G8 Abitur statt G9

Hallo,

ich sehe gerade auf 3sat, was die Schulen für eine Katastrophe versursachen mit der Umstellung von G9 auf G8 und dass viele Wege zurück zu G9 finden.

Da gibt es Schüler, die haben an 3 Tagen bis 18:00, nur um den ganzen Stoff der G9 auch in 8 Jahren machen zu können. Grenzt ja an Dummheit.

Die Schüler lernen offenbar nur, um den Lehrplan zu erledigen, anstatt sinnvoll und fürs Leben zu lernen. Dabei ist der Lehrplan ja voll von Unsinn und lebensfern.

Denk ich das nur oder gauben die Bildungsminister tatsächlich, sie tuen den Kindern einen Gefallen, wenn sie den ganzen Stoff pauken lassen?

Danke &
Gruss
René

Hallo,
erstmal grundsätzlich finde ich G8 sinnvoll. Und es ist auch möglich, dieses für die Schüler erträglich durchzuführen, dass zeigen Beispiele aus einigen Bundesländern wie Sachsen oder Brandenburg, die entweder G9 gar nicht erst eingeführt oder auch (wieder) von G9 auf G8 gewechselt sind.
Der zentrale Problempunkt ist tatsächlich, wie Du richtig festgestellt hast, die praktische Umsetzung und Entschlackung des Lehrstoffs. Da stimme ich mit dir überein, dass praxisferne Theoretiker unsinnige und unpraktische Dinge vorgeben, die in der Realität dann zu den beschriebenen Mißständen führen.

Beatrix

Es geht vermutlich darum, schneller Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt schmeißen zu können.
Unser Sohn kommt auch in ein paar Jahren in das Alter.

Auf keinen Fall kommt er aufs Gymnasium. Meine Freundin hat auch Abitur über das Gym gemacht und das war schon stressig. Aber G8… Es ist eine Leistungsgesellschaft in der wir leben. Meine Halbschwester ist auch mitlerweile auf dem Gym.„Man kommt nicht mehr hinterher“, sagt sie. Den ganzen Tag in der Schule und abends muss man lernen. Bis 18:00 Uhr abends dann zu pauken ist keine Seltenheit. Sie hat nen Full-Time-Job mit 15 Jahren.

Keine Zeit für igendwas anderes. Ich konnte früher nebenher noch ein Instrument lernen und mit meinen Kumpels draußen spielen oder was anderes machen. Aber dafür ist ja keine Zeit mehr für die Kids von heute.
Armes Deutschland.

Hallo,
wie weiter unten schon gesagt wurde, kann man G8 durchaus sinnvoll und ohne mehr Strsss als G9 durchführen. Beispiele gibt es genug, und zu allem Überfluss steht Sachsen in der Pisastudie auch noch super da!
Aber: die Umstellung von G9 auf G8 hat ja nun mal eine Verkürzung der Schulzeit um 1/9, also ca. 11% zur Folge. Das kann nur ohne zusätzlichen Stress gehen, wenn man in allen Fächern den Lehrstoff der gesamten Gymnasialzeit um 11% kürzt. Aber nicht nur in Sport und Musik und Kunst, sondern auch in Deutsch, Mathe, Fremdsprachen, Physik etc.
Stattdessen hört man allenthalben, was Schulen außer der Vermittlung von Wissen sonst noch alles leisten sollen (zusätzlich zu dem, was wir früher in der Schule gelernt haben): Aidsaufklärung, Stressbewältigung, Mediation, Beibringen von normalem Essverhalten (!!), gutes Benehmen (haben wir das nicht früher von unseren Eltern gelernt?) etc.
Da wird einem schon manches klar, gell…
Gruß Orchidee

Deutsche sind anscheinend dumm
Moin,

oder kann mir jemand ein anderes Land nennen, in dem man 13 Schuljahre (= G9) bis zum Abi / zur Hochschulreife braucht?

Pit

Moin,

was auch immer das mit dumm zu tun hat.

Großbritannien, Italien, Luxemburg, Malta, Tschechische Republik

TET

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Hi!

Vorab: Ich verstehe die ganze Diskussion nicht.
Ich kenne jetzt nur NRW, aber ist es nicht überall möglich, auf der Gesamtschule nach wie vor das G9 zu machen?

Mein Zwerg (190cm) ist jetzt in der 11 und über zu viel Stress hat er bislang nicht geklagt.

Seit dem letzten Jahr hat er maximal 2 mal in der Woche tatsächlich doofe Kurse (heute kommt er erst gegen 18:00 Uhr aus der Schule), allerdings hat das nicht wirklich was mit Stundenmenge zu tun, es sind schlicht zu wenig Lehrer, weshalb er auch heute nur 7 Stunden hat aber zwischendurch nach Hause fahren kann.

Er lernt ein Instrument und könnte auch Sport machen, wenn es nicht verletzungsbedingt ein Problem wäre.

Ich hatte den Eindruck, bis zur 8 wurde brutal der Stoff durchgezogen, der eigentlich vorher bis zur 9 geplant war.
Da blieben dann auch einige Kids auf der Strecke, wobei ich mir jetzt nicht sicher bin, ob diese auf dem Gymnasium richtig aufgehoben waren - das darf man aber vermutlich nicht laut in Anwesenheit der Eltern sagen …

VG
Guido, der der Meinung ist, man solle auf keinen Fall wieder den Schritt zurück machen

Es geht ums Geld
Hi!
Ein Schuljahr weniger, das heißt: Weniger Lehrer, weniger Räume etc.
Spart eine Menge Geld.

Geht natürlich auch in 8 Jahren zum Abi - dann aber mit entspr. Stoff und Stundenplänen, Ganztagsschulen mit ordentlicher Mittagsversorgung etc. Wenn man das möchte… Ich habe nichts gegen junge Menschen, aber so ein Herzchirurg oder Onkologe mit Mitte - Ende 20 - ich weiß nicht so recht.

Bedenken sollte man auch die Nebeneffekte: Mit 17 dürfen die Jungstudenten noch nichtmal ihren eigenen Büchereiausweis beantragen. Von Unterschriften für Bankkonto, Mietvertrag und sowas ganz zu schweigen. Und der Erlaubnis, auf Exkursionen mitzufahren.

Auto fahren kann und darf auch noch keiner, das macht etwa kleine Exkursionen auch sehr schwierig. Umzüge sowieso.

Und die Profs dürfen sich plötzlich wie Lehrer mit den Eltern auseinandersetzen anstatt mit den Studenten. Gibt’s schon Unis mit Elternabenden?? :wink:

Grüße
kernig

In Fächern wie Mathe, Physik, Chemie müßte sogar mehr gelernt werden. Da wurde bisher zuviel gekürzt.

Hallo,

Ein Schuljahr weniger, das heißt: Weniger Lehrer, weniger
Räume etc.
Spart eine Menge Geld.

Das ist eine Milchmädchenrechnung. Es werden nicht weniger Lehrer, wenn Unterricht auf die Nachmittage etc. verlegt werden.

Geht natürlich auch in 8 Jahren zum Abi - dann aber mit
entspr. Stoff und Stundenplänen, Ganztagsschulen mit
ordentlicher Mittagsversorgung etc. Wenn man das möchte… Ich
habe nichts gegen junge Menschen, aber so ein Herzchirurg oder
Onkologe mit Mitte - Ende 20 - ich weiß nicht so recht.

Und du meinst, das eine Jahr macht einen Unterschied dabei, ob der Arzt nun reifer ist oder nicht? Und ein Onkologe / Herzchirurg etc. mit Mitte 20 ist die absolute Ausnahme. Egal ob G8 oder G9.

Bedenken sollte man auch die Nebeneffekte: Mit 17 dürfen die
Jungstudenten noch nichtmal ihren eigenen Büchereiausweis
beantragen. Von Unterschriften für Bankkonto, Mietvertrag und
sowas ganz zu schweigen. Und der Erlaubnis, auf Exkursionen
mitzufahren.

Was hat das mit dem Thema zu tun? Wir waren im letzten Schuljahr alle 18, 19, aber Exkursionen wurden nie mit dem eigenen Auto (auch nicht dem der Eltern) gemacht.

Und die Profs dürfen sich plötzlich wie Lehrer mit den Eltern
auseinandersetzen anstatt mit den Studenten. Gibt’s schon Unis
mit Elternabenden?? :wink:

Ja, die gibt es, das liegt aber meiner Meinung nach weniger an den unreifen Studenten als an den Eltern, die nicht loslassen können, bzw. die unreifen Studenten sind nicht ein Ergebnis von G8 und dem einen Jahr, dass sie jünger sind, sondern ein Ergebnis der anderen Erziehung.

Siboniwe

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Das ganze Bildungsystem stinkt wie ein toter Fisch
Hallo,

ich weiß nicht, ob das in anderen Bundesländern auch so ist, aber hier in Berlin haben wir in den letzten 5 Jahren recht abenteuerliche „Reformen“ gehabt. Zunächst sollten alle Schüler, die im Laufe des ersten Schulhalbjahres der 1. Klasse sechs Jahre alt waren / werden, eingeschult werden. Das bedeutet, dass etwa die Hälfte der Schüler gerade mal 5,5 Jahre alt bei der Einschulung waren. Das Gesundheitsamt prüft in der Schuleignunsprüfung halt nur ob das Kind auf einem Bein hüpfen kann, seinen Namen schreiben kann und ob es halbwegs weiss wo rechts und links ist (quasi äquivalent zum MPU „Idiotentest“). Eltern, die zurückstellen wollten, mussten schon mit sehr pathologischen Argumenten kommen und auch dann wurde die Zurückstufung oft nicht bewilligt.
Es hat sich dann aber herausgestellt (ach was für eine Überraschung!!), das ein Kind unter 6 Jahren irgendwie noch nicht so richtig „tickt“ wie ein über 6-jähriges Kind. Die Lehrer hatten keinen Bock mehr darauf die Schüler im Schulgebäude zu suchen, ihnen zu helfen den Hosenschlitz nach dem 3. Toilettenbesuch in einer Unterrichtsstunde zuzumachen und nun wird darüber nachgedacht die frühe Einschulung lockerer zu gestalten.

JüL - Die Grundschulen wurden gezwungen es durchzuführen. Die Lehrer waren nicht darauf vorbereitet und geschult 2-3 Jahrgänge zusammen zu unterrichten, geschweige denn standen überall die räumlichen Gestaltungen und das Material dazu zur Verfügung - egal. Muss durchgezogen werden, weil irgendein Sesselpupser diese toll Idee hatte. Die „Idee“ ist ja nicht neu. Ich kam bereit vor über 30 Jahren davon in den Genuss - allerdings in einer Mini-Klasse von 10 Schülern von Klasse 1-3. Wenn die Voraussetzungen für diese Art von Unterricht nicht gegeben ist, dann geht der Schuß eben nach hinten los.

Genauso wie mit dem JüL verhält es sich mit dem Abi in 12 Jahren. Auch das ist keine Revolution - das gibt es schon lange in den meisten europäischen Ländern und es funktioniert. Ich habe das Abi auch in 12 Jahren absolviert - absolut stressfrei, weil der Lehrplan so gestaltet war. Hier wird aber auf biegen und brechen ein Konstrukt aufgebaut ohne den Inhalt zu berücksichtigen. Anstatt dies in Angriff zu nehmen, wird wieder von G8 Abstand genommen.

Hier in Berlin haben wir jetzt mindestens 4 Jahrgänge, die ohne Sitzenbleiben und mit einem Geburtstag zum Jahresende mit 16 ihr Abitur machen. Das bedeutet, dass sich das Problem bis in die Uni zieht - die müssen dann mit den s.g. Babystudenten klarkommen, die gerade mitten in der Pubertät stecken. Die minderjährigen Stundenten haben Probleme bzw. werden gar nicht erst zugelassen bei Praktika (z.B. in der Medizin) und im Auslandsstudium.

Das ganze Bildungsystem stinkt wie ein toter Fisch.

Hallo,

Ein Schuljahr weniger, das heißt: Weniger Lehrer, weniger
Räume etc.
Spart eine Menge Geld.

Das ist eine Milchmädchenrechnung. Es werden nicht weniger
Lehrer, wenn Unterricht auf die Nachmittage etc. verlegt
werden.

Im Grunde ist Geld aber wahrscheinlich der tatsächliche Grund. 1 Jahr früher bedeutet 1 Jahr länger/früher Steuern zahlen bzw. ein Jahr weniger kostenlose Bildung in Anspruch nehmen.

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Hallo!

In Fächern wie Mathe, Physik, Chemie müßte sogar mehr gelernt
werden. Da wurde bisher zuviel gekürzt.

Sind diese Fächer denn wichtiger als Sport, Musik, Kunst etc.?

Gruß
C.

Hi,
kann man drüber reden. Aber nur, wenn dann in anderen Fächern mehr gekürzt wird. In welchen? (Das Geheule kann ich mir ausmalen - seitens der Lehrer wie auch der Eltern.)
Gruß Orchidee

Sind diese Fächer denn wichtiger als Sport, Musik, Kunst etc.?

JA! Das ist doch unwichtig.

Da sieht man mal wieder, wie die Meinungen auseinander klaffen. :smile:

Zu sechst ist man weniger allein :wink:
Hallo TET,

etwa 50 Länder gibt es in Europa, und in sechs davon braucht man 13 Schuljahre, um die Hochschulreife zu erreichen - das ist schon seltsam, oder etwa nicht? Wenn man alle Länder der Welt mit funktionierendem Bildungssystem hinzunimmt, wird die Relation bestimmt noch eindeutiger abnehmen.
Hast Du vielleicht auch eine zuverlässige Quelle für die 13jährige Schulzeit bis zur Hochschulreife in diesen Ländern?

Pit

Mit 17 dürfen die
Jungstudenten noch nichtmal ihren eigenen Büchereiausweis
beantragen. Von Unterschriften für Bankkonto, Mietvertrag und
sowas ganz zu schweigen. Und der Erlaubnis, auf Exkursionen
mitzufahren.

Auto fahren kann und darf auch noch keiner, das macht etwa
kleine Exkursionen auch sehr schwierig. Umzüge sowieso.

Man mag ja vieles gegen G8 vorbringen, aber dass die jungen Leute dann zum Studium noch nicht volljährig sind, ist ja wohl kein Argument. Da muss sich das System Uni halt anpassen, so what? Das geht in anderen Ländern doch auch? Soo starr sollten unsere Systeme nicht sein, dass schon ein paar 17-jährige die Uni zum Scheitern bringen

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Hi!

Bitte richtig lesen und verstehen:

Ich schrieb, dass man die Folgen bedenken solle. Nicht, dass der Universitätsbetrieb scheitern würde…
Nicht mehr und auch nicht weniger.

Grüße
kernig

Hi,

vllt. könnte man die Kinder auch einfach wieder später einschulen. Mit min. 6 und max. 7 Jahren. Dann sind sie auf jeden Fall volljährig, wenn sie an der Uni eintreffen, auch mit G8.
Und warum bei vielen immer noch nicht angekommen zu sein scheint, dass nicht die 8 Schuljahre das Teufelswerk sind, sondern die nicht vorgenommene Anpassung des Lehrplans bei Umstellung von G9, das wird mir auch ewig ein Rätsel bleiben.
Jeder sächsische und thüringische Schüler wird dir erzählen können, dass es nicht wirklich stressig ist, in 12 statt 13 Schuljahren zum Abitur zu kommen.
Gesamt gesehen hakt es, meiner Ansicht nach, eh an generelleren Problemen als den genauen Inhalten des Lehrplans: Selbstständigkeit, Organisations- und Informationsbeschaffungsfähigkeit sowie Verstehen von dargebotenen Infos. Ich erlebe in meinem Berufsalltag sehr, sehr selten Schüler (und auch noch Studenten), die - bevor sie zu mir kommen - ihr möglichstes getan haben, um selbst klarzukommen. Leider.

Gruß

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