Gesinnungstest für Muslime

Hallo,

Mich interessieren Eure Meinungen zu dem baden-württembergischen „Gesprächsleitfaden“, mit dem dort seit Jahresbeginn die Gesinnung von Einbürgerungs-Anwärtern auf die Deutsche Staatsangehörigkeit überprüft wird, sofern sie aus einem islamischen Staat stammen oder islamischen Glaubens sind. In den letzten Tagen habe ich mehrfach davon in den Nachrichten gehört, der Fragebogen selbst lässt sich in der taz nachlesen: http://www.taz.de/pt/2006/01/04/a0154.1/text

Da ca. die Hälfte der Fragen den Umgang von Männern mit Frauen/ Töchtern/ Gleichberechtigung der Geschlechter betrifft, stelle ich sie hier zur Diskussion, obwohl sie sicher ebensogut in Innenpolitik passen.

Obwohl ich die Fragen an und für sich als selbstverständlich empfinde, habe ich ein extrem ungutes Gefühl dabei, das ich nicht so recht einordnen kann.

Natürlich sollten die Werte der Gleichberechtigung selbstverständlich sein und natürlich habe ich keine Lust, mir über etwa über patriachal geprägte Einwanderer die mühsam erkämpften emanzipatorischen Erungenschaften wieder in Frage stellen zu lassen.

Andererseits würde ich mich verarscht vorkommen, wenn ich in einem anderen Land vergleichbare Fragen gestellt bekäme.

Ich habe es mit meinem Mann diskutiert, und er meinte spontan, er kenne genügend „Urdeutsche“, die zumindest bei den Fragen zu Homosexuellen, zu Frauen als Vorgesetzten, zur Frage ob ihre Tochter einen Ausländer heiraten darf, zur Frage ohne Religion zu leben, etc. mit Sicherheit nicht die emanzipatorisch/demokratische Linie vertreten würden - müsste man die dann konsequenterweise ausbürgern?

Ich würde gerne für mich selbst klarbekommen, was mich daran überhaupt stört. Was ist Euer erster Eindruck zu diesen Fragen?

Mit vielen Grüssen, Walkuerax

müsste man die dann konsequenterweise ausbürgern?

Nein. Einwandern ist ein Privileg, Staatsbürgersein ein Recht!

Abgesehen davon ist der Test Blödsinn. Meinungen zum Privatleben wie „Schwulsein ja oder nein“ oder wie man sich kleidet dürfen auf keinen Fall ausschlaggebend dafür sein, ob jemand kommen darf oder nicht. Exakt gleich geht es in genau den Ländern zu, deren Einstellung ja kritisiert werden soll. Dort gibt es auch Gesinnungsterror und es wird einem vorgeschrieben, wie man sich zu kleiden hat und welche Meinung man zu Schwulsein haben muß.

Politische Einstellungen sind im Fragebogen unterrepräsentiert. Ich sehe 2 Fragen von 30, die für die Allgemeinheit Relevantes zum Inhalt haben und auf eine Gefahr durch en potentiellen Einwanderer hindeuten. (Obwohl, ich kaum glaube, daß ein Terrorist bei der Frage, ob Attentäter Freiheitskäpfer sind, „JA“ ankreuzen würde LOL)

Gruß
dataf0x

Hallo,

müsste man die dann konsequenterweise ausbürgern?

Nein. Einwandern ist ein Privileg, Staatsbürgersein ein Recht!

Ok, das war auch eher ironisch von mir gemeint.

Abgesehen davon ist der Test Blödsinn. Meinungen zum
Privatleben wie „Schwulsein ja oder nein“ oder wie man sich
kleidet dürfen auf keinen Fall ausschlaggebend dafür sein, ob
jemand kommen darf oder nicht. Exakt gleich geht es in genau
den Ländern zu, deren Einstellung ja kritisiert werden soll.
Dort gibt es auch Gesinnungsterror und es wird einem
vorgeschrieben, wie man sich zu kleiden hat und welche Meinung
man zu Schwulsein haben muß.

Mit dem Gesinnungsterror gebe ich Dir recht. Es ist sicher nicht die beste Art, anderen Demokratie näherzubringen, wenn man sie unter dem Vorwand der Demokratie detailliert nach ihren privaten Lebensgewohnheiten ausfragt. (Vielleicht ist es genau das, was bei mir das Unbehagen auslöst!) Allerdings ging es nicht darum, wie sie sich selbst kleiden, sondern, ob sie z.B. bei ihren Töchtern Druck auf die Kleidung ausüben würden.

Politische Einstellungen sind im Fragebogen
unterrepräsentiert. Ich sehe 2 Fragen von 30, die für die
Allgemeinheit Relevantes zum Inhalt haben und auf eine Gefahr
durch en potentiellen Einwanderer hindeuten.

Nun ja, es geht um die allgemeinen „Gleichberechtigkeitssätze“ in den ersten drei Artikeln des Grundgesetzes.

(Obwohl, ich
kaum glaube, daß ein Terrorist bei der Frage, ob Attentäter
Freiheitskäpfer sind, „JA“ ankreuzen würde LOL)

Da gebe ich Dir recht. Allerdings ist es kein Fragebogen, sondern ein „Gesprächsleitfaden“ und ich kann mir schon vorstellen, da ein geschickter Interviewer die wirkliche Haltung mitbekommt. Wobei es rechtlich gleichzeitig immer schwieriger wird, wenn nicht mehr das, was jemand sagt, am Gesprächsende den Ausschlag gibt, sondern der „Eindruck“ den er hinterlässt.

Viele Grüsse, Walkuerax

Völlig off topic
Hi,
(…)

Obwohl, ich
kaum glaube, daß ein Terrorist bei der Frage, ob Attentäter
Freiheitskäpfer sind, „JA“ ankreuzen würde LOL)

Solche Fragen gibt es bereits schon anderweitig.
Wenn man in die USA einreist, wird man schriftlich gefragt, ob man vorhat, ein Verbrechen zu begehen.
Zumindest war das Ende 2004 so.
Soweit ich mich entsinnen kann, habe ich „nein“ angekreuzt.

Gruss,

Hallo,

Natürlich sollten die Werte der Gleichberechtigung
selbstverständlich sein und natürlich habe ich keine Lust, mir
über etwa über patriachal geprägte Einwanderer die mühsam
erkämpften emanzipatorischen Erungenschaften wieder in Frage
stellen zu lassen.

Hört sich nicht so natürlich an, Dein weiterer Text dazu.

Andererseits würde ich mich verarscht vorkommen, wenn ich in
einem anderen Land vergleichbare Fragen gestellt bekäme.

Das soll ja auch der Effekt sein! Wenn Du Dir verarscht vorkommst, willst Du sicher doch nicht mehr dahin, wo man Dich „verarscht“. Ziel erreicht.

Die Frage an Dich dabei ist, warum willst Du, dass jemand in Dein Land kommt, der alles hinterfragt und aktiv gegen alles vorgeht, was vorhanden ist auch ganz undemokratisch und welche Gründe hat dieser Mensch in erster Linie in Dein Land einzuwandern? Geld?

Ich habe es mit meinem Mann diskutiert, und er meinte spontan,
er kenne genügend „Urdeutsche“, die zumindest bei den Fragen
zu Homosexuellen, zu Frauen als Vorgesetzten, zur Frage ob
ihre Tochter einen Ausländer heiraten darf, zur Frage ohne
Religion zu leben, etc. mit Sicherheit nicht die
emanzipatorisch/demokratische Linie vertreten würden - müsste
man die dann konsequenterweise ausbürgern?

Nein. Man könnte jedoch Werbung dafür machen, dass es Länder gibt wo sie mit ihrer Meinung nicht mehr in der Minderheit wären. Deutsche Schulen und ordentliche Privatkrankenhäuser gibt es auch mittlerweile überall.

Ich würde gerne für mich selbst klarbekommen, was mich daran
überhaupt stört. Was ist Euer erster Eindruck zu diesen
Fragen?

Das, was Du aufgeführt hast, finde ich sehr gut gefragt.

Anscheinend hast Du aber keine Tochter!

Mit vielen Grüssen, Walkuerax

Eencockniedo

Hallo.

Mich interessieren Eure Meinungen zu dem
baden-württembergischen „Gesprächsleitfaden“ […]

Dieser Leitfaden soll ja dazu dienen, herauszufinden, ob ein Einwanderungswilliger auf dem Boden der Verfassung steht. Abgesehen davon, dass es immer noch so eine Art Meinungsfreiheit gibt (ja, ja, gilt erstmal für Staatsbürger, ich weiß) : Für wie dämlich hält man in Öttlhubers Amtsstube denn den potentiellen Terroristen? Und zweitens, wenn es sich nur um einen Leitfaden handelt und nicht um eine Checkliste als KO-Kriterium : wieso stellt man die Entscheidung nicht gleich in das vollständige Ermessen des zuständigen Sachbearbeiters, wenn doch sowieso noch Interpretationsspielraum da ist …?

Da hatte mal wieder ein Entscheidungsträger einen kognitiven Durchhänger, und prompt findet ein feiner Ausbau der Bürokratur statt. Wirklich gefährliche Individuen wird man mit diesem Dingsbums nicht erwischen; das Einzige, was man erreicht, ist eine nette eichhörnchenartige Datensammlung über all die, die zukünftig in dem Amt, das diesen Fragebogen anwendet, vorsprechen müssen.

Und ich möchte wirklich nicht wissen, wie viele „verfassungstreue“ deutsche Spießbürger bspw. gegen die Schwulenehe sind (oder gegen Homosexualität generell), bzw. wie viele Eltern auch heute noch sagen „Das Mädel wird eh heiraten; Hauptschule tuts auch“ … ob die das dann bei einer amtlichen „Befragung“ auch angeben würden, mag der Kuckuck wissen.

Hirnwütig, dat Janze,
meint Eillicht zu Vensre

Hallo Walküerax,

jetzt hab ich mir mal den Gesprächsleitfaden durchgelesen.
Und ich muss sagen, dass ich persönlich der Meinung bin, dass das nicht gerade viel bringt.

Ich glaube, dass so eine „ganz normale“ Familie da doch behindert wird, vielleicht in Misskredit gerät.
Aber ein „Profi-Grantler“ durchaus sich durchschummeln weiss.

Also, ich meine, jemand, der doch eher extrem ist, wird wohl kaum sagen, dass er bestimmte Ereignisse, oder ggf. auch Blutrachetaten befürwortet… im Gespräch.

In der Regel weiss man doch, was man sagen darf und was nicht. Ich glaube, dass dieser Gesprächsleitfaden weniger für wirklich gefährliche Terrornahe ein Problem sein wird. Aber eher ein Problem sein kann, für eine ganz normale Familie.
Also, auf die Frage, ob ich mit 11.9. und so… wer da was falsches sagt, ist entweder selber schuld, oder der Sprache nicht ganz mächtig und versteht evtl. einen diffizilen Unterschied nicht.

Außerdem finde ich es etwas diskriminierend, dass es ein Muslime-Fragebogen ist. Gut, der Hintergrund ist klar. Aber ich denke einfach mal, wie würde ich mich fühlen, wenn ich einen Deutsche-Fragebogen ausfüllen müsste. Die richtigen Antworten hätte ich parat, selbst wenn ich ein Terrorist wäre, oder gerade dann.

Von daher verschließt sich mir etwas der Sinn. Aber vielleicht hab ich es auch nur nicht wirklich verstanden.

Ich denke, dass es bestimmt nicht förderlich sein kann, für unser Land, wo wir doch wirklich genug mit Rassendiskriminierungen zu tun haben, dass wir anfangen auch noch Ausländer abzusetzen.

Wie würde ich mich als Muslime fühlen? Guter Ausländer, böser Ausländer? Ich weiss es nicht genau, aber unter (ggf.) Ausgegrenzten ausgegrenzt zu sein, macht eine Integration auch nicht gerade einfacher. Und der Nutzen dieses Gesprächsleitfadens zweifle ich einfach mal an.

Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

Ach… und um die Kurve zu Frauen und Feminismus zu bekommen.
also, was sagt man, auf die Frage, wie man sich verhält, wenn die Familienehre beschmutzt wurde…

a) ich knall den Kerl ab
B) ich thematisiere das in meiner nächsten Gruppensitzung
c) welche Familie, alle tot, alle gerächt?

*sarkasmus off
aber wer würde da schon echt eine andere Gesinnung sagen, als die, die man hören will?
Wozu also der Fragebogen?

LG

Sarah

Hallo,

du kannst das viel schöner sagen als ich, spiegelt aber meine Meinung auch wieder.

aber ich muss auch sagen, bei einigen Fragen hab ich mir gedacht, was zur Hölle geht dich das an?
Meine Güte, jeder hat doch irgendwo seine Vorzüge oder Handikaps. Ich müsst nochmal auf den Fragebogen springen um zu lesen, was mich so aufgeregt hat.
Aber… um bei Deinem Bsp. zu bleiben. Wieviele Deutsche lehnen homosexuelle Beziehungen ab, und das macht gar nix, aber ein Muslime, der evtl. genauso deutsch denkt, dem wird ein Strick draus gedreht.

Das ist einfach nicht gerecht.

LG

Sarah

Hallo Sarah,

Wieviele Deutsche
lehnen homosexuelle Beziehungen ab, und das macht gar nix,
aber ein Muslime, der evtl. genauso deutsch denkt, dem wird
ein Strick draus gedreht.

Natürlich. Engstirnige Idioten haben wir tatsächlich bereits genug in unserer eigenen Truppe. Da müssen wir uns doch freiwillig nicht noch mehr reinholen, oder?

Das ist einfach nicht gerecht.

Warum? Gibt es jetzt einen „Rechtsanspruch“ auf Engstirnigkeit? Also wenn ich mir aussuchen kann, wen ich aufnehme und eh’ nicht alle aufnehmen kann oder will, dann würde ich durchaus die nehmen, die mir gelegen kommen …

Grüße
Jürgen *der die Diskussion nicht versteht*

3 Like

Hallo Eillicht zu Vensre,

ich verstehe die Argumentation nicht. Natürlich gab es schon immer im Rahmen der ggf. gegebenen Rechtsansprüche einen Ermessensspielraum des Entscheiders in den Behörden. Es sollten schon immer z.B. Sprachkenntnisse, Kenntnisse über das politische System (die Fragen haben mich durchaus als Deutschen erblassen lassen) u.ä. hinterfragt werden (ich weiß das von Kollegen, die sich einbürgern ließen).

Ein Gesprächsleitfaden stellt meines Erachtens schlicht und ergreifend eine weitere Hilfestellung dem Entscheider zur Verfügung und verlagert den Fokus von den oben genannten Themen auf mehr gesellschaftliche. Und natürlich wird jetzt ein bisschen mehr Wert darauf gelegt, zu überprüfen, ob sich der Bewerber mit der Gesellschaft beschäftigt hat, die er um Aufnahme bittet, auf dass er nicht unangenehm „überrascht“ ist, dass z.B. Frauen hier unverschleiert und frei auf der Straße laufen und beruflich erfolgreich sind.

Ein anderes Mittel - außer ggf. geheimdienstliche Ermittlungen, die außer Frage stehen oder ggf. ein Bürgensystem - gibt es für mich nicht, zu überprüfen, ob wir jemanden zum Deutschen machen wollen oder nicht. Wenn wir dieses Mittel nicht in möglichst konkreter Form z.B. eines strukturierten Interviews nutzen, dann können wir gleich die Schleusen öffnen und jeden zum Deutschen machen. Was ich persönlich allerdings ablehne, denn ich habe keine Lust, in ein paar Jahren in der Minderheitenposition zu sein, wenn es um Gleichberechtigung oder Menschenrechte geht.

Dass es weiter einen Ermessensspielraum gibt, ist aber a) nicht negativ, da er Einzelfallentscheidungen zulässt und b) systemgegeben.

Grüße
Jürgen

1 Like

Hi!

Abgesehen davon, dass es immer noch so eine Art
Meinungsfreiheit gibt (ja, ja, gilt erstmal für Staatsbürger,
ich weiß) : Für wie dämlich hält man in Öttlhubers Amtsstube
denn den potentiellen Terroristen?

Wieso denn gleich Terroristen? Ist das nicht mindestens fünf Schuhnummern zu groß?

Was ist mit jenen Menschen, die definitiv _keine_ Terroristen sind und auch gar nicht die Absicht haben, hier oder anderswo irgendwelche Bomben zu zünden, aber ein Moral- und Rechtsempfinden mitbringen und hier ausleben, das weit von dem entfernt ist, was wir als tolerabel erachten? Was machen wir mit Familien, die einwandern wollen und die der festen Auffassung sind, bestimmte Rechtsverstöße gehen weder die deutsche Polizei noch die deutsche Justiz etwas an, sondern das regelt man „auf Familienbasis“ - eben weil sie es gar nicht anders kennen?

Das hat mit Terrorismus nichts zu tun.

Grüße
Heinrich

2 Like

Hallo Jürgen,

Natürlich. Engstirnige Idioten haben wir tatsächlich bereits
genug in unserer eigenen Truppe. Da müssen wir uns doch
freiwillig nicht noch mehr reinholen, oder?

Natürlich hast Du in gewisser Weise recht. ABER, im Prinzip kann man sich doch denken, ggf. auch trainieren was man zu sagen hat und was nicht. Vielleicht gibt es jetzt auch einen Boom für „Einwanderungslehrgänge“ so ähnlich, wie es auch Schulungsmöglichkeiten für die MPU gibt.
Und, wenn jetzt jemand gegen Homosexuelle ist, dann heisst das doch aber auch noch lange nicht, dass man sich aggressiv gegenüber dieser Personengruppe verhalten wird. Oder umgekehrt, wenn man dies denn wirklich vorhätte, wäre man wohl kaum so naiv das auch noch in einem Gespräch zu sagen? denke ich zumindest.

Warum? Gibt es jetzt einen „Rechtsanspruch“ auf
Engstirnigkeit? Also wenn ich mir aussuchen kann, wen ich
aufnehme und eh’ nicht alle aufnehmen kann oder will, dann
würde ich durchaus die nehmen, die mir gelegen kommen …

Ja natürlich, ich fürchte nur, dass die, die Dir nicht gelegen kommen durchaus gut „geschult“ sind.

Grüße

Sarah

1 Like

Wieso denn gleich Terroristen? Ist das nicht mindestens fünf
Schuhnummern zu groß?
Was ist mit jenen Menschen, die definitiv _keine_ Terroristen
sind und auch gar nicht die Absicht haben, hier oder anderswo
irgendwelche Bomben zu zünden, aber ein Moral- und
Rechtsempfinden mitbringen und hier ausleben, das weit von dem
entfernt ist, was wir als tolerabel erachten?

Ja, Heinrich, und genau das ist ja der punktum springens!
Ein Terrorist in seiner bösen Absicht wird ausreichend vorbereitet sein um alle diese Fragen völlig harmlos zu beantworten und erhält somit problemlos die Eintrittskarte, während der eigentlich harmlose Anatole und seine Frau die Tür vor der Nase zugeknallt kriegt.

Das kann ja nun wirklich nicht der Sinn dieser Maßnahme sein, oder?

Dann plädiere ich doch noch eher für einen Probeaufenthalt mit entsprechend verpflichtender Sprach- und Verhaltensschulung und anschließend und eventuell eine Bürgen-Lösung.

Grüße
Eckard

Hallo Sarah,

Natürlich hast Du in gewisser Weise recht. ABER, im Prinzip
kann man sich doch denken, ggf. auch trainieren was man zu
sagen hat und was nicht.

Natürlich, aber darum ist es ja auch „Gesprächsleitfaden“ und kein „Fragebogen“. Ich denke schon, dass ein guter und geschulter Gesprächsführer rel. schnell die Spreu vom Weizen trennen kann. Das ganze ist eben ein „Strukturiertes Interview“, wie es auch bei Bewerbungen für Jobs in vielen Firmen üblich ist …

Vielleicht gibt es jetzt auch einen
Boom für „Einwanderungslehrgänge“ so ähnlich, wie es auch
Schulungsmöglichkeiten für die MPU gibt.

Zu vermuten …

Ja natürlich, ich fürchte nur, dass die, die Dir nicht gelegen
kommen durchaus gut „geschult“ sind.

Um so wichtiger ist die gute Vorbereitung der Entscheider …

Grüße
Jürgen

Hallo Walkuerax,

auch wenn ich jetzt ziemlich sicher einigen Menschen auf die Füsse trete und eine Riesen-Disskussion lostrete:
Ich halte das ganze einfach für eine als Schutz der Demokratie getarnte Gemeinheit den Muslimen gegenüber.
Ich finde es einfach unmöglich, den Islam als Religion mit Terrorismus gleichzusetzen!
Wie Du schon gesagt hast, würde es rein um die Antworten auf diese Fragen gehen würde, müsste man mich mit Sicherheit auch „ausbürgern“ :smile:

LG

Schnärchen

Wieviele Deutsche
lehnen homosexuelle Beziehungen ab, und das macht gar nix,
aber ein Muslime, der evtl. genauso deutsch denkt, dem wird
ein Strick draus gedreht.

Daß an den, der kommen will, mehr Ansprüche gestellt werden als den, der der schon da ist, ist glaube ich klar. So müssen Einwanderer eben Deutschtests bestehen, bei denen ein guter Teil der geborenen Deutschen eben durchfallen würde. Das ist eben so. Das ist Pech.

Aber daß man ausgerechnet jene Dinge heranzieht (Gesinnungsterror im sexuellen Bereich), die man so gerne an jenen so primitiven Ländern kritisiert, wo diese Leute herkommen, das ist der Treppenitz an dieser Sache!

Gruß
dataf0x

Ich würde gerne für mich selbst klarbekommen, was mich daran
überhaupt stört. Was ist Euer erster Eindruck zu diesen
Fragen?

Hallo Walkuerax,

wenn ich eine Beamtin wäre, die mit diesem Gesprächsleitfaden arbeiten müßte, käme in mir Frust hoch, bevor ich nur das erste Gespräch führen „durfte“. Die Wortwahl verursacht Vorurteile und Gefühle gegen Vorurteile ankämpfen zu müssen: 7. Halten Sie es für zulässig, dass ein Mann seine Frau oder seine Tochter zu Hause einschließt, um zu verhindern, dass sie ihm in der Öffentlichkeit „Schande macht“?
Mir fallen einige Möglichkeiten ein, darauf zu antworten, just for fun (jaja, es gibt auch Männer, die man einsperren sollte, damit sie einem keine Schande machen :wink:))). Aber bei mir geht es nicht um die Wurst. So würde ich als Immigrantin knapp und freundlich antworten, und als Beamtin hätte ich wahrscheinlich mit einer latenten Ungläubigkeit in mir zu kämpfen.
Und ich frage mich, wobei die Antworten helfen sollen. Wird dadurch eine realistische und objektive Einsicht in Familieninternas geschaffen? Ich habe Türkinnen kennengelernt, die kein Wort Deutsch sprechen (wollen), und die ihre Enklave in ihrem Umfeld als Schutz und Sicherheit empfinden. Und schließlich wollen sie ihrem Mann keine Schande bereiten. Da sind sich Mann und Frau einig - was will der Staat dagegen tun?
Dem deutschen Staat interessieren die Kinder aus diesen Familien, die mit ihrem mangelnden Sprachkenntnissen den Schulbetrieb stören, bestenfalls einen Hauptschulabschluß schaffen, und von denen wiederum nur wenige eine Lehrstelle finden können. Oder von Interesse sind junge Frauen, die mit Repressalien aus den eigenen Reihen zu kämpfen haben, weil sie sich für den deutsch-christlichen Kulturkreis interessieren. Die waren vielleicht bislang nie physisch eingesperrt.

Auch in mir kommt bei dem Fragenkatalog Unbehagen hoch, weil die Fragen in der Phantasie altbekannte Bilder erzeugen, die eher stören als helfen. Aber damit wird noch lange nicht Integrationsarbeit geleistet. Ich hoffe, dass das den Einwanderungsbehörden bewußt ist.

viele Grüße
claren

Lügendetektor
Ob ein einreisender Moslem nun für oder gegen die Unterdrückung seiner Frau ist, ist bei der Auswertung zweitrangig. Ob er auf die Frage heftig reagiert oder ob er bei dem Thema cool bleibt, sagt viel mehr aus.

So ungefähr funktioniert auch ein Lügendetektor. Und Lügendetektoren sollen ja eine Trefferquote haben, die leicht über dem reinen Zufall liegt.

Wenn man mit solchen (peinlichen) Frageaktionen nur ein Terror-Opfer verhindert, hat es sich schon „bezahlt“ gemacht.

Nick

Andererseits würde ich mich verarscht vorkommen, wenn ich in
einem anderen Land vergleichbare Fragen gestellt bekäme.

Ich nicht - was glaubst Du, was ich alles beantworten mußte, als ich in die USA eingewandert bin.

Da ist der Fragebogen der BaWüler der pure Witz dagegen.

MfG

Hallo Schnärchen,

ich würde diese Behandlung der Einbürgerung aus ganz anderen Gründen kritisieren und bitte um Entschuldigung, dass ich dir keine Riesendiskussion anbieten kann, melde mich aber aus folgendem Anlass:

Deine klare und eindeutige Sicht der Hintergründe basiert auf der Prämisse, das sei eine „Gemeinheit den Muslimen gegenüber“.

Wie erklärst du dir, dass die Begründung des „Gesprächsleitfadens“ von den muslimischen Frauen stammt?

http://www.taz.de/pt/2006/01/16/a0128.1/text

Gruß :smile:

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