*„Männer sind fertig geprägt mit 18 Jahren. Das kann Ihnen jeder Soziologe erklären“, polterte der (AfD) Politiker. „Die, die herkommen, kann man nicht mehr umerziehen.“ Die Folgen seien klar: „Sexuelle Übergriffe, das hat es vorher alles nicht gegeben.“ Um zu erkennen, dass solche Behauptungen vollkommener Unfug sind, dafür genügt ein Blick in die Kriminalstatistik. Um das Pulverfass an diesem Abend hochgehen zu lassen, waren sie jedoch ideal.
Während Peter Altmaier verärgert „Das ist pure Propaganda!“ dazwischenrief, schoss Gesine Schwan mit einem anderen Vergleich dagegen. Die größte Zahl von sexuellen Übergriffen passiere in deutschen Familien, so die SPD-Politikerin.
Redet Frau Schwan nur von Gewalt gegen Frauen in deutschen Familien, die deutscher Herkunft sind oder betrachtet sie auch andere ethnische Herkunft?
Wenn letzteres der Fall ist, würde Frau Schwan aus der Studie (Seite 173) erfahren, dass körperliche/sexuelle Gewalt Frauen türkischer Herkunft fast dreimal häufiger erfahren (12,5% zu 29%) als deutsche Frauen. Davon war die sexuelle Gewalt allein fünfmal häufiger als bei deutscher Herkunft (0,9% zu 5,2%). Schwere körperliche und/oder sexuelle Misshandlung war mehr als viermal so oft anzutreffen (2,3% zu 10,3%).
Unterstellt man, dass türkische Familien doch schon ein wenig angepasster sein werden als die neuen Zuwanderer, kann man vermuten, dass die Zahlen bei diesen eher nicht besser sein können.
Ich würde annehmen, dass Frau Schwan Unrecht hat.
Was meint Ihr?
Gruß
rakete
Schwan verfiel spontan und offenkundig auch verharmlosend in die Rolle der „Relativiererin zum Schutze der Flüchtlinge“.
Auf Seite 74 der PDF (= Seite 70 des Druckwerks) „PKS 2015“ finden sich aufschlussreiche Zahlen unter der Schlüsselung „100000“. 20% der Tatverdächtigen waren Nichtdeutsche, worunter auch 4,8% Zuwanderer fielen.
Dazu muss man wissen
Tatverdächtige Zuwanderer im Sinne dieser Definition werden in der PKS mit Aufenthaltsstatus „Asyl-bewerber“, „Duldung“, „Kontingentflüchtling/Bürgerkriegsflüchtling“ und „unerlaubter Aufenthalt“ re-gistriert. Tatverdächtige mit positiv abgeschlossenem Asylverfahren, die als „international/national Schutzberechtigte und Asylberechtigte“ anerkannt sind, werden unter dem Sammelbegriff „sonstiger erlaubter Aufenthalt“ erfasst. Über den Anteil der „international/national Schutzberechtigten und Asyl-berechtigten“ an den „Sonstigen“ liegen keine Erkenntnisse vor.
Schwan schaffte es auch - von Plasberg mit dem KölnerHBF konfrontiert - zu behaupten, dass es das schon in den früheren Jahren gegeben hätte, aber nicht „ganz“ so schlimm. Vieleicht ist ja auch eine Ratte nicht „ganz“ so groß wie ein Elefant in ihrer Welt.
Während Altmeier geistigen Dünnpfiff absonderte als er behauptete, dass die jüngst im Wohngebiet des AfDlers vermehrt in Einkaufsgeschäften stehende Security wg. der Terrorgefahr dort stünde . Er vermischte das mit den Polizisten, die auf öfftl. Veranstaltungen mit entsprechendem Risikopotential deutlich stärker vertreten sind als noch vor einem Jahr.
Der AfDler war übrigens 16 Jahre Mitglied der SPD, ist Gewerkschafter und gehört einem Betriebsrat an. Bergbau(er) aus dem Pott . Er klagte weiterhin über zunehmenden türk. Nationalismus bei den in Essen wohnenden Türken und ein massives Erstarken der (orthodoxen) Religiösität bei dieser Klientel, insbesondere den Jüngeren.
Es ging um die These, dass die Gewalt in türkischen Familien, die sich hier schon im Laufe vieler Jahrzehnte angepasst haben (sollten) möglicherweise einen Rückschluss auf die Gewalt neuer islamischer Zuwanderer zulässt. Vorfälle gab es in den Lagern und Unterkünfte tatsächlich.
Ich stelle in dem Zusammenhang noch folgende Passagen der Studie zur Diskussion:
*Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein Migrationshintergrund ein Risikofaktor für erhöhte Gewaltbelastungen in der aktuellen Paarbeziehung sein kann (S.178)
Allerdings war der Anteil der Frauen deutscher Herkunft, die Gewalt durch den aktuellen Partner erlebten, tendenziell höher, wenn ihr Partner einen Migrationshintergrund hatte (20 % vs. 12 %) und auch der Schweregrad der erlebten Gewalt nahm dann zu (S.179)
Die Tatsache, dass Frauen, die der christlichen oder keiner Religion angehörten, weniger häufig als Frauen mit islamischem Hintergrund (schwere) Gewalt durch den aktuellen Partner erlebt haben, kann, muss aber nicht mit der religiösen An bzw. Ein
bindung zu tun haben. (S. 179)
Ich nehme an, an dem Whataboutismus von Frau Schwan (sex. Übergriffe d. Flüchtlinge im Vergleich zu Übergriffen allgemein) wirst du in diesem Fall auch nichts auszusetzen haben, oder ?
Gruß
rakete
Deine Frage war, ob Frau Schwan Unrecht hat. Nur weil dir die Antwort darauf nicht gefällt, musst du dich nicht gleich in Sarkasmus flüchten.
Außerdem ignorierst du hier völlig den Kontext. Frau Schwans Äußerung ist eine Antwort auf die völlig absurde Behauptung Reils, dass es früher (also ohne Flüchtlinge) keine sexuellen Übergriffe gegeben hätte.
Sie relativiert hier nicht, sondern stellt eine falsche Aussage von Reil richtig.
Frau Schwan hat das Wort „ganz“ kein einziges Mal im Zusammenhang mit Köln verwendet.
Altmaier hat mit keinem Wort die Security erwähnt sondern ausdrücklich nur von den Polizisten gesprochen.
Soweit ich weiß waren es 26 Jahre. Und ich habe noch nie einen „Politiker“ gesehen, der sich im Fernsehen dermaßen gehen hat lassen. Wie kann man so jemand in eine Talkrunde schicken? Ich würde da eher eine Therapie zur Aggressionsbewältigung empfehlen. Von den zahllosen Lügen und Halbwahrheiten möchte ich gar nicht anfangen…
Ach, Du weisst selbst, dass er das nicht meinte. Sondern zum Ausdruck bringen wollte, dass es diese Situtation (mit der Zunahme von Übergriffen) nicht gegeben habe.
Dazu muss man wissen, dass er ohnehin in einem städtisch-sozialen Brennpunkt wohnt, dem man zusätzlich noch erhebliche Mengen an Flüchtlingen zugeführt hat.