Freundin mit psychischen Problemen!

Hallo liebe Experten!

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Eine Freundin von mir (naja, gute Bekannte trifft es eher) hat psychische Probleme.
Sie hat vor kurzem für drei Wochen bei mir gewohnt bis sie in eine psychosomatische Klinik gegangen ist. Dort droht ihr nun der Rauswurf.

Sie ist gebürtige Italienerin, 47 Jahre alt, hat keinen Job, wohnt seit Monaten reihum bei Freunden, weil sie nach der Trennung von ihrem Freund nicht mehr in ihrer Wohnung bleiben kann ( er wohnt direkt um die Ecke).

Ich glaube, ich hätte gern eine Einschätzung, was mit ihr los ist und was ihr helfen könnte.
Meine Beobachtungen:
Sie ist super nervös, redet oft vor sich hin „das wird schon, das wird schon“, hat einerseits einen Hygienefimmel, kümmert sich an anderer Stelle überhaupt nicht um Hygiene, sie hat tausend Klamotten, die sie in der ganzen Wohnung verteilen würde, wenn ich sie nicht daran hindern würde.
Sie fragt mich ständig, ob wir dieses oder jenes nicht aufheben sollten, wirft nicht mal Plastikschalen von Weintrauben weg, sammelt alles und stopft es in jede Ecke.
Sie saß den ganzen Tag nackt auf meinem Balkon, weil sie die Sonne so bräuchte, ein Riesenvergnügen für meine Nachbarn…
Sie geht ständig über die Grenzen anderer Menschen, ist selbst aber total verletzlich und zieht sich dann ganz schnell zurück.

Ihre Psychotherapeutin hat für sie keine Termine mehr, hat sie deshalb in die Psychosomatische Klinik eingewiesen, in der sie arbeitet. Dort hat sie aber auch keine Zeit für sie und sie ist einer anderen Therapeutin dort zugewiesen.

In die Klinik wollte sie 3 große Koffer, 4 Rucksäcke und mehrere Taschen mitnehmen und es hat einiges an Kraft gekostet und einen Anruf in der Klinik, um sie zu überzeugen, dass das nicht geht.

Nun soll sie dort rausgeworfen werden, weil sie in dem kleinen Zimmer, dass sie sich mit einer anderen Patientin teilt, Räucherstäbchen anmacht, einen Freund reinlässt ohne die Mitpatienten zu fragen, und weil sie wohl dauernd 1000 Fragen stellt (das hat sie bei mir auch gemacht, kann wirklich. nerven). Man will sie in eine Psychiatrisch-psychosomatische Klinik überweisen. Das halte ich für sinnvoll, aber die Klinik hat leider sehr schlechte Bewertungen.

Ich denke, dass die in der jetzigen Klinik noch nicht verstanden haben, was mit ihr los ist und sie loswerden wollen, sie aber wenigstens die richtige Alternative vorschlagen.

Liege ich richtig mit der Vermutung, dass sie ein Fall für die Psychiatrie ist und nicht nur für ne Psychosomatik? Ich merke nur, dass sie mich schon wieder einspannen will und ich das nicht aushalte, weil ich selbst viel Ruhe brauche und dieses Chaos, was sie verbreitet, mich krank macht.

Und kann ich ihr helfen, ohne selbst draufzuzahlen?

Für eure Einschätzungen - auch wenn es nur Ferndiagnosen sind - wäre ich aufgeschlossen.

Danke und Gruß, Diva

Hi DDD,

inhaltlich kann ich gar nix beitragen. Aber wenn ich das richtig verstehe, soll sie in eine Klinik der „richtigen Art“ überwiesen werden und nur die konkrete Klinik missfällt, weil die Bewertungen schlecht sind. Gäbe es denn bessere Kliniken dieser Art? Und wenn ja: wäre eine Überweisung in diese bessere Klinik möglich / denkbar?

wink

Jana

Tja, wie soll ich das wissen? Natürlich gibt es hier einige psychiatrische Kliniken in der Nähe. Aber ich kann mich da ja jetzt nicht einschalten, in ihrer aktuellen Klinik anrufen und sagen „Überweisen Sie sie doch bitte hierhin und nicht dorthin“.
Das steht mir nicht zu und ich will mich auch nicht so vereinnahmen lassen.
Diese Freundin ist wie ein Krake - was sicher ihrer Erkrankung geschuldet ist - aber ich halte ihr Chaos nicht gut aus und bin auch ab nächste Woche für 4 Wochen nicht da, um mich zu kümmern.

Naja, danke!
Gruß, Diva

Hat Deine Freundin denn irgendjemanden, der sich um sie kümmert? Dass Du Dich da nicht allzu weit reinziehen lassen willst ist ja perfekt okay (Du hast ja auch genügend eigene Igel zu kämmen…). Die Frage ist nur, was Du für sie tun kannst / willst? Eventuell wäre eine Lösung, dass Du ihr zuredest, dass diese Art der Klinik okay ist (wie gesagt, ob das tatsächlich so ist, weiss ich nicht) und ggf. in Ruhe eine Alternative Klinik raussuchst und ihr vorschlägst. In welche Klinik sie geht, wird sie ja selber mit den Ärzten klären können, oder? Und natürlich ist die Entscheidung auch ihre, Du kannst nur vorschlagen. Und das auch nur soweit wie Du das willst - wenn Du keinen Bock / Zeit hast, dann ist das halt so…

Hi,

die Überweisung in eine andere Klinik erfolgt nicht, weil die aktuelle Klinik überfordert ist oder keine Ahnunhg hat. Dass sich Patienten nicht an bestimmte Hausregeln halten, gehört zum Tagesgeschäft, weil das (wie bei deiner Freundin) Symptom ist, genauso wie das Fragenstellen und die zig Koffer und das Sammeln (Verlustangst. War die Trennung traumatisch? Hat sie vorher ähnliche Trennungen und Verluste erlebt?)
Die Überweisung ist eine Überweisung an einen Ort, der sich besser um sie kümmern kann. eine psychosomatische Klinik ist ein Ort mit vielen Freiheiten für den Patienten, eher eine Art Hotel, wenn ich das mal flapsig formulieren darf. Einzelgespräche mit dem Therapeuten sind eher selten, Gruppengespräche gibt es auch nicht täglich. Das liegt an der Behandlungsmethode und der Art der Patienten, die sich dort befinden. Die therapeutin hat also nicht „keine Zeit mehr’“ für deine Freundin - deine Freundin ist eine von mehreren. Und ein Großteil der therapie besteht darin, dass die Patienten voneinander lernen, im umgang miteinander.
Eine psychiatrische Klinik ist da engmaschiger, da sinds Leute drin, die man weniger alleine lassen kann, die Medikamente brauchen, und die u.U. auch nicht selbständig raus dürfen. Sie ist die Weiterführung der Behandlung mit anderen Mitteln.

Deine Freundin braucht viel Hilfe, viel Kraft und viel Geduld. Dass Du ihr die ab einem bestimmten Punkt verweigerst, ist richtig und gesund für sie.

die Franzi

Ich kann zu deiner Freundin/Bekannten gar nichts sagen, und könnte es vermutlich auch nicht, wenn ich sie ein paar wenige Stunden „live“ erleben würde. Da ist zu wenig in der Beschreibung, das klar auf eine psychiatrische Erkrankung hinweist. Natürlich scheint sie deinen Beschreibungen zufolge sehr „durch den Wind zu sein“, um das mal so salopp zu sagen, aber das kann auch rein situativ bedingt sein.

Auf Internet-Bewertungen für eine Klinik würde ich fast Null geben.

Gegen die Überweisung an eine psychiatrisch-psychosomatische Klinik spricht pauschal, dass ambulant fast immer besser ist als stationär. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht möglich sein soll, ihr ambulante oder teil-stationäre Unterstützung zukommen zu lassen. Nicht du bist gefordert, sondern ihre Therapeuten, Ärzte und für die Vermeidung der Obdachlosigkeit Zuständigen.
Aber wenn so läuft, dann läufts halt so. Du solltest dir die Verantwortung jedenfalls nicht antun - über ein gut erträgliches Maß hinaus zumindest nicht.

Auf das spezisch „Psychosomatische“ bist du in der Beschreibung gar nicht erst eingegangen, oder übersehe ich das?

Gruß
F.

Äh, korrigiere mich:

Wahrscheinlich verstehen die ganz gut, was mit deiner Freundin los ist. Aber etwas Veränderungsmotivation muss ein Patient schon mkitbringen, und dazu gehört, dass er gewisse Regeln einhält.

Hallo

Wenn die betreffende Person keine eigene Wohnung hat, ist stationär aber doch vermutlich angebracht.

Ich hab noch nie davon gehört, dass die einem eine Wohnung zuweisen können.

Ich will dir ja nicht widersprechen, aber sag doch mal, wie du das konkret vorstellt mit der Wohnsituation.

Für so etwas ist der Sozialdienst im Krankenhaus zuständig. Der kann eine Wohnung nicht zuweisen, aber dafür Sorge tragen, dass der Patient nicht in die Obdachlosigkeit entlassen wird. Seit vergangenem Jahr sind die Kliniken dazu verpflichtet, dies im Rahmen des Entlassmanagements zu regeln.


Anspruch und Wirklichkeit klaffen da aber zum Teil weit auseinander. Man müsste bei den Verantwortlichen Druck machen, wozu der Patient oft nicht in der Lage ist. Wobei man auch sagen muss, dass es zum Krankheitsbild vieler Patienten gehört, dass sie ihre Lage von sich aus nicht schildern. Das weiß man aber als Fachabteilung und daher besteht die Pflicht, sich dahin gehend auch bei Patienten zu erkundigen und zu versichern.
Druck als Freundin kann man schwer machen.

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Zum Thema Klinikbewertungen: Schon im allgemeinen sind Bewertungen da schwer einzuschätzen, die Leute dort sind schließlich in einer schweren Lebensphase und nicht sehr rosig gestimmt.
Für psychatrische Kliniken gut dass im Besonderen: dort versucht man ja auch noch zusätzlich, Einfluss auf das weitere Leben der Patienten zu nehmen und wertet damit in den Augen der Patienten das bisherige Leben als „falsch“ ab. Diese Konstellation führt häufig zu Missstimmungen und in der Folge zu schlechten Bewertungen. Ich möchte hier auf keinen Fall Psychatriepatienten abwerten, nur die Besonderheit deren Situation anführen.

Bufo

Das mit der Wohnung hab ich auch erst so gelesen, und dann korrigiert, weil ich bei abermaligen Lesen es so verstand, dass sie in der eigenen Wohnung nur einfach nicht leben will/kann, aber rechtlich eine Wohnung hat.

Gruß
F.

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Das ist aber halt nicht so leicht, insbesondere nicht, wenn die Unfähigkeit, Regeln und Mitarbeit einzuhalten, Teil der Persönlichkeit(sstörung) oder der Erkrankungen ist. Und das ist bei vielen psychiatrischen Erkrankungen der Fall. Und es geht da nicht um „Auflehnung“ oder Desinteresse oder sowas wie „sich selbst ein Bein stellen“ (wie bei den Neurotikern) sondern tatsächlich vorrangig um schlichte Unfähigkeit dazu.

Gruß
F.

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Schon klar, aber dafür gibt es auch unterschiedliche therapeutische Angebote. Größere Kliniken bieten spezielle Stationen an, auf denen die Diagnosen entsprechend behandelt werden. Da ist dann auch das Pflegepersonal entsprechend geschult und man hat auch die notwendige Erfahrung (zumindest im Idealfall).

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Danke!

Ich glaube, ich habe das Recht, auch auf mich gut zu achten.
Ich habe diese Freundin drei Wochen bei mir gehabt, mitten in der Zeugniszeit. Hast du mal einen Messi beherbergt, wenn du selbst jemand bist, der Ruhe und Ordnung braucht?

Ich habe das Recht mich zu schützen, und ich darf auch in meinen Urlaub fahren, denn der dient nicht mal nur meiner Erholung, sondern ich mache housesitting, wo sich eine Familie, 5 Hunde und eine Katze auf mich verlassen und ich nicht einfach wegen dieser Freundin absagen kann.

Aber danke für dein Interesse!

Zunächst einmal wundert mich die Sache mit der psychosomatischen Klinik, weil du so gar nichts über einen psychosomatischen Befund schreibst. Ist sie da nur aufgrund ihrer zufällig auch dort tätigen Therapeutin und angesichts der Unfähigkeit in der eigenen Wohnung zu leben, hin gekommen?

Und auch die Überweisung in die psychosomatisch-psychiatrische Klinik sehe ich vor diesem Hintergrund etwas
zwiespältig. Erfolgt die tatsächlich angesichts einer hierzu passenden Diagnose, oder eher als Sanktion aufgrund der mangelnden Bereitschaft sich in der aktuellen Klinik einzuordnen? Mangels der fehlenden Hinweise auf die psychosomatische Seite der Geschichte klingt die angedachte Klink abgesehen von dem psychiatrischen Anteil jetzt auch nicht so unbedingt wirklich passend. Oder ist das hier so eine Art „Instanzenzug“ einer Therapeutin, die ihrer Patientin nicht direkt ins Gesicht sagen will, dass sie eigentlich ein Fall für die Psychiatrie ist, wie du es ja auch selbst andeutest? Diesen Eindruck kann man zumindest bei ausschließlicher Berücksichtigung der hier vorliegenden - dünnen - Beweislage mE durchaus gewinnen.

Es stellt sich aber die Frage ob und wie du aufgrund dieser Einschätzung hier helfen kannst. Dass die Betroffene in ihrer Situation ggf. nicht einsichtig und nicht zu eigenen, besseren Entscheidungen fähig ist, kann natürlich krankheitstypisch in der Natur der Sache liegen, und ist ihr dann nicht vorzuwerfen. Aber dafür gibt es dann ein sauber definiertes Rechtsinstitut in Form der Betreuung, die dann unterstützen und notfalls eben auch Dinge durchsetzen kann, die die Betroffene in ihrer aktuellen Situation nicht einsehen kann. Und angesichts der konkreten Situation sehe ich hier auch nicht, dass eine durchschnittliche Privatperson eine solche Betreuung übernehmen sollte/könnte, sondern dass das hier ein Fall für Profis ist, die über hinreichende Erfahrung mit Menschen in solchen Situationen haben.

Überlege mal, ob du nicht ggf. eine Betreuungsanregung an das zuständige Gericht schicken magst. Das ist einerseits formlos als Freitext möglich, in dem man die Situation der Betroffenen schildert. Es gibt aber auch Formulare hierzu, die von vielen Gerichten im Internet zur Verfügung gestellt werden, und alle für eine erste Einschätzung notwendigen Fragestellungen abklopfen. Kein Problem, wenn das konkret zuständige Gericht keine solchen Formulare bereit stellt. Da geht es nur um den Inhalt. Das Gericht ist aufgrund einer entsprechenden Anregung dann ohnehin zu eigenen Erkundigungen verpflichtet.

Mit der „Übergabe“ an das Gericht hättest du dann einerseits durchaus eine tatsächliche Hilfe geleistet, könntest gut damit leben, dass sich künftig ein Betreuer um die wirklich schwierigen Dinge kümmert, und wärst andererseits frei, einfach wieder Freundin zu sein, die dann auch gar nicht mehr in der Lage wäre, sich um konkrete Dinge zu kümmern.

Danke für deine Antwort.

Ich kann bei Klinikbewertungen sehr gut zwischen den Zeilen lesen.

Patienten, die von dem reinsten Urlaub schwärmen sind sicher nicht wegen schwerer Angststörungen dort gewesen. Patienten, die berichten, dass sie in der Woche 30. - 45 min Einzeltherapie hatten, haben sicher einen größeren Bedarf an Einzelbetreuung gehabt, und den sehe ich auch bei meiner Freundin - die allerdings selbst eine eher geringe Krankheitseinsicht hat (was bei psychotischen Erkrankungen zu den Symptomen gehört).

Gerade er Umstand, dass in vielen Kliniken kaum Einzeltherapie stattfindet, finde ich äußerst bedenklich.

Danke und Gruß

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Und das sehe ich ganz genauso wie du!!!

Danke und Gruß

Dieser Zustand hält jetzt wohl seit Wochen und Monaten an, laut Beschreibungen von all den Freunden, bei denen sie in dieser Zeit gewohnt hat.

Na, wenn man ein wenig zwischen den Zeilen lesen kann, kann man sich schon ein paar Eckpunkte rauslesen.

Ihre Wohnsituation ist so prekär, dass das erstmal geklärt werden müsste - wenn ihr psychischer Zustand nicht so dermaßen akut wäre.

Ich habe mit ihr über eine gesetzliche Wohn-Betreuung gesprochen. Es muss bereits mal einen Antrag gegeben haben, aber ich weiß nicht, ob der fürs Wohnen oder für Finanzen oder Gesundheit war, und ich konnte nicht klären ob sie ihn abgelehnt hatte oder er ihr abgelehnt wurde.
Der Sozialdienst dieser Klinik will ihr jedoch helfen, eine Wohngemeinschaft oder ein Heim zu finden. Nunja, jetzt wollen sie sie loswerden…

Ich finde, ich habe meinen Beitrag geleistet. Neben meiner Arbeit habe ich auch noch ein Ehrenamt und bin in einer Ausbildung in der Abendschule - ich kann mehr einfach nicht leisten. Am Telefon helfe ich ihr weiterhin und evtl. wenn sie mal wohin gebracht werden muss. Mehr geht bei mir nicht.

Ehrlich gesagt: Sie hat keine wirklich psychosomatischen Beschwerden. Keine Schmerzen, keine Erschöpfung, keine Krankheiten. Sie ist hypernervös und sehr eigensinnig. Aber diese Nervosität kann man bei ihr mit Meditation wohl kaum in den Griff kriegen, wenn ich mir diese gewagte Diagnose erlauben darf.

Ich spüre ne gewisse Verantwortung hier, will auch helfen, aber ich sehe hier ganz ganz deutlich meine Grenzen und will nicht schon wieder aufhören, auf mich selbst zu achten!

Danke und Gruß

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Jede Klinik hat einen Sozialdienst.