G8-Abitur, in west unmöglich, in ost immer so

Bei all der Aufregung über das Abi nach 12 Jahren frage ich mich, wie das in den neuen Bundesländern gehandhabt wird. Dort gab es immer 12 Jahre bis zum Abi. Warum schreit dort kein Elternverband etc. auf, warum klappt das dort und im Westen ists ein Ding der Unmöglichkeit. Woran liegt das?

pp

Bei all der Aufregung über das Abi nach 12 Jahren frage ich
mich, wie das in den neuen Bundesländern gehandhabt wird. Dort
gab es immer 12 Jahre bis zum Abi. Warum schreit dort kein
Elternverband etc. auf, warum klappt das dort und im Westen
ists ein Ding der Unmöglichkeit. Woran liegt das?

Hallo,
das frage ich mich auch :wink:

Also auch im Osten gibt es da gewisse Unterschiede.
Sachsen ist glaube ich gleich bei 12 Jahren geblieben, Brandenburg dagegen hat auf 13 Jahre verlängert und fängt erst jetzt mit G8 an, so dass noch keine Erfahrungen vorliegen.
Da jedes Bundesland seine eigenen Lehrpläne macht, kann es eben auch ganz unterschiedlich organisiert sein.
Während wir ehemaligen DDR-Bürger uns immer schon gefragt haben, wieso unsere Kinder in 13 Jahren „weniger“ lernen als wir damals in 12, sind wir jetzt vielleicht eher froh, dass nun auch (wieder) auf 12 Jahre umgestellt wird…

Beatrix

Achtung: Polemik! Und ein paar Körnchen Wahrheit
Ahoi,

die Reform des Gymnasiums wurde im Westen offensichtlich schlecht vorbereitet: Die Unterrichtszeit wurde verlängert, ohne ausreichend Lehrpersonal einzustellen. Ich arbeite z.B. demnächst in einer 7. Klasse, Physikunterricht, über einen externen Anbieter, und decke Unterricht nach 13:45 Uhr ab. Fachlehrer sind rar, da darfs auch schonmal ein Erzieher sein, der einst Geologie studierte ;o)

Im Üsten (so sagt man hier, *g*) sind Ganztagsschulen weiter verbreitet, es gibt lange Jahre der Erfahrung, funktionierende Konzepte, und Kollegien, die die passende Arbeitsmoral mitbringen.

Der Besserwessi-Absolvent mit 2. Staatsexamen höheres Lehramt, der dank Lobbyarbeit vor Jahrzehnten schon den Samstagsunterricht beerdigte, möchte sich evtl. nicht seiner pädagogischen & gesellschaftlichen Aufgabe stellen, uns allen die kommenden Rentenzahlungen zu sichern, sondern arbeitet lieber an seiner pol. Karriere, immerhin sind 87 von 604 Abgeordneten im dt. Bundestag Lehrer o.ä. (ich habe die Soz.Päds. mal nicht mitgezählt), das entspricht 14,4% der Abgeordneten.

http://www.bundestag.de/mdb/statistik/berufe.html

So, Polemik-off, ich sehe real und täglich beruflich viele Lehrer(Ost und West), die sich für ihre Kids interessieren, sie fordern und fördern, und genau soviele emotionale Krüppel mit Desinteresse und Verachtung für die ihnen Anvertrauten, dass da IMHO der Haken des Systems liegt. Fehlende fortschreitende Bewertung der Lehreignung, Klagen gegen spickmich.de etc., und ein Unwillen der Gesetzgebung und Verwaltung, steuernd einzugreifen, wenn sich Sozialversager an Kinderseelen vergehen.

Das G8-Abitur halte ich übrigens für gut. Die Umsetzung ist’s, an der es im Westen scheitert, und an der fehlenden Erkenntnis der Eltern, das Leistung auch was mit Anstrengung zu tun hat. Erst kommt der Schweiss, dann der Erfolg, auch in der Schule.

Ob Kinder tatsächlich 34+ Wochenstunden in der Schule sein sollten, und dann noch eine verplante Rest’freizeit’ mit Reiten, Fussball, wasauchimmer zu geniessen, frage ich mich allerdings auch. Mein Junior ist pro Woche länger in der Schule, als ich vollzeit arbeite…

Soviel dazu, und nein, ich habe nix gegen Pädagogen - wenn sie paidagogos im Herzen leben… :wink:

MainBrain

Hallo,

Dort gab es immer 12 Jahre bis zum Abi. Warum schreit dort kein
Elternverband etc. auf, warum klappt das dort und im Westen
ists ein Ding der Unmöglichkeit. Woran liegt das?

Dort war es halt immer so, und das Schulsystem war auf 12 Jahre bis zum Abitur abgestimmt - wie das in allen (???) Ländern der Welt üblich ist. Und überall wird nach 12 Schuljahren studiert.
Aber wenn in der heutigen BRD etwas reformiert werden soll, besonders im Bildungsbereich, dann gibt es zunächst mal ein Riesengeschrei, weil sich ja jeder mit Bildung auskennt, schließlich sind alle mal zur Schule gegangen, und weil Länderhoheiten betroffen sind, und jeder Kultusminister seinen unausgegorenen, parteipolitischen Senf dazugeben muss. [Vielleicht sollte man mal herausfinden, wie viele der Kultusminister überhaupt ein Studium im Bereich Kultur, Pädagogik, Bildung etc. hinter sich haben ;-»]
Hinzu kommen unüberlegte Kurzschlusshandlungen durch die betroffenen Ministerien, ohne die Lehrpläne gründlich zu überarbeiten, so nach dem Motto: „12 Schuljahre reichen, da machen wir mit, irgendwie werden die Lehrer das schon hinkriegen.“ Das Entrümpeln der Lehrpläne ist wirklich dringend nötig - als Ex-Pauker und Vater zweier Kinder weiß ich, wie viel überflüssiger Mist in der Schule verzapft wird.

Grüße
Pit

Hi,

ich frage mich, was denn immer diese Hetze soll. Abitur in 12 Jahren, am besten in 10. Dann studieren maximal 6 Semester, besser noch 4. Dann ab ans Arbeiten, jeden Tag 8 Stunden und mindestens noch mal 3 obendrauf, natürlich unbezahlt. Was noch liegen bleibt muss dann halt mit nach Hause genommen werden. Irgendwann kommt die fröhliche Rente und dann subito ab in den Sarg. Klasse. Ein Blick zurück und die Frage drängt sich mir auf: „Leben, wo bist du?“
Mag sein, dass man Abi in 12 Jahren machen kann, aber mein Lebenskonzept ist das nicht.

LG

Chris

Hallo MainBrain,

abgesehen davon, dass ich mit deiner Meinung auf einer Linie liege, nur eine kurze Anmerkung aus eigener Erfahrung zu diesem Satz:

Die Umsetzung ist’s, an der es im Westen scheitert,
und an der fehlenden Erkenntnis der Eltern,
das Leistung auch was mit Anstrengung zu tun hat.

Erst kommt der Schweiss, dann der Erfolg, auch in der Schule.

Eine Ex-Kollegin hatte den Schülern einer 8. Klasse aufgegeben, während der Osterferien eine Lektüre zu lesen, die danach im Unterricht bearbeitet werden sollte. Daraufhin erhielt sie den Anruf eines aufgebrachten Vaters: „Meine Tochter liest in den Ferien kein Buch“. So hat sie ihn damals zitiert, und ich glaube ihr, und ich werde dieses Zitat wohl nie vergessen …

Grüße
Pit

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Üm Üsten gübs
doch keine Ganztagsschulen, nur Sonnabends Unterricht. macht hochgerechnet eine Mehrstunde pro Tag. Zieht man den überflüssigen Propagandaunterricht der DDR wieder ab, kommt man auf die gleiche effektive Stundenzahl wie im Westen.

pp

Entrümpeln
Nun gut, aber zum DDR Abitur brauchte es 12 Jahre mit reichlich Gerümpel im Lehrplan (s. Kommentar unten). Der Ideologiekram war ja auch Lehrgegenstand. Ein Argument wäre das höhere intellektuelle Niveau einer DDR-Oberstufe. Nicht weil die alle schlauer waren, sondern die Auswahl härter (Wieviel % gehen in West auf Gymnasium, wieviel waren es in der DDR?). Warum brauchts also Ganztagsschule dafür?
Kanns auch sein, dass die Lehrerausbildung schlechter ist? Hab mal gehört, man muss nicht Pädagogik studiert haben für Gymnasiallehrer, stimmt das?
pp

So hab ichs auch noch nicht gesehen. Dem geb ich mich gern geschlagen!

Hallo,

Dort gab es immer 12 Jahre bis zum Abi. Warum schreit dort kein
Elternverband etc. auf, warum klappt das dort und im Westen
ists ein Ding der Unmöglichkeit. Woran liegt das?

Dort war es halt immer so, und das Schulsystem war auf 12
Jahre bis zum Abitur abgestimmt - wie das in allen (???)
Ländern der Welt üblich ist. Und überall wird nach 12
Schuljahren studiert.

öhem - nicht ganz: Hier in England dauert es auch 13 Jahre bis zu den A-Levels; die Kinder kommen bloß schon mit 5 in die Schule und sind dementsprechend ein Jahr früher fertig als in D.

Und die Lehrpläne für die Anfangsklassen sind dann eben entsprechend auf etwas jüngere Kinder abgestimmt.

Gruß,

Beate

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Das Niveau war schon höher. Das liegt eben an den Inhalten. Nur gab es weniger Freizeit hat heute. Heutzutage ist Nachmittags in den Schulen nichts los und Ferien sind auch viel häufiger. Die Pisa-Verlierer in der BRD sind eben noch zu rückständig. Klasse statt Masse muß das Ziel sein.

In der DDR kam es nicht nur aus Leistung an, sondern auch auf die Gesinnung. Kinder von treuen Parteimitgliedern wurden bevorzugt.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Beate,

öhem - nicht ganz: Hier in England dauert es auch 13 Jahre bis
zu den A-Levels; die Kinder kommen bloß schon mit 5 in die
Schule und sind dementsprechend ein Jahr früher fertig als in
D.

Das ist interessant zu wissen, Danke!

Grüße
Pit

Kanns auch sein, dass die Lehrerausbildung schlechter ist?

Dazu kann ich nichts sagen, weil ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe.

Hab mal gehört, man muss nicht Pädagogik studiert haben für
Gymnasiallehrer, stimmt das?

Wie das inzwischen ist, weiß ich nicht; es ist wohl auch von Uni zu Uni unterschiedlich. Was ich Anfang der 70er in Pädagogik an der Uni belegen musste, war lächerlich - Massenveranstaltungen, in denen sich die Lehramtsstudenten für sämtliche Fächer versammelten. Das Testat für den Besuch genügte.
Die eigentliche pädagogische und didaktische Ausbildung kam erst im Referendariat.

Hi,

ich frage mich, was denn immer diese Hetze soll.

Auch ein Hallo,

was die Hetze soll? Ist doch ganz klar. Je schneller die Schützlinge aus der Schule sind, desto früher und umso länger zahlen Sie in die Kassen der Sozialversicherung ein! Durch längere Schul und Ausbildungszeiten fehlen den Sozialkassen Milliardenbeträge! M.E. alles nur eine reine Geldsache. Es wird nur hübsch verpackt, damit es leichter zu Verkaufen ist!

LG

Chris

Grüße
Mike

Hi Beate

rechnest Du den Kindergarten mit? (Play school)

Gruß
Siân

Hallo pp,

die Sache ist relativ einfach. Du arbeitest momentan 40 Stunden und bekommst in der Zeit die Arbeitsmenge x erledigt. Jetzt heisst es zu dir, du arbeitest in Zukunft nur noch 37 Stunden, musst aber trotzdem die Menge x erledigen. Ergo hast du entweder bisher ncht richtig gearbeitet, sprich, du hattest frei Zeit oder aber du schafft x in Zukunft einfach nicht. So ist das auch bei der Einführung von G8 geschehen. Man strich ein Schuljahr einfach weg, hat aber die Lehrpläne nicht im geringsten verändert und das führt einfach zu Mehrbelastung.
In BaWü hat das übrigens Methode. Als ich auf der Uni war hiess es auch eines schönen Tages, dass ein Chemiestudium mit 220 Semesterwochenstunden zu studieren sein muss. Damals hatte der Studienplan der Uni Konstanz (ich glaube) 245 SWS ausgewiesen. Da das Kultusministerium Erfolge sehen wollte, wurden einfach auf dem Papier 25 SWS entfernt. Die Zahl der Vorlesungs- und Praktikumsstunden wurde in der Realität nicht geändert. Und auf eine diesbezügliche Eingabe der Fachschaft beim Kultusministerium wurde noch nicht einmal geantwortet.

Ralph

Hallo!

Dort war es halt immer so, und das Schulsystem war auf 12
Jahre bis zum Abitur abgestimmt - wie das in allen (???)
Ländern der Welt üblich ist. Und überall wird nach 12
Schuljahren studiert.

In Österreich gibt es die Allgemein bildenden höheren Schulen (AHS, z.B. Realgymnasium), an denen nach dem 12. Schuljahr die Matura (=Abitur) abgelegt wird, und die Berufsbildenden höheren Schulen (BHS; z.B. Höhere technische Lehranstalt, Handelsakademie), an denen nach 13 Schuljahren maturiert wird. Ich habe unlängst irgendwo gelesen, dass 40% der Maturanten von den AHS kommen und 60% von den BHS.
Grüße, Peter (war auf einer AHS)

Kanns auch sein, dass die Lehrerausbildung schlechter ist? Hab
mal gehört, man muss nicht Pädagogik studiert haben für
Gymnasiallehrer, stimmt das?

hallo

die lehrerbildung könnte zumindest um einiges besser sein. rein vom studium her hast du neben deinen beiden fächern eine art erziehungswissenschaftliches begleitstudium, für mich (uni jena, altes modell) macht das rein rechnerisch pro semester 2 sws aus von ca. 16-18 sws veranstaltungen. dazu noch insgesamt 6 wochen praktika und wenn man glück hat paar spü. das wars dann auch schon für die erste phase der lehrerbildung. mag sein, dass das variiert von bundesland zu bundesland und uni zu uni, aber im generellen ist der erziehungswissenschaftliche anteil n witz. man könnte die schuld daran der forderung nach polyvalenz aufdrücken, andererseits sollte man sich fragen, ob ein lehramtsstudium wirklich an die uni gehört.

ob das nun schlechter als vor ein paar jahrzehnten ist, kann ich nicht beurteilen, optimal ist die ausbildung jedoch keinesfalls.

gruß
yvi

Hi Beate

rechnest Du den Kindergarten mit? (Play school)

Nein, den kenne ich als „reception“, also ab 4.

Ich hatte an die normale Key Stage 1 gedacht. Natürlich wird es auch, wie in Deutschland, im Einzelfall davon abhängen, wann ein Kind genau Geburtstag hat. Und dass gerade in der Grundschule ziemlich anders unterrichtet wird als in D, ist wohl bekannt (ist schon eine Weile her, seit ich das gesehen habe). Der Übergang ist wohl wesentlich fließender als in Deutschland.

Beate

Hi,

ich frage mich, was denn immer diese Hetze soll. Abitur in 12
Jahren, am besten in 10. Dann studieren maximal 6 Semester,
besser noch 4. Dann ab ans Arbeiten, jeden Tag 8 Stunden und
mindestens noch mal 3 obendrauf, natürlich unbezahlt. Was noch
liegen bleibt muss dann halt mit nach Hause genommen werden.
Irgendwann kommt die fröhliche Rente und dann subito ab in den
Sarg. Klasse. Ein Blick zurück und die Frage drängt sich mir
auf: „Leben, wo bist du?“

Hallo,

Chris!

Da hast du aber jetzt das Praktikum vergessen, das die Betriebe die Studienabgänger aus Nächstenliebe ableisten lassen.
Hannes