Hallo Fritz!
Wenn jemand unter die Flüchtlingskonvention oder 16a GG fällt, haben Wohnungs- und Arbeitsmarkt sowie Integration keine Rolle zu spielen. Die Feststellung, ob jemand zu diesen schutzbedürftigen Gruppen gehört, hat gefälligst schnell zu gehen. Monate dürfen auf der Zeitachse gar nicht vorkommen. Das muss binnen Tagen in unmittelbarer Grenznähe oder an der EU-Außengrenze geschehen.
So, nun zu einer völlig anderen Baustelle, die mit der Flüchtlingsproblematik nichts zu tun hat (nichts zu tun haben sollte): Zuwanderung aus beliebigen Ländern.
Solche Sprüche werden unermüdlich von Interessengruppen verbreitet und mittlerweile querbeet durch alle Parteien auch von Politikern wie eine in Stein gemeißelte Wahrheit behandelt. Tatsächlich beruht die Vorhersage von zu wenig Bevölkerung in D auf Interessen verschiedener Gruppen und Ignoranz von Regelmechanismen.
Überbevölkerung gehört zu den größten Problemen der Menschheit und D zählt zu den Ländern mit hoher Bevölkerungsdichte. Wir haben hohe Jugendarbeitslosigkeit, hohen Anteil arbeitsloser Menschen in reiferem Alter und einen hohen Anteil prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Offensichtlich haben wir derzeit mehr arbeitsfähige Menschen als Arbeitsplätze. Angeblicher Fachkräftemangel existiert nicht.
Finanzierungsprobleme der Altersrente lassen sich beseitigen, indem alle Bürger und alle Einkunftsarten rentenversicherungspflichtig gemacht werden und die Rente ab einer bestimmten Höhe nur degressiv steigt. Manche Interessengruppen, z. B. Beamte, wollen aber keine tragfähige Lösung.
In einem Gemeinwesen gibt es vielerlei Stellschrauben und Regelmechanismen. Wenn wir wirklich alles dafür tun, dass Normalverdiener mit Kinderwunsch ein hohes Armutsrisiko eingehen, dürfen wir uns über die niedrige Fertilitätsrate nicht wundern. So gibt es vorzugsweise in westdeutschen Ballungszentren zu wenig Hortplätze und die vorhandenen Plätze haben für berufstätige Mütter oft unbrauchbare Öffnungszeiten. Hinzu kommt, dass in Großstädten schon fast ein Gehalt eines arbeitenden Paares nur für die Miete drauf geht. Allenfalls Waffenhandel ist renditeträchtiger als Wohnungsvermietung im Ballungszentrum. Fällt ein Verdiener wegen Kinderbetreuung aus und gleichzeitig wird eine größere Wohnung gebraucht, wird der Kinderwunsch schnell unfinanzierbar. Sozialer Wohnungsbau findet nur in so bescheidenem Umfang statt, dass er am Wohnungsmarkt nur noch eine Rolle unter ferner liefen spielt. Änderte man an den beschriebenen Zuständen etwas, ergäben sich daraus Rückwirkungen für die Geburtenrate.
Und schließlich: Deutschland besteht nicht zur Hälfte aus älteren Dachdeckern mit Rückenproblemen und zur anderen Hälfte aus Leuten, die ihre Tätigkeit einfach nur sch!"§§e finden und lieber heute als morgen in Rente gingen. Wie man hört, soll es Menschen geben, die gerne arbeiten, auch im fortgeschrittenen Alter auf dem letzten Stand des Wissens sind und sich ohne Einschränkungen bester Gesundheit erfreuen. Sollte es am Arbeitsmarkt jemals eng werden, stünde ein Millionenheer solcher Menschen bereit. Wäre bei den jungen Menschen alles ausgeschöpft (ist es nicht ansatzweise), könnten wir Regelaltersgrenzen ersatzlos streichen und den Renteneintritt ins Belieben jedes einzelnen Menschen stellen.
Der vermeintliche Mangel an Menschen entpuppt sich als Marketing von Interessengruppen. Von all dem abgesehen haben wir in der EU einen offenen Arbeitsmarkt und in etlichen Ländern der EU drückende Erwerbslosigkeit. Wir müssen schutzbedürftigen Menschen helfen, aber es ist abwegig, die Hilfe mit angeblich erforderlicher Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern zu rechtfertigen / zu begründen.
Gruß
Wolfgang