Gentechnisch veränderte Lebensmittel!

Hi,

nicht nur das Testverfahren, die ganze Zucht inkl. Schweine!

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktue…

Das ist leider zu verkürzt bzw. falsch dargestellt worden
(dabei lese ich die FR sonst sehr gerne). Die unabhängigen
Patentansprüche des erteilten Patents erstrecken sich
eindeutig nur auf das Verfahren, nix weiter. Das Monsanto
natürlich auch versucht hat das „Produkt“ - sprich das Schwein

  • zu schützen sollte man unter „man kann es ja mal versuchen“
    subsumieren. Dies ist gängige Praxis bei Patentanmeldungen.

Allerdings kommt man damit in Europa nicht weit, siehe
Biotechnologierichtlinie
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?ur…

Zitat:

Artikel 4
(1) Nicht patentierbar sind
a) Pflanzensorten und Tierrassen,
b) im wesentlichen biologische Verfahren zur Züchtung
von Pflanzen oder Tieren.

Dies findet sich auch im europäischen (Art. 53 b) und
deutschem Patentrecht (§ 2a).

Das heißt natürlich nicht, dass das Patentamt hier nicht
besonders sorgfältig bei der Erteilung prüfen muss, damit
keine Fehler durchschlüpfen. Und es heißt natürlich auch
nicht, dass wir Bürger hier kein besonderes Auge auf den
entsprechenden Patenten haben sollten.

Hallo,

aber wie ist das denn jetzt?

In den Nachrichten habe ich gehört, dass es ein Patent auf das gefundene Gen sein soll, was für mich heißt, das es dann mehr oder weniger das Schwein ja auch direkt betrifft.
Es ist ja nicht so wie bei einer Maschiene, wo irgendeine Firma ein Patent auf ein Zahnrad hat oder dergleichen. Dieses Gen macht doch das gezüchtete Schwein doch erst aus.

Natürlich bin ich auch der Meinung, dass es kein Patent auf irgendein Lebewesen geben sollte, aber wenn ich ein Patent auf ein Gen habe, dann ist das doch ein Patent auf Leben, oder nicht?

Wenn es aber nur das verfahren betrifft, welches patentiert werden soll, was sollen dann diese ganzen Kommentare im TV?

Mir ist zwar schon klar das man nicht alles glauben darf was die Medien so von sich geben, aber bei so einem Thema möchte man doch eher ein wenig genauer informiert werden und somit auch den nachrichten ein bischen Vertrauen schenken.

lg

Hi,

aber wie ist das denn jetzt?

In den Nachrichten habe ich gehört, dass es ein Patent auf das
gefundene Gen sein soll, was für mich heißt, das es dann mehr
oder weniger das Schwein ja auch direkt betrifft.

Lies doch einfach mal Anspruch 1:
„1. Verfahren zur Genotyp-Erstellung […]“

Die anderen Ansprüche sind ähnlich.
(Siehe http://www.filedealer.com/freeupload/046beece013e0a9…)

Ich sehe gerade mein alter Link funktionierte nicht. Also zum Nachschlagen des gesamten Patents bzw. des Prüfverfahrens einfach in den Suchschlitz bei http://www.epoline.org/portal/public/registerplus „EP1651777“ eingeben.

Es ist ja nicht so wie bei einer Maschiene, wo irgendeine
Firma ein Patent auf ein Zahnrad hat oder dergleichen. Dieses
Gen macht doch das gezüchtete Schwein doch erst aus.

Siehe oben.

Natürlich bin ich auch der Meinung, dass es kein Patent auf
irgendein Lebewesen geben sollte, aber wenn ich ein Patent auf
ein Gen habe, dann ist das doch ein Patent auf Leben, oder
nicht?

Wäre es, daher ist das ja in der Form auch nicht möglich.

Wenn es aber nur das verfahren betrifft, welches patentiert
werden soll, was sollen dann diese ganzen Kommentare im TV?

Eben genau das ist das Problem: Aus Unwissenheit oder Ignoranz wird emotional über ein Thema diskutiert, dessen Problem ganz woanders liegt. Jedoch versuch’ mal z.B. in einer Talkshow oder vor wütenden Demonstranten klarzumachen, dass die ganze Aufregung umsonst ist.
(Vor allem wenn man dazu den recht komplizierten Anspruch 1 lesen und verstehen müsste.)

Mir ist zwar schon klar das man nicht alles glauben darf was
die Medien so von sich geben, aber bei so einem Thema möchte
man doch eher ein wenig genauer informiert werden und somit
auch den nachrichten ein bischen Vertrauen schenken.

Wie gesagt: Lies Dir die Ansprüche mal durch, lies Dir außerdem mal Art. 53 b EPÜ durch:

Ausnahmen von der Patentierbarkeit
Art. 54, 100, 138
R. 28, 29

Europäische Patente werden nicht erteilt für:

[…]

b) Pflanzensorten oder Tierrassen sowie im Wesentlichen biologische Verfahren zur Züchtung von Pflanzen oder Tieren. Dies gilt nicht für mikrobiologische Verfahren und die mithilfe dieser Verfahren gewonnenen Erzeugnisse*;

[…]

(* der zweite Satz bezieht sich auf z.B. mikrobiologisch hergestelltes Insulin in E.coli-Bakterien.)

Gruß,
Sax

1 Like

Hi,

aber endlich mal einer, der sich damit auch auskennt!
Vielen Dank dafür, werd ich mir mal zu Gemüte ziehen!

lg
PaleMan

Hallo mabuse,

Man weiß ja auch nicht, inwiefern so eine Pflanze sich
längerfristig auf die Umwelt auswirkt, ob sie z.B. andere
Pflanzen verdrängt oder dergleichen, da sie auch gegen
verschiedene Umwelteinflüsse gewappnet ist.

Ja, und?
Was anderes macht die Natur doch auch nicht. Irgendwas wird
geändert (nennt sich Mutation), und wenn’s besser ist, wird es
sich durchsetzen (auf Kosten der alten Art), wenn nicht,
aussterben. Ob diese Mutation nun zufällig von „Mutter Natur“
oder gezielt von Menschen herbeigeführt wird - wo soll da der
Unterschied sein?

ich würde mich absolut nicht als Gegner der Gentechnik bezeichnen, aber bei dieser Aussage habe ich immernoch ein bisschen Bauchschmerzen. Gentechnik mit natürlicher Selektion gleichzusetzen geht mir dann doch ein kleines bisschen zu weit. Die zeitliche Dimension, in der das passiert ist einfach ein ganz anderer Rahmen. Und mal davon abgesehen, der Mensch wird am Ende auch künstlich die genetisch manipulierten Pflanzen am Leben halten, die in einem „normalen“ evolutionären Prozess keine Chance gehabt hätten.

Ich glaube, dass der Mensch sowieso schon so stark in die Natur eingegriffen hat, dass er sich an jeden Gen-Grashalm klammern muss, um überlebensfähig zu bleiben. Die grüne Gentechnik (edles Gemüt vorausgesetzt) dient ja dazu, die ständig wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Aus Ökologischer Sicht hat aber die Erde eine Gewisse Kapazitätsgrenze, die (denke ich) dann erreicht ist, wenn der Mensch nicht mehr genug zu essen hat. Mit der Gentechnik kann man diese Grenze künstlich verschieben, und der Mensch kann sich fröhlich weiter vermeheren.

Das perverse an der Sache ist aber, dass durchaus (noch) genug Nahrung für alle da wäre, nur gewisse Staaten verbrennen ihr übriges Getreide lieber, als es an ärmere Staaten abzugeben. Es bliebe also theoretisch noch genug Zeit, Gen-Pflanzen ordentlich zu erforschen um den Kritikern mit fundierten Forschungsergebnissen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dann wär die ganze Sache viel entspannter und wir müssten uns hier nicht Halbwissen und Propaganda-Parolen um die Ohren werfen.

Liebe Grüße

Tante Gans