigkeit hat nichts,
aber absolut nichts mit wirtschaftlicher abhaengigkeit zu tun.
wahren wir die wirtschaftliche abhaengigkeit, foerdern wir die
soziale unabhaengigkeit.
Wenn Du mir den dunklen Sinn dieser Worte erklaeren wolltest?
zu deinen untenstehenden worten:
es tut mir leid, wenn ich das so sage, fuer mich sind das
banale aber haarstraeubende aussagen (zb: Und damit wird Heim
und Herd zur Aufgabe der Frau) verkleidet in einem wilden
durcheinander von diversen themenâŠ
Sicher. Erst hat die Frau gar keine Vernunft, ist rein mechanisch wie ein Tier (Descartes mit seiner Tautologie "Ich denke, also bin ich). Dann wird wild biologisiert, Frauen das schon immer aus biologischen Gruenden schwache Geschlecht. Heutzutage sind eben Maenner vom Mars und Frauen von der Venus und alles ist ein Diskursproblem. Haetten wir die richtigen Worte, dann haetten wir keine Probleme.
Die Idee sozialer Unabhaengigkeit gipfelt in der Idee des
freien, autonomen Willens, der dann in irgendwelchen
Quanteneffekten gesucht wird.
Das wurde letztens im Philosophiebrett wieder hochgebracht.
Das konnte sich der Buerger Kant
erlauben, da er als Uni-Prof Oberhaupt eines Grosshaushalts
(mit zugehoerigem Gesinde) war.
Mit Koechin und Hausdiener kann man leicht ueber die Probleme der reinen Vernunft philosophieren und ueber das Prinzip des freien Willens.
Fuer den heutigen Single ist::es wohl eher ein Alptraum.
Wieviele Singles sind mit ihrer Autonomie gluecklich?
Wirtschaft zur Zeit eines Adam Smith konnte noch als das
Wirken unabhaengiger Warenproduzenten aufgefasst werden, die
ihr Tun auf dem Markt ueber Kauf und Verkauf regeln.
Das ist sicher eine Banalitaet.
Die
Produktionsvorgaenge heute sind so stark vernetzt, dass die
Fassade des Marktes nur noch unter grossen Muehen aufrecht
erhalten wird, u.a. durch Controlling, Standardisierung,âŠ
Und das sicher auch.
Der Erwerbsmensch als Unternehmer seiner eigenen Arbeitskraft
beteiligt sich an dieser Wirtschaftsmaschine, indem er kuehl
und rational seinen Job erledigt im Austausch gegen das
âLebensmittelâ Geld. Dieses tauscht er dann gegen den Output
dieser Wirtschaftsmaschine ein, ohne dass dieser Output mit
dem Input Arbeitskraft anders als eben durch das Geld
verbunden waere.
Das kann man simplifizierend nennen, aber ich sehe nicht, dass es grundsaetzlich falsch ist.
In diesem ganzen Prozess hat er/sie sich nicht als
biologischen Menschen, sondern als gefuehllosen, praezise
funktionierenden Teil dieser Maschine zu verstehen. Dass man
diese Art Persoenlichkeit nicht einfach nach Feierabend
loswird, ist eine schon etwas laenger bekannte Geschichte, was
dann so nette Uebungen wie die Suche nach dem inneren Kind
inspiriert.
Davon hast Du oben mit Deiner 50%-Partnerschaft ein sehr gutes Beispiel gegeben. Wir, insbesondere die Maenner oder ehemalige Nur-Maennerpositionen ausfuehrende Frauen, denken fast nur noch in quantifizierbaren Tauschverhaeltnissen, alles ist Ware, alles kann gerecht und fair durch Vertraege geregelt werdenâŠ
Ciao Lutz