Hi!
Hier ein kleiner Beitrag zum Thema, den man ohne Probleme unter „da heulen die Männer wieder gemeinsam ins Bier“ abhaken kann:
Das krasse Mißverhältnis zwischen männlichen und weiblichen Strafgefangenen ist in Wahrheit kein Aufklärungsartefakt oder gar ein bewußt manipuliertes statistisches Zahlenmaterial.
Bevölkerung
Deutschland: 53% Frauen / 47% Männer
Großbritannien: 52& Frauen / 48% Männer
Frankreich: 54% Frauen / 46% Männer
Gefangene
D: 0,01% Frauen / 99,99% Männer
GB: 0,2% Frauen / 99,8% Männer
USA 2,8% Frauen / 97,2% Männer
Ladendiebstahl
D: 15% Frauen / 85% Männer
GB: 20,5% Frauen / 81,5% Männer
USA: 19% Frauen / 81% Männer
Gewaltdelikte
D. 3% Frauen / 97% Männer
GB 7% Frauen / 93% Männer
F: 3% Frauen / 97% Männer
Sexualdelikte
D: 0,01% Frauen / 99,99% Männer
GB: 0,01% Frauen / 99,99% Männer
F: 0,01% Frauen / 99,99% Männer
Raubdelikte
D: 0,1% Frauen / 99,9% Männer
GB: 0,3% Frauen / 99,7% Männer
USA: 1,2% Frauen / 98,8% Männer
Betrugsdelikte:
D: 1% Frauen / 99% Männer
GB: 1% Frauen / 99% Männer
USA: 1,2% Frauen / 98,8% Männer
Verkehrsdelikte:
D: 1,2% Frauen / 98,8% Männer
GB: 0,5% Frauen / 99,5% Männer
USA: 1,2% Frauen / 98,8% Männer
Gesamtdelikte
D: 11,4% Frauen / 88,6% Männer
GB: 11,1% Frauen / 88,9% Männer
USA: 11,8% Frauen / 88,2% Männer
Zusammenfassend: Betritt ein Mann einen Laden, dann ist die Gefahr, die von ihm für den Warenbestand, für die Kasse oder für die Mitarbeiter des Supermarktes ausgeht, genauso groß wie die Gefahr von 25 bis 30 Frauen. […] Der Satz des englischen Soziologen Anthony Giddens, nicht Gewalt und Kriominalität bedrohen unsere Gesellschaftsordnung, sondern Männer, gilt in seiner schlichten Brutalität nicht nur für das harte Verbrechen, sondern auch für jede Art von gefährlichem Verhalten in unserer Gesellschaft.
[Quelle: Dieter Otten, MännerVersagen - Über das Verhältnis der Geschlechter im 21.Jahrhundert, Lübbe-Verlag 2000, Seite 43 - 55]
Das ist alles ganz furchtbar und schlimm, könnte man sagen, aber eine Gesellschaft, zumal eine komplexe, muß eben damit leben, daß ein harter Kern von Männern, vielleicht drei bis vier Prozent, kriminell ist. […] Dieses selbstbewußte Argument ist leider falsch, denn die kriminellen Strukturen und das deviante [= abweichend; Anm.v.m.] Verhalten von Männern […] beruht nicht auf Zufall. Es basiert, wie die Spitze eines Eisbergs,auf einer unter der Oberfläche schwimmenden, also latenten, aber verblüffend großen Bereitschaft nahezu aller Männer zu deviantem Verhalten, zu Gewalt und auch zum Töten. […] Das ist zugegebenermaßen eine starke Behauptung. Doch wir sind in der Lage, sie aufgrund umfangreicher empirischer Forschungen, aber auch zum Teil mit Forschungsergebnissen anderer Sozialforscher zu belegen. […] Die geschlechtspezifischen Ergebnisse dieser Moralskala sind verblüffend. Bis auf das Mogeln beim Kartenspielen, das von den meisten Frauen als durchaus erlaubt betrachtet wird (ein weitverbeitetes Phänomen offenbar), erkennen fast alle weiblichen Testpersonen den amoralischen Charakter der Sätze [es mußten eine Reihe „indiskreter Fragen“ moralisch bewertet werden; Anm.v.m.] sofort. Nur eine ganz kleine Minderheit von ihnen ist der Meinung, daß man bei kleineren Vergehen wie Verkehrsdelikten, Mogeleien in der Schule und Familienbetrug ein Auge zudrücken darf. Mit der Höhe der Deliktschwere sinkt die Neigung von Frauen, solche handlungsweisen auch nur gelegentlich durchgehen zu lassen. Bei Gewalt, Körperverletzung und Mord liegt das weibliche Dispositiv nahe bei Null.
Ganz anders die Einstellung bei Männern. Ihre moralische Stabilität ist beim Kartenspielen am höchsten. Nahezu kein Mann hält Mogeln beim Kartenspielen für moralisch. Aber dafür steigen die Zahlen der lässigen Inkaufnahme amoralischer Handlungen bei „echten“ Delikten und kriminellen Handlungen in die Höhe. Selbst Eigentumsdelikte, Gewalt oder sogar Tötung finden bei Männern erschreckend hohe Zustimmung.
[…]
Die amerikanischen Marktforscher Patterson und Kim kommen bei ihren Untersuchungen zu einem mit unserem völlig deckungsgleichen Ergebnis für die Gesellschaft der USA: „Frauen sind Männern moralisch überlegen. […] Beide Geschlechter stimmen dem zu. Frauen lügen weniger. Frauen sind verantwortungsvoller. Frauen sind vertrauenswürdiger.“
[…]
Frauen spielen ihre Mentalitätsstärke gnadenlos aus, wenn sie nicht brutal zusammengeknüppelt werden. Sie sind es, die die Geschwindigkeit von Beziehungen bestimmen. Sosehr sich die meisten Frauen in ihrem Alltagstriathlon aufreiben, so schnell wechseln sioe offenbar ihre Partner, wenn sie den Eindruck haben, ihre Lebensansprüche lassen sich mit der Beziehung, in der sie gerade leben, nicht realisieren. Dies ist eine Interpretation der hohen Scheidungsraten und der Tatsache, daß die überwiegende Mehrheit der Trennungen heute in allen westlichen Gesellschaften von Frauen ausgelöst wird. Man muß kein Prophet sein, um zu erkennen, daß sich dieser Trend in den kommenden Generationen verstärken wird. Wer hilft den jungen Männern dabei, diese Probleme zu bewältigen?
Eins ist klar: Gibt es keine Lösung, dann bleibt nur der Weg zurück - mit Schrecken. Wahrhaft ein Männerversagen!
[Quelle: Dieter Otten, a.a.O. Seite 77 - 99]
Um dieses Drama zu verstehen, müssen wir eine plausible Antwort auf die Frage finden, warum Kriminalität und Moral , vor allem aber die Bereitschaft zu Gewalt in einem so hohen Maß geschlechtsabhängig ist.
[…]
Es ist beim heutigen Forschungsstand ziemlich sicher, daß Kampfrituale etwa bei Wölfen oder grßen Menschenaffen keineswegs nur angeborene Verhaltensmustern entsprechen, sondern zumindest in Teilen auch erlernt werden.
[…]
Die moderne biologische, archäologische und anthropologische Forschung weist im Zusammenhang mit der Ethnologie ganz andere, aufschlußreichere Wege. Denn es spricht eine ganze Menge dafür, daß die Ahnen der heutigen Weltbevölkerung, jene nach der vorherrschenden Out-Of-Africa-Theorie vor etwa 100.000 Jahren genetisch ausgereiften, vor etwa 60.000 Jahren aus Zentralafrika ausgewanderten Menschen modernen Typs sich unter anderem deshalb so erfolgreich auf dem ganzen Erdball verteilen konnten, weil sie aus ihrer afrikanischen Nische bestimmte soziale Muster mitbrachten. Auch eine besondere, sich im Laufe der Zeit perfektionierende kriegerische Aggressivität und rücksichtslose Gewalttätigkeit von Männern unseres Typs dürfte dabei eine wichtige, wenn nicht gar die zentrale Rolle gespielt haben.
[…]
Was aber dient unserer Gesellschaft, dient den Männern in unseren Gesellschaften noch als Orientierungsmaßstab, wenn selbst das zentrale, über Jahrzehntausende gewachsene Orientierungsmuster nicht mehr funktioniert? Offenbar nichts mehr. Es mangelt an Regeln und Maßstäben, um dem einzelnen in seiner täglichen gesellschaftlichen WirklichkeitOrientierungsmaßstäbe zu geben. Aber so etwas braucht der Mensch […] In diesem Sinne hat die westliche Gesellschaft für ihre männliche Bevölkerung offensichtlich eine kiritsche Situation erreicht. Kein Ideal, kein gesellschaftlich funktionierender Konsens sagt uns mehr, wie Männer zu sein haben oder wie man sie erzieht. Das hat erhebliche Folgen […]
Und was ist mit den vielversprechenden Veränderungen udn Innovationen der männlichen Verhaltensmuster geschehen, die in den letzten Jahrzehnten einen Großteil der innergesellschaftlichen Debatte über das Geschlechterverhältnis bestimmt haben? Hätte die westliche Gesellschaft nicht ein solches Maß an veränderung und Öffnung der Geschlechterstrukturen zu- und miteinander erreicht, daß wir optimistisch sein konnten, einen Weg zu finden, auf dem sich Männer und Frauen im Prozeß der Emanzipation aufeinander zubewegen? Was ist aus dem großen Dialog geworden, den die ganze Gesellschaft des Westens über die Geschlechterfrage geführt hat? Das war ja mehr als nur eine gelegentliche Debatte um Frauenrechte und Frauenemanzipation. Es handelte sich im Ansatz doch schon um einen echten Megalog, um mehr als eine gesellschaftspolitische Diskussion oder eine politische Auseinandersetzung um die Gleichstellungd er Frauen.
[…]
Aus der Rückschau erkennen wir heute aber auch, daß der Meghalog einen gewaltigen Fehler hatte: Er wurde nciht primär über die Rolle der Geschlechter, sondern vielmehr über die der Frauen geführt.[…] Immerhin hat der Diskussionsprozeß seit den schziger Jahren auch das konventionelle Bild des Mannes in der westlichen Gesellschaft zu verändern begonnen. […] Überall befinden sich traditionell männliche Formen und Werte auf dem Rückzug.
Doch an ihre Stelle sind keine neuen Werte und Strukturen des Männlichen getreten. Vielmehr hat die westliche Gesellschaft den Anspruch aufgegeben, überhaupt noch einen männlichen Sozialisationstypus zu etablieren. […] Eine der Folgen ist, daß sich das Abbild des Mannes in den Massenmedien der westlichen Gesellschaft einen Dreck um diese notwendige Veränderung schert. […] Eine Gesellschaft, die aufgrund dieser inneren Verfaßtheit mit der Mehrzahl der Männer, die sich weder moralisch noch intellektuell wehren können, ein ubeabsichtigtes Doppelspiel berteibt, darf sich nicht wundern, wenn sie dadurch in jene Krisen gerät, die wir in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben haben. […] Die Beteiligten reagieren darauf höchst unterschiedlich: mit der Flucht in scheinbar noch funktionierend, in Wirklichkeit aber erträumte Welten, oder mit massiven Konflikten, die nicht nur eine individuelle Problematik für jene Männer darstellen, die mit den neuen Geschlechterproblemen nicht zurechtkommen, sondern insbesondere auch eine politische Dimension von nicht unerheblicher Brisanz haben.
[Quelle: Dieter Otten, a.a.O. Seite 121 - 145]
Aber vermutlich ist das auch wieder alles falsch und daher diskussionsunwürdig???
Grüße
Heinrich