Hallo,
was ist das eigentlich, wenn von einem „guten Autofahrer“ die Rede ist? Wenn nicht nur Einzelfälle „…also, ich kenn’ da eine …“ gemeint sind, wenn nicht nur Vorurteile gepflegt werden sollen, kann die Statistik helfen. Auch diese vermeintlich unbestechlichen Daten sind dann noch interpretationsbedürftig.
Deshalb zunächst: Was zeichnet einen guten Autofahrer, eine gute Autofahrerin aus? Mit möglichst viel Getöse durch die Gegend donnern? Bei 50 m Sicht alles aus der Karre herausholen? Überholen um jeden Preis? Das und ähnliches kann’s nicht sein. Aber auf möglichst wenige Unfälle pro Kilometer, Verletzte pro Kilometer oder Tote pro Kilometer kann man sich als Kriterium sicher einigen. Dabei darf man nicht übersehen, daß Frauen durchschnittlich leistungsschwächere Fahrzeuge als Männer fahren und mehr Kurzstrecken zurücklegen. Das hat u. a. seine Ursachen in der überwiegend vorherrschenden Rollenverteilung. Man kann also nicht alle Faktoren in einer griffigen Vergleichszahl unterbringen. Aber Tendenzen lassen sich klipp und klar ablesen.
So veröffentlicht das Statistische Bundesamt:
Frauen im Straßenverkehr:
Geringere Unfallbeteiligung und seltener schuld an Unfällen als Männer
Das Statistische Bundesamt hat in einer Sonderauswertung die Beteiligung von Männern und Frauen an Straßenverkehrsunfällen analysiert. Dabei wurde folgendes festgestellt: 1996 verunglückten in Deutschland 209 291 Frauen und 291 466 Männer im Straßenverkehr. Bei den Getöteten sind die Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern noch größer: An den Unfallfolgen verstarben 2 319 Frauen und 6 432 Männer - das entspricht fast einem Verhältnis von 1:3. Damit waren 42 % aller
Verunglückten und 26 % aller Getöteten weiblichen Geschlechts. Der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung beträgt 51 %.
In allen Altersgruppen - von den Kindern bis zu den Senioren - haben die Männer bezogen auf die jeweiligen Bevölkerungszahlen ein höheres Unfallrisiko als die Frauen. Je 100 000 Einwohner (der jeweiligen Altersgruppe und des Geschlechts) verunglückten im Straßenverkehr: 415 Jungen und 314 Mädchen unter 15 Jahren, 1
523 bzw. 953 15- bis 18jährige Männer und Frauen, 2 032 bzw. 1 391 18- bis 25jährige, 674 bzw. 497 25- bis 65jährige sowie 313 bzw. 227 über 65 Jahre.
Die Mehrheit der Verunglückten kam im Pkw zu Schaden, nämlich 71 % der verunglückten Frauen und 58 % der verunglückten Männer. Die Männer saßen dabei häufiger selbst am Steuer, sie verunglückten zu 75 % als Fahrer des Pkw, Frauen zu 54 %.
31 % der an Straßenverkehrsunfällen mit Personenschaden beteiligten Pkw wurden 1996 von Frauen gesteuert. Pkw-Fahrerinnen trugen dabei nicht so häufig die
Hauptschuld am Unfall, in den sie verwickelt waren, wie die Pkw-Fahrer. 55 % der unfallbeteiligten Männer waren Hauptverursacher eines Unfalls mit
Personenschaden gegenüber 51 % der unfallbeteiligten Frauen.
Unfälle, die von Pkw-Fahrerinnen verursacht wurden, waren zudem meist weniger folgenschwer als die von Pkw-Fahrern. Je 1 000 Unfälle mit Personenschaden, bei denen eine Frau Hauptverursacherin war, verunglückten insgesamt 1 392 Personen, davon wurden 14 Personen getötet, 278 schwer- und 1 100 leichtverletzt. Bei den von Pkw-Fahrern verursachten Unfällen verunglückten 1 425 Personen je 1 000 Unfälle mit Personenschaden, davon wurden 29 Personen getötet, 317 schwer- und 1079 leichtverletzt.
Bei beiden Geschlechtern stellte die Unfallursache „nicht angepaßte Geschwindigkeit“ das häufigste Fehlverhalten dar, diese wurde mit 18 % den männlichen
Autofahrern von der Polizei aber erheblich häufiger vorgeworfen als den Autofahrerinnen mit 12 %. Frauen fielen im Vergleich zu den Männern seltener durch „Alkoholeinfluß“ (1,5 % zu 6,6 %) sowie durch „Fehler beim Überholen“ (1,8 % zu 3,0 %) auf; sie begingen dagegen häufiger Vorfahrts-/Vorrangfehler (12 % zu 10 %) sowie „Fehler beim Abbiegen, Wenden etc.“ (10 % zu 9,5 %) als die männlichen Pkw-Fahrer.
Frauen waren im Vergleich zu Männern häufiger mit leistungsschwächeren Fahrzeugen in Unfälle verwickelt. 19 % der unfallbeteiligten Frauen fuhren einen Pkw mit
einer Motorleistung unter 40 kW (54 PS), dagegen waren dies nur 7,8 % der Männer. Am Steuer eines Pkw mit über 90 kW (122 PS) Motorleistung saßen nur 7,9 % der Frauen, jedoch 16 % der Männer.
Ende des Zitats.
Es gibt bestimmt ein geschlechtsspezifisches Verhalten, wodurch auch immer verursacht. Ein junger Mann von 18 Jahren, der gerade ein paar Wochen seinen Führerschein hat, ist felsenfest überzeugt, ein absolut sicherer Fahrer zu sein. Mit diesem mangelhaften Gefahrenbewußtsein ist die Mehrzahl der Jungspunde denn auch unterwegs. Eine junge Frau wird viel eher Unsicherheiten zugeben und entsprechend vorsichtiger fahren. Der gleichaltrige Mann schließt daraus, Frauen können schlechter fahren.
Gruß
Wolfgang