Schlussbetrachtung
Hi
ich war ja nicht faul und hab mich ein bisschen auf den Arsch gesetzt und ein wenig rumgerechnet, um mein ursprüngliches Dumpfes Gefühl, dass da irgendwas ganz gewaltig stinkt, entweder zu bestätigen oder auszuräumen.
Die Abschätzungen, die ich nachfolgend präsentiere, sind allerdings etwas krude, da mir ehrlich gesagt die Lust fehlt, mich durch einen Berg japanischer Literatur zu kauen.
Zum Auslegungstsunami ist zu sagen, dass dies ja nur eine Abschätzung aufgrund des historisch anscheinend halbwegs gut überlieferten maximalen Tsunamis ist.
Es ergab sich jedoch noch ein zweites Problem, nämlich dass ein Erdbeben dieser Stärke 9 Mag-Mom. gar nicht in die Szenarien eingerechnet wurde.
Faktum ist: Megathrustbeben erheblicher Stärke an jeder Subduktionszone möglich sind, auch an auf den Ersten Blick etwas abstrusen Positionen wie vor Gibraltar (Lissabon-Beben 1755)
Stellt sich nun die Frage, in wie weit ein Beben dieser Stärke (M=9) in einer Region, die schön mehrfacht Beben der Stärke 8,x erlitten hat, so unwahrscheinlich ist, dass es in der Risikobetrachtung unbeachtet bleiben kann.
Man kann es sich jetzt einfach machen, die Schätzformel von Gutenberg und Richter nehmen
logN = a- bM
und so auf eine Eintrittswahrscheinlichkeit kommen, die Zehnmal Niedriger ist als die von beben der M = 8
In der Seeregion vor West Honshu hat ein Beben 8,1-8,3 ungefähr eine Wiederholungswahrscheinlichkeit von 200 Jahren (Historische Daten).
daraus kommt man nun auf eine Eintrittswahrscheinlichkeit von alle 2000 Jahre. (a ist für diese abschätzung wurscht, sondern blos die Steigung, und die liegt in der Formel zwischen 0,8 und 1,2)
Diese erste Abschätzung gibt sicher eine viel zu hohe Eintrittswahrscheinlichkeit an, denn der lineare Zusammenhang von Guttenberg und Richter dürfte bei hohen Magnituden nicht mehr so ganz stimmen. Spätestens bei einer Magnitude von 10,5 ist Schluss, da dann die Erde für die benötigten Herdflächen zu klein wird.
Wenn wir einen anderen Ansatz nehmen, dann ereignen sich pro Jahrhundert etwa 100 Beben der Stärke 8 und ca. 3 der Stärke 9. (Ebefalls abgeleitet aus historischen Daten)
Der Unterschied ist also etwa 1/33…
Nehmen wir nun diesen Wert, dann käme man für W-Honshu auf einen Wiederholungswahrscheinlichkeit von ca 1: 7000. Es wäre nun per simulation zu untersuchen, in wie weit hierdurch ein Entsprechender Tsunami ausgelöst wird, und wie die Herdflächen genau angeordnet sein müssten. Denn nicht jedes Superschwere Beben produziert auch einen Monstertsunami.
Es könnte sein, dass sich Extreme Megathrust-Beben gerne in bestimmten Regionen der Subduktionszonen ereignen, die Verteilung also nicht statistisch gleichförmig ist. (Das ist wg. der verschiedenen Subduktionsraten ziemlich wahrscheinlich) Man kann also davon ausgehen, dass der wahre Wert für ein derartig schweres Beben unter der angegebenen Zahl von 1: 7000 liegt… aber wir bewegen uns meiner bescheidenene Meinung nach nicht im Bereich von 1 : 1 000 000
Die Frage, wie unwahrscheinlich ein potenziell katastrophales Ereigniss sein darf, damit es nicht mehr in die Risikobetrachtung einbezogen werden muss, ist eine politische. Wo ist die Grenze?
bei 1: 10 000? 1: 100 000? 1: 1 000 000?
Hierbei stellt sich auch die Frage, in wie weit es bei Planung oder Nachrüstung aufwändig gewesen wäre, ein derartiges Ereignis mit in die Gefahrenbetrachtung mit einzubeziehen und dagegen Vorkehrungen zu treffen. Auch im Bezug auf das Gefährdungspotenzial der Atomanlagen.
Meine persönliche Meinung hat sich im Laufe der Zeit verfestigt: Ein solches Ereignis mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von ca. 0,1 Promille hätte mit in die Risikosimulation einbezogen werden müssen. Aber ich bin ja auch nur ein Naturwissenschaftler und kein Politiker oder Manager.
Für mich liegt die Tragik der Geschichte darin. dass die Atomanlagen ja den Erdstoss an sich ausgehalten haben, HIER war die Risikoauslegung korrekt.
Hiermit beende ich meine Ausführungen zu dem Thema.
LG
Mike