Gegenteil von Integration? Berliner Schüler sollen Arabisch lernen

Hallo,


An Berliner Schulen soll das Sprachangebot ausgebaut werden, das hat sich Rot-Rot-Grün vorgenommen. In der Koalitionsvereinbarung werden explizit Arabisch, Türkisch, Kurdisch und „osteuropäische Sprachen“ genannt, die gefördert werden sollen.
Der neue Senat hat die „schlaue“ Idee, eine Sprachvielfalt zu lehren, statt allein auf Deutsch zu setzen.
Sollte es nicht wichtiger sein, dass die Kinder ordentlich Deutsch lernen und die Grundrechenarten beherrschen?
Deutsche Grundschüler haben im internationalen Vergleich doch sowieso schon große Probleme mit Mathematik und Naturwissenschaften. Nicht einmal dafür kann der Lehrerbedarf in Berlin gedeckt werden.
Jetzt sollen noch dumme Sprachprograme, die eine Integration doch eher behindern als fördern, durchgeführt werden? Ich kenne Gymnasien in Berlin, wo schon seit den 80er Jahren „Türkisch“ als Leistungskurs belegt werden durfte mit Null Vorteil für den späteren Berufswunsch (Evtl. wird der NC für ein Studium künstlich verbessert). Integration kann doch nur heißen „Deutsch lernen“. Wie seht Ihr das?

Gruß
rakete

Hallo,

natürlich ist „Deutsch lernen“ wichtig, das bestreitet niemand. Es hat aber noch niemandem geschadet, eine Fremdsprache zu erlernen. Gerade für den (ehemaligen) Exportweltmeister Deutschland ist es wichtig, Leute zu haben, die zweisprachig sind. Es wird ja auch niemand gezwungen, Arabisch zu lernen.

Deine Kritik am Schulwesen ist ebenfalls berechtigt, man kann die Probleme in einem Bereich (Mathematik) allerdings nicht als Argument gegen einen anderen Bereich (Fremdsprachen) ausspielen.

Gruß,
Steve

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Hi,

warum kürzt du die Überschrift sinnentstellend? Die Überschrift lautete nicht, „Berliner Schüler sollen Arabisch lernen“, sondern „Berliner Schüler sollen Arabisch lernen KÖNNEN“.

Das wäre auch ein bisschen eingeschränkt, findest du nicht?

Gruß
Christa

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Und genau das ist eine Fehleinschätzung. Es ist mittlerweile gut bekannt, dass es fürs Lernen der deutschen Sprache höchst sinnvoll ist, die Muttersprache zu fördern und gut und sicher zu sprechen.

UND es dient der Integration, wenn die Kinder mit dem, was sie mitbringen und können, sich in Deutschland beheimaten können.

Jule

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Der Sohn einer Berliner Freundin lernt erstaunlicherweise und mit großer Begeisterung Japanisch. Abgesehen von seiner verstärkten Mangasammlung habe ich bis dato nicht mitbekommen daß es ihm geschadet hätte. Und da die genannten Sprachen offenbar keine Pflichtveranstaltungen, sondern Kurse werden, ist die Aufregung eher eine künstliche,

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Hallo,

man sollte dem Tagesspiegel nicht gleich alles glauben, was er als Lückenpresse schreibt. DIe Koalitionsvereinbarung, ein übles Sammelsurium von möglichst dicht aufeinander folgenden Neusprechmarketingbegriffen (->1984, NLP), verweist in den Zeilenn 278 ff. auf die Fremdsprachenausbildung https://gruene.berlin/sites/gruene.berlin/files/2016-11-16-koalitionsvereinbarung_2016-21_final_0.pdf

Gruß
vdmaster

Beschränkt trifft’s noch besser, glaube ich!

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Ich hätte gerne mal eine glaubwürdige, allg. anerkannte Quelle für die Behauptung, dass die Förderung der Muttersprache dabei hilfreich ist, die Fremdsprache Deutsch zu lernen. Denn auch Dash war einst dafür bekannt, dass es so weiss wäscht, dass es weisser nicht mehr ginge. Ob das auch wahr ist, wurde aber nie bewiesen. :wink:

Es dient der Integration, wenn sich die Kinder beheimaten können. Hört sich schwer nach Zirkelschluss an.

Gruß
vdmaster

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Zunächst finde ich es bezeichnend, dass du die Schlagzeile abänderst, damit sie in dein übliches Narrativ passt.

Was genau freiwillige Sprachkurse mit diesem Thema zu tun haben, musst du mir aber noch erklären. Du tust gerade so, als würde an deutschen Schule gar keine Fremdsprachen gelehrt. Bist du etwa auch so kritisch, wenn es um die Klassiker wie Spanisch, Französisch oder Italienisch geht?

Bei TIMSS (2015) liegt Deutschland ziemlich genau im OECD Mittelfeld und bei PISA (2012) im oberen Viertel. Finde ich jetzt nicht so dramatisch…

Wie genau kommst du zu dem Schluss, dass Sprachprogramme eine Integration behindern? :neutral_face:

Lg.
Penegrin

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Ich probier’s mal mit diesen beiden :smile:
Neue Wege beim Erlernen von Deutsch
Und viele davon werden, wenn sie die eigene Muttersprache in Wort und Schrift nicht gut lernen, weitere Sprach- und Sprechprobleme mit Deutsch und anderen Sprachen bekommen, fürchtet Claudia Winklhofer von der Pädagogischen Hochschule:
Die erste Sprache eines Menschen sollte immer gut ausgebildet sein. Denn von diesem Niveau geht man dann für alle anderen Sprachen aus. Wenn nun ausländische Eltern die Integration in Österreich besonders gut machen wollen und Deutsch mit ihren Kindern reden - oft mangelhaft, dann kann es sein, dass die Kinder weder ihre Muttersprache noch Deutsch gut erlernen. Sie beherrschen dann zwar sprachliche Basis-Kompetenzen. Wenn es aber um akademische Fähigkeiten und Abstraktionen geht, dann stoßen diese Jugendlichen an einen Plafond, wo sie einfach nicht mehr drüberkommen.“

Sprachexperte: „Da wird viel falsch gemacht“
Bei der zweisprachigen Erziehung von Kindern nichtdeutscher Muttersprache werde sehr viel falsch gemacht. Das kritisiert der Salzburger Sprachwissenschaftler Hannes Scheutz. Oft werde den Eltern von Kindergartenkindern geraten, auch zu Hause mit den Kindern Deutsch zu sprechen. […]
Das sei jedoch ein falscher Zugang zum Thema Integration, denn nur wer seine Muttersprache beherrsche, könne leicht und schnell Deutsch lernen, meint der Sprachwissenschaftler.

Lg,
Penegrin

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Hallo,

nee, ich mach mir jetzt nicht die Mühe, eine Quelle zu suchen. Ich bin ziemlich sicher, dass es Studien zum Spracherwerb gibt, die das belegen. Ich verlinke nur mal das hier (S. 3/4), da findest Du auch Quellenangaben für „Befunde aus der empirischen Bilinguismusforschung“ (S. 4 oben) und ein Literaturverzeichnis.

Man braucht ein stabiles Sprachgerüst, um andere Sprachen lernen zu können. In der Muttersprache lernt man Grammatik, aber auch Nuancierungen usw. implizit. Damit erwirbt man sich, was man Sprachgefühl nennt. Je besser und sicherer man in der Muttersprache gelernt hat, wie Sprache überhaupt funktioniert, desto besser kann man dann bewusst/ explizit lernen, dass und wie eine andere Sprache als die Muttersprache funktioniert.

Na klar, wenn Du die Spezifizierung weglässt. Außerdem verläuft Integration meines Erachtens auch als zirkulärer Prozess. Ich komme wohin, wo ich fremd bin. Ich versuche, mich einzufügen. Ich erlebe, dass ich mit dem, was ich mitbringe und kann, einen Platz finde und mich zu Hause fühle. Dadurch identifiziere ich mich stärker mit der neuen Umgebung und finde mich weiter hinein.

Dazu brauchst Du gar keine Migration, das kannst Du wahrscheinlich an jedem neuen Vereinsmitglied durchbuchstabieren.

Viele Grüße,

Jule

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Es geht doch wohl um Angebote und nicht um Pflicht.

Was sollte an einer Verbesserung der Angebote verwerflich sein?!

Integration heißt nicht "nur Deutsch lernen.

An Volkshochschulen wird auch Suaheli angeboten.
Es wird angeboten!!!

Nur angeboten.

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Schon seit Urzeiten lernen Kinder in Schulen auch andere Sprachen als nur Deutsch.
Englisch ist Pflichtfach, schon sehr lange - warum eigentlich?

Kann es KIndern schaden, arabisch zu können?
Ich würde es gerne gelernt haben, es hätte mir beruflichweit mehr gebracht, als das schreckliche Französisch, das ich im Leben nicht mehr gebrauchen konnte.

Ein EYECATCHER. „Sollen“ ist ja auch nicht wirklich falsch. Wenn etwas angeboten werden wird, gibt es zwangsläufig auch Schüler, die das Angebot annehmen werden. Die Einzelheiten sind ja dann dem verlinkten Artikel zu entnehmen.

Gruß
rakete

Eigentlich führt das doch eher zur Abschottung. Wenn man jedes Jahr mehrere Monate auf z.B. Mallorca oder in Italien verbringt, lernt man auch nicht Spanisch und Italienisch. Auch dann nicht, wenn man regelmäßig an einem Ferienkurs teilnimmt. Der Grund ist, es gibt einfach zu viele, die es einem bequem machen und Deutsch verstehen, sprechen. Und wenn es mal doch keiner kann, findet man genug Deutsche, die einem weiterhelfen.

Diesen Fehler hat man in der Vergangenheit schon mit Türkisch in Berlin gemacht. Jetzt wird mit Arabisch nachgelegt.

Gruß
rakete

Zusätzlich zu den Ausführungen von Penegrin:
Es geht gar nicht primär darum, dass alle Berliner Grundschüler nun Arabisch statt Deutsch o.ä. lernen sollen.

Es geht tatsächlich darum, dass eine Stärkung der Muttersprache auch das Erlernen einer Zweitsprache und die Integration fördert.
In Finnland gibt es das z.B. schon lange: wenn in einer Gemeinde mindestens 3 Kinder mit der gleichen (nichtfinnischen) Muttersprache leben, muss die Gemeinde für diese Kinder muttersprachlichen Unterricht anbieten.
Gleichzeitig haben aber auch alle Schüler, die Probleme mit Finnisch haben, Anspruch auf sprachlichen Förderunterricht. Das ist dann die andere Seite der Medaille, die mir hier noch fehlt.

Beatrix

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Nur ist das im Gegensatz zum Wort „können“ ein Hortativ, also eine Aufforderung… Hab ich schon mal erwähnt daß die wenigsten Leute es hier schätzen wenn man mit der Blödstellnummer kommt?

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Ich wollte darauf hinaus, dass Du einen Allgemeinplatz als Argument eingebracht hast. Ein Psychopath (mit dem richtigen rel. Spin) integriert sich auch beim IS gut, wenn anerkannt wird, wie toll er Menschen quälen/foltern kann. Da wir aber gesellschaftlich gar keinen gesteigerten Bedarf an noch mehr Menschen haben, die gut kurdisch sprechen, schreiben und lesen können, bringt auch dieses Leckerli der Sonderanerkennung wenig.

Da verhält es sich wie mit dem weiß waschenden Dash. Genau diese Studien hätte ich gerne eingesehen :wink:. Aber anhand des Literaturhinweises und der von Penegrin servierten Links werde ich mal einen genaueren Blick auf die Sache werfen und mich noch melden.

Gruß
vdmaster

Ob man so etwas probieren kann, steht und fällt doch mit der Anzahl und der Qualität der zur Verfügung stehenden Lehrkräfte im Verhältnis zum Einwanderungsstrom.

Gruß
rakete

Die Frage ist, ob für die Grundschule genügend Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Auch die Grundschüler darf man nicht überfordern. Früher gab es Lesen, Schreiben , Rechnen und etwas Musik. Vieles kam hinzu. Ethik ist m.E. das wichtigste neu dazu gekommene Fach,
Ein Gymnasiast kann „Arabisch“ gerne dazu wählen, aber doch kein ABC-Schütze, oder ?

Gruß
rakete