1, 2, 3 - Freddy kommt vorbei
Hi Candide.
Ich hatte jetzt nicht die Zeit, alle Beiträge durchzusehen, aber mir fällt u.a. auch bei dir auf, dass die materialistische Variante irrtümlich für veraltet gehalten wird. Scheinbar sind nicht alle mit den gegenwärtigen Grundpositionen in der sog. „Philosophie des Geistes“ vertraut. Das sind keine alten Hüte, sondern aktuelle Theorien.
Der Einfachheit halber aus Wiki (Philosophie des Geistes):
"Der eliminative Materialismus oder Eliminativismus ist eine kontroverse Position innerhalb der Philosophie des Geistes. Seine zentrale These ist, dass die alltägliche Rede über mentale Zustände falsch sei. Eine zukünftige neuro- oder kognitionswissenschaftliche Beschreibung des Menschen werde nicht nur die Alltagspsychologie ersetzen, sondern auch nachweisen, dass es gar keine mentalen Zustände gebe…
… seit dieser Zeit (gemeint sind die 80er Jahre - H.Tr.) gehört der Eliminativismus zu einer der am meisten diskutierten Positionen in der Philosophie des Geistes, der auch unter Naturwissenschaftlern zunehmend Anhänger findet."
Zitat ENDE.
Hier ein Text von John Searle, einem der bekanntesten Vertreter der „Philosophie des Geistes“ (von 1998):
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~g47/bauerz16.htm
„Es ist entscheidend zu zeigen, dass beide Seiten falsch liegen - sowohl der Dualismus als auch der Monismus -, denn es wird allgemein unterstellt, damit seien die Möglichkeiten erschöpft, andere gebe es nicht. Vornehmlich werde ich mich gegen die verschiedenen Formen des Materialismus wenden, denn das ist die vorherrschende Auffassung. Jedweder Dualismus wird heutzutage gemeinhin von vornherein abgelehnt, denn man hält ihn für unvereinbar mit dem wissenschaftlichen Weltbild… Wie kam es dazu, dass „der Materialismus“ als die einzige rationale Zugangsweise zur Philosophie des Geistes erscheint?“
Zitat ENDE.
Ich hoffe, das reicht als Beleg dafür, dass Punkt 1) als philosophische Position nicht in Sophies Welt gehört, sondern in die reale. Searle nennt sie sogar die „vorherrschende“ Meinung. Sie tritt z.T. unter der Flagge der „Identitätstheorie“ auf.
Wenn du hier „Eso-Skeptiker“ mit
Materialisten gleichsetzt… ,
dann hast du deine Fragen doch längst
beantwortet:
welchen Stellenwert hat das Geistige in einem (angeblich) rein
materiellen Universum?
Ich habe, wie gesagt, nicht alle Beiträge durchgesehen, gehe aber davon aus, dass ein Eso-Skeptiker (d.h. ein Gegner der Position 3) Probleme haben wird zu erklären, was die Natur des Geistes ist und wie dieser entsteht und wie er interagieren kann mit dem Materiellen (die Psychosomatik z.B. beweist ja, dass Seelisches auf Physisches wirkt). Die drei von mir genannten Grundpositionen sind definitiv Modelle, auf die sich irgendwie jeder beziehen muss, der über die Frage von Geist/Körper nachdenkt. Es gibt keine vierte logische Möglichkeit, höchstens Varianten der Grundpositionen.
wie ist es [dieses Epiphänomen] überhaupt entstanden?
eben als Effekt des Körperlichen, als Spiegelung des
materiell-physikalischen Geschehens.
Da sehe ich drei Dinge, wo du zwei siehst: das materielle Geschehen, das Epiphänomen - und einen Spiegel. Du schreibst einfach „Spiegelung“ - unterschlägst aber, dass es immer ein Ding, sein Spiegelbild UND den Spiegel gibt.
Körperliches kann Geistiges nicht spiegeln. Dem Spiegelbild muss ein Spiegel präexistieren. „Epihänomen“ ohne vorgängigen Geist - das wäre doch eine creatio ex nihilo.
- Warum reduzierst du die
Eso-Skeptis (um einmal etwas mehr Niedlichkeit des Ausdrucks
ins Feld zu führen) auf die Position des metaphysischen
Materialismus, welche kein Mensch mit gesundem ästhetischem
Gefühl heute noch einzunehmen vermag?
Ästhetisches Gefühl ist kein philosophisches Argument. Und oben habe ich dir gezeigt, dass sehr wohl noch viele Wissenschaftler materialistische Positionen haben.
Hier noch ein Beleg:
http://unterbewusstsein-xxl.blogspot.com/2008/03/red…
»Wenn Hirnforscher das Gehirn als „Parasiten im Körper“ bezeichnen und behaupten, längst bewiesen zu haben, dass „das Bewusstsein voll im Rahmen der Naturgesetze“ stattfände (Roth 2006) oder dozieren, Bewusstsein sei nur ein „Emergenzprodukt“ neuronaler Prozesse (Singer 2006), wenn Psychiater zur „Erklärung“ der verschiedensten psychischen Erscheinungen vom Stimmenhören bis zur Depression immer wieder nur auf „Stoffwechselstörungen im Gehirn“ verweisen (Spitzer 2007), und sogar wenn selbsternannte „Neurotheologen“ von einem „Gottes-Modul im Gehirn“ sprechen (Hotz 1997) erlebt man leider nichts als ergebene Hingabe… Man unterstellt nämlich, dass die menschliche Existenz, dass Bewusstsein und sein Erleben nichts anderes ist als „ein Bündel Neuronen“ (Crick 1996)…"
Zitat ENDE.
Nun noch zwei Thesen meinerseits, die über die bloße
(spaßeshafte, natürlich!) Verspottung deiner Person
hinausreichen:
Oh, ein Guter hält´s aus.
1)Dieser Materialismus bzw. Epiphänomenalismus ist aber heute so gut wie tot, er taucht hin und wieder an den Rändern zwischen Wissenschaft und Galileo-Entertainment auf, z.B. im Umkreis der Neurowissenschaften, aber sonst ist er tot.
Tja, wohl eher ein Un-Toter, wie gezeigt.
- Mir behagen diese alten Grundpositionen toter Philosophen
sowieso nicht (darum hatte ich auch keine Lust, deine Frage
einfach nur zu beantworten), weil sie das moderne Denken gar
nicht mehr einfassen können.
Tun sie aber doch. Hier sind Beispiele:
-
Paul und Patricia Churchland, Ullin Place, John Smart
-
Karl Popper und John Eccles
-
Ken Wilber, moderne Buddhisten usw., aber auch Stars der Quantenphysik-Szene, angefangen bei Max Planck über Heisenberg bis hin zu Fritjof Capra und David Bohm.
- Nicht das Denken der modernen
Physik mit ihren Beobachterabhängigkeiten…
Vergisst du da Heisenberg? Der stand auf Position 3.
- nicht das Denken der
Psychoanalyse, das zeigt, wie geistige Prozesse wie die
Introjektion von Normen, die Projektion von und Identifikation
mit Kognitionen und Emotionen…
Die Psychoanalyse ist keine Philosophie. Dein Beispiel deutet auf Interaktion von Geist und Körper. Jeder Vertreter der Positionen 1 bis 3 hätte auf die Frage der Natur dieser Interaktion eine Antwort.
- auch nicht die großen
philosophischen Denkrichtungen des 20. Jahrhunderts wie den
Pragmatismus oder der Konstruktivismus
- und dergleichen mehr.
William James war der Gründervater des Pragmatismus - und zugleich Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. D.h. er stand auf Position 3.
Hierzu passt dein 1,2 oder 3 einfach nicht (mehr).
Das 1,2,3 passt im Prinzip immer. Wie demonstriert.
Die Esoterik kann das Zusammenleben erleichtern. Aber das
Wichtigste ist Krieg und sexuelle Versorgung.
(Julius Ecclesiae)
Das wirst du näher erläutern müssen.
Gruß
Horst