Freier oder sozialer WohnungsBAUmarkt?

Hallo,

was kann der freie Wohnungsbaumarkt nicht badecken, was kann umgekehrt der soziale Wohnungsbaumarkt genau so wenig? Welchem Weg sollte Vorgang gegeben werden? Gibt es vielleicht eine Art dritter Weg?

Grüße mki

Es gibt in Deutschland keinen freien Wohnungsmarkt. Neben dem Arbeitsmarkt ist der Wohnungsmarkt der regulierteste Markt, den wir in Deutschland haben und genau das ist der Grund dafür, warum über Jahrzehnte weniger Wohnraum geschaffen als benötigt wurde. Sozialer Wohnraum wurde von den Gemeinden zu wenig geschaffen (wobei man über den Sinn bzw. Effizienz aus vielerlei Gründen auch streiten kann) und der geförderte Wohnungsbau ist spätestens seit dem Eingriff durch die Mietpreisbremse vollends am Boden.

Ich schrieb es neulich schon einmal und wiederhole mich gerne: jede Maßnahme des Gesetzgebers mit dem Ziel, die Rechte der Mieter zu stärken, und jedes Urteil mit dem Ziel, die Rechte der Mieter zu stärken, wirkt kontraproduktiv zu dem Ziel, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Hinzu kommen die Bauvorschriften, die es schlichtweg unrentabel machen, günstigen Wohnraum zu schaffen. Im Gegensatz zu Herstellern günstiger Autos kommt man als „Hersteller“ günstiger Wohnungen auf keinen grünen Zweig.

Auch wenn jetzt wieder viele aufschreien werden: die einzig zielführende Maßnahme, um mehr Wohnraum zu schaffen (was dann am Ende auch wieder Auswirkungen auf die Mieten haben wird), ist, den Wohnungsmarkt zu liberalisieren. Das Überangebot, was dann entsteht, wird dann auch wieder für fallende Mieten sorgen.

Da das aber eh nicht kommt, ist davon auszugehen, daß die Mieten weiter steigen bis eine Trendumkehr in der Bevölkerung einsetzt, d.h. die Leute nicht mit immer weniger Personen in immer größeren Wohnungen wohnen.

Moin,

in erster Linie müsste das Steuerrecht vereinfacht werden…:
„X-Prozent für alle Einkommen“ ohne Wenn und Aber um allen „Steuersparmodellen“ das Wasser abzugraben.
und „X-Prozent“ auf alle Grunderwerbsdeals…unabhängig von Land und Leuten…Beteligungen hin oder her.

Den Rest erledigt dann der Markt…wie @C_punkt schon schrieb

Hallo

Man könnte vielleicht wieder den gemeinnützigen Wohnungsbau steuerlich fördern.

An die Wohltaten des freien Marktes glaube ich nicht so ganz. Ich stelle mir eher vor, dass dann in München, Hamburg, Köln usw. so viele schlecht isolierte Hochhäuser auf engem Raum gebaut würden, dass hinterher keiner mehr weiß, warum er überhaupt mal unbedingt in so eine häßliche Stadt ziehen wollte.

Ansonsten bin ich einfach dagegen, die beliebten Städte immer größer werden zu lassen. Das geht doch einfach nicht, dass 80 Millionen Leute auf der selben Stelle wohnen, und der Rest des Landes steht leer.
Ich wäre eher dafür, sich was einfallen zu lassen, wie abgelegenere Städte attraktiver werden können.

Ich glaube dein Kommentar übersieht geflissentlich, dass die derzeit implementierten Maßnahmen ja erst eine Reaktion auf eine immer weiter ausser Kontrollere geratenen Preisspirale auf dem Wohnungsmarkt waren.

Es darf daher getrost bezweifelt werden, dass eine Re-Liberalisierung des Wohnungsmarktes Verbesserungen bringt.

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Meines Erachtens sind Einkommen schon mal kein gutes Ziel für Steuern. Da die zunehmende Produktivität in der Industrie nicht bei den Löhnen hängenbleibt, und die Zahl der Arbeitnehmer langfristig sinkt, sollte man die Steuern eher auf die Produktivität erheben, nicht auf die Löhne.

Davon mal ganz abgesehen, dürfte dein Vorschlag zu einem erheblichen Verlust an Einnahmen führen - der Spitzensteuersatz hat schon einen Sinn - wer viel verdient kann auch viel abgeben.

„Der Markt“ regelt nen Scheiss sag ich mal. Schau dir doch mal die Armutsquote in Ländern mit komplett freier Marktwirtschaft an. Dieses neoliberale Gewäsch von der Marktmacht hat bisher noch nie dazu beigetragen, dass es allen Menschen besser geht…

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Die außer Kontrolle geratene Preisspirale war bereits vor 25 Jahren absehbar und wurde verursacht durch eine Überregulierung des Mietmarktes, mieterfreundliche Gesetzgebung und mieterfreundliche Rechtsprechung, durch Fehlsteuerungen bei Sozialwohnungen (Fehlbelegungsabgabe) und diverses anderes mehr. Das meiste wirkte indirekt über die Vermieter, für die es immer unattraktiver wurde, Wohnungen zu errichten, weil man befürchten muß, daß man Leute, die ihre Miete nicht bezahlen und sich anderweitig nicht vertragskonform verhalten, nicht wieder los wird. Es folgte u.a. der Genbiestreich, die Kündigungsfristen bei längerer Mietdauer asymmetrisch zu gestalten, die Vorauszahlung der gesamten Kaution zu verbieten usw. usf. Die Liste ließe sich nahezu unbegrenzt fortsetzen.

Wer glaubt, daß das Angebot an Wohnungen dadurch steigern kann, daß er dem Vermieter noch mehr Steine in den Weg zu legen, eine adäquate Rendite zu erzielen, lebt in einer Traumwelt oder in falschen Wirtschaftssystem. Das erinnert mich an die Versuche, mehr Arbeitsplätze dadurch zu schaffen, daß man die Anreize reduziert, neue Mitarbeiter einzustellen. Gewerkschaften und Politiker sind insofern auch in dem Bereich echte Experten.

Es gibt zwei Möglichkeiten, den Angebot an Wohnraum zu steigern: entweder, man sorgt dafür, daß die Marktteilnehmer selber auf den Trichter kommen, daß sich die Vermietung von Wohnraum lohnt oder der Staat muß das selber erledigen. Natürlich kann man glauben, daß der Staat besser als die Wirtschaftsteilnehmer weiß, wie die Nachfrage mittelfristig aussieht, aber das funktionierte in den meisten bekannten Fällen nicht.

Im übrigen redet ja niemand von komplett freier Marktwirtschaft. Daß es Regulierungen geben muß, bestreitet niemand, nur ist x+1 nicht unbedingt besser und wirksamer als x. Was den Wohnungsmarkt angeht, haben wir den sinnvollen Bereich schon lange weit hinter uns gelassen.

Hier eine etwas vollständigere Liste:

Servus,

daran, dass man auf Einkünfte Steuern bezahlen msus, liegt es nicht. Welcher Bauherr wird denn dadurch von der Schaffung von Wohnraum abgehalten? Auch Immo-Eigentümer können üblicherweise rechnen und lassen sich nicht durch Bildzeitungs-Parolen beirren.

Schöne Grüße

MM

Was spricht denn eigentlich dagegen, dass Arbeitnehmer möglichst nahe an ihren Arbeitsplätzen wohnen? Eine Stunde und mehr morgens und nachmittags in den Ruinen zu verbringen, die von der DB übrig sind, ist weder lustig noch wünschenswert.

Schwebt Dir etwa vor, eine Kategorie von Menschen abzusondern, denen weder Arbeit noch brauchbare Versorgungsquellen und Dienstleistungen zur Verfügung stehen sollen, und diese dann in Gemeindebauten irgendwo in den Mittelgebirgen oder in der Niederlausitz einzuweisen?

Schöne Grüße

MM

- in dessen unmittelbarer Nachbarschaft gerade der ehedem größte Postbahnhof Deutschlands durch Bauten mit Wohnungen für einige Hundert Menschen ersetzt wird, ganz ohne öffentliche Mittel, und obwohl Diringer und Scheidel Steuern zahlen muss wie alle Immo-Unternehmen, und ohne dass die bebaute Fläche der Stadt Mannheim dadurch auch nur um zwanzig Quadratmeter größer würde -

Dank der genialen Forumssoftware, kann man natürlich so auf einen Artikel verlinken, daß man diesen sofort lesen kann, wenn man auf den Link klickt. Stattdessen muß man auf den kleinen Pfeil oben rechts klicken:

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Die Schaffung von Wohnraum durch Förderung hat man neulich ganz elegant torpediert, indem man diese Projekte einfach mal der Mietpreisbremse unterworfen hat, so daß sie nach Ablauf der 20 Jahre, in denen die Mieten begrenzt waren, diese nicht - wie eigentlich vorgesehen - auf das ortsübliche Niveau anheben konnten. Daß man so alle Kalkulationen, die auf Jahrzehnte ausgelegt waren, zerschossen hat, ist natürlich keinem Investor entgangen. Und so ist dieses Instrument zumindest in den Regionen, in denen die Mietpreisbremse gilt (und das sind ja die, in denen dringend neuer Wohnraum benötigt wird), quasi abgeschafft worden.

Einer von vielen cleveren Schachzügen, mit denen der Gesetzgeber genau das Gegenteil von dem erreicht hat, was eigentlich erreicht werden sollte.

Im übrigen sollte man mal der Frage nachgehen, wieso der Wohnraum nicht erst seit 2015 in manchen Regionen knapp geworden ist.

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Hallo,

@mki, in Deiner Frage und den bisherigen Antworten schwingt eine grundsätzliche Frage mit, die sich die Gesellschaft stellen muss:

Ist der Wohnungsmarkt ein Markt wie jeder andere, wie zum Beispiel die Märkte für Hamburger, Computer, Gold oder Edelsteine?

Kann man diesen also Markt weitgehend unreglementiert sich selbst überlassen und darauf hoffen, dass immer mehr Wohnungen „produziert“ werden, und so das Angebot die Nachfrage übersteigt? Bei Hamburgern und Computern ist es praktisch so. Da hat sich ein recht stabiler Markt eines dauerhaften Überangebotes entwickelt. Beide Waren sind jederzeit in verschiedenen Qualitäten zu verschiedenen Preisen verfügbar.

Oder werden Wohnungen weiterhin Mangelware sein, die Handelsspekulationen unterworfen sind wie Gold und Edelsteine?

Sind Wohnungen ein so gesellschaftlich wichtiges Handelsgut, dass man Angebot und Nachfrage zum Wohle der Gesellschaft kontrollieren und gegebenenfalls marktregulierend eingreifen sollte?

An den Diskussionen, @mki, kannst Du sehen, dass es scheinbar zwei radikale Richtungen gibt. Die einen hängen dem Mantra an „der Markt wird es schon richten“, die zweite wiederholt gebetsmühlenartig „mit Wohnungen sollte niemand reich werden können.“ Beide Varianten halte ich für Fanatismus. Und Fanatismus halte ich für den gefährlichsten „Ismus“, den die Menschheit hervorgebracht hat.

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Der Wohnungsmarkt ist nicht wie der Markt für Hamburger, sie können nicht in scheinbar beliebiger Menge und zu jedem gewünschte Preis „produziert“ werden. Das ist sicher jedem klar.

Doch ich glaube nicht, dass der Markt den Wunsch nach genügend Auswahl an verschiedenen Wohnungen zu verschiedenen Preisen erfüllen kann. Die derzeitige Menge ist begrenzt und wird auf lange Zeit die Nachfrage nicht erfüllen können. In den meisten Regionen Deutschlands stehen weniger als 1% aller Wohnungen zum „Handel“ frei. Wir können in den letzten 30 Jahren eine Konzentration des Eigentums auf immer weniger, immer größere Teilnehmer beobachten. Deren erstes Interesse gilt aber nicht dem Wohlbefinden der Gesellschaft, sondern den Interessen der Besitzstandsmehrung der Kapitalgeber - mir erscheint das logisch und verständlich.

Und jetzt stellt sich die Frage: wie kann das Kapital der Wohnungseigentümer noch stärker mit möglichst wenig Aufwand gemehrt werden? Indem man mehr Wohnungen baut, als Nachfrage besteht? Oder in dem man die Miete erhöht?

Aus meiner Sicht ist der zweite Weg der effektivste, wird also vom „Kapital“ bevorzugt werden. Und das alles führt dann zu dem, was man seit Beginn des Kapitalismus beobachten kann: freie Märkte führen zu Konzentrationen, Konzentrationen führen zu geringerer Vielfalt und irgendwann führt das alles zu hohen Preisen und/oder Blasen, die zum Schaden der Gesellschaft platzen.

Was will ich mit all dem sagen? Der „freie“ Wohnungsmarkt als alleinige Angebotsform wird aus meiner Sicht gesellschaftlich nicht ausreichen - zu groß ist der Interessenunterschied zwischen Mietern und Besitzern. Im Gegensatz zu einem Hamburger oder einen Computer ist eine Wohnung ein „must-have“ - ohne Dach über dem Kopf wollen die meisten Menschen nicht leben. Daher muss auch der soziale (von der Gesellschaft gestützte) Wohnungsbau eine Chance haben. Als Mittelweg kann man vielleicht die (nicht gewinnorientierten) Wohnungsbaugenossenschaften ansehen.

Was könnte man noch tun?

Städte sollten aufhören, Bauland an den meistbietenden zu verkaufen. Der Landpreis wird bei der späteren Vermietung der Mieter bezahlen müssen. In Berlin, wo es noch seit Kriegszeiten viele Lücken gibt, kann dieses Prinzip schon mal einige Euro Miete pro m² ausmachen. Vielleicht sollten die Städte sogar gemeinnützigem Wohnen einen gewissen Vorrang geben - möglicherweise indem man einen gewisse Anteil pro „Bezirk“ zuerst zur 99-Jahres-Pacht mit Vorkaufsrecht ausschreiben muss.

Man müsste die Genehmigungsverfahren beschleunigen. In Berlin kann es einige Jahre dauern, bis ein Bauantrag für eine einzelne Lückenbebauung durch ist. Dabei diskutiert man aber oft nur über Kleinigkeiten, deren Argumente sich dem durchschnittlichen Bürger nicht erschließen. (In einem mir gut bekannten Fall dauerte die „Genehmigung“ 7 Jahre! mit Gerichtsverfahren, Ortsterminen und allem drum und dran.)

Vielleicht sollte man auch über das (zeitweilige) Einfrieren oder gar Zurückführen einiger Brandschutzverordnungen nachdenken. Ja, das Leben von Menschen ist wichtig, doch einige „Kleinigkeiten“ lassen die Kosten stark in die Höhe schnellen und bringen nur wenig mehr Schutz.

Es gibt Überlegungen, ob man „Standardhäuser“ entwickelt. Diese sollen dann so eine Art „Allgemeiner Bauerlaubnis“ bekommen. Es würde also im Genehmigungsverfahren nicht mehr der Bau an sich begutachtet werden müssen, sondern nur, ob er an diese Stelle mit dieser Ausrichtung etc. passt. Dass kann die Genehmigung und den Bau beschleunigen, sowie den Bau auf Grund von Standardteilen preiswerter machen. Allerdings wird es auch dazu führen, dass die Bauten etwas uniformer werden. Hier muss sich die Gesellschaft wieder die Frage stellen, was sie will. (In Berlin beobachte ich schon zwei Bauwerkstypen, bei denen dieses Prinzip umgesetzt wird: Schulen und "Erst"unterkünfte für Migranten.)

Und letzten Endes könnte man es wie Wien machen. In einem Fernsehbericht über die Wiener Baugeschichte wurde erwähnt, dass es seit Jahrzehnten schon nicht möglich ist, reine „Häuser oder Viertel für Reiche“ zu bauen. Man muss stets eine Balance in der Miete halten. Es ist eine Prozentzahl von Sozialwohnungen und preiswerten Wohnungen vorgeschrieben. Auch erhält nicht der den Zuschlag für Bauland, der den höchsten Preis bezahlt, sondern der, der das gesellschaftlich ausgewogenste Gesamtkonzept vorweist. Mir ist bewusst, daß auch das kein goldener Weg ist und Wien Probleme mit zu wenig Wohnungen hat - aber als Ansatz für Diskussionen kann man darauf einen Blick werfen.

Vielleicht müsste man auch die Umlage bei Modernisierungen reformieren. Modernisierungen finde ich richtig und wichtig. Ich selbst profitiere davon. Mein Haus wurde vor wenigen Jahren mit einem Aufzug ausgestattet, behindertengerecht umgebaut, Heiz- und Elektroanlage modernisiert und der Balkon deutlich vergrößert. Hätte meine Genossenschaft die Miete um 11% der Modernisierungskosten angehoben, hätte ich mir die Wohnung nicht mehr leisten können. Wie könnte man also die Umlage reformieren und sie nicht gleichzeitig komplett unrentabel machen? Modernisierungen werden meist über Kredite finanziert. Der Kredit meiner Modernisierung über 20 Jahre. Warum sollte ich die Modernisierung also in 9 Jahren abbezahlen? Warum muss ich selbst nach dem „Abbezahlen“ der Modernisierung weiterhin die erhöhte Miete bezahlen? Ich denke, wenn man die Umlage auf 4 bis 5 % beschränken würde, würden die Modernisierungen nicht zum Stillstand kommen (schließlich hat ja auch der Besitzer ein Interesse daran, dass seine Ware dem allgemeinen Standard entspricht) und für die bisher wohnenden, wäre es deutlich leichter zu tragen.

Grüße
Pierre

P.S.: Es gäbe noch einen anderen Lösungsweg: es könnten wieder 3 Generationen einer Familie in einer 1-Raum-Wohnung auf dem 3. Hinterhof leben - aber ich glaube, das ist akzeptieren momentan nur die wenigsten …

P.P.S.: ich kann mich dunkel erinnern, dass ich vor vielen Jahren mal die Kritik eines Zeitungsinterviews las. Darin sagte ein Banker, Wirtschaftswissenschaftler, was auch immer, dass die Mieten in Berlin, Hamburg und Frankfurt noch weit weg sind, von denen in Paris oder London. Da gäbe es noch viel Luft und viel Rendite, die sich heraus holen ließe. Man könnte also auf die Idee kommen, dass die derzeitige Situation und die eher lieblosen aber auf jeden Fall zum größten Teil wirkungslosen Eingriffe einen Plan zur Grundlage haben, an dem seit langer Zeit gearbeitet wird.

P.P.P.S.: ich habe schon wieder deutlich mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte …

und zum letzten - P.P.P.P.S.: ich behaupte nicht, dass meine Ausführungen den einzig gangbaren Weg darstellen - zu viele Interessen gilt es zu beachten und so gut wie möglich zu bewahren. Ich will einfach nur weg von diesem Scheuklappendenken, dass einen einzigen Weg fanatisch als angeblich alternativlos hinstellt und jede weitere Diskussion mit Scheinargumenten und Whatabaoutisms im Keim zu ersticken versucht.

Es gibt in Deutschland ungefähr 60 Mio. Mieter in 20 Mio. Mietwohnungen. Die größten drei Wohnungsunternehmen haben zusammen gerade einmal 630.000 Wohnungen im Bestand, wovon schon knapp 400.000 auf Vonovia entfallen. Die zehntgrößte Gesellschaft hat gerade mal 60.000 Wohnungen im Bestand.

Kurz gesagt: von einer Konzentration kann keine Rede sein. Die meisten Menschen wohnen in Mehrfamilienhäusern, die einer oder mehreren Privatpersonen gehören. Ein anderer großer Block (vor allem im Neubaubereich) sind Fondstrukturen, die sich über Privatpersonen finanzieren.

Ich war 20 Jahre in meinem Leben Mieter und habe nie eine Mieterhöhung erlebt. Meine Oma hat fast 50 Jahre in einer Wohnung gelebt und keine Handvoll Mieterhöhungen erlebt, wobei die knappe Handvoll nach Modernisierungen stattgefunden hat. Tatsächlich kenne ich niemanden, der Mieterhöhungen „einfach mal so“ erlebt hätte (bis neulich, siehe unten) und die meisten meiner Bekannten wohnen in Düsseldorf und Umland.

Mieterhöhungen finden in der Regel statt, wenn der Mieter wechselt. Dagegen soll die Mietpreisbremse wirken. Was passiert also? Die Eigentümer fangen an, die Mieten auch im Bestand in Richtung ortsüblicher Vergleichsmiete zu erhöhen (d.h. da war sie vorher nicht), damit sie bei Neuvermietungen erhöhen können und nicht die die Neuvermietungsmietpreisbremse ausgebremst werden.

Zusammengefaßt:

  1. Nur ein Bruchteil der Mietwohnungen befindet sich im Bestand von riesigen Wohnungsgesellschaften.
  2. Die Mieten im Bestand lagen bisher gerade bei langjährigen Mietern oftmals unter der ortsüblichen Vergleichsmiete, weil die Mieten eben nicht erhöht werden.
  3. Die Mietpreisbremse erreicht das Gegenteil von dem, was gewollt ist, nämlich die Mieterhöhung im Bestand.

Und noch ergänzend: gerade Immobiliengesellschaften denken anders als Privatpersonen. Miete wird investiert und nicht ausgeschüttet, damit das Vermögen erhalten bleibt. Investiert wird in den Bestand, aber natürlich auch in neue Objekte.

Bis wir bundesweit oder auch regional echte Konzentrationen haben (wenn man mal von Werkswohnungssiedlungen absieht), fließt noch sehr, sehr viel Wasser den Rhein hinunter.

Insgesamt ist die Sache eigentlich einfach: je attraktiver es ist, Wohnungen zu bauen, desto mehr wird das geschehen. Je unattraktiver es ist, desto weniger wird es passieren. In den letzten 30 Jahren oder so wollten alle Regierungen eigentlich ersteres, handelten aber nach dem zweiten Konzept.

Gruß
C.

Du vergisst die unzähligen „grauen“ Inhaber - GmbHen, die als Gesellschafter, GmbHen haben, die wiederum …. irgendwo sitzen dahinter Beteiligungsgesellschaften und ausländische Fonds, deren finanziell begünstigte dann ausländische Oligarchen, mafiöse Vereinigungen oder andere fragwürdige Personen(gruppen) sind. Eigentlich sollte mit dem GmbH-Gesetz von 2008 deutlich mehr Transparenz geschaffen werden. Doch praktisch läuft das ins leere. Es gibt in Berlin ganze Häuserzeilen, bei denen der Stadt nicht bekannt ist, wer letzten Endes die Gewinne einzieht.

Und dass ich die Konzentration nicht als punktuelle Situation, sondern als Vorgang betrachte, der lief, läuft und wahrscheinlich weiter laufen wird, meinte ich, deutlich formuliert zu haben.

Meine Oma lebt ähnlich lange in ihrer Genossenschaftswohnung. Sie hat ähnliche Erfahrungen gemacht - Erhöhung jeweils nur nach Modernisierungen. Meine Eltern wohnen seit gut 10 Jahren in einer privaten Wohnung - so oft wie möglich gibt es eine „Anpassung an den Mietspiegel“. Was natürlich zu einer Korrektur des Mietspiegels führt - eine tolle Spirale.

Sollte … Dass das praktisch nicht wirkt, wird oft genug in den Medien breit getreten. Selbst bei der Regierung ist das inzwischen angekommen und man überlegt, mal wieder daran herum zu doktern.

Du willst also behaupten, dass z.B. die Vonovia AG kein Dividende ausschüttet und im Gegensatz zu allen anderen AGs kein Interesse an steigenden Gewinnen und daraus resultierenden steigenden Aktienkursen hat?!

Bei meiner Genossenschaft ist es in der Tat so, dass sie die Erlöse refinanziert. Sie hat sich gemäß Satzung dazu verpflichtet.

Grüße

… waere selber bauen und vermieten, dann kannst Du selbst entscheiden, ob Du die zulaessig erreichbare (mit Gesetzen und Verordnungen definierte) Miete voll verlangst, oder Deine soziale Ader hervorkehrst und billiger vermietest, zum Beispiel fuer die Haelfte.

Ist doch eigentlich richtig, denn wenn die Miete sich dann plötzlich enorm erhöht, sollen die Leute dann umziehen, oder was soll dann passieren? Oder darf sich die Miete sowieso nicht besonders stark erhöhen, solange die selben Mieter drin bleiben?

Wenn die Mieter wechseln, sollte man bei einer freigewordenen ehem. Sozialwohnung eine Ausnahme von der Mietpreisbremse machen.

Nichts natürlich.
Aber man könnte z. B. viele Behörden in strukturschwache Gegenden verlegen und in den Großstädten nur noch Außenstellen betreiben. Zugriff auf die Vorgänge sind ja sowieso meistens digital.

Wenn das stimmt - handeln dann alle Maklerbüros und Bauträger illegal?

Wo und wie verläuft die Streitlinie?

Möglich, dass die Mietpreisbremse erst zeitlich verzögert wirkt? Die Nachfrage nach gehobenem Wohnkomfort hält sicher nicht ewig an.

Beispiele bitte.

Wie ließe sich eine künstliche Wohnraumverknappung verhindern? „Es gibt keinen freien Wohnungsmarkt!“, erinnere ich mich von Dir gelesen zu haben. Das befürchte ich nämlich auch.

Grüße mki