Mit Schminke kann man eine Menge machen. Ich gehe davon aus, dass du das nicht nur theoretisch weißt, sondern auch praktisch. Man kann mit Schminke auch den Typ völlig verändern. Das kann man so tun, dass es wie aufgegipst aussieht, aber das geht auch so, dass das Gegenüber gerade mal merkt, dass da ein wenig Farbe im Spiel ist, die Veränderung aber gar nicht groß mitbekommt, weil er das Original ja nicht kennt.
Es ist auch völlig OK, wenn jemand geschminkte Gesichter lieber mag als ungeschminkte. Die Welt ist nun mal ein gutes Stück Theater und wer leugnet, dass Aufmachung in diesem Theater nicht eine große Rolle spielen kann, belügt sich wahrscheinlich selbst. Was nicht bedeutet, dass man das Theater mitmachen muss.
Was das Schminken der Promis angeht, solltest du dir aber zwei Dinge vor Augen halten: Für viele ist es sehr quälend, sich ständig so extrem aufbrezeln zu müssen. Es geht nicht umsonst gerade ein Trend, diesen Druck, den das fraglos bedeutet, mitmachen zu müssen. Die andere Seite ist: Wenn man das freiwillig macht, kann man damit spielen. Man kann das ungeschminkt Sein auch nutzen, nicht aufzufallen und dadurch geschützt und frei sein. Wäre es auch für dich nicht schöner, in einen Zustand zu kommen, in dem du die gesamte Palette auskosten kannst? Von voll aufgebrezelt über Kajal und Lippenstift bis zu gar nicht?
Du hast hier schon sehr viel geschrieben. Man merkt, dass du offen bist, dir auch die Sachen anzunehmen und zumindest drüber nachzudenken. Du arbeitest auch viel an dir. Das ist auch toll. Vielleicht solltest du ein wenig aufpassen, dass du nicht alle 1000 Dinge und Baustellen, die du siehst, auf einmal lösen kannst.
Was dein Aussehen angeht, hast du schon geschrieben, dass du unter Dysmorphophobie leiden sollst. Im Gegensatz zu den anderen psychischen Störungen, die du genannt hast, nimmst du diese Diagnose aber nicht an. Hältst du die Idee, dass diese Diagnose auch stimmt, denn zumindest für möglich? Das heißt ja noch nicht, dass du dem jetzt zustimmen musst.
Last not least:
Denk mal darüber nach, was du da geschrieben hast. Mehr brauchst du eigentlich gar nicht. Du könntest damit anfangen, den zweiten Satz auch für dich zu akzeptieren und dann über MM weiterarbeiten.