Geschichte eines (vermeintlichen?) Mißbrauchs auf SPON

Meine Frage betrifft diesen Link. Kann man _vor_ oder _nach_ meiner Frage lesen:
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/sofie-kar…

Moin,

gerne würde ich mal die Bewertung anderer zu der im Link geschilderten Geschichte der „Sofie K.“ hören. Frau K. sagt, dass sie sexuell mißbraucht wurde.

Die Zusammenfassung des Geschehen würde sich _bei mir_ so lesen:

  • 40 Studenten, höhere und niedrigere Semester,  veranstalten gemeinsam eine Tagung in einer fremden Stadt
  • nachdem der Tag gemeinsam fröhlich verbracht wurde wird zu zehnt in Hotelzimmern gemischtgeschlechtlich übernachtet
  • nachts legt sich einer der Kommilitonen zu K. ins Bett und fasst sie an (wo auch immer steht hier nicht)
  • Frau K. sagt, sie hätte den Kommilitonen mehrmals geschubst, aber kein Ton gesagt
  • nach einer gewissen Zeit verschwindet der Kommilitone wieder

Der Rest des Textes ist IMHO für die Bewertung dieser Angelegeheit irrelevant; auch, dass er vielleicht doch schon mal oder auch nicht oder gar nicht jemanden vergewaltigen wollte.
K. ist eine erwachsene Frau, ein merkliches Hierachiegefälle kann ich nicht ausmachen, die Ausnutzung einer Notlage auch nicht und die Überwindung einer erkennbaren Abwehrreaktion nur kaum.

Wieso steht der Artikel unter der Überschrift „Vergewaltigung an US-Unis … Von einem Kommilitonen missbraucht“?
Wieso sieht sich Frau K. als Opfer wenn sie nicht mal in der Lage war deutliche Grenzen zu zeigen und zu kommunizieren?

Man könnte die Geschichte auch anders lesen, zB. so(1): Nach einem gemeinsamen Tag malt sich A bei B Chancen auf einen gemeinsam gewünschten sexuellen Kontakt aus und nähert sich ihr. B zeigt zunächst keinerlei Zurückweisung „zickt“ aber nach einiger Zeit rum und da sie kein weiteres Interesse an ihm zeigt, verschwindet er dann wieder bevor was nennenswertes passiert ist.
Klar kann man A dann mangelnde Frauenkenntnis vorwerfen der das von ihm so genannte zicken nicht richtig interpretiert hat. Aber IMHO kann man von einer erwachsenen Frau wohl erwarten, dass sie sich nur deshalb nicht einem Mißbrauch widersetzt weil das andere im Zimmer aufwecken würde. Und wenn sie wie sie selbst sagt in dem entsprechenden Augenblick den Mißbrauch nicht bemerkte, wie bitte soll denn dann die Gegenseite das können?

Es mag ja sein, dass nicht alles zur Zufriedenheit von K. verlaufen ist. Aber meilenweit entfernt von einer Opfer-Täter-Verwechslung kann ich hier nun keinen Mißbrauch erkennen aber deutliche Mängel bei K.

Ehrlich gesagt befürchte ich auch, dass inflationär gebrauchte Vorwürfe von Mißbrauch und Vergewaltigungen diese Tatbestände in der Öffentlichkeit „verwässern“ könnten und tatsächlichen Opfern damit ein Bärendienst erwiesen wird. Diese dann evtl sogar nicht mehr „richtig“ ernstgenommen werden könnten.

Wie sieht ihr die Geschichte? Gibt es andere Sichtweisen und Erkenntnisse?

VG,
J~

(1) ich will nicht behaupten, dass es so war, kenne auch gar keine Hintergründe sondern nur die Darstellung auf genanntem Link. Aber IMHO wären eben auch eine andere Interpretaion denkbar. Wenn jemand weitere Informationen hat immer her damit

Hallo,

die Geschichte bzw. der Ablauf überrascht mich kein bißchen. Dazu ein paar Schwänke:

  1. Wir haben hier ein paar Grabbler, d.h. Männer, die kaum eine passende und unpassende Gelegenheit auslassen, um bestimmten (jungen und gutaussehenden) Frauen gegenüber vertraulich zu werden. Bei Verabschiedungen werden Hände auf Schultern bzw. um Hüften gelegt, bei betrieblichen Festern wird der Oberkörper gerne seitlich an den anderen gedrückt, wenn es mal lustig wird und „man sich vor Lachen biegt“ usw. Es werden weder primäre noch sekundäre Geschlechtsmerkmale noch Hinterteile angefaßt und dennoch geht das ganze aus meiner Sicht zwischen Kollegen viel zu weit. Die betreffenden Kolleginnen habe ich in der letzten Zeit ab und an mal angesprochen und gefragt, ob ihnen das nicht zu weit geht und siehe da, sie waren einhellig der Ansicht, daß dem so sei. Aber, so wurde nachgesetzt, das sei ja völlig normal und man wolle den betrieblichen Frieden nicht stören, indem man Grenzen aufzeige oder sich gar beschwere.

  2. Junge Frau frisch nach dem Studium steigt in den Beruf ein, der eine echte Männerdomäne ist. Die als Mentor tätige Führungskraft lädt zu gelegentlichen Treffen, sorgt dafür, daß sie mit ihm zusammen auf Projekten arbeitet, lobt sie über den grünen Klee. Alles völlig normal, nur verändert sich die Häufigkeit der Treffen, die Intensität der Gespräche, der für die Treffen gewählte Ort usw. „Auf einmal“ sitzt man beim Abendessen bei einem kleinen Italiener und wird zu höchstpersönlichen Dingen befragt - gefolgt von dem Angebot, daß sich an der Karriere etwas machen ließe, wenn man sich auch mal im privaten Bereich treffen könne. Es folgen Ablehnung, weitere Avancen, Versuche, dem Mann aus dem Weg zu gehen und am Ende die eigene Kündigung.

  3. Junge Frau wird von einem hochrangigen Mitarbeiter (keine direkte Führungskraft) unter Drruck gesetzt, doch mal etwas zutraulicher zu werden. Am Ende steht offen die Forderung nach Sex im Raum - verbunden mit der Drohung, daß die Tätigkeit bei diesem Arbeitgeber (Großunternehmen) bald ein abruptes Ende finden würde, wenn die Forderung nicht erfüllt wird. Die Frau erwägt ernsthaft aus Sorge um Karriere und Familie dieser Forderung nachzugeben, entscheidet sich aber langem Zögern dazu, das Problem doch bei der eigenen Führungskraft anzubringen. Die vorgesehenen betrieblichen Mechanismen greifen und es dauert knapp zwei Wochen bis der hochrangige Mitarbeiter das Angebot erhält, zu kündigen oder fristlos gekündigt zu werden.

Das soll für den Anfang reichen, wobei ich noch eine gute Handvoll Geschichten aus erster Hand auf Lager habe, die teilweise noch etwas krasser sind.

Der Punkt ist: es laufen mehrere Dinge falsch in der Gesellschaft. Das eine ist daß sich Männer vielfach glauben, das nehmen zu können, was sie haben wollen. Über die (Hinter)Gründe will ich hier nicht spekulieren.

Das andere ist, daß Frauen aus einer Vielzahl von Überlegungen und Gefühlen (sie kamen in anderen Artikel schon zur Sprache) heraus nicht die Grenzen ziehen, die sie ziehen wollen. Ein ganz wichtiger Aspekt scheint mir dabei zu sein, daß man aus Scham und aus der Sorge, der eigene Ruf könne Schaden nehmen, nicht die entsprechenden Schritte einleitet. Gerade das dritte Beispiel ist mir in der Hinsicht besonders wichtig. Die Frau hat sich förmlich selbst zerfleischt, alle Möglichkeiten hin- und hergedreht anstatt „einfach“ das zu machen, was man als Mitarbeiter in so einer Situation tut - oder wenn einem einer in der Kantine ins Essen spuckt.

Dafür gibt es in Unternehmen Hierarchien, Betriebsordnungen, Gleichstellungsbeauftragte. Als sie sich dann endlich (nach rd. zwei Monaten) dazu entschied, das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen, stellte sich heraus, daß es ganz einfach war. Nichts sickerte durch, es folgten nach dem Ausscheiden des Typs keine Drohungen und die Frau konnte ganz normal ihrer Tätigkeit nachgehen.

Will sagen: die Möglichkeiten, sich bei übergeordneten Stellen zur Wehr zu setzen, sind da. Ob nun Führungskraft, Sozialdienst oder Polizei. Und ja: es mag sein, daß das im Einzelfall in die Hose geht und nichts passiert oder man sich blöde Sprüche anhören muß, weil irgendwo eine Krähe sitzt oder ein Arsch oder ein Chauvinist. Das ist aber immer noch besser als die Belästigung oder den Mißbrauch hinzunehmen.

Im dargestellten Fall wäre es tatsächlich besser gewesen, den Typen nicht nur anzustupsen, sondern mit einer schwungvollen Bewegung aus dem Bett zu befördern. Er hätte sich dann überlegen können, ob er sich darüber beklagt oder einen Rückzieher macht. Nach allem, was man so hört, ist sexuelle Belästigung auch in den USA nichts, was man locker durchgehen läßt. Insofern wäre groß angelegtes Gemecker mit ziemlicher Sicherheit ausgeblieben.

Aber was besser gewesen wäre, ist irrelevant, wenn die Frau den Mut dazu nicht hatte. Der Ansatz muß also lauten, daß es a) in die Köpfe der Männer muß, daß so etwas einfach nicht geht und b) in die Köpfe der Frauen muß, daß eine abweisende Reaktion immer besser ist als alles andere.

Und die Gesellschaft muß vorleben, daß eine abweisende Frau nichts zu befürchten hat.

Gruß
C.

Ach komm, du willst es doch auch!
Hi,

da mir die bereits vor mehr als einem Jahr öffentlich diskutierte Geschichte um Sofie Karasek an der UC Berkeley nicht unbekannt war (sie wurde ja auch immer miterwähnt im Rahmen der Matratzeninszenierung von Emma Sulkowicz und der daraufhin gestarteten Studentenkampagne an mehreren Unis der USA), haben sich mir bei dem Artikel der amerikanischen SPIEGEL-Korrespondentin ebenfalls die Nackenhaare aufgestellt. Dazu gleich mehr.

Als ich nun diesen hierher verschobenen Thread zur Kenntnis nahm, hat mich vor allem interessiert, welche Merkmale an deinem UP den massiven Gegenwind erzeugt haben, den du hier erfahren hast.

Ungeachtet zunächst des Artikels von JaninaG, die (wie immer) hervorragend Begriffe, Formulierungen, Argumente und Sachverhalte zu differenzieren versteht und dadurch Klarheit zu schaffen vermag, ein paar kurze Bemerkungen zu den reizauslösenden Signalen in deinem Posting.

Die Titelzeile und dein Vorwort, in dem du ja erklärst, man müsse den Spiegelartikel nicht unbedingt vorher lesen:
Jeder, der mit den Folgeerscheinungen sexueller Grenzüberschreitungen (und hier sind ausschließlich negative Konnotationen gemeint, vom Begriff her also alles zwischen „Belästigung“ und „Vergewaltigung“) vertraut ist, weiß um eines der Hauptprobleme, mit denen Opfer oft Jahre und Jahrzehnte zu tun haben, selbst, wenn keine medizinisch relevanten körperlichen Läsionen die Folge waren: Nämlich

  1. dass dem Opfer, wenn es sich wem auch immer anvertraut, nicht geglaubt wird, und
  2. dass dem Opfer eigenes Verschulden, zumindest Mitverschulden zugeschrieben wird.
    Dadurch wird zusätzlich eine - und oft sogar erst die eigentliche - Traumatisierung erzeugt. Warum das so ist, sei mal so dahingestellt.

Wichtig ist, dass gerade für solche Personen allein schon die Wortassoziation „Mißbrauch“ mit „angeblich/vermeintlich“ bereits ein Trigger ist. „Trigger“ bedeutet in diesem Zusammenhang: Auslöser einer heftigen psychischen Reaktion, meist verbunden mit einem Flashback (Reaktualisierung = physisch erlebte, zeitübergreifende Wiederholung des je eigenen Trauma-Szenariums). Aus diesem Grund wurde auch irgendwo in diesem Thread geäußert, hoffentlich triggert das Ganze hier nicht …

Aber davon abgesehen (denn du kannst sowas mutmaßlich ja nicht wissen und es war folgich keine Absicht), abstrahierst du nun den Spiegelartikel auf eine Weise, die einen Fall zurechtbastelt, der dem der Darstellung im Spiegel gar nicht entspricht, und der darüberhinaus auch mit dem von Sofie Karasek geschilderten Erleben nichts zu tun hat. Denn der Bericht des Artikels verfälscht die verschiedenen Berichte der Sofie Karasek selbst bereits.

Die Zusammenfassung des Geschehen würde sich _bei mir_ so lesen:

Ja, du gibst ein bereits von dir vorinterpretiertes Szenarium vor, und allein das enthält dein Diskussionsanliegen. Der Fall Karasek steht also gar nicht zur Debatte, was viele hier übersehen haben.

  • nachdem der Tag gemeinsam fröhlich verbracht wurde

Von „fröhlich“ stand da nichts. Es war eine Tagung. D.h. es wurde gearbeitet. Wenn auch in einvernehmlich guter Stimmung. Deine Formulierung legt Partystimmung nahe.

wird zu zehnt in Hotelzimmern gemischtgeschlechtlich übernachtet

Auch von gemischt steht da nichts. Es kann durchaus sein, daß die anderen Zimmergenossen der Frau alle männlich waren.

  • nachts legt sich einer der Kommilitonen zu K. ins Bett und fasst sie an (wo auch immer steht hier nicht)

Es war kein Kommilitone, sondern der (ältere) Gruppenleiter. Und die anderen Kommilitonen waren sämtlich solche, die mit ihm bereits aus anderen Veranstaltungen bekannt bzw befreundet waren. Das allerdings sind Dinge, die ihr erst später durch den Kopf gingen, denn zunächst ist die Situation anders:

Wenn wir allein den HuffPost-Artikel nehmen, den Kamikazekatze verlinkte (andere ausführlichere Berichte von Karasek gibt es, ich habe die Links verloren, auf Youtube gab es sie auch im O-Ton):

„I felt his heart beating in his chest, his sweaty fingers crawling on my skin.“

An eine schlafende Frau presst sich (wie sonst fühlt man jemandes Herzschlag!?) ein Mann und betatscht ihren Körper mit verschwitzen Fingern. Warum reduzierst du das auf „wo auch immer steht da nicht“? Du gibst in dem Situationbild, das sich deine Leser machen sollen, vor, es könne durchaus auch so sein, dass er zärtlich ihr ins Ohr gekitzelt habe, mit ansonsten körperlicher Distanz. Du magst es so nicht bewußt intendiert haben, aber spätestens hier fühlt man sich manipuliert von dir in eine Richtung, die eine verharmlosende Beurteilung des Sachverhaltes bereits vorgibt.

  • Frau K. sagt, sie hätte den Kommilitonen mehrmals geschubst, aber kein Ton gesagt

Dass sie keinen Ton gesagt habe, steht da nicht. Sie hat nur nichts laut gesagt, so also, dass alle anderen es hätten hören können und folglich wach geworden wären. Aber auch das ist Inhalt von Sofies späteren Gedankengängen. Zunächst stellt sich ihre Verfassung so dar:

„I was immediately confused, and my mind was not in sync with what was happening to my body“

Es ist für uns aus der Distanz nicht ersichtlich, wie lange diese Irritation dauerte. Es wird sich, wie JaninaG ja bereits erklärte, zumindest nach einer Weile nicht mehr um einen Freeze-Zustand („Schockstarre“) gehandelt haben. Zumindest deutet sie hier an, dass und warum sie zumindest nicht zu einer spontanen Abwehrreaktion imstande war, etwa laut zu sagen „Hey, was willst du denn hier! Verpiss dich!“ o.ä.

  • nach einer gewissen Zeit verschwindet der Kommilitone wieder

Woher die Autorin die Behauptung „etwa nach einer Stunde“ hat, weiß ich nicht, ich hatte es sonst nirgendwo gelesen. Aber selbst wenn, dann ist das, was sich ansonsten zwischen den beiden abspielte in dieser Zeitspanne für die Öffentlichkeit völlig uneinsichtig, es wird bestenfalls, vielmehr sicherlich, in ihren therapeutischen Gesprächen ausführlicher Inhalt gewesen sein. Für niemand anderen kann das Gegenstand der Spekulation sein.

Wenn sie tatsächlich von 1 Stunde öffentlich gesprochen hat, dann, klar, muß sie sich Fragen, auch öffentlich, gefallen lassen, was sich bei den zweien denn die ganze Stunde im Bett abgespielt hat. Warum sie nicht aufgestanden sei z.B. usw. Ich habe darüber nichts gelesen. Wer etwas weiß: Bitte um Nachricht.

Es sei denn, wir einigen uns darauf, einen hypothetischen Fall auf die Bühne zu stellen und den spekulierend zu behandeln. Das mag für diagnostische Übungszwecke dienlich sein, aber das beabsichtigt hier ja wohl kaum jemand. Das hätte auch erst Sinn, wenn wir irgendeine Interaktion zwischen den beiden hinzudichten. Aber mit Karasek hätte das nichts zu tun.

Hier bleibt nur: Mit Sicherheit wird sie in der zumindest vorliegenden Handlungslähmung (insbesondere durch ihre von ihr selbst allerdings nur angedeuteten Gedankengänge), die etwas anderes(!) ist als „Freeze“, kaum, außer ein paar mal „schubsen“ (ich weiß nicht, welchen Ausdruck Karasek selbst benutzte) den verschwitzten Körper lediglich mit großen Augen angestarrt haben. Nicht so lange. Es werden Worte gefallen sein zwischen ihnen (wenn wir schon spekulieren wollen). Aber darüber wird nichts berichtet.

Aber das allein, die angebliche Stunde, ist, für Außenstehende ohne jede weitere Information, etwas Rätselhaftes an der Darstellung. Für eine Interpretation fehlt jegliche Grundlage.

K. ist eine erwachsene Frau, ein merkliches Hierachiegefälle kann ich nicht ausmachen

Genau dieses Hierarchiegefälle war laut ihrem Bericht Gegenstand ihres Verhaltenszweifels:

  1. er ist der Gruppenleiter (als den sie ihn dann ja wohl erkannt hat)
  2. er ist mit allen anderen vertraut bzw befreundet.

Dass sie sagt „no one will believe me“, bezieht sich nicht auf die Situation (ein lautes „verpiss dich!“ hätte ja keinen Zweifel über das Geschehen gelassen), sondern auf die spätere Meldung des Vorfalls.

die Ausnutzung einer Notlage auch nicht

Eine Notlage nicht. Aber eine Hemmungslage, ein Überraschungsangriff, der mit einer Gehemmtheit von spontanem Abwehrverhalten (z.B. Schreien) gerechnet haben muss. Und wenn wir schon über den Mann spekulieren:

  • Hat er mit Schreien gerechnet? Mit der Folge, dass sich die 10 anderen auf ihn stürzen und ihn verprügeln incvl. einer Anzeige gegen ihn? Ich sag mal: Nein.

  • Hat er damit gerechnet, dass in so einem Fall alle anderen nur gekichert oder gelacht hätten? Genau das ging laut Bericht Sofie durch den Kopf: Ein zusätzliche Demütigung. Denn sie wird, da sie ja nach eigener Aussage später bei klarem Kopf war und alle Varianten ihres Verhaltens abwägte, überlegt haben, wieso er sich diesen Übergriff in der Öffentlichkeit überhaupt erlauben könne. Irgendetwas muss sein Risiko abmildern … Solidarität der anderen mit ihm?

  • Hat er damit gerechnet, aber der Überraschungsmoment hätte ihm wenigstens einen schnellen Griff zwischen ihre Beine ermöglicht und dann wäre er abgehauen? Nun ja, es gibt Männer, denen das reicht, damit ihnen einer abgeht.

  • Hat er nicht mit Schreien gerechnet? Dann gibt es folgende Möglichkeiten:

    • Wie sich herausstellte, war er Profi in Sachen sexueller Übergriffe. Möglich dass er die schlichte Erfahrung hatte, dass ein solcher Angriff eine Handlungslähmung mit großer Wahrscheinlichkeit erzeugt. Das muß nicht Freeze sein, aber soetwas, was er ja dann tatsächlich erlebte.
    • Er hatte einen solchen „Blick“ für einen bestimmten Frauentyp, dass er diese 19-Jährige so einschätzte, dass sie nicht mit einem Karateschlag gegen seine Kehle reagieren würde, oder dass sie den Schlafsaal zusammenschreien würde. Sondern dass sie lediglich versuchen würde, seine Hände wegzuschieben, und lediglich flüsternd „geh weg, laß mich!“, was zu weiteren Tatschversuchen Freiraum geben würde.
    • Er war so ein „ach komm, du willst es doch auch“-Typ. Dass es die gibt, wissen wir. Eine diagnostische Charakterisierung lasse ich mal weg: Es sind Männer, die tatsächlich aus der Tatsache, dass eine Frau ihn sexuell interessiert und er einen stehen hat, den messerscharfen Schluß ziehen, dass sie sich ebenfalls für ihn interessiert und sich von ihm ficken lassen möchte. Und wenn das nicht zutrifft, folgern sie messerscharf weiter, dass diese Frau ein sexuelles Problem habe, oder überhaupt einen Knall. Denn es ist ihnen unvorstellbar, dass eine Frau auf das kostbare Angebot ausgerechnet seines erigierten Schwanzes nicht anspringen könnte. Folglich kann sie unmöglich „normal“ sein.

Summa summarum: Im Fall Sofie ist er jedenfalls, falls er eine sexual intrusion intendierte, nicht zum Ziel gekommen. Irgendetwas hat sich zwischen ihnen also abgespielt, so dass er die Lust verlor. Eine Vergewaltigung hat Sofie also erfolgreich verhindert. Vielleicht wollte er aber auch nur fummeln. Das hat er erreicht. Und mit diesem Erfolg ist er auch nachher (wie aus früheren Berichten bekannt war) hausieren gegangen. (Sofie selbst hatte zuerst niemandem davon erzählt! Und dann zuerst nur im engsten Freundeskreis)

An dieser Stelle muß etwas Entscheidendes gesagt werden: Sofie hat in ihren öffentlichen Darstellungen immer nur von „sexual assault“ gesprochen und von „sexual harassment“. Es war weder die Rede von „sexual violence“ noch von "sexual abuse" noch erst recht von „rape“: „Sexual assault“ ist ein sexueller Übergriff, entspricht ggf. der deutschen „tätlichen Beleidigung“ (Ohrfeige, Anspucken o.ä.). In diesem Fall war das gegeben durch „körperlichen, sexuellen Kontakt gegen den Willen das anderen“. „Sexual harassment“ ist sexuelle Belästigung, die allein durch verbale Äußerungen schon gegeben sein kann. Sexueller Mißbrauch dagegen ist „sexual abuse“, und wie das hier unterschieden würde, müßte und könnte allein ein Gericht entscheiden, und es hinge von der Rechtslage überhaupt ab. „Vergewaltigung“, wozu je nach Rechtslage „sexual intercourse“ bzw „sexual intrusion“ gehört, lag jedenfalls offenbar nicht vor.

Und dass dies in dem Spiegelartikel nicht unterschieden wird, und somit der Fall Karasek ununterschieden gemeinsam mit „rape“ und „abuse“ geschildert wird, ist eine Frechheit. Sofie selbst hat in ihrem Zusammenhang nie von „abuse“ gesprochen.

Denn in dem ganzen Theater geht es überhaupt nicht darum, was der Sofie en detail passiert ist. Es geht darum, dass der Fall nicht verfolgt wurde, bzw dass er lediglich mit einer Verwarnung des Serientäters abgeschlossen wurde. Und insbesondere darum, dass die Universitäten je eine eigene Campus-Polizei haben mit einer eigenen Rechtssprechung, dass die staatliche Polizei oft gar nicht tägig wird, bevor die Campuspolizei nicht einen Fall bewertet hat. Und darum, dass es seit Urzeiten den „Title IX“ gibt, der eine Universität verpflichtet, u.a. sexuelle Übergriffe aktenkundig zu machen und zu ahnden. Und dass diese Aktenkunde darüber entscheidet, ob die Universität weiter staatliche Gelder bezieht.

Und genau deswegen verfolgen die Universitäten oft Übergriffe, Mißbrauchsfälle und Vergewaltigungen nicht, oder erledigen sie mit einer Verwarnung vom Typ „Wenn du das nochmal machst …“. DAS ist das Problem, weshalb die Organisationen von Karasek und Sulkowicz so einen Zuspruch haben.

und die Überwindung einer erkennbaren Abwehrreaktion nur kaum.

Was psychisch bei einem Opfer eines sexuellen Übergriffs zu einer - von außen gesehen und beurteilt - trotz Vorhandensein wirksamerer Möglichkeiten mangelhaften Gegenwehr führt, ist psychologisch recht gut erklärbar. Es sind psychische Abläufe, die auch in anderen, nicht-sexuellen Zusammenhängen zum Tragen kommen (insbesondere in Konfliktszenarien von Paarbeziehungen).

Das ist aber nicht mit zwei Sätzen zu erklären. Und es hinreichend zu begründen würde auch den hiesigen Kontext überfordern.

Wieso steht der Artikel unter der Überschrift „Vergewaltigung :an US-Unis … Von einem Kommilitonen missbraucht“?

Das steht da, weil die Spiegelredaktion das mangelhafte Differenzierungsvermögen ihrer Korrespondentin nicht kapiert hat. Und weil so eine Überschrift ein geileres Lockmittel für Leser ist.

Wieso sieht sich Frau K. als Opfer wenn sie nicht mal in der Lage war deutliche Grenzen zu zeigen und zu kommunizieren?

Ich bezweifle, ob sie(!) dazu in dieser Situation in der Lage war. Und ich würde mir nicht zutrauen, ihr Verhalten über den Banalisierungskamm eines sog. „gesunden Menschenverstandes“ zu scheren. Und zu einem Vergleich dessen, was ihr passiert ist, mit dem was anderen passiert, ist hier keinerlei Anlaß. Zumal es bei Sofies heutigem anliegen um etwas ganz anderes geht. Und selbst sofern dieses Beispiel als relativ glimpflich (und meinetwegen sogar befragenswert) bewertet würde: Es zeigt, wo beim Thema „sexueller Übergriff“ der Anfang anzusetzen ist.

Man könnte die Geschichte auch anders lesen

Ab hier wird es heiß. Du präsupponierst hier eine reine Phantasiesituation. Sofern ok. Aber du versäumst den Zusatz, dass das weder mit dem realen Fall Sofie Karasek, noch mit der miserablen Spiegeldarstellung irgendetwas zu tun hat!

Es ist eine Interpretation männlicher Phantasie, die sich in die Lage einer völlig überraschenden, speziell sexuellen(!) Grenzüberschreitung (zumal bei einer mutmaßlich sexuell recht unerfahrenen jungen Frau) nicht hineinzuversetzen vermag. Nach dem Motto „wenn sie so konflikterfahren und schlagfertig und cool wäre wie ich, wäre ihr das nicht passiert, und folglich stimmt da etwas mit dem Ereignisablauf nicht so wie behauptet“.

Zumal du nicht etwa sagst „ich stelle mir ein völlig anderes Szenarium vor“, sondern betonst, die Geschichte, also die von Frau Karasek, anders zu lesen. Mit anderen Worten, du behauptest, dass sie lügt. Da solltest du dich nicht über heftigen Gegenwind wundern. Du bastelst das Szenarium so um, dass es in deinem dir möglichen Phantasiepotential Platz findet. Zumindest werden die meisten Gegenwinder dies so empfunden haben.

Aber IMHO kann man von einer erwachsenen Frau wohl erwarten, dass sie sich nur deshalb nicht einem Mißbrauch widersetzt weil das andere im Zimmer aufwecken würde.

Wo steht denn, dass das der Grund war? Es ist lediglich aus ihren Darstellung bekannt, dass das Gedanken waren, die ihr in der Situation durch den Kopf gingen, und dass damit eine nicht ganz unbegründete Angst verbunden war, Angst davor, was passiert, wenn die anderen wach werden, Angst vor Folgen, deren Tatsächlichkeit sie aus wiederum anderen Gründen möglicherweise durchaus falsch eingeschätzt haben dürfte.

Wir können also, statt zu phantasieren, lieber die Frage stellen, warum war das eine Komponente ihres Zögerns? Warum hat sie diese Angst vor den Folgen einer Intervention so überbewertet? Mir fallen zig Möglichkeiten ein, warum in solch einer Situation ihre Gedankengänge zu einer solchen Überbewertung hätten kommen können.

Mir stellt sich allerdings doch eine Frage, die dir möglicherweise auch eigentlich vorschwebt: Warum, verdammt noch mal, erzählt sie überhaupt solch ein tatsächlich fragwürdiges Argument ihrer Gedankengänge in der Öffentlichkeit? Es fehlt ihr nicht an Sozialkompetenz (als - schon ein Jahr vor dem Ereignis - Gewinnerin eines lokalen hochdotierten Preises für soziales Engagement gegen Umweltverschmutzung), und soziophob ist sie auch nicht und auf den Mund gefallen erst recht nicht.

Und wenn sie wie sie selbst sagt in dem entsprechenden Augenblick den Mißbrauch nicht bemerkte, wie bitte soll denn dann die Gegenseite das können?

Wo steht denn, dass sie den Mißbrauch nicht bemerkte? Sie bemerkte, dass sich da ein schwitzender Körper an sie drückt und sie betatscht. Das habe sie nicht als Übergriff bzw als Belästigung („assault“ bzw „harassment“) empfunden? Liest du das irgendwo?

Es mag ja sein, dass nicht alles zur Zufriedenheit von K. verlaufen ist.

Spätestens hier kräuseln sich dem geneigten Leser die Fußnägel! Genau das ist die oben beschriebene Haltung „Ach komm, du willtst es doch auch. Nun zick doch nicht rum!“
Und ich vermute mal, dass die vielen Stimmen gegen dich in diesem Thread sich speziell an diesem Satz gestoßen haben.

Aber meilenweit entfernt von einer Opfer-Täter-Verwechslung kann ich hier nun keinen Mißbrauch erkennen aber deutliche Mängel bei K.

Ja. Klar, Wenn man es so liest wie du! Also so, wie es die meisten Opfer sexueller Übergriffe, sexuellen Mißbrauchs und sexueller Gewalt am meisten fürchten, und wie es als Folge bei Opfern sexueller Übergriffe den größtmöglichen Schaden anrichtet, zusätzlich zum auslösenden Erlebnis.

Die Frage bleibt: Warum strengst du eine solche Entstellung der Berichte an?
Nur, weil das Verhalten von K. dir unerklärlich ist? ist das allein ein Grund, Karasek als Lügnerin umzuinterpretieren? Warst du dir bewußt, dass hier mit großer Wahrscheinlichkeit auch Opfer von sexuellen Übergriffen mitlesen, die jahre- und jahrzehntelang mit dem Makel der unterstellten Unglaubwürdigkeit leben mußten und müssen?

Ehrlich gesagt befürchte ich auch, dass inflationär gebrauchte Vorwürfe von Mißbrauch und Vergewaltigungen diese Tatbestände in der Öffentlichkeit „verwässern“ könnten und tatsächlichen Opfern damit ein Bärendienst erwiesen wird. Diese dann evtl sogar nicht mehr „richtig“ ernstgenommen werden könnten.

Dem wiederum ist absolut zuzustimmen. Und dazu hat JanineG ja schon vortrefflich getextet. Hier bleibt nur zu sagen: K. hat in ihrem eigenen Fall (und geht es schon seit mindestens einem Jahr nicht mehr um ihren eigenen Fall!) überhaupt nicht von „abuse“ gesprochen, sondern „nur“ von Übergriff und Belästigung!

Wie sieht ihr die Geschichte? Gibt es andere Sichtweisen und Erkenntnisse?

Für mich ist das - btw schon seit bekanntwerden des Falles vor einem Jahr - ein interessantes Beispiel für das Phänomen, das mir aus anderen Konfliktszenarien bestens bekannt ist, dass Frauen sich nicht effizienter wehren, als es „objektiv“ (und nicht bloß aus Sicht cooler Männer) möglich wäre.

Dass ein Annäherungsszenarium zwischen Personen, die voneinander nicht wissen, wie deutlich sexuell interessiert der jeweils andere selbst ist, zu großen Komplikationen und Mißverständnissen kommen kann, ist derweil ein interessantes Thema. Ebenso wie die Zögerlichkeiten und die Angst vor Mißverständnissen. Adoleszente Fragesteller (m.a.W. Teenies) mit genau diesem Problemstoff, haben wir ja im Brett Liebe&amp:stuck_out_tongue_winking_eye:artnerschaft fast täglich …

Denn: Jede sexuelle Annäherung, und erst recht jedes sexuelle Szenarium, ist eine Grenzüberschreitung, und nicht nur eine körperliche. Das ist ja gerade eine der lustvollen (also im Unterschied zu dem hier Diskutierten) positiven Charakteristiken von partnerschaftlicher Sexualität. Es sind passive und aktive Grenzüberschreitungen. Und wenn bei diesem möglicherweise ungewohnten Ausdruck gefragt wird: Grenzen von was? Dann kommen wir auch zu der Frage und möglichen Antworten, warum im Falle von Gewalt und Mißbrauch, ebenso wie in anderen, nicht sexuellen Kontexten, manchmal die mögliche und effiziente Gegenwehr versagt. Also das, was dem rationalen, coolen Verstand logischerweise unnachvollziehbar ist. Allerdings: Die Logik des psychischen Erlebens ist eine andere.

Gruß
Metapher

Ich habe hier einige Beiträge gelesen, nicht alle, und will auch meine two pence mal dazu schreiben, weil ich der Meinung bin, dass die im Ausgangspost gestellten Fragen durchaus Berechtigung haben, gerne auch kontrovers diskutiert zu werden, ohne dass jemand dafür sofort an den Pranger geht.

Ich verfolge seit geraumer Zeit die Berichterstattung aus den USA, aber auch aus Schweden die zu Brüderle und Co. zwiespältig (eigentlich sind es drei :wink:) Einerseits sind wir m.E. immer noch nicht so weit, dass sexuelle Übergriffe angemessen von der Gesellschaft wie von der Gesetzeslage adäquat erfasst werden. Andererseits macht mir schon Sorge, dass wir recht bald in einer Gesellschaft landen könnten, in der Dinge, die nicht vor dem Kadi gehören, dort landen und großer Spielraum für Denunziation geboten wird. So produziert man nämlich plötzlich etwas, was man eigentlich ja verhindern wollte: Opfer. Und schließlich wird diese Diskussion nur von einem bestimmten Kreis unserer Gesellschaft massiv forciert, was dazu führt, dass andere problematische Bereiche und damit zahlreiche Betroffene, die eh schon keine Lobby haben, völlig aus dem Blickfeld gewalzt werden.

Daher finde ich auch schlecht, wenn völlig undifferenziert mit Begriffen umgegangen wird. Nicht alles ist Trauma und nicht jeder ist traumatisiert. Genauso wie ein inflationärer Umgang mit diesem Begriffskomplex schadet, weil dann kein Platz mehr bleibt für die wirklich Betroffenen, so muss man auch sensibel mit den Begriffen Vergewaltigung, Sexueller Missbrauch, Sexueller Übergriff, Sexuelle Nötigung umgehen.

Nicht jedes Antatschen ist gleichbedeutend mit quasi vergewaltigt! Auch wenn jeder solche Übergriffe immer subjektiv anders erlebt: Mit so einer quasi-Gleichsetzung tut man Vergewaltigungsopfern Unrecht.

Auch was das Nein-Sagen angeht, muss man da durchaus sehr vorsichtig sein. Es gibt bei Traumatisierung einen Zustand, den man Freeze nennt. Ein Zustand, in dem man „wie gelähmt“ ist. Man kann nicht fliehen. Nicht vor dem Tsunami, was die teilweise irrational wirkenden Bilder erklärt, die man kennt, wo die Leute in die nur noch 30. 40 m entfernte herantosende Welle starren. Nicht unmittelbar vor oder bei einer Vergewaltigung, was erklärt, warum sich tatsächlich Vergewaltigungsopfer manchmal nicht wehren können - es geht in diesem Zustand nicht. Das ist aber nicht gleichzusetzen damit, während bestimmter Handlungen in eine Überlegungsschleife zu geraten, die zur Abwägung führt, dass man jetzt lieber nichts tut, weil sonst Menschen wach werden könnten, von denen man nicht möchte, dass sie wach werden.

Wichtig ist diese Differenzierung aus zwei Gründen: Sie ist wichtig, damit endlich aufhört, das Frauen vor Gericht immer noch ihr Recht nicht bekommen, weil sie sich eben nicht gewehrt haben und genau der Punkt eine entscheidende Rolle dabei spielt, ob überhaupt wegen Vergewaltigung angeklagt werden kann: Es musste keine Abwehr überwunden werden, also war es keine Gewalt.
Wichtig ist das aber auch, weil eine Ausdehnung dazu führen kann, dass Frauen aus der Selbstverantwortung gehen. Hier wird es heikel: Selbstverantwortung heißt nicht Schuld!!! Diese Selbstverantwortung ist aber in der allgemeinen Prävention (und dazu gehört auch Erziehung!) genauso wichtig wie in der Arbeit danach, wenn man in der Arbeit mit Betroffenen diese wieder in den Zustand bringen möchte, zu erkennen, wie sie sich künftig durchaus wehrhaft zeigen können.

Denn genauso wie Männer lernen müssen, dass ein Nein ein Nein ist und auch lernen müssen, Körpersprache und andere Signale ernst zu nehmen, müssen Frauen lernen, mit ihrer eigenen achtsam auf der einen Seite, deutlich auf der anderen Seite umzugehen.

Genauso wie Männer begreifen müssen, dass es absolutes NoGo und heftige Grenzüberschreitung -> Übergriff ist, sich zu einer schlafenden Frau zu legen, die man gerade erst ein paar Stunden zuvor flüchtig kennen gelernt hat, um sie - wohl mit eindeutigem Ziel - zu begrapschen, genauso müssen Frauen lernen, dass ein simples und sanftes „Schubsen“ nicht das Mittel der Wahl ist. Wahl! Dieses Wort ist wichtig, denn diese Frau hatte die Wahl. Sie war nicht im Freeze. Wenn, hätte sie abgesehen von der Überlegungsschleife nicht einmal schubsen können.

Ich halte es hier auch für sehr gefährlich zu argumentieren, sie hätte nicht wissen können, wie sie umgehen soll, weil sie keine Vorerfahrung hatte! Abgesehen davon, dass ich die damit verbundene, als gegeben hingenommene Feststellung schlimm finde, dass so etwas wohl häufiger vorkommt. Um mindestens laut „Nein“ zu sagen oder sich zu wehren, muss man - zum Glück - keine Vorerfahrung haben! „Sie kann nicht wissen, was sie hätte tun können“ schiebt Frauen in eine Ohnmachtsposition. Es schwächt sie, anstatt sie zu stärken.

In der beschriebenen Situation hätte es durchaus Raum für mehr Abwehr gegeben. Dies nicht getan zu haben, entlastet den Täter genauso wenig, wie es die Frau zur Mitschuldigen macht. Hier geht es (aber) um die Selbstverantwortung der Frau (bzw. jedes potenziellen Opfers, s.u.) Achtung: Selbstverantwortung für ihr Tun. Nicht Verantwortung für das Tun des Täters. Dafür ist der vollumfänglich selbst verantwortlich. Es ist für die Verarbeitung nach einem solchen Vorfall ein wichtiger Unterschied, ob die Betroffene das hat über sich ergehen lassen und nur durch Ablassen ist es nicht zu noch Schlimmeren gekommen, oder ob sie sich deutlicher gewehrt hätte und das Ablassen eine Folge dessen, auch wenn es nachher ggf. noch zu einem Kampf an der Uni gekommen wäre.

Mir gefällt an dieser USA-Geschicht einiges nicht. Ich kann nur den Kopf schütteln, dass dort überhaupt ein eigener Staat im Staate existiert und man offenbar im Traum nicht daran denkt, den jetzt mal endlich abzuschaffen! (Obama schaltet sich auch ein, findet den Staat im Staat aber weitgehend prima) Solche Dinge gehören zur Polizei, vor Gericht und Ende. Anstatt mit einer Matratze durch die Gegend zu laufen, sollte lieber dafür gekämpft werden!

Mir gefällt aber auch nicht, dass man, genau wie bspw. in Schweden, den existierenden Misstand nur dadurch zu lösen sucht, dass man die Schwelle, was als Strafbarkeit erklärt wird, immer mehr senkt. Das hilft keinem! M.E. wird es Frauen nicht stärker, sondern eher schwächer machen. s.o. Es birgt aber auch Gefahr für Missbrauch in Form falscher Anzeigen. Der Ruf danach, nur dann Sex zu haben, wenn ein ausdrückliches Ja vorlag? Bringt tatsächlich die Gefahr, dass man sich das vorher quittieren lässt. Von so einem Zustand hat keiner etwas. Und ich könnte mir manch Frau vorstellen, die es als brüskierend empfinden würde, wenn Mann Sie vorher ausdrücklich fragt, weil Mann dann so unsensibel ist, nicht zu merken, dass sie doch will. Wir geraten in die Gefahr einer Umkehrung eines Bereichs der eigentlich schönsten Sache der Welt, die dann nicht mehr die schönste Sache der Welt ist, bis auf… Sondern wo es lautet: Alles ist kriminell bis auf (§ xyz, Abs. 2 Ziffer 1 von 4)… wenn ein ausdrückliches Ja vorliegt…

Deshalb ist es m.E. auch wichtig, dass diese Diskussion nicht nur von einem bestimmten Kreis Feministinnen angeführt wird, die das Thema m.E. ausschließlich für eigene Zwecke instrumentalisieren. Denn in die Diskussion, wie man, wie Gesellschaft damit umgeht, gehört viel mehr. Dazu gehör auch der Blick zu anderen Bereich, die überhaupt nicht in der Öffentlichkeit angesprochen werden: Männer als Opfer von Vergewaltigung und sexuellen Übergriffen. Damit auch Frauen als Täter (übrigens auch von häuslicher Gewalt!) Sexuelle Übergriffe von Patienten / Heimbewohnern gegenüber Pflegepersonal. Sexueller Missbrauch von Behinderten. All dass gehört in den Blick. Und nicht etwa erst dann, wenn die Betroffenen selbst die Stärke gefunden haben für einen medialen #Aufschrei!

Und wenn man die Bereich im Blick hat, gehört es eben nicht nur dazu, auf MANN zu gucken, dass der ein Nein zu akzeptieren hat, sondern es gehört dazu, alle potenziell Betroffenen zu stärken, dass sie laut Nein sagen dürfen und zu zeigen, wo und wie sie es können. Es gehört aber auch dazu, dass sie dann, wenn sie sich gewehrt haben (und hoffentlich erfolgreich sogar verhindert haben), auch gehört und ernst genommen werden. Was das angeht, ist traurige Tatsache, dass es Frauen schon oft genug schwer haben, gerade, wenn es um Übergriffe in einem gemeinsamen System geht (Familie, Verein, Belegschaft…). Der oben angesprochen Kreis hat es aber noch viel schwerer. Einer Frau wird u.U. nicht geglaubt. Ein Mann muss damit kämpfen, dass nicht nur in der Gesellschaft sondern auch bei den Behörden die Auffassung verbreitet ist, dass man einen Mann kaum Vergewaltigen kann. Und nicht drüber reden kann, weil droht, dass er ausgelacht wird. Polizei und Justiz haben dafür noch keine Sensibilitätsanzeige, die jeweiligen Arbeitgeber keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollen.

Ein anderer Umgang mit dem Thema täte wirklich Not. Wie sehr, sieht man an diesem Diskussionsverlauf, in dem nur eine solche Frage, wohl auch, weil sie von einem Mann gestellt wurde, solch ein breites Echo an Aversion hervor ruft. Ich kenne das auch aus anderen Diskussionen. Selbstverantwortung der Frau? Männer als Opfer? Frauen als Täter? Das sind alles Aussagen, nach denen man erst einmal richtig in Deckung gehen kann. Dass das so ist, finde ich persönlich am jetzigen Diskussionsstand am Schlimmsten. Weil es für mich zeigt, dass es gar nicht um die eigentliche Tat und die Opfer geht. Denn sonst würde das Geschlecht nicht so eine Rolle spielen.

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Ein bisschen Verständnis…
Hallo J~

so sehr ich eigentlich allen, die hier gegen dich schießen, zustimme, glaub ich versteh ich langsam, worum es dir geht. Immer wieder wird dir hier vorgeworfen, dass du kein Verständnis dafür hättest, dass die Frau sich nur geringfügig gewehrt hat.

Wenn ich dich richtig verstehe, geht es dir aber überhaupt nicht darum. Wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du Folgendes wissen/diskutieren: Ganz unabhängig davon, ob bei genauer Betrachtung evtl. sehr nachvollziehbar ist, warum sich die Frau nicht getraut hat, sich heftig und lautstark zu wehren, kommt dir der Gedanke in den Sinn, dass es nunmal Männer gibt, die eine eher zaghafte Abwehr nicht verstehen und vielleicht sogar glauben, dass die Frau, die ihn da schubst, in Wirklichkeit total heiß auf ihn ist. Sie deuten die Abwehr als Spiel, als Balzverhalten o. ä.

Du hast ein paar Mal gefragt, woher er denn wissen hätte sollen, dass er sich falsch verhält, wie er ahnen hätte können, wie schlimm das für sie war? Darum geht es dir, oder? Du hast den Eindruck, dass es gut sein kann, dass sich der Mann gar nicht darüber im Klaren war, wie sehr er gegen ihren Willen handelt. Du hältst es für nicht unwahrscheinlich, dass er sofort aufgehört hätte, wenn ihm das klar gewesen wäre.

Ich kann nachvollziehen, warum du das (falls es sich so zugetragen hat), für nicht wirklich verwerflich hältst. Wenn er wirklich glaubte, dass sie das möchte, dass es ihr auch gefällt und sie ihn mit dem Schubsen vielleicht nur necken will, kann man ihm doch höchstens zum Vorwurf machen, dass er unsensibel, vielleicht ein wenig blöd, oder irgendwie respektlos ist. Es war quasi ein Missverständnis und keine böse Absicht, er hätte damit ja auch richtig liegen können.

Wie gesagt, ich kann nachvollziehen, dass du so ähnlich denkst, aber ich sehe es völlig anders!

Es wurde eigentlich im Thread bereits erwähnt, aber ich glaube, du bist nicht direkt drauf eingegangen… M. E. ist es wirklich nicht normal, davon auszugehen, dass jemand, den man am Vortag kennengelernt hat, irgendwie ein Interesse dran hat, dass man nachts zu ihm ins Bett steigt und anfängt ihn zu streicheln. Da läuft doch etwas völlig verkehrt! Das ist eben kein übliches Verhalten, das man einfach damit entschuldigen kann, dass man dachte dem anderen gefiele das! (Ein Stalker z. B. ist trotzdem ein Stalker, auch wenn er ganz ehrlich denkt, dass er seiner Angebeteten mit der Rose eine Freude machen kann!)

Ich hab ehrlich gesagt kein Verständnis dafür, wie man überhaupt auf die Idee kommt, die Frau müsse deutlich machen, dass sie das nicht will. Es sollte eigentlich der Normalfall sein, davon auszugehen, dass sie das nicht will. Ich will dir jetzt nicht auch noch irgendwas unterstellen, was du nicht gemeint hast, aber auf mich wirken deine Beiträge zu diesem Thema schon ein bisschen so, als würdest du es nicht für ungewöhnlich halten, dass ein Mann auf die Idee kommt, eine Frau könnte sowas wollen. Solltest du wirklich so denken, dass ein Mann doch eigentlich nicht so genau wissen kann, dass ein Frau sowas nicht möchte, finde ich, wurdest du hier zurecht angegriffen. Wenn du das als normal empfindest und auch noch so „propagierst“, trägst du mit dazu bei, dass immer mehr Menschen, solche Grenzen fremd werden.

Übrigens ist das Ganze in meinen Augen unabhängig vom Geschlecht der beiden. Es wäre umgekehrt ebenso denkbar, dass sich eine ältere Gruppenleiterin zu einem neuen jungen Studenten ins Bett legt und anfängt ihn zu streicheln. Mag sein, dass es junge Männer gibt, die das einfach genießen würden. Aber ich bin sicher, es gäbe viele (womöglich sehr viele), denen es unangenehm wäre, die sich aber trotzdem nicht wehren würde. „Wie sähe das denn aus? Ein Mann, der sich nicht über so einen Annäherungsversuch freut? Außerdem hab ich ne Latte… So glaubt mir ja keiner, dass ich das nicht will!“ Und ich hielte es in diesem umgekehrten Fall für genauso verwerflich, dass die Frau überhaupt zu ihm ins Bett steigt und irgendwie selbstverständlich davon ausgeht, dass ihm das gefällt.

Und genau das ist der Punkt! Es bedarf des deutlichen Neins in meinen Augen normalerweise nicht. Es sollte selbstverständlich sein, dass sowas im Normalfall nicht gewünscht ist und deshalb von Haus aus unterbleiben. Ganz unabhängig davon, ist Menschen, die so belästigt werden, natürlich anzuraten, deutlich nein zu sagen, eben weil es leider Menschen gibt, die es sonst nicht kapieren. Aber ein ausgebliebenes Nein ist trotzdem keine Entschuldigung für solches Verhalten, weil es einfach nicht wahr ist, dass man das ja sonst nicht wissen konnte!

Gruß
M.

Ich weiß nicht, warum du von „Lösung“ sprichst und ob du dich im Folgenden auch irgendwie auf mich beziehst. Rein vorsichtshalber, weil ich nicht missverstanden werden will!

Und Sofie Karasek hätte das auch längst vergessen.

Diese Aussage ist so nicht haltbar! Wenn der Übergriff so stattgefunden hat wie beschrieben gegenüber der schlafenden Studentin, dann war das ein Missbrauch! Das war dann nicht nur eine Straftat, sondern ein traumatisches Ereignis! Jeder verarbeitet solche Ereignisse anders, wie gut oder weniger gut das gelingt und ob aus eigener Kraft oder mit Unterstützung, dafür gibt es einige Indikatoren, die das begünstigen oder verschlechtern. (Zum Verschlechtern trägt übrigens in hohem Maß bei, wenn das Umfeld nicht glaubt.) „Längst vergessen“ ist dabei aber ziemlich ausgeschlossen. Und wenn, wäre es Anzeichen von schwerer Traumatisierung.

Die Kampagne hat damit überhaupt nichts zu tun. Nur, weil jemand eine solche Kampagne startet, heißt das nicht, dass sie nicht unter den Folgen zu leiden hat! Das hat auch nichts damit zu tun, dass ich beschrieben habe, was ein Freeze ist und warum ich mit den Infos, die vorliegen, nicht davon ausgehe, dass sie einen hatte. Denn man kann schwer traumatisiert werden auch ohne in diesen Zustand zu kommen!

Eine Feministinnen-Kampagne, weiter nichts.

Weiter nichts ist eindeutig falsch! s.o.
Das ein solcher Beitrag kommen könnte, hatte ich befürchtet. Das ist der gleiche Mechanismus, der eintritt, wenn eine Studie wider die ausdrückliche Mahnung der Ersteller in der Präambel aus dem Zusammenhang gerissen wird und daraus gemacht wird, die meisten Anzeigen wg. Vergewaltigung in Deutschland seien Fakes!

Es gibt leider eine Gruppe von Männern, die warten mit ihrem Feindbild nur auf Gelegenheit, solche Sachverhalte rumzudrehen. Und da ich annehme, dass das hier auch meine Äußerungen betrifft:

Instrumentalisieren lasse ich mich hierfür nicht!

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Hallo!

Du hast dich nicht angelesen, um dich schlau zu machen für
einen wirklichen Erkenntnisgewinn, sondern du hast dich schlau
gemacht zur Untermauerung deiner These, dass dies bei Sofie
ein schwerer Missbrauch gewesen sein muss.

Das möchte ich auch unterstreichen und ich füge auch noch hinzu, dass genau dieser Mechanismus es ist, wieso Ideologisierung so brandgefährlich ist (und ich so strikt dagegen bin). Solche Ideologisierung ist durch eine Immunisierungsstrategie gekennzeichnet, d.h. man dogmatisiert die eigene Ansicht und verbietet sich und anderen den Beweis des Gegenteils. Weil man so denkend nicht nach Kritik sucht, sondern selektiv nach Bestätigung der eigenen Theorie, erscheint einem die eigene Theorie auch subjektiv immer richtig, weil irgendeine Bestätigung findet man immer für alles. Damit bestätigt sich für einen Ideologen die Ideologie immer, egal welche Ideologie es auch ist.

Steht dahinter dann noch ein allgemein anerkanntes gutes Ziel (wie z.B. Gleichberechtigung, Gerechtigkeit etc.), dann ist die intellektuelle Basis für totalitäre Systeme erschaffen. Für den Betroffenen entsteht der Eindruck, dass nur die Durchsetzung dieser Ideologie in die bessere Welt führt.

So erklärt sich dann, weshalb immer wieder Religionskriege geführt wurden oder weshalb die Idee einer sozial gerechteren Gesellschaft in einer chinesischen Kulturrevolution mit Millionen Todesopfern münden konnte oder weshalb Gulags in Sibirien entstanden. Das ist die letzte Konsequenz des obigen Denkschemas im Extremfall.

Und weil jeder Mensch dafür anfällig ist (jeder sucht lieber nach Bestätigung der eigenen Meinung anstatt nach Gründen, welche Fehler sie haben könnte), ist es wichtig das man diesen Mechanismus bei sich selbst so gut wie möglich durchschaut.

Gruß
Tom

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Moin!

gerne würde ich mal die Bewertung anderer zu der im Link
geschilderten Geschichte der „Sofie K.“ hören. Frau K. sagt,
dass sie sexuell mißbraucht wurde.

Die Zusammenfassung des Geschehen würde sich _bei mir_ so
lesen:

  • 40 Studenten, höhere und niedrigere Semester,  veranstalten
    gemeinsam eine Tagung in einer fremden Stadt
  • nachdem der Tag gemeinsam fröhlich verbracht wurde wird zu
    zehnt in Hotelzimmern gemischtgeschlechtlich übernachtet
  • nachts legt sich einer der Kommilitonen zu K. ins Bett und
    fasst sie an (wo auch immer steht hier nicht)

Im Originaltext steht, dass es einer der Gruppenleiter war.
Das macht für mich schonmal einen bedeutenden Unterschied aus.

  • Frau K. sagt, sie hätte den Kommilitonen mehrmals geschubst,
    aber kein Ton gesagt
  • nach einer gewissen Zeit verschwindet der Kommilitone wieder

Hier möchte ich noch ergänzen, dass es keine ‚echten‘ Kommilitonen sind, weil Sofie K. nicht mit ihnen zusammen studiert, sondern die Gruppe zusammengesetzt war aus Studenten verschiedener Unis.

Der Rest des Textes ist IMHO für die Bewertung dieser
Angelegeheit irrelevant; auch, dass er vielleicht doch schon
mal oder auch nicht oder gar nicht jemanden vergewaltigen
wollte.

Sehe ich durchaus genauso.

K. ist eine erwachsene Frau, ein merkliches Hierachiegefälle
kann ich nicht ausmachen, die Ausnutzung einer Notlage auch
nicht und die Überwindung einer erkennbaren Abwehrreaktion nur
kaum.

Wie das Hierarchiegefälle zwischen dem Leiter und ihr als Studentin war, können wir wohl beide nicht richtig beurteilen.
Allerdings denke ich, dass es eines gab, denn sie kannte dort niemanden und er war nunmal Leiter, dadurch ist ein Hierarchiegefälle gegeben.

Ansonsten möchte ich etwas weiter ausholen:
Ich war immer eine selbstbewusste Frau, mit 18, mit 26 und sicher auch mit 36.
Trotzdem habe ich immer wieder erlebt, dass Männer gern körperliche Grenzen überschreiten.

Der Witz ist, dass ich erst mit über 40 richtig gecheckt habe, dass ich mich nie gegen diese Anfänge gewehrt habe. Meine Erklärung: Ich habe es einfach nie anders kennengelernt, als dass Männer sich einfach herausnehmen, ihren Arm in meine Taille zu legen, oder mir auf den Hintern zu klapsen.

Vielleicht sagst du hier schon „das hat doch nichts zu bedeuten“. Aber dann wüsste ich gern a) warum Frauen es umgekehrt nicht auch so machen und b) warum Männer es dann tun, wenn es doch angeblich keine Bedeutung hat.

Irgendwann hab ich dann mal gleich gesagt, dass ich nicht gleich beim ersten Date dermaßen auf Tuchfühlung gehen will - und hab mich richtig befreit gefühlt.

Diese junge Frau hat es möglicherweise genauso erlebt, als sie aufwuchs.
Und dann sehe ich auch noch, dass sie in einer fremden Umgebung war, mit vielen neuen Leuten um sich herum.

Wieso steht der Artikel unter der Überschrift „Vergewaltigung
an US-Unis … Von einem Kommilitonen missbraucht“?
Wieso sieht sich Frau K. als Opfer wenn sie nicht mal in der
Lage war deutliche Grenzen zu zeigen und zu kommunizieren?

Ja, sie hat sich vielleicht nicht logisch verhalten oder vernünftig.
Aber das Typische, an diesen Situationen ist doch, dass immer nur diskutiert wird, was die Frau falsch gemacht hat. Das Fehlverhalten des Mannes wird hier überhaupt nicht diskutiert.

Und die Situation, in einem 10-Bett-Zimmer gemischtgeschlechtlich zu nächtigen mit lauter Fremden (die ich erst an diesem Tag kennenlernte) und dann unerwarteten „Besuch“ zu bekommen - wer bereitet einen denn auf so etwas vor?

Ja, es kann sein, dass sie sich geschämt hat, sich lautstark zu wehren.
Kennen wir Frauen das nicht alle - das wir dann als Zicke hingestellt werden, die sich einbildet, da wolle einer was von ihr?

Und wie sollte sie vorwegnehmen, was das zu bedeuten hat und wohin es führen kann?

Man könnte die Geschichte auch anders lesen, zB. so(1): Nach
einem gemeinsamen Tag malt sich A bei B Chancen auf einen
gemeinsam gewünschten sexuellen Kontakt aus und nähert sich
ihr. B zeigt zunächst keinerlei Zurückweisung „zickt“ aber
nach einiger Zeit rum und da sie kein weiteres Interesse an
ihm zeigt, verschwindet er dann wieder bevor was nennenswertes
passiert ist.

Sorry, aber vielleicht hat sie erst später Zurückweisung gezeigt, weil sie durchaus zu Kuscheln bereit gewesen wäre, nicht aber auf mehr?
Hier passiert genau das: Sie ist die Zicke, die die falschen Signale gesendet hat, er ist das Opfer.

Klar kann man A dann mangelnde Frauenkenntnis vorwerfen der
das von ihm so genannte zicken nicht richtig interpretiert
hat.

Es hat nichts mit mangelnder Frauenkenntnis zu tun.
Willst du nicht lieber „Zickenkenntnis“ sagen?
Vielleicht hat es eher mit mangelndem Respekt zu tun.

Kannst du mir mal verraten, was genau ein Mann plant, der am ersten Tag des Kennenlernens zu einer Frau ins Bett kriecht in einem 10-Mann-Schlafsaal?

Aber IMHO kann man von einer erwachsenen Frau wohl
erwarten, dass sie sich nur deshalb nicht einem Mißbrauch
widersetzt weil das andere im Zimmer aufwecken würde.

Und wie kommst du zu dieser Erwartung?
Und kann man von einem erwachsenen Mann nicht erwarten, dass er sich mal überlegt, warum das auf diese Weise ablaufen muss?
Und warum er auf Schubsen nicht sofort reagiert?
Ich halte es durchaus für möglich, dass er durchaus damit gerechnet hat, dass sie nicht wagt, sich lauthalts zu wehren, weil soviele andere im Raum sind.

Das ist allerdings mit Frauenlogik (die auf Frauenerfahrungen basiert) eher erklärbar als mit Männer- oder Machologik.

Und wenn
sie wie sie selbst sagt in dem entsprechenden Augenblick den
Mißbrauch nicht bemerkte, wie bitte soll denn dann die
Gegenseite das können?

Genau. Sie isses Schuld.

Es mag ja sein, dass nicht alles zur Zufriedenheit von K.
verlaufen ist. Aber meilenweit entfernt von einer
Opfer-Täter-Verwechslung kann ich hier nun keinen Mißbrauch
erkennen aber deutliche Mängel bei K.

Vielleicht fragst du mal ein paar vertraute Frauen aus deinem sozialen Umfeld, wie sie ihr Leben lang den Umgang mit Männern erlebt haben.
Ich glaube kaum, dass du dir anmaßen kannst, diese Geschichte aus Frauensicht nachvollziehen zu können.

Ehrlich gesagt befürchte ich auch, dass inflationär gebrauchte
Vorwürfe von Mißbrauch und Vergewaltigungen diese Tatbestände
in der Öffentlichkeit „verwässern“ könnten und tatsächlichen
Opfern damit ein Bärendienst erwiesen wird. Diese dann evtl
sogar nicht mehr „richtig“ ernstgenommen werden könnten.

Ja, jetzt sind die „Zicken“ gleich noch an viel schlimmeren Dingen Schuld.

Wie sieht ihr die Geschichte? Gibt es andere Sichtweisen und
Erkenntnisse?

Ich bin erschrocken, wie sehr ein Mensch, den ich hier im Forum meist als sehr intelligent erlebt habe, derlei Machoattitüde erkennen lässt und so wenig Vorstellungsvermögen dafür, wie Frauen von Männern behandelt werden und wie sie sich dabei möglicherweise fühlen.

Ich hätte jetzt gern nochmal ne vernünftige Einschätzung der Verhaltenweisen dieses Mannes.
Was ist denn an der Geschichte für dich nachvollziehbar? Mit romantischem Kennenlernen hat das für mich rein gar nichts zu tun. Und einen One-Night-Stand im 10er-Schlafsaal? Seriously???

neugierig: Fo

Hier die Gefahr von False Memories heraufzubeschwören, ist
lächerlich.

Wer hat hier die Gefahr von False Memory für Sofie heraufbeschworen?
Ich kann das nur wie ein Mantra wiederholen: Lies, was da steht.

Dieses ständige uminterpretieren und hineininterpretieren von (meinen, nicht nur diesen) Beiträgen ist einer der Gründe, die für Ideologie oder Mission sprechen.

Diese neurobiologischen Vorgänge sind erwiesen. Die
Erinnerungslücken sind real.

Und das fällt dir jetzt auf, bei deinen anderen, überaus
ausführlichen Beiträgen fandest du das aber nicht
erwähnenswert?

Nein. Weil sie für diesen Fall hier nichts zur Sache tun!

Es geht in diesem Thread um die Gründe, warum sich die Opfer
sexueller Übergriffe mitunter nicht „ausreichend“ wehren. Und
da tun die neurobiologischen Vorgänge im Gehirn der
Betroffenen nichts zur Sache?

Ich habe eine ernst gemeinte Frage: Merkst du, was du tust, oder merkst du es nicht?

Wo habe ich geschrieben, dass die neurobiologischen Vorgänge nichts zur Sache tun? Fallst du noch einmal nachlesen möchtest: Ich habe sie als erstes überhaupt hier beschrieben! Und zwar da, wo sie hingerhören, nämlich als Grund, warum sich Frauen respektive allgemein Menschen in traumatischen Situationen nicht wehren KÖNNEN!

Erinnerungslücken spielen aber dafür, warum sich Frauen nicht wehren (manche davon, weil sie es aus Freeze nicht können, manche aus anderen gründen nicht können, manche, warum sie sich nicht wehren wollen) überhaupt keine Rolle! Das Wehren / Nicht-Wehren ist IN der Situation, die Erinnerungslücken eventuell hinterher!

Als selbst Betroffene finde ich es im Übrigen sehr viel
bedenklicher, dass du meinst, anhand eines äußerst entfernten
Augenscheins bzw. einer Handvoll von Informationen aus den
Medien mit Sicherheit sagen zu können, wie sehr ein Opfer
traumatisiert ist,

Du wirst mit Sicherheit (sic!) keine Stelle von mir finden, in
der ich das mit Sicherheit getan habe!

Bitteschön:

Diese neurobiologischen Vorgänge sind erwiesen. Die
Erinnerungslücken sind real. Aber sie treten nur bei einem
bestimmten Grad an Traumatisierung ein
, der auch andere
Merkmale aufweist! Das bedeutet auch, dass man sich zwar nicht
an das erinnern kann, was in der Lücke war, aber man weiß um
die Existenz der Lücke. Weil es sehr bestimmte Muster dafür
gibt, was wie erinnert wird in so einem Fall.
Sofie ganze schon bisher bekannte und die durch Metapher
ergänzte geben keinerlei Anhaltspunkt für solche Lücken!

(Hervorhebung durch mich) … mehr auf http://w-w-w.ms/a5g4bu

Sprich: Du meinst anhand der wenigen Informationen aus den
Medien erkennen zu können, dass es bei Sofie Karasek keinen
Anhaltspunkt für Erinnerungslücken und daher den dafür
notwendigen Grad an Traumatisierung gibt.

Fast richtig. Ich habe geschrieben, dass die wenigen Informationen keinen (fachlichen) Anhaltspunkt liefern, dies anzunehmen! Das ist inhaltlich aber eine völlig andere Aussage, als zu sagen, ich würde die Erinnerungslücken mit Sicherheit ausschließen! Das kann ich nicht! Weil es sein kann, dass Informationen fehlen! Nur solange diese fehlen, gibt es keinen Anhaltspunkt!
Im Übrigen finde ich auch hier recht spannend, wie du argumentierst!
Uns liegen beide die gleichen Informationen vor. Ich schreibe, diese geben keinerlei Anhaltspunkte vor. Du stellst in den Raum, sie hätte Erinnerunglücken. Ich beurteile ein Ist - nämlich die vorliegenden Informationen - und darf das deiner Auffassung nicht. Du urteilst ein „Könnte“ und das sogar als wahrscheinlich, weil du es begründest!, und findest das völlig in Ordnung.

Wenn du den zentralen Mechanismus, den du hier bedienst, nicht erkennst, ist das traurig. Denn dieser Mechanismus ist es, weshalb ich False Memory ins Spiel gebracht habe. Dieser läuft exakt so:

  • Betroffene schildert aus 1 Stunde, sie sei in Gedankenschleifen gewesen und habe mehrfach weggeschubst. Das wirft Fragen auf, warum sie nicht gegangen ist.
  • Gesprächspartner schließt daraus, dass Erinnerungslücken vorliegen.
  • Weil Erinnerungslücken vorliegen, muss etwas ganz Schlimmes vorgefallen sein. Denn nur wenn etwas ganz Schlimmes vorgefallen ist, treten diese Lücken überhaupt auf.
    Antatschen alleine kann in aller Regel nicht so schlimm sein.
  • Ergo muss da noch etwas Schlimmeres sein.
  • Etwas Schlimmeres könnte z.B. sein …

Im Übrigen sind nicht alle Opfer und deren Gehirnstoffwechsel
gleich; je nach Vorgeschichte und Persönlichkeitsstruktur
treten bei den einen bereits bei vergleichsweise minder
schweren sexuellen Übergriffen deutliche
Traumatisierungsanzeichen auf, während andere auch bei
schwereren Übergriffen noch handlungsfähig bleiben.

Was willst du im Zusammenhang mit Sofie - um die und deren „Erinnerungslücken“ geht es hier gerade konkret, du damit sagen? Dass es sein kann, dass Sofie schon Vorerfahrung hat und deshalb schon bei einem nicht ganz so schweren Ereignis diese neurobiologischen Vorgänge in Gang kommen?
Das ist hoch! spekulativ!
Wenn du in einer Beratunsstelle für Betroffene sitzen würdest, auch in einer Selbsthilfestelle, du müsstest SOFORT dort entfernt werden! Weil du eine Gefahr für Betroffene wärest.

Im Übrigen, bevor du dich hier immer weiter hinein galoppierst. Hast du die Beiträge Metaphers gelesen, den du herbei gerufen hast (damit er endlich mal Fachlichkeit liefert)? Metapher, der die Geschichte von Sofie intensiver verfolgt hat, als ich, hat geschrieben, dass Sofie von ihrer Erfahrung nicht sagt, dass sie missbraucht wurde, sie schreibt auch nicht, dass sie traumatisiert gewesen sei!
Aber es kann natürlich sein, dass du der Auffassung bist, dass sie das selbst nicht beurteilen kann, weil sie ja Erinnerungslücken hat und sich an das richtige traumatische Ereignis nicht erinnern kann…

Dafür, dass du dich hier zur Verteidigerin und Beschützerin
aller Opfer aufschwingst, gehst du bemerkenswert rüde mit
tatsächlich Betroffenen um.

  1. Betroffene muss man nicht auf immer und ewig mit Samthandschuhen anfassen!
  2. Deine Geschichte ist hier nicht Thema. Ginge es um diese, würde ich ganz anders auftreten
  3. Ich reagiere lediglich auf deinen Kommunikationsstil. Es entspricht dem Verharren in einer Opferrolle, wenn Betroffene Narrenfreiheit für ihren eigenen Stil erwarten, umgekehrt aber die Samthandschuhe angelegt wissen wollen.
  4. Du hast mich sehr am Anfang unserer Kommunikation ja als Betroffene gemarkert, um im gleichen Atemzug höhnisch anzufragen, ob ich denn getriggert sei. Unter deiner Annahme, dass ich Betroffenen sei, hast du damit sehr bewusst einen sehr direkten Angriff nicht nur allgemein, sondern in die Wunde einer Betroffenheit gesetzt!
    Und du meinst also, dass du jetzt in der Position seist, mir vorzuwerfen, ich würde nicht angemessen mit Betroffenen umgehen?

So langsam würde mich deine Art der Ausbildung interessieren.

Natürlich. Wenn dir die Argumente ausgehen, wirst du persönlich. Erst der Vorwurf oben, nun ist es erneut der Vorwurf der Fachlichkeit.

Es war eine Abendveranstaltung bei der VHS. Ist es das, was du hören möchtest?

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Ich habe es bewusst als Annahme formuliert - kenntlich an dem
Wörtchen „wenn“. Es besteht durchaus auch die Möglichkeit,
dass sie sich an mehr erinnert, weitere Details aber nicht in
der Öffentlichkeit berichtet.

Du hältst es für sachlich, irgendwelchen Spekulationen in den Raum zu werfen, für die es keinerlei Anhaltspunkte gibt?

Und von einem Nicht-Erinnern zu
False Memory zu kommen, bei einem Fall, über den wir
letztendlich nur aus extremer Entfernung spekulieren können,
ist extrem an den Haaren herbeigezogen.

Nein, ist es nicht. Weil der Mechanismus, den du hier an den Tag gelegt hast, genau der ist, der sich in bestimmten Gruppen abspielt!

Diese neurobiologischen Vorgänge sind erwiesen. Die
Erinnerungslücken sind real.

Und das fällt dir jetzt auf, bei deinen anderen, überaus
ausführlichen Beiträgen fandest du das aber nicht
erwähnenswert?

Nein. Weil sie für diesen Fall hier nichts zur Sache tun!

So viel zu deinem Expertentum.

Eben.

Wir kennen den Grad der Traumatisierung von Sofie Karasek
nicht. Wir kennen sie nicht persönlich, sondern nur aus den
Medien.

Was für dich Anlass ist für wilde Spekulationen!

Du vergaloppierst dich völlig. Wir diskutieren hier fernab von
Sofie Karasek,

Du suchst dir das auch gerade aus, wie du es brauchst. Mal schreibst du sehr konkret über sie und wirfst mögliche Erinnerungslücken bei ihr auf - und wenn man dich dann an dem Punkt packt, willst du über etwas ganz anderes geredet haben wollen.

Als selbst Betroffene finde ich es im Übrigen sehr viel
bedenklicher, dass du meinst, anhand eines äußerst entfernten
Augenscheins bzw. einer Handvoll von Informationen aus den
Medien mit Sicherheit sagen zu können, wie sehr ein Opfer
traumatisiert ist,

Du wirst mit Sicherheit (sic!) keine Stelle von mir finden, in der ich das mit Sicherheit getan habe!

Deshalb: Bitte nicht mehr auf meine Beiträge antworten!

Überlass bitte mir, wann ich das für erforderlich halte!

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Ich trete nicht auf dich ein, ich hatte nur gehofft, dich einmal zum Nachdenken über dein eigenes Diskussionsverhalten zu bringen.

Denn du argumentierst immer wieder „ad hominem“ , aber ich fürchte, du merkst es gar nicht.

Erinnere dich an die „Steinzeit“-Diskussion, wo du eigentlich grundlos nach meiner fachlichen Kompetenz fragst, so wie du das jetzt auch bei Janina gemacht hast.

Oder wenn du schreibst: „Ich glaube nicht, dass du ein solcher Blödmann bist,“, was indirekt schon wieder eine Beleidigung ist, weil es ja unterstellt, dass man ein solcher Blödmann sein könnte. Der Beispiele währen noch viele, aber lassen wir das.
So etwas wirkt in einer Diskussion äußerst unangenehm und schlimmer sind eigentlich nur noch die Themenwechsler.

Ich fürchte nur, es wird dir gar nicht bewusst.

Gruß, Nemo.

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Ich habe dir zu keiner Zeit geantwortet, um dich persönlich irgendwie anzugehen. Ich habe nur zum Teil deutlich Dinge aus inhaltlich- fachlicher Sicht klar gestellt!
Weil dir das nicht passt, hast du sämtliche Register gezogen, die dir einfallen. Alles auf persönlicher Ebene, weil du inhaltlich nicht widerlegen konntest.

Daher hast du urplötzlich behauptet, ich würde Krawall machen (der für dich möglicherweise dann erreicht ist, wenn man dir widerspricht). Daher, und nur daher, hast du auch meine Fachlichkeit angezweifelt (um auch hier wieder den Sachverhalt zu verdrehen und so zu tun, als ob ich die vor mir hergetragen und vor mir aus eingebracht hätte!) Auffällig auch ganz nebenbei, dass du das nur bei mir tust. Und ebenfalls auffällig, dass du das tust, obwohl du Metapher, den du ja als Fachlichkeit für dich ausgemacht hast, sich mehr als deutlich zu dem geäußert hat, was ich so von mir gebe. In dem Punkt scheinst du ja auf seine Expertise wenig wert zu legen. Ein weiteres Indiz dafür, dass es dir um Inhalte nicht geht.

Dich interessiert meine Ausbildung gar nicht. Sie interessiert dich nur, um ein weiteres Mittel in der Kampfrhetorik zu bekommen.

Ich werde mich dir gegenüber dazu nicht mehr äußern, sondern allenfalls dann, wenn aus meiner Sicht erneut ein inhaltlicher Bock geschossen wird. Das tue ich deshalb, weil das Thema differenziert betrachtet werden muss und viel zu wichtig ist, als dass man es instrumentalisiert! Es besteht nicht nur aus Frau in der Opferrolle!

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Es gibt einen Fachbegriff für die Bagatellisierung sexueller
Gewalt: Vergewaltigungsmythos.

Dieser Begriff ist ernste Realität. Man kann ihn aber auch leider als Totschlagargument benutzen, um bestimmten Dinge nicht beleuchten zu müssen.

Dass den Opfern mehr oder weniger deutlich die Mitschuld
gegeben wird - z.B. durch „ungenügendes“ Wehren - ist ein
typischer Bestandteil.

Und wenn es hier gar nicht um Mitschuld geht? Sondern darum, Frauen zu stärken?

Abgesehen davon, dass in dem konkreten Fall das Opfer die
Grenze klar und deutlich zum Ausdruck gebracht hatte,

Grenze zum Ausdruck gebracht, ja, aber klar und deutlich keinesfalls. Ein „Schubsen“, dass so schwach ist, dass es in einem Raum mit 10 Menschen darin von den Anderen nicht wahrgenommen wird, bzw. sogar wahrgenommen werden soll, kann nicht sonderlich stark gewesen sein.

ist klar, dass man mit einem anderen
nicht gegen dessen Willen Geschlechtsverkehr hat. Jemand, der
an einer Person sexuelle Handlungen vornimmt, die nicht klar
signalisiert hat, dass sie das möchte, kann sich nicht darauf
herausreden, dass er das nicht gewusst hätte.

Richtig ohne Einschränkung

Ob und wie heftig jetzt das Opfer eines sexuellen Übergriffs
sich wehrt oder schreit, ist für die eigentliche Tat
tatsächlich irrelevant.

Nein, ist es nicht. Es ist vor allem für das Opfer und die spätere Verarbeitung nicht irrelevant! Es ist auch für die Prävention nicht irrelevant.

Stelle dir beispielsweise folgende Situation vor: Ein Mann
lauert in zwei Nächten hintereinander jeweils einer Frau in
einem Parkhaus auf; er hat keine Waffe, aber ist stärker.
Vielleicht sind irgendwo andere Leute, vielleicht aber auch
nicht. Eine Frau ist stumm und kann deshalb nicht schreien,
die andere kann es. Macht das letztendlich irgendeinen
Unterschied für die Tat als solche?

Ja, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit einen ziemlich großen für die Verarbeitung.

Und jetzt kommt noch eine dritte Beispielfrau ins Spiel: Sie
ist zwar nicht stumm, befindet sich aber während der Tat in
einem Schockzustand und kann deshalb nicht schreien. Macht das
irgendeinen Unterschied für die Tat als solche?

Ja, s.o. Aber die Studentin um die es hier geht, war nicht in einem solchen Schockzustand, der im Rahmen der Traumaverarbeitung eine sehr große Rolle spielt! Dieser Schock, der hier gemeint ist, heißt nicht „war erschrocken“! Dieser Schock, der da gemeint ist, lähmt wirklich!

Wenn man Frauen beibringt, dass sie in diesen Zustand geraten, dass sie sich nicht wehren können, wenn sie erschrocken sind, dann schwächt man sie! Das ist nähmlich diametral etwas ganz anderes, als Ayse in einer ihrer Überschriften gezeigt hat. Ein selbstbewusstes: Mein Körper = mein Bereich = ist nix mit Fummeln!
Das sagt nämlich: MEINE Grenze, die ich auch verteidige, wenn es darauf ankommt! Weg aus der Opferrolle.

Weg schubsen kann man halt auch als „Zieren“ verstehen.

Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass man
Wegschubsen als „Zieren“ verstehen kann, wenn man zu einer
schlafenden Fastfremden uneingeladen ins Bett gekrochen ist.

Leider, und das macht es nicht leichter, gibt es genügend Frauen, die sich tatsächlich zieren. Was aber, wie auch alles vorher gesagte, die Tat nicht relativiert!

Weil das in einer solchen Situation manchmal eben einfach
nicht möglich ist. Die Psyche befindet sich in diesem Moment
in einem Ausnahmezustand.

Genau das stimmt eben so nicht! Es stimmt, dass die Psyche in einem Ausnahmeszustand ist. Aber der bedeutet eben nicht zwangsläufig Handlungsunfähigkeit! Ob es soweit kommt, hat durchaus auch damit zu tun, wie wehrhaft oder wehrlos man sich empfindet. Daher hat es keinen Wert, Frauen einzuimpfen, dass sie immer wehrlos sind!

Diese Aussage ist heikel, wenn man sie mit der falschen Brille sieht und einseitig interpretieren will. Aber sie ist wichtig für die Verarbeitung solcher Ereignisse und in der Prävention.

Es wäre kein angemessenes Mittel gewesen, weil, wie erwähnt,
weg laufen schon geholfen hätte.

Ganz ehrlich: das klingt, als würdest du von jemandem, der
völlig überraschend und unvermutet Opfer eines sexuellen
Übergriffs wird, erwarten, dass er in dieser Situation
nüchtern und klar abwägt, was denn nun die angemessene
Reaktion darauf ist. Warst du noch nie in einer psychischen
Ausnahmesituation?

Diese Frau HAT abgewogen! Sie hat sich entschlossen zu bleiben! Das sagt sie doch selbst. Noch einmal: Das entschuldigt nicht das, was der Mann getan hat, in keiner Weise! Aber es hilft doch nicht, so zu tun, als ob die Frau in dieser Situation keine anderer Wahl, keine anderen Möglichkeiten gehabt hätte. Sie war nicht im Freeze!

Du hast als Vergleich den Raubüberfall herangezogen. Für den Fall des Raubüberfalls gibt es Handlungsempfehlungen. Berufsgenossenschaften geben die sogar raus für Betroffene oder Gefährdete in Geschäften:
http://medien-e.bghw.de/bge/m3/m3.htm
Ich drehe jetzt deinen Vergleich mal herum: Wieso kann man solche Empfehlungen herausgeben, ohne dass der Vorwurf kommt: Du willst ja nur Raubopfern die Schuld für den Raub zuschieben?

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Exakt das ist das Problem!

Der Erfahrungswert einer einzelnen Tutorin ist keine
‚öffentliche Meinung‘. Da haben sich wohl öfters Studentinnen
an sie gewandt, oder sie hat es anderweitig mitgekriegt.

Gut. Und warum haben sich nicht sämtliche betroffenen Frauen zusammen getan, um endlich das zu tun, was schon die erste hätte nach dem ersten Vorfall tun sollen: Zur Polizei gehen? Und warum läuft man jetzt, wo man weiß, dass man nicht alleine ist und sogar Zusammenhalt hätte, immer noch mit einer Matratze herum und fordert - ich kapiere es nicht! - Änderungen bei der Uni, anstatt den Rechtsweg zu gehen?

Warum, ich verstehe es nicht, ist es diesen Frauen so wichtig, dass diese Männer bzw. in dem Fall konkret diesen Mann NUR von der Uni verwiesen zu sehen, als ihn hinter Gitter zu sehen? Warum twittern sie liebe heischend - ich sehe das inzwischen nicht mehr anders - um daraus ein Politikum zu machen, anstatt das zu nutzen, was gerade der amerikanische Rechtsstaat bietet? Warum regen sie sich über Facebook auf, weil sie diesen Mann dort wieder in einer Gruppe sehen, anstatt endlich zur Polizei zu gehen?

Man kann der amerikanischen Justiz viel nachsagen. Ich glaube aber kaum, dass wenn 3 weiße Studentinnen unabhängig davon berichten, was ihnen mit dem gleichen Mann widerfahren ist, ein Verteidiger es verdammt schwer hätte, seinen Mandanten da noch heil rauszubekommen. Und dann wäre der erst einmal weg von der Bildfläche.

Genau dann möchte ich auch mal die Uni sehen, die sich nicht leisten könnte, einen verurteilten Sexualstraftäter als Leiter auf Tour zu schicken in gemischt geschlechtliche Unterkünfte!

Aber weil diese Frauen das über Monate hinweg nicht machen und nur auf die Haltung der Uni fixiert sind, frage ich mich auch inzwischen, ob sie vielleicht gar nicht zur Polizei wollen! Und dann stellt sich die Frage, warum.

Ich hatte an anderer Stelle schon geschrieben: Hier wird ein heikles Thema von einer bestimmten Gruppe Feministinnen missbraucht! Wenn sie einfach zur Polizei gingen und der Typ verurteilt würde, könnten sie nämlich nicht mehr den Opferstatus schreiend vor sich hertragen, ihnen würde nicht geholfen!

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Darf ich dich f***? ja [] nein [] vielleicht []

Bevor ich auf deinen Beitrag näher eingehe noch ein Artikel zum Thema, der aufgreift, was sich rechtlich gerade tut:
Nein heißt Nein aus ZON

Ja, danke. hatte ich gesehen. Auch der BGH verschafft einem - nicht zum ersten Mal - ein Fußnägelkräuseln. Man sieht daran, dass es auf die optimierte Eindeutigkeit in der Gesetzesformulierung nicht ankommt. Wenn Angst vor Prügel (aus der Beziehungs-Vergangenheit eindeutig extrapoliert), psychische Läsion der Kinder (wenn die Mutter um Hilfe schreit), Weinen und Krümmen vor Schmerzen, Angst vor Schaden des sozialen Ansehens (die Hausgemeinschaft erfährt die Zerrüttung der Familie, leitet vielleicht ans Jugendamt weiter), wenn also hier tatsächlich eine Frau und Mutter sich im wörtlichsten Sinne zur Abwendung von Schaden für Familie und Kinder opfert - dann hat das für den BGH nichtmal den Stellenwert eines eindeutigen „Nein“. Was sind das für Persönlichkeiten!? Welche Lebenserfahrung, welche Menschenkenntnis haben die!? Welche eigene Erfahrung überhaupt mit Sexualität?

Und genau wegen dieser menschlichen Unzulänglichkeiten, die imstande sind, ein eindeutiges Gewaltszenarium nicht zu perzipieren, macht es keinen Sinn, die Formulierung zu präzisieren. Selbst wenn im StGB §177 Abs 1 der Zusatz stünde „Nein heißt Nein“, dürfte ein Vater von Kleinkindern unter Androhung von Prügel seine sich in Schmerzen windende Frau trotzdem a tergo nehmen.

In diesem Fall ist nach meinem (zugegeben völlig unmaßgeblichen Rechtsverständis) der Fall §177 Abs 1.2 und Abs 1.3 gegeben:

1.2 - „durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben“
Denn die psychische Unversehrtheit der Kinder ist bedroht, wenn die Mutter nach Hilfe schreit, das gehört zum Leben, und wenn sie genau deshalb nicht schreit, ist sie leiblich bedroht (welch Letzteres ja auch realisiert wurde)

1.3 - „unter Ausnutzung einer Lage, in der das Opfer der Einwirkung des Täters schutzlos ausgeliefert ist“
Genau wegen dieser Schutzfunktion, die die Mutter ergreifen mußte, um Leib und Leben zu schützen, war sie dem Täter schutzlos ausgeliefert …

Den Zusatz „Nein heißt Nein“ halte ich für nichtsnutzig. Der Fall beweist es. Und außerdem ist der Gefahr der hinterlistigen Austricksung jedes aktiven (Nemo würde sagen „aggressiven“ *lach*) Sexpartners Tür und Tor geöffnet. Man stelle sich vor, jede(!) sexuelle Annäherung zwischen Partnern, egal ob schon vertraut miteinander oder erst recht gerade wenn nicht, müsse, um nicht Gefängnis zu riskieren eingeleitet werden mit
„Darf ich dich Küssen? ja [] nein [] vielleicht []“
"Darf ich dich penetrieren? ja [] nein [] vielleicht [] "

Aber genau das haben J~ und einige andere auch gerade gemeint. Es würde sich nämlich die gesamte Szene der sexuellen Annäherung und Kontaktaufnahme, deren Ungewißheit sehr oft gerade den erotischen Rreiz ausmacht, zu einer absurden deformieren. Deshalb frage ich mich immer, wie wohl das Sexleben der Frauen und Männer sich abspult, die sowas vorschlagen. Das ändert nicht daran, dass Nein auch Nein bedeutet! Das ist damit nicht gesagt.

Mein Vorschlag wäre, da wir uns ja offenbar angesichts einer eigentlich eindeutigen Paragrafenformulierung gegen solche himmelschreienden BGH-Urteile schützen müssen, einen 4. Unterabsatz einzuführen:

1.4. - „unter Ausnutzung einer Gesamtsituation, in der das Opfer aus irgendwelchen Gründen (z.B. physischen, psychischen, familiären oder sozialen) eine beabsichtige, effiziente Möglichkeit der Abwehr nicht vornehmen konnte“

Dann ist auch jede Form von Erpressung gleich mit drin. Mit der Parenthese gäbe es die Möglichkeit der an die Situation angepaßten Differenzierung zwischen fremden, innerfamiliären oder zB beruflichen Druckmitteln, die ein Täter benutzt hat.

Im Grunde ist das aber schon in 1.3 enthalten: „Schutzlosigkeit“ besteht ja auch dann, dass die ggf. vorhandenen Mittel des Schutzes wegen anderer Gefährdungen nicht angewendet werden können. Aber durch einen solchen Unterparagraphen könnte ggf. nötige, aber nicht vorhandene Denkleistung erspart werden. (Das ist durchaus affektiv geladen formuliert. Mich macht das BGH-Urteil im Fall Anja S. nämlich zornig).

Soweit zu deiner Frage am Ende deines Postings.

Aus dem Problem, dass jede seriös gemeinte sexuelle Annäherung bei bösem Willen als Übergriff uminterpretiert werden kann, übrigens auch umgekehrt eine Ablehnung einer Annäherung aus Rache verletzten Stolzes als Angriff ausgelegt werden kann, scheint mir eine anthropologische Konstante zu sein, mit der wir jede singuläre Situation in sich selbst bewältigen müssen. Das Problem ist uralt. Joseph und Potiphars Frau, deren sexuelle Offerte er ablehnt, worauf sie das als Vergewaltigungsversuch darstellt (1. Mose 39.7-21) dürfte das älteste literarische Beispiel sein :wink:

Die Hochspannungsatmosphäre, in der Zweie sich körperlich annähern, aber bis zur letztendlichen Berühung völlig unklar bleibt, wie der andere sich entscheidet, ob er im letzten Augenblick doch noch zurückweicht, oder nicht: Das ist schließlich ein bekannter Topos in der gesamten Geschichte des Filmgenres „Romance“. Wenn das alles mit „Ja ist Ja“ und „Nein ist Nein“ geregelt würde, hätte es die gesamte Golden Era Hollywoods nicht gegeben.

Und ob eine Frau, die „ihn“ zum Abschluß des Abends doch noch in ihre Wohnung mit hinaufnimmt „auf einen Drink“, mit „ihm“ ins Bett geht, oder dann doch irgendwann „ihm“ das Taxi bestellt, bleibt ungewiß. Und selbst wenn sie ihn mit ins Bett nimmt, ist immer noch nicht klar, ob sie damit Sex meint. Natürlich kann man diese möglichen Spannungsfäden kurz und knapp durchschneiden durch sogenannte klare vorherige Absprachen. Kann auch nett sein. Das ist aber dann ein anderer Film. Der eine liebt es so, der andere anders. Sexualität ist Sache des Hormonspiegels. Erotik dagegen ist Sache des Spannungsaufbaus, nicht des Spannungsabbaus. Ihr Kompositionsmaterial heißt „Ungewißheit“.

Ich finde gut, dass du diese noch einmal aufgreifst. Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass es einmal sehr reizvoll sein könnte, diesen ganzen Prozess von beiden Seiten mal zu beleuchten. Also nicht nur wie Mann / Frau (um es so zu plakatieren) bestimmte Reiz auslösende Begriffe verwendet, sondern auch wie Er / Sie ein Problem abstrahiert und mit welchem Zweck. Um dann auch mal sich selbst oder den anderen Spiegeln zu lassen, ob das überhaupt gemeint ist.

Ich hab ehrlich gesagt nicht verstanden, was du meinst. Aber es scheint ein interessanter Vorschlag zu sein.

Dadurch wird zusätzlich eine - und oft sogar erst die eigentliche - Traumatisierung erzeugt. Warum das so ist, sei mal so dahingestellt.

Das stellst du „so“ weil es hier den Rahmen sprengen würde, davon gehe jetzt mal aus.

So ist es. „Das sei mal so dahingestellt“ war ein façon de parler. Es sprengte hier den Rahmen und den Aufwand, den ich meinerseits grad nicht betreiben möchte.

Dass das so ist, ist erwiesen. Nicht nur um Gottfried Fischer herum gibt es dazu Studien, die zeigen, dass nicht nur die Schwere der Traumafolgen sondern auch die Genesungsaussichten stark korrelieren damit, ob einem Opfer geglaubt wird . in seinem sozialen Umfeld und / oder bei Institutionen, die eigentlich zur Hilfe da sind bzw. dazu, zu seinem Recht zu kommen.

Yepp. Allerdings meinte ich, dass oft die Erfahrung, dass ein Outing mit dem Urteil der Unglaubwürdigkeit „belohnt“ wird, ein zusätzliches Trauma ist, oder sogar DAS Trauma überhaupt. Zumal, wenn auch beim Opfer selbst Erinnerungsprobleme vorliegen. Das Vertrauen auf die eigene Erinnerung, und damit das Selbstvertrauen überhaupt, wird zerstört. Das liegt übrigens manchmal in der Biografie solcher Opfer, die sich trotz vorhandener Möglichkeiten nicht adäquat gewehrt haben!

Ich glaube, so wie ich J auch in seinen Folgeantworten verstanden habe, ging es ihm weniger um die Interpretation des konkreten Falls als um die - für mich durchaus nachvollziehbare - Unsicherheit für Mann, die daraus resultiert.

So hab ich sein Anliegen aus seinen späteren Artikeln dann auch verstanden. Und dazu wollte ich irgendwo was schreiben. Irgendwo, wo ich nicht zwischen den wechselseitigen Raketenbeschuß gerate :wink:

Diese Typologie in der Wortwahl ein echter Metapher und schon dafür hat es sich gelohnt, dass du dich gemeldet hast! :smiley:

Danke. Das hilft der Stabilisierung ggf. bei Identitätsproblemen :wink:

Nochmal zu dem

letzten Absatz

Denn: Jede sexuelle Annäherung, und erst recht jedes sexuelle Szenarium, ist eine Grenzüberschreitung, und nicht nur eine körperliche. Das ist ja gerade eine der lustvollen (also im Unterschied zu dem hier Diskutierten) positiven Charakteristiken von partnerschaftlicher Sexualität. Es sind passive und aktive Grenzüberschreitungen.

Was damit gemeint ist, und was das mit den komplexen und oft irrtierenden Szenarien auch sexueller Kontaktaufnahme und Annäherung zu tun hat, vielleicht in einem separaten Posting. Ich schreibe zur Zeit darüber und müßte es in Hyperkurzform zusammenfassen.

Gruß
Metapher

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Stopp!
Diskutieren werde ich nicht mehr mit dir. Aber hier muss ich eingreifen:

*Sprich: Wenn der Vorfall, von dem Sofie Karasek berichtet,
tatsächlich eine Stunde dauerte und sie sich tatsächlich nur
an wenige Male Schubsen erinnern kann, heißt das nicht, dass
in dieser Zeit nicht mehr passiert ist - sie kann sich nur
schlicht und ergreifend nicht an mehr erinnern.

Dieser Rückschluss ist fachlich gesehen absoluter Unsinn und gehört zu dem Komplex, dem man unter „False Memory“ fassen kann!
Nur weil man mal eben ein oder zwei Artikel überflogen hat, wird man nicht zum Experten!!!

Diese neurobiologischen Vorgänge sind erwiesen. Die Erinnerungslücken sind real. Aber sie treten nur bei einem bestimmten Grad an Traumatisierung ein, der auch andere Merkmale aufweist! Das bedeutet auch, dass man sich zwar nicht an das erinnern kann, was in der Lücke war, aber man weiß um die Existenz der Lücke. Weil es sehr bestimmte Muster dafür gibt, was wie erinnert wird in so einem Fall.
Sofie ganze schon bisher bekannte und die durch Metapher ergänzte geben keinerlei Anhaltspunkt für solche Lücken! Keinen! Und schon gar keinen, diese Lücken mit einem bestimmten Inhalt zu füllen!

Leider hast du dich mit diesem Rückschluss (erneut) entlarvt! Du hast dich nicht angelesen, um dich schlau zu machen für einen wirklichen Erkenntnisgewinn, sondern du hast dich schlau gemacht zur Untermauerung deiner These, dass dies bei Sofie ein schwerer Missbrauch gewesen sein muss. Du hättest den Artikel von Metapher, nach dem du so gerufen hast, vorher lesen sollen.

Was mich an diesem Rückschluss wirklich ärgert, ist, dass diejenigen, die so arbeiten, dies ja angeblich für die Sache, bzw. für die Frau, für die Opfer tun. Sich aber nicht bewusst sind, was für einen Schaden sie bei Opfern anrichten. Und zwar nicht nur bei den falsch Beschuldigten, sondern bei jenen, denen sie durch so ein Tun eine falsche Erinnerung einimpfen.
Es ist nämlich ein dramatischer Zustand, wenn man sich nicht erinnern kann, obwohl man es will! Für viele ist dieser Zustand schlimmer, als wenn sie es wüssten. Schlimm deshalb, weil die echte Geschichte zur Biographie gehört und es ein Ausdruck von Handlungsfähigkeit und wieder Macht über das eigene Ich zu bekommen ist, das zu wissen. Wenn man nun falsche Erinnerung einpflanzt, betrügt man das Opfer! Man beraubt ihm die Möglichkeit des Zugriffs auf die eigene Biographie. Das wird getan nicht um dem Opfer zu helfen, sondern für die eigene Sache, die eigene Ideologie.
Das ist Missbrauch! Kein sexueller Missbrauch, aber psychischer Missbrauch.

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Nachtrag Trigger
Ich möchte doch noch, weil mir das im Kopf herumspukt, einen Nachtrag zum Thema Trigger bringen.

Wichtig ist, dass gerade für solche Personen allein schon die
Wortassoziation „Mißbrauch“ mit „angeblich/vermeintlich“
bereits ein Trigger ist. „Trigger“ bedeutet in diesem
Zusammenhang: Auslöser einer heftigen psychischen Reaktion,
meist verbunden mit einem Flashback (Reaktualisierung =
physisch erlebte, zeitübergreifende Wiederholung des je
eigenen Trauma-Szenariums).

Damit muss man aber vorsichtig sein. Der „Trigger“ im Traumszenario ist eng definiert! Er meint einen Reiz, der nicht einfach irgendeine heftige psychsische Reaktion wie Ärger hervorruft, so, wie man das als „Reizwort“ kennt, sondern er meint ein unmittelbares Einfallstor für die Erinnerungen an das traumatische Ereignis! Einfallstor heißt, sie kommen nicht oder nur schwer respektive mit Training kontrollierbare Erinnerungen. Erinnerungen sind sehr oft Erinnerung, die man eben nicht bewusst abrufen kann, Das kann dann etwas sein, was sich nur in solchen Situationen „meldet“, sich ansonsten aber in einer Erinnerungslücke befindet. In der längeren Version, um das für Laien etwas verständlicher zu machen.

Womit wir hier im Diskussionsverlauf zu tun hatten, war eher wohl der Fall „Reizwort“ und weniger bis gar nicht der „Trigger“. Unter dem Eindruck eines solchen sind solche Kommentare gar nicht möglich.

In dem Zusammenhang auch noch meine Position zu solchen Triggerwarnungen: Die haben in Traumaforen ihre Berechtigung, weil dort Menschen sind mit gleichem Erfahrungshorizont, die gelernt haben oder gerade lernen, wie man mit solchen Triggern umgeht und wie wichtig es für Selbsthilfe ist, dass man in Räumen spricht, in dem solche Trigger vermieden werden. (Wobei das nie ausgeschlossen ist, weil Trigger sehr individuell sind und Auslöser sein können, die von außen völlig harmlos erscheinen, wie ein Glockenschlag, der vermeintlich unverfänglich ist, aber akustischer Reiz in der traumatischen Situation gewesen sein kann)

Hier in einem solchen Forum muss ein aussagekräftiger Betreff reichen als Warnung für Betroffene, sich fern zu halten, wenn die Gefahr besteht, getriggert zu werden. Ansonsten könnte ja nie über so etwas in Foren diskutiert werden. Genau das will man ja nicht.

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Noch ein konkreter Nachtrag: Diese Geschichte wird praktisch nicht in der Psychotraumatologie benutzt von jenen, die mit Betroffenen arbeiten.

Diese Geschichte kommt genau aus der Ecke, die ich als Untergruppierung von Feministinnen bezeichnet habe, die das Thema ideologisch aufgeheizt zur Instrumentalisierung nutzen. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Geschichte an sich, die ja durchaus den richtigen Spiegel vorhält. Es geht darum, wann und wie sie eingesetzt wird.

q.e.d: Du setzt dich überhaupt nicht mit meinen Beiträgen richtig auseinander. Das Thema ist so schwierig und aufgeheizt und ich bemühe mich, trotzdem immer um Differenzierung. Diese Differenzierung ist dir aber scheißegal. Nur schon die Tatsache, dass ich da etwas kritischer und differenzierter herangehe, ist für dich Anhaltspunkt,
a, plötzlich nach Fachlichkeit zu rufen und
b. mir zu Unterstellen, ich würde dem Vergewaltigungsmythos anhängen (obwohl ich mich da eindeutig positioniert habe) und ich würde der Fraktion derer anhängen, die die Glaubhaftigkeit der Frau in Frage stellen, was nach all meinen Beiträgen schon lächerlich absurd ist!

Wenn es dann für eine sachliche Argumentation nicht reicht, wird mit anderen Waffen geschossen, dann wird diese Geschichte gepostet / hervorgeholt. Ich kenne das aus anderen Diskussionen!

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Hallo Janina,

  • auch für diese Diskussion relevant die
    Kriterien, wo zumindest in Augen dieser Forscherin die
    Sexuelle Belästigung anfängt.

ich habe mir dieses Forschung um die es geht durchgelesen:
http://vmrz0183.vm.ruhr-uni-bochum.de/gendercrime/pd…

Um national und international Vergleichen zu können, macht eine einheitliche
Bandbreite der abgefragten sexuellen Belästigungen für mich schon Sinn.
Die Krux sind dann die medialen Veröffentlichungen, die sich die gewünschten
Schlagzeilen ohne genauere Angaben über das zustande gekommene Ergebnis
fälschlich herauspicken.

Hinterher pfeifen und das Reden über den Körper - einer Frau
im Zweifel!- wird dann schon als Belästigung gewertet.

Dazu steht in der Untersuchung:

Nach Datenbereinigung gingen 12.663 Studentinnen in die Analyse ein.

Erwartungsgemäß lag die höchste Gewaltbetroffenheit der Studentinnen bei
Formen von sexueller Belästigung vor. Hierzu wurde ein sehr breites Spektrum
von einerseits straf-, arbeits- oder zivilrechtlich nicht relevanten Handlungen
wie beispielsweise Nachpfeifen, und andererseits auch strafrechtlich relevante
Übergriffe wie Exhibitionismus erfasst. Gleichzeitig wurden sowohl verbale und
nonverbale als auch körperliche Übergriffen erfasst.

Während allgemein 10.207 (81,0%) der befragten Studentinnen angaben,
sexuelle Belästigung erlebt zu haben, waren es für die Zeit während des
Studiums 6930 Studentinnen (54,7%). Diese Prävalenzrate reduziert sich auf
9,8% (1135 Studentinnen), wenn darüber hinaus das Bedrohungsgefühl
berücksichtigt wird.

Da danach gefragt wurde und Nachpfeifen sicher sehr oft als lästig empfunden
wird, sieht man das natürlich in der Studie.
Ich finde bedrohlich wird Nachpfeifen in Situationen empfunden, wo Frau sich
allgemein schon unwohl fühlt, also einsame Gegend, oder beim vorbeigehen
müssen an männlichen Gruppen die Dominanz aussenden.

Unabhängig von dem Bedrohungsgefühl wurde von den Studentinnen am
häufigsten Nachpfeifen, unnötiges Nahekommen sowie Kommentare über den
Körper erlebt. Unter Berücksichtigung des Bedrohungsgefühls reduziert sich
der Anteil um jeweils etwa zwei Drittel von 39,4% auf 14,4% beim Nachpfeifen,
von 18,8% auf 8,9%, wenn jemand der Studentin unnötig nahe gekommen ist
und von 18,3% auf 8,4%, wenn die Betroffene Kommentare zu ihrem Körper,
ihrem Privatleben etc. erhalten hat.

Ich finde man erkennt, dass Pfeifen und sexistische Bemerkungen nicht
grundsätzlich bedrohlich empfunden werden und Frauen sehr wohl
Unterschiede spüren.

Ansonsten habe ich durchaus manch Gespräch unter Frauen
präsent, auch, nicht nur von Unis.

Bei Männern vermute ich wäre eine Studie wie oben nur durchzuführen, wenn
vorangehende Aufklärung sie aus der gesellschaftlichen Erwartungshaltung holt,
dass Männer fast nichts als Belästigung empfinden sollen.

Was mich dabei ärgert, ist, dass solch eine Konzentration
darauf, wann nun ein Wimpernschlag sexistische Belästigung ist
und wann nicht, völlig von den schweren Fällen ablenkt, die
dadurch nur in Misskredit gezogen werden.

Womit du bei einer Ausgangsfrage des Fragesteller J~ angekommen bist.

Ehrlich gesagt befürchte ich auch, dass inflationär gebrauchte Vorwürfe von
Mißbrauch und Vergewaltigungen diese Tatbestände in der Öffentlichkeit „verwässern“
könnten und tatsächlichen Opfern damit ein Bärendienst erwiesen wird. Diese dann
evtl sogar nicht mehr „richtig“ ernstgenommen werden könnten.

Du hast leichte Blessuren und J~ wurde schwer niedergeprügelt! :frowning:
Im übertragenen Sinn natürlich, aber gerade im Forum sehe ich bei männlichen
Usern oft viel mehr Feingefühl als bei den weiblichen.

Liebe Grüße
Selina

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Hallo Tilde,

ich bin, ehrlich gesagt, erschüttert, wie sehr ein intelligenter Mensch wie du einen Text missverstehen kann.

Der Rest des Textes ist IMHO für die Bewertung dieser
Angelegeheit irrelevant; auch, dass er vielleicht doch schon
mal oder auch nicht oder gar nicht jemanden vergewaltigen
wollte.

Nein, ganz und gar nicht.

K. ist eine erwachsene Frau, ein merkliches Hierachiegefälle
kann ich nicht ausmachen, die Ausnutzung einer Notlage auch
nicht und die Überwindung einer erkennbaren Abwehrreaktion nur
kaum.

Sie war eine 18jährige Studienanfängerin, er ein älterer Gruppenleiter. Sie war von der Situation völlig überrumpelt - und mehrmaliges Wegschubsen ist durchaus eine deutliche Abwehrreaktion.

Wieso steht der Artikel unter der Überschrift „Vergewaltigung
an US-Unis … Von einem Kommilitonen missbraucht“?

Ganz einfach: Weil sich Sofie Karasek jetzt politisch gegen sexuelle Gewalt an amerikanischen Unis und deren Verharmlosung durch offizielle Stellen engagiert.

In dem Artikel wird nicht gesagt, dass sie selbst vergewaltigt worden sei, es wird gesagt, dass sie missbraucht wurde. Sexueller Missbrauch findet nicht erst dann statt, wenn es zur Vergewaltigung kommt - auch diverse andere Handlungen fallen in diesen Bereich.

Wieso sieht sich Frau K. als Opfer wenn sie nicht mal in der
Lage war deutliche Grenzen zu zeigen und zu kommunizieren?

Schubsen reicht nicht?

Warum diskutierst du nicht das Verhalten des Mannes, der sexuelle Handlungen vorgenommen hat, obwohl die Frau keine eindeutige Zustimmung signalisiert hatte? In diesem Zusammenhang ist es dann eben auch nicht irrelevant, dass dieser Mann Ähnliches auch bei verschiedenen anderen Frauen getan hat, also quasi eine „Routine“ hatte.

Es ist fast schon gruselig klassisch: Du suchst die Schuld beim Opfer.

Es mag ja sein, dass nicht alles zur Zufriedenheit von K.
verlaufen ist. Aber meilenweit entfernt von einer
Opfer-Täter-Verwechslung kann ich hier nun keinen Mißbrauch
erkennen aber deutliche Mängel bei K.

Da kriecht mitten in der Nacht ein Gruppenleiter in das Bett eines 18jährigen Mädchens und nimmt an ihre sexuelle Handlungen vor. Und weil diese sich aus Angst, Schock, Scham und Entsetzen nicht heftig zur Wehr setzt, sondern den Mann „nur“ schubst, siehst du deutliche Mängel in ihrem Verhalten - aber keine bei dem Mann?

Wäre für dich auch eine Vergewaltigung keine, wenn die vergewaltigte Frau sich aus Angst nicht wehrt?

Ehrlich gesagt befürchte ich auch, dass inflationär gebrauchte
Vorwürfe von Mißbrauch und Vergewaltigungen diese Tatbestände
in der Öffentlichkeit „verwässern“ könnten und tatsächlichen
Opfern damit ein Bärendienst erwiesen wird. Diese dann evtl
sogar nicht mehr „richtig“ ernstgenommen werden könnten.

Und hier wird das Opfer dann doch noch zum Täter…

Wie sieht ihr die Geschichte? Gibt es andere Sichtweisen und Erkenntnisse?

Es ist mir ein Rätsel, wie du überhaupt zu deiner Sichtweise kommen konntest. Es handelt sich doch hier nicht um irgendeine Alltagsgeschichte, bei der es beim Flirten zu Missverständnissen gekommen ist. Da ist ein Mann ohne entsprechende Einladung zu einer Frau ins Bett gekrochen und hat an ihr sexuelle Handlungen vorgenommen, sie hat ihn mehrmals wegzuschubsen versucht - was kann man daran missverstehen?

Es ist mir auch ein Rätsel, warum du den gesamten restlichen Artikel völlig ausblendest.

Gruß

=^…^=