Fugen-n bei zusammengesetzten Nomen

Hallo,

zusammengesetzte Nomen kann man ja bekanntermaßen in zwei Nomen zerlegen. „Sonnenstrahl“ zerlegt man in „die Sonne“ (weil es ja nur EINE Sonne gibt, ist das n ein Fugenlaut und zeigt nicht die Mehrzahl an) und „der Strahl“.
Wie ist es nun aber bei Blumenstrauß? Ist das n hier auch ein Fugenlaut? Im Normalfall besteht ein Blumenstrauß doch aber aus mehreren Blumen, oder? (Außer irgendein geiziger Ehemann will am Muttertag mal wieder Geld sparen :wink:).

Also würde ich schreiben: der Blumenstrauß = die Blumen + der Stauß.

Ist das so richtig?

Wenn ja, was ist dann mit zusammengesetzten Nomen, bei denen man nicht weiß, ob die erste Sache einfach oder mehrfach vorkommt, z.B. bei Orangensaft?

Grüße Katrin

Moin, Katrin,

Ist das so richtig?

richtig schon, aber wozu zerlegt man das?

Wenn ja, was ist dann mit zusammengesetzten Nomen, bei denen
man nicht weiß, ob die erste Sache einfach oder mehrfach
vorkommt, z.B. bei Orangensaft?

Ich möchte meinen, da kommt es nicht darauf an. Natürlich lässt sich auch aus einer Orange Saft pressen, das reicht dann gerade mal zum Lippen anfeuchten. In aller Regel darf der Leser wohl davon ausgehen, dass wenigstens ein Pfund gesaftet wurde.

Die Frage, ob das n eine Fuge schließt oder einen Plural bildet, ist nur dann eindeutig zu beantworten, wenn im gegebenen Zusammenhang kein Plural mit n existiert, so wie bei der Sonnenblume. Oder wie beim Markennamen, der immer nur eine einzige Marke benamst.

Gruß Ralf

Grüße Katrin

Halo Katrin!

Also würde ich schreiben: der Blumenstrauß = die Blumen + der
Stauß.

Ist das so richtig?

Nein.

Auch wenn Fugenelemente wie Flexionsendungen ausehen, es sind keine. Auch den Schweinebraten macht man nur aus einem Schwein. Die Kartoffelknödel dagegen aus mehreren Kartoffeln. Vom Rinderbraten will ich gar nicht sprechen … nur Obelix könnte einen Braten verspeisen, der aus mehreren Rindern besteht.

/t/warum-s-zwischen-2-woertern-und-dann-wieder-nicht…

Gru0,
Max

Hallo!

Wenn ja, was ist dann mit zusammengesetzten Nomen, bei denen
man nicht weiß, ob die erste Sache einfach oder mehrfach
vorkommt, z.B. bei Orangensaft?

Ich möchte meinen, da kommt es nicht darauf an. Natürlich
lässt sich auch aus einer Orange Saft pressen, das reicht dann
gerade mal zum Lippen anfeuchten. In aller Regel darf der
Leser wohl davon ausgehen, dass wenigstens ein Pfund gesaftet
wurde.

Klar. Und Rinderbraten wird aus mehreren Rindern gemacht. Wir sind ja auch alle sehr hungrig.

Die Frage, ob das n eine Fuge schließt oder einen Plural
bildet, ist nur dann eindeutig zu beantworten, wenn im
gegebenen Zusammenhang kein Plural mit n existiert, so wie bei
der Sonnenblume.

Duden, 21. Auflage:
Sonne, die; -, -n;

Gruß,
Max

Oh, anscheinend gibt es da widersprüchliche Ansichten. Da ich Lehrerin bin, würde ich nun doch gerne eine Art Regel wissen, wann man das erste Wort in der Einzahl und wann in der Mehrzahl aufschreibt. Die Regel sollten dann auch Zweitklässler verstehen :smile:.

Hallo!

Oh, anscheinend gibt es da widersprüchliche Ansichten.

Eigentlich nicht. Die sprachwissenschaftliche Sicht ist da sehr eindeutig: Fugenbelemente haben nichts mit Einzahl oder Mehrzahl zu tun. Selbst die Entstehung aus Flexionsendungen wird bezweifelt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Fugenlaut

(Der Duden sieht das mit der Entstehung - noch - anders.)

Diese selbst zusammengereimten „Man macht Orangensaft aus mehr als einer Orange“ sind sprachwissenschaftlich Unsinn und bestenfalls Pseudoetymologie oder Pseudosemantik. Es gibt auch ein Wort mit Q, das man dafür verwenden könnte.

Da ich
Lehrerin bin, würde ich nun doch gerne eine Art Regel wissen,

Eine Regel gibt es dafür nicht, letztendlich muß es bei (existierenden) Worten ebenso gelernt werden wie der Umstand, daß ich Vogel mit V und nicht mit F schreibe. Bei Neuschöpfungen liegt’s wohl im Sprachempfinden des Sprechers.

wann man das erste Wort in der Einzahl und wann in der
Mehrzahl aufschreibt.

Gar nicht. Auch wenn es „bloß“ Zweitklässler sind, würde ich ihnen nichts beibringen, was im Grunde falsch ist, nur weil es so schöne Erklärung ist. :smile:

In den Duden 4 und 9 gibt es kurze Aufsätze über Fugenelemente, die würde ich mir mal durchlesen. Vielleicht gibt die Grammatik von Helbig/Buscha etwas her - da die explizit für Deutschlernende gedacht ist, findest Du vielleicht da eine gute Erklärung. Leider ist Helbig/Buscha die einzige von den großen Grammatiken, die ich nicht habe, also kann ich nicht für dich nachschauen.

Das die semantische Begründung einen ganz, ganz weit in das Unterholz bringt, hat auch Karl Valentin bewiesen:

http://www.wirtshausinderau.de/pdf/karl_valentins_se…

Gruß,
Max

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Hallo,

Und Rinderbraten wird aus mehreren Rindern gemacht.

… der Rind s braten hingegen nur aus einem :wink: SCNR

Aus http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germ… ist ersichtlich, dass eine Regelfindung auch deshalb unmöglich sein dürfte, weil regional unterschiedlich gefugt wird.

Gruß
Kreszenz

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würde ich nun doch gerne eine Art Regel wissen,
wann man das erste Wort in der Einzahl und wann in der
Mehrzahl aufschreibt.

Eine „Art Regel(n)“ findest Du auch hier: http://www.canoo.net/services/WordformationRules/Kom… - aber die sind eben nicht eindeutig genug, dass sie

auch Zweitklässler verstehen.

Zu Deiner Frage nach „Blume(n)“ etc. wird beispielsweise nur eine Tendenz angegeben:
„Häufig en nach weiblichen Nomen auf e“.

Viel zu kompliziert für Zweitklässler.

Gruß
Kreszenz

Moin, Max,

wie wär’s mit einem passenderen Nick? Die Welt ist nicht ganz so einfach gestrickt, wie Du glaubst.

Klar. Und Rinderbraten wird aus mehreren Rindern gemacht.

Such doch mal das Fugen-n in Rinderbraten. Wenn Du es gefunden hast, reden wir weiter.

Eine kleine Lesehilfe, extra für Dich:

Die Frage, ob das n eine Fuge schließt oder einen Plural
bildet, ist nur dann eindeutig zu beantworten, wenn im
gegebenen Zusammenhang
kein Plural mit n existiert, so wie bei
der Sonnenblume.

Gruß Ralf

Hallo Ralf!

wie wär’s mit einem passenderen Nick?

Deinen finde ich dagegen sehr passend :smile:

Such doch mal das Fugen-n in Rinderbraten. Wenn Du es gefunden
hast, reden wir weiter.

Fugenelemente im Deutschen sind: -e-, -s-, -es-, -n-, -en-, -er-, -ens-, -o- (nur bei Konfixkomposita), -t-, -i- (sehr selten). Warum das bei -n- anders sein soll als bei -er-, erschließt sich mir nicht. Die semantische Begründung wird dadurch eigentlich nur noch unglaubwürdiger, wenn sie nur bei EINEM Fugenelement funktioniert.

Eine kleine Lesehilfe, extra für Dich:

Die Frage, ob das n eine Fuge schließt oder einen Plural
bildet, ist nur dann eindeutig zu beantworten, wenn im
gegebenen Zusammenhang
kein Plural mit n existiert, so wie bei
der Sonnenblume.

Auch der gegebene Zusammenhang macht es nicht richtiger. Fugenelemente lassen sich semantisch nicht begründen.

Gruß,
Max

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Hi Max,

Auch der gegebene Zusammenhang macht es nicht richtiger.

„es“? Was zum Geier ist „es“?

Fugenelemente lassen sich semantisch nicht begründen.

danach hat weder jemand gefragt (jedenfalls nicht bis zu meiner Antwort) noch hat das irgendwer behauptet.

Gruß Ralf

Hallo!

Fugenelemente lassen sich semantisch nicht begründen.

danach hat weder jemand gefragt (jedenfalls nicht bis zu
meiner Antwort) noch hat das irgendwer behauptet.

„Ist das n hier auch ein Fugenlaut? Im Normalfall besteht ein Blumenstrauß doch aber aus mehreren Blumen, oder?
Also würde ich schreiben: der Blumenstrauß = die Blumen + der Stauß.
Ist das so richtig?“

Das ist die Frage, ob sich das n in Blumenstrauß semantisch begründen lässt. Und die Antwort darauf ist. Nein. Es ist ein Fugenlaut, mehr nicht.

„Wenn ja, was ist dann mit zusammengesetzten Nomen, bei denen man nicht weiß, ob die erste Sache einfach oder mehrfach vorkommt, z.B. bei Orangensaft?“

Das ist die Frage, ob es eine semantische Begründung für das n in Orangensaft gibt. Auch da lautet die Antwort: nein. Es ist ein Fugenlaut, mehr nicht.

Die Begründung, daß es sich bei dem n in Orangensaft um kein Fugenelement handelt, weil er aus mehreren Orangen gemacht wird, ist schlicht und einfach Quatsch. Und die Behauptung, daß es sich bei dem n in Sonnenblume um Fugenelement handeln muß, weil in diesem Zusammenhang nicht von mehreren Sonnen die rede sein kann, ist auch Quatsch. Und das kann man in dem einen Satz zusammenfassen, den ich geschrieben hbae: Fugenelemente lassen sich nicht semantisch begründen (oder widerlegen).

Es gibt ganz wenige Fälle, in denen es eine Bezihung zwischen Fugenelement und Semantik gibt. Diese lassen sich aber besser mit Lexikalisierung erklären. In allen anderen Fällen ist das Fugenelement Bedeutungslos und keine Flexionsendung. Nicht in Blumenstrauß, nicht in Orangensaft, und auch nicht in Semmelknödel.

Gruß,
Max

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Lieber Max,

dieses Forum heißt wer-weiß-was, nicht etwa wer-weiß-was-besser. Deshalb beantworte ich Fragen so weit, wie es die Frage zulässt, und lege niemandem Fragen in den Mund, die nicht gestellt wurden. Vor allem aber versuche ich auf den einzugehen, der eine Frage gestellt hat, anstatt Leuten Doktorarbeiten unterzujubeln, die gar nichts wissen wollten. Oder vielleicht mehr wissen, als ich sehe. Und ich erfinde keine Fragestellungen hinzu, nur weil ich eine Antwort in der Schublade habe.

Gruß Ralf

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Hallo,

kann ich also zusammenfassend sagen, dass es der Einfachheit halber (bzw. um Verwirrungen zu vermeiden) das beste ist, wenn die Schüler das erste Nomen immer in der Einzahl aufschreiben?

Also z.B.
Sonnenstrahl = Sonne und Strahl
Orangensaft = Orange und Saft
Hasenbraten = Hase und Braten

Hi Karin,

kann ich also zusammenfassend sagen, dass es der Einfachheit
halber (bzw. um Verwirrungen zu vermeiden) das beste ist, wenn
die Schüler das erste Nomen immer in der Einzahl aufschreiben?

das hat doch mal Hand und Fuß :smile:

Zweitklässler? Ganz bestimmt die beste Lösung, weil das nie „falsch“ ist; für die, die mehr wissen wollen, vielleicht der Hinweis, dass für das Zusammensetzen der erste Teil oft ín der Mehrzahl steht, eine Regel aber kaum zu finden ist, siehe Eigelb und Eierschale.

Gruß Ralf

Lieber Ralf,

Ich mach’s jetzt einfach kurz und schmerzlos: Was Du der UP geantwortet hast, war falsch. Dieses Forum heißt „Wer-Weiß-Was“ und ist ein Expertenforum, deswegen sollten Antworten richtig sein. Die Frage, ob das „n“ in Blumenstrauß etwas damit zu tun hat, daß der Strauß aus mehreren Blumen besteht, ist sprachwissenschaftlich ausgedrückt eine Frage, ob das Fugenelement n in Blumenstrauß eine semantische Begründung hat. Da lege ich niemanden etwas in den Mund, wenn ich das Kind bein Namen nenne. Und ich erfinde auch keine Fragestellung hinzu. Ich juble auch niemanden eine Doktorarbeit hinzu. Ich tu nur eines: Ich beantworte seine Frage. Und zwar mit der richtigen Antwort:

Das n in Sonnenblume, Blumenstrauß und ähnlichen Worten hat nichts mit Einzahl oder Mehrzahl des ersten Wortbestandteils zu tun. Man muß auch nicht unterscheiden, ob es Fugenelement oder eine Flexionsendung ist, denn es ist immer ein Fugenelement. Deswegen ist es auch unerheblich, ob es in diesem Zusammenhang einen sinnvollen Plural gibt ider noicht, denn es ist nie eine Pluralendung.

Du bist insoweit auf die Fragestellerin eingangen, indem Du gezeigt hast, daß Du darüber genausowenig weißt wie sie. Nur daß SIE zu ihr Unwissenheit steht.

EOD.

Gruß,
Max

1 Like

kann ich also zusammenfassend sagen, dass es der Einfachheit
halber (bzw. um Verwirrungen zu vermeiden) das beste ist, wenn
die Schüler das erste Nomen immer in der Einzahl aufschreiben?

Also z.B.
Sonnenstrahl = Sonne und Strahl
Orangensaft = Orange und Saft
Hasenbraten = Hase und Braten

Ja, das ist die korrekteste Darstellungsweise. Sonnenstrahl besteht aus Sonne und Strahl und „etwas dazischen“ - Du kannst sagen, daß das eingefügt wird, damit es besser klingt und damit man es besser sprechen kann.

Gruß,
Max

Hallo!

vielleicht der
Hinweis, dass für das Zusammensetzen der erste Teil oft ín der
Mehrzahl steht

Was er nicht tut. Der erste Teil steht nie in der Mehrzahl, sondern immer in der Einzahl. Manchmal wird aber zwischen ersten und zweiten Teil etwas eingeschoben, damit es besser „flutscht“. Der „Flutschi“ sieht zwar eine Mehrzahl aus, ist aber keine.

Sorry, ich sehe nicht ein, warum man Kindern etwas beibringen sollte, was falsch ist. Vereinfachen - ja. Falsch - nein.

Und nein: Das ist für Zweitklässler nicht zu hoch. Im Gegenteil: Wenn Du einmal erklärtst, daß das manchmal Mehrzahl ist, dann werden dir die Kiddies Löcher in Bauch fragen, weil das nämlich vorn und hinten nicht funzt.

Gruß,
Max

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Moin, Max,

Manchmal wird aber zwischen ersten und zweiten Teil etwas
eingeschoben, damit es besser „flutscht“.

Du magst deinen Kindern gern erklären, dass Eier nicht die Mehrzahl ist, sondern das Wort Ei mit einem „Flutschi“ (ach, wie herzig!) dran, damit es besser klingt. Meinen Enkeln erspare ich diesen Unsinn jedenfalls.

Und nein: Das ist für Zweitklässler nicht zu hoch.

Hat auch keiner behauptet. Du siehst schon wieder Dinge, die nirgends geschrieben stehen. Ein Hobby von Dir?

Wenn Du einmal erklärtst, daß das manchmal Mehrzahl
ist, dann werden dir die Kiddies Löcher in Bauch fragen, weil
das nämlich vorn und hinten nicht funzt.

Aha. Und Rieschbäckt, bitte: Kinder heißt das.

Gruß Ralf

Moin, Max,

kommen wir mal zum Kern: Selbst wenn ich etwas Falsches sage, kann Dir das egal sein, genauso wie mir egal ist, ob Du etwas besser zu wissen glaubst. Erkläre der UP, was sie wissen möchte, nicht mir etwas, wonach ich nicht gefragt habe.

Gruß Ralf