Getaufte Atheisten

…interessante Diskussion…

die mich (insbesondere der Artikel von Tessa, die sich als „katholische Atheistin“ bezeichnet), zu folgender Überlegung führt:

Die bekennenden Atheisten scheinen oftmals ehemalige Angehörige einer Glaubensgemeinschaft zu sein…Konvertiten gelten ja auch als die überzeugteren Atheisten…ist das so?

Ich selbst (ungetauft, nicht religiös aufgewachsen) würde mich übrigens nie als Atheist bezeichnen - die christliche Kirche betrachte ich mit der gleichen Distanz und Neugier als kulturell und religionsgeschichtlich interessierter Zeitgenosse wie die moslemische Kirche, deren Riten und Gesetze mir genauso fremd sind.

Allenfalls würde ich mich als Agnostiker bezeichnen…zur Erläuterung ein kleiner Dialog:

„Auf die Frage:
Gibt es einen Gott?“
antwortet der Atheist „Nein!“
und der Agnostiker
„Ich verstehe die Frage nicht.“

Was seid Ihr? Atheisten? Heiden? Gläubige? Gläubige mit Einschränkungen (wie oft höre ich das von Katholiken, die zwar den Priester ihrer Gemeinde schätzen, aber den Papst zutiefst ablehnen)?

… Menschen mit „selbst gebastelter“ Ethik. Einer Ethik, die nicht losgelöst vom jeweiligen Kulturkreis entstehen konnte, die sich aber an keine Glaubensgemeinschaft und keine Institution anlehnt.

„Auf die Frage:
Gibt es einen Gott?“
antwortet der Atheist „Nein!“
und der Agnostiker
„Ich verstehe die Frage nicht.“

Menschen, die ich meine, würden die Frage verstehen, mit „Nein“ antworten und ihr Handeln dennoch an einer Richtschnur orientieren. Nur so einfach greifbar wie die aufgeschriebenen Regeln einer Kirche ist diese Richtschnur nicht - vielleicht mit Gewissen und Verantwortung zu umschreiben.

Gruß
Wolfgang

Menschen, die ich meine, würden die Frage verstehen, mit
„Nein“ antworten und ihr Handeln dennoch an einer Richtschnur
orientieren. Nur so einfach greifbar wie die aufgeschriebenen
Regeln einer Kirche ist diese Richtschnur nicht - vielleicht
mit Gewissen und Verantwortung zu umschreiben.

Um ein Beispiel zu nennen: Erich Honecker, der bis zu seinem Tod der festen Überzeugung war, alles so gemacht zu haben, wie es richtig und notwendig war …

Um ein Beispiel zu nennen: Erich Honecker, der bis zu seinem
Tod der festen Überzeugung war, alles so gemacht zu haben, wie
es richtig und notwendig war …

Hallo Thomas,

nach erstem Stutzen war ich versucht, Dir zuzustimmen. Aber nein, der Mann war nicht wirklich frei. Er gehorchte einer Ideologie.

Gruß
Wolfgang

… der Mann war nicht wirklich frei. Er gehorchte einer
Ideologie.

Hitler auch.
Aber ich stimme Dir zu: Der Verantwortung und dem Gewissen, die auf der Aufklärung und den allgemeinen Menschenrechten basieren. Eine Ethik braucht eine Basis, für die eine allgemeine Übereinstimmung besteht.
Gruss, Stucki

nehm ich nicht genau
Hallo Diana,

genau genommen, würde ich mich auch eher als Agnostikerin bezeichnen. In der Diskussion unten habe ich aber einfach die vorhandene Bezeichnung übernommen, da ich nicht nochmal eine neue Diskussion beginnen wollte. Im Grunde ist es mir nämlich nicht wichtig als was man mich bezeichnet, solange es nicht Christin (oder Mitglied einer sonstigen Religionsgemeinschaft) ist.

Die bekennenden Atheisten scheinen oftmals ehemalige
Angehörige einer Glaubensgemeinschaft zu sein…Konvertiten
gelten ja auch als die überzeugteren Atheisten…ist das so?

Die Frage nach Gott ist mir im Grunde wurscht. Betrachtet man ihn (oder es?) als sowas wie eine letztendliche unabhängige Variable, kann ich damit leben. Ob so etwas tatsächlich existiert ist nichts weiter als eine (bisher ungelöste) wissenschaftliche Fragestellung.

Problematisch wird es meiner Meinung nach aber, wenn man „Gott“ personalisiert und Verhaltensregeln mit dem Wunsch Gottes begründet. Dann gibt man nämlich die Eigenverantwortung ab. Ausserdem kann man dann auch unethische Handlungen (in dem Sinne, daß sie vermeidbares Leid verursachen) begehen und das mit dem Willen Gottes begründen (oft genug geschehen).

Ich selbst (ungetauft, nicht religiös aufgewachsen) würde mich
übrigens nie als Atheist bezeichnen - die christliche Kirche
betrachte ich mit der gleichen Distanz und Neugier als
kulturell und religionsgeschichtlich interessierter
Zeitgenosse wie die moslemische Kirche, deren Riten und
Gesetze mir genauso fremd sind.

Inzwischen geht es mir ähnlich. Ich bin ja schon den größeren Teil meines Lebens draussen :smile:). Aufgrund meiner Erfahrungen im ersten Teil meines Lebens, neige ich aber sicher eher dazu, monotheistische Religionen (zumindest dann, wenn sie auch noch missionieren) skeptisch zu betrachten. Mir ist einfach eine pluralistische Gesellschaft lieber. Und die ist nicht möglich, wenn man versucht, alle Menschen im Glauben an einen Gott (im Sinne von oberster Boß) zusammenzufassen.

Es ist also eher der soziale Aspekt, der mich am Christentum wirklich stört und nicht die Frage nach Gott. Ob „Gott“ tatsächlich existiert oder nicht, ist mir eher egal. D.h., solange man sich der sozialen Auswirkungen, die der Glaube an einen allmächtigen Schöpfergott mit sich bringt, bewußt ist.

Viele Grüsse,
Lisa

Aber ich stimme Dir zu: Der Verantwortung und dem Gewissen,
die auf der Aufklärung und den allgemeinen Menschenrechten
basieren. Eine Ethik braucht eine Basis, für die eine
allgemeine Übereinstimmung besteht.

Warum Aufklärung, warum Menschenrechte? Nicht, daß ich dagegen wäre, aber ohne Gott sehe ich keinen Grund dafür.

Und was ist eine ethische Basis, für die allgemeine Übereinstimmung herrscht, anders als Ideologie?

Gruß
Thomas

Hallo Diana,

Die bekennenden Atheisten scheinen oftmals ehemalige
Angehörige einer Glaubensgemeinschaft zu sein…Konvertiten
gelten ja auch als die überzeugteren Atheisten…ist das so?

vorab (weil du es ja gefragt hast:smile:): Ich bin mal mehr oder minder dogmatische:wink:Protestantin. D.h., da ich auch ganz gerne den advocatus diaboli spiele:wink:) und man ja oft auch erst im Dialog - besser im Disput- den eigenen Standpunkt herauskristallisiert, bin ich das mal vehementer protestantisch, mal versöhnlicher globalkosmopolitisch…:smile:

Meine Erfahrung bestätigen deine These. Die vehementesten Atheisten und die mit dem missionarischsten Eifer, die Nicht-Existenz Gottes beweisen zu wollen, sind immer ehemalige Christen, die aus verschiedenen Gründen sehr frustriert wurden von der Kirche oder auch vom Glauben selbst. Umgekehrt habe ich das genauso erlebt. Die dogmatischsten Protestanten/Katholiken/Baptisten was auch immer, waren vorher entweder gar nicht gläubig oder andersgläubig. Das ist zumindest meine Erfahrung.

Ich selbst (ungetauft, nicht religiös aufgewachsen) würde mich
übrigens nie als Atheist bezeichnen - die christliche Kirche
betrachte ich mit der gleichen Distanz und Neugier als
kulturell und religionsgeschichtlich interessierter
Zeitgenosse wie die moslemische Kirche, deren Riten und
Gesetze mir genauso fremd sind.

*g* nach dem Spruch auf deiner Visitenkarte (den ich echt gut finde), scheint dich die Sache aber dann doch ziemlich zu beschäftigen, hm?:smile:)

beste Grüße,

Barbara

Ob es einen Gott hgibt? Ich weiß es nicht. Woher auch, ich war noch nicht im Himmel. Interessant finde ich die Frage âllerdings schon. Ich bin kein Angehöriger irgend einer Glaubensgemeinschaft.

Vom rein rationalen Standpunkt aus nehme ich an, daß es keinen Gott gibt. Da so ziemlich alles natürlich erklärbar ist, ist er unnötig. Gefühlsmäßig allerdings halte ich seine Existenz für wahrscheinlich. Wenn es aber einen Gott gibt (oder mehrere, was weiß ich), dann kann ich mich nicht so recht für eine Glaubensrichtung entscheiden. Wenn ich die Sache unvoreingenommen sehe, ist dabei überhaupt nicht einzusehen, warum nun geraaade diese oder jene Religion recht haben sollte, vor allem mit dem in vielen Religionen anzutreffenden Anspruch darauf, allein im Besitz der Wahrheit zu sein.
Ich nehme einfach mal an, Gott ist so groß, daß er uns unverständlich sein wird. Wenn wirklich einer allein das ganze Universum schafft und lenkt, dann ist er so groß und so komplex, daß die kleingeistigen Vorstellungen unserer Religionsführer einfach nicht stimmen können.

Aber wie gesagtr, ich weiß es nicht und werde es wohl hier auf Erden auch nicht erfahren. Und da das mit dem Leben nach dem Tode damit eine recht unsichere Sache ist, habe ich auch keine Lust, es in absehbarer Zeit zu erforschen.

Gernot Geyer

*g* nach dem Spruch auf deiner Visitenkarte (den ich echt gut
finde), scheint dich die Sache aber dann doch ziemlich zu
beschäftigen, hm?:smile:)

Warum auch nicht? So wie mich alles beschäftigt, was unsere Kultur (also alles, was uns umgibt) nachhaltig geprägt hat. Und da wir nun mal im christlichen Abendland wohnen, komme ich nicht umhin, mich mit christlicher Ethik etc. zu beschäftigen…:wink:

Hallo Lisa,

das versteh ich nicht:

Problematisch wird es meiner Meinung nach aber, wenn man
„Gott“ personalisiert und Verhaltensregeln mit dem Wunsch
Gottes begründet. Dann gibt man nämlich die Eigenverantwortung
ab.

Wenn ich dem Wunsch meiner Mutter nachkomme und das tu, was sie von mir will, habe ich dann meine Eigenverantwortung abgegeben?
Es könnte doch sein, dass sie es gut mit mir meint.
Es könnte auch sein, dass ich ihr eine Freude machen will.
Was hat das mit der Eigenverantwortung zu tun?

Genauso ist es, wenn ich mich nach den Wünschen meines Gottes richte.

Gruss Harald

das ist der Punkt
Hallo Harald,

Wenn ich dem Wunsch meiner Mutter nachkomme und das tu, was
sie von mir will, habe ich dann meine Eigenverantwortung
abgegeben?
Es könnte doch sein, dass sie es gut mit mir meint.
Es könnte auch sein, dass ich ihr eine Freude machen will.
Was hat das mit der Eigenverantwortung zu tun?

Aber das ist doch genau der Punkt. Kinder müssen sich deshalb nach den Wünschen der Eltern richten, weil sie noch zu klein sind, zuwenig wissen etc. um eigenverantwortlich zu handeln. Die Erwachsenen nehmen ihnen die Verantwortung ab, die die Kleinen überfordern würde.

Im Verhältnis Erwachsener/„Gott“ entspricht so etwas nicht meinem Menschenbild. Irgendwann ist man als Mensch soweit, daß man vernünftig handeln kann, weil man es selbst für richtig hält und nicht weil irgendein „Gott“ es so will.

Natürlich gibt es auch Christen mit Verantwortung. Nur die Gefahr, daß man diese an der Kirchentüre abgibt, besteht meiner Meinung nach auch.

Viele Grüsse,
Lisa

Verantwortung
Hallo Lisa,

Aber das ist doch genau der Punkt. Kinder müssen sich deshalb
nach den Wünschen der Eltern richten, weil sie noch zu klein
sind, zuwenig wissen etc. um eigenverantwortlich zu handeln.
Die Erwachsenen nehmen ihnen die Verantwortung ab, die die
Kleinen überfordern würde.

Das ist aber nicht falsch.
Gott nimmt mir dort die Verantwortung ab, wo ich mich überfordert fühle.
z.B. Entscheidungen, die Auswirkungen in der Zukunft haben, kann ich mit Gott besprechen. Da ich nicht in die Zukunft sehen kann, verlaß ich mich auf seinen Rat.

Im Verhältnis Erwachsener/„Gott“ entspricht so etwas nicht
meinem Menschenbild. Irgendwann ist man als Mensch soweit, daß
man vernünftig handeln kann, weil man es selbst für richtig
hält und nicht weil irgendein „Gott“ es so will.

Und wenn ich das, was Gott will, für richtig halte?
Ich verstehe heute als Erwachsener auch besser, warum mein Vater mir manche Dinge verboten hat.

Natürlich gibt es auch Christen mit Verantwortung. Nur die
Gefahr, daß man diese an der Kirchentüre abgibt, besteht
meiner Meinung nach auch.

Die größere Gefahr sehe ich bei Christen, die ihr Christsein beim Verlassen der Kirche dort zurücklassen.

Gruss Harald

zum kotzen
Hallo Harald!

Eigentlich wollte ich ja hier nicht mehr posten aber dein letzter Beitrag hat mir den Magen umgedreht.

Das ist aber nicht falsch.
Gott nimmt mir dort die Verantwortung ab, wo ich mich
überfordert fühle.
z.B. Entscheidungen, die Auswirkungen in der Zukunft haben,
kann ich mit Gott besprechen. Da ich nicht in die Zukunft
sehen kann, verlaß ich mich auf seinen Rat.

Also wie ist das: Ich kann tun was ich will, weil ich bin ja gar nicht verantwortlich für mein Tun? Und wenn mal was nicht so klappt, dann ist es „Gott“ gewesen. Du machst es dir ja schön einfach.

Und wenn ich das, was Gott will, für richtig halte?
Ich verstehe heute als Erwachsener auch besser, warum mein
Vater mir manche Dinge verboten hat.

Wie erfährts du was dein Gott will? Hörst du Stimmen? Oder ist das, was die Pfaffen bringen, Gottes Wille? Oder die Bibel?

Würde mich stark interessieren.

ciao Armin

das sehe etwas anders…
Hallo Harald,

Wenn ich dem Wunsch meiner Mutter nachkomme und das tu, was
sie von mir will, habe ich dann meine Eigenverantwortung
abgegeben?
Es könnte doch sein, dass sie es gut mit mir meint.
Es könnte auch sein, dass ich ihr eine Freude machen will.

Gläubige Menschen können aus mehreren Motiven gutes tun/ethisch handeln.

  1. weil wir Angst vor Bestrafung haben (oftmals typisch christlicher Ansatz)
  2. weil wir Lob wollen/gelobt werden, wenn wir gutes tun (vgl. dein Beispiel mit der Mutter)
    Im Prinzip sind diese beiden Motive miteinander verwandt. Sie hoffen auf positive Reaktionen oder das Ausbleiben von negativer.
    Jedoch: 3. Weil wir - und das ist m.E. Paulus Ansatz im Römerbrief- durch die Liebe Gottes verändert wurden (in unserem Menschsein). Und zwar dadurch, dass wir erkennen, das wir geliebtwerden und so angenommen werden, wir wir sind. Mit all unseren Fehlern und Lastern. Ist ja ähnlich von Mensch zu Mensch, wenn wir merken wir werden geliebt und erwidern diese Liebe, gehen wir doch auch viel positiver durchs Leben, verändern uns- einfach durch das Wissen, die Erfahrung, geliebt zu werden. Schafft der Mensch dann noch die Transferleistung zu kapieren, dass alle Menschen (unabhängig davon, ob sie selbst daran glauben oder nicht) so von Gott geliebt und akzeptiert werden, wie man selbst, dann ist das ethische Handeln natürlich Folge und nicht Pflicht.

Das heißt aber auch, dass ich als Handlungsmaxime nur habe- grob vereinfachend gesagt- andere Menschen mit dem Respekt zu behandeln, den sie vor Gott haben- nicht nach meinen kleinlichen Maßstäben.

Das heißt aber auch eine sehr große Freiheit zu haben, wie ich handle! Aber- auch wieder Römerbrief- man sollte immer Rücksicht nehmen auf die Gefühle anderer (auf die „Schwachen“, womit die gemeint waren, die in der Gemeinde sehr strenge Richtlinien für nötig hielten und viele Gesetze befolgen wollten)

Beste Grüße, Barbara

Also als was ich mich bezeichnen kann weiss ich nicht.

Ich wurde als Katholik getauft und bin mit 15-16 aus der Kirche ausgetreten weil ich dieses ganze scheinheilige Getue nicht mehr aushielt.
In meinen Augen gibt es VIELLEICHT sowas wie ein höheres Wesen, aber ich glaube nicht dass es ein gütiges Wesen ist dass uns wohlgesonnen ist.

Im Laufe der Jahre habe ich meine eigene Religion geschaffen die ich aus meiner Philosophie, dem Christentum (ein wenig) und dem Buddismus ableite. (hauptsächlich meiner Philosophie da ich den Buddhismus nicht gut genug kenne)

Ich glaube daran dass man wiedergeboren wird und dass der Mensch selbst ein Tier ist, dass einfach den Vorteil hat Waffen benutzen zu können. Ich esse zwar Fleisch aber wäre selbst nie in der Lage absichtlich ein Tier zu töten (ausser einer Mücke die sich von mir zu ernähren versucht). Da unser Pfarrer den Menschen (als sozial dümmstes Tier des Planeten wenn man die Kriege etc. betrachtet) so viel höher gestellt hat als die Tiere bin ich aus der Kirche abgehauen.

Ich finde es lächerlich wenn man seine Entscheidungen etc. von einer religion abhängig macht. Dauernd redet man von Gottes Willen den uns ein altersschwacher, seniler Typ (der laut Kirche immer noch behauptet die Erde wäre Zentrum des Universums) angeblich überliefert. Wenn sowieso alles Gottes Wille ist kann ich an sich ja auch jemandem in den Kopf schiessen, wenn er daran stirbt wollte es Gott ja schliesslich so.

Dieser verdammt bequemen Denkweise wollte und will ich mich nicht unterweisen.

(wie nennt man jemanden mit eigener Religion? Sektenführer? Kommt zu mir meine Schäfchen *fg*)

Hallo Lisa,

mich will mein og. Posting (das sehe ich anders…) nicht einfach copypasten. Mich würde aber interessieren, was du zu meinem Denkansatz sagst.

Aber das ist doch genau der Punkt. Kinder müssen sich deshalb
nach den Wünschen der Eltern richten, weil sie noch zu klein
sind, zuwenig wissen etc. um eigenverantwortlich zu handeln.
Die Erwachsenen nehmen ihnen die Verantwortung ab, die die
Kleinen überfordern würde.

Das entspricht ja nur einem Teil deiner Lebensbiografie, oder? Ist die Kindheit vorbei, haben wir ein Bewertungsraster unserer Eltern mitbekommen, dass wir mehr oder weniger intensiv selbst anwenden. Entweder, weil wir es so ablehnen, dass wir alles/vieles anders machen wollen- Bezugsrahmen bleibt es aber trotzdem. Oder wir erkennen, dass einiges ja auch nicht völlig verkehrt war, was uns unsere Alten da auf dem Weg mitgegeben haben. Wir sind doch als Erwachsene zu eigenen Entscheidungen fähig, aber die Erziehung und das Wertesystem unserer Eltern bleibt doch immer Bezugspunkt. (Auch wenns oft wehtut) . Insofern ist man auch als glaubender Mensch eigenverantwortlich für das, was man tut. Man weiß nur meistens ganz gut, was jetzt nicht unbedingt dem entsprochen hat, was man gelernt hat.

Zur restlichen Argumentation, wieso man dann aber doch ethisch handeln kann und will, verweise ich auf mein oberes Posting an Harald :smile:)

beste Grüße,

Barbara

Hallo Barbara,

mich will mein og. Posting (das sehe ich anders…) nicht
einfach copypasten. Mich würde aber interessieren, was du zu
meinem Denkansatz sagst.

Was die Sozialisation angeht, da stimme ich dir im wesentlichen zu. Unser Verhalten, unsere Werte etc. werden zu einem großen Teil von unserer Soazialisation geprägt. D.h. wir übernehmen zum Teil die Werte unserer Eltern oder lehnen diese ab.

Aber ich denke auch, daß man als Erwachsener in der Lage ist, das Denksystem der Eltern (oder der Gesellschaft etc.) zu reflektieren und zu hinterfragen. Nur wenn ich das tue, kann ich mich bewußt für oder gegen dieses Wertesystem entscheiden. Ich glaube nicht, daß wir Menschen nur eine Art konditionierte Tiere sind, die nicht aus ihrer Haut können, wenn sie dies wollen (auch wenns manchmal nicht ganz einfach ist). Wir haben einen freien Willen und damit die Fähigkeit bewußte Entscheidungen zu treffen.

Wenn ich allerdings glaube, daß die Werte und Verhaltensregeln von Gott erlassen wurden, ist es ja schon fast eine Todsünde, sie zu hinterfragen. Man tut einfach, was Gott will, und am besten ohne darüber nachzudenken. Somit gibt es kaum eine Möglichkeit der ethischen Weiterentwicklung. So eine Weiterentwicklung kann in so einem System nur von außen, durch eine Umgestaltung der Religion selbst geschehen (z.B. Reformation). Das ist aber langwierig und gelingt nicht immer.

Ich denke außerdem, daß wir Menschen grundsätzlich zu ethischem Handeln in der Lage sind. Zum einen, weil wir durch Sozialisaton gelernt haben, uns in die Gesellschaft zu integrieren. Zum anderen aber auch, weil wir über Empathievermögen verfügen. Wir können uns in unsere Mitmenschen hineinversetzen und erkennen, daß bestimmte Handlungen unsererseits sie verletzen würden. Meiner Meinung nach ist das die wichtigste Voraussetzung für wirklich ethisches Handeln, d.h. eines Handelns, daß nicht nur auf der bloßen Übernahme von Verhaltensregeln beruht.

Empathie wird dann möglich, wenn wir uns unserer Selbst (als Individuum) bewußt sind. Wir können dadurch sozusagen von uns (dem eigenen Schmerz etc.) auf andere schließen. Dadurch entsteht Mitgefühl. Die Entstehung des Selbstbewußtseins kann man aber auch durch Evolution etc. erklären. Gott braucht man dafür nicht unbedingt. Obwohl es dem Glauben an Gott auch nicht widerspricht (man kann Bewußtsein auch gottgegeben betrachten, wenn man will).

Viele Grüsse,
Lisa

Eigenverantwortung
Hallo Harald,

Das ist aber nicht falsch.
Gott nimmt mir dort die Verantwortung ab, wo ich mich
überfordert fühle.
z.B. Entscheidungen, die Auswirkungen in der Zukunft haben,
kann ich mit Gott besprechen. Da ich nicht in die Zukunft
sehen kann, verlaß ich mich auf seinen Rat.

Das genau kritisiere ich. Bei Kindern ist es sicher nicht falsch. Die sind tatsächlich zu klein. Irgendwann sollte man aber erwachsen werden. Und das bedeutet nun mal, selbst die Verantwortung für die eigenen Handlungen zu übernehmen. Und auch, die Konsequenzen dieser Handlungen zu tragen. Das erfordert Mut, Stärke, Engagement und Empathie für unsere Mitmenschen. Das das leicht ist, habe ich nie behauptet. Es geht aber nicht darum, es sich leicht zu machen. Falls man diese Eigenschaften nämlich nicht mitbringt (ich habe sie auch nicht alle :smile:), muß man eben an sich arbeiten und sich entwicklen. Und genau das spart man sich, wenn man einfach „Gott“ die Entscheidungen überlässt.

Und wenn ich das, was Gott will, für richtig halte?
Ich verstehe heute als Erwachsener auch besser, warum mein
Vater mir manche Dinge verboten hat.

Dann ist es deine Entscheidung und nicht mehr die Gottes (oder des Vaters). Dann hast du die Werte reflektiert und dich entschieden. Dagegen spricht nichts. Aber damit trägst du jetzt auch selbst die Verantwortung.

Viele Grüsse,
Lisa

Liebe
Hallo Barbara,

hab vergessen, noch auf den Punkt mit der Liebe einzugehen.
Ich denke, hier sollten wir bei uns selbst anfangen. Ich halte Menschen für fähig, selbstlos zu lieben (also ohne den Hintergedanken, daß wir vom anderen etwas dafür erwarten). Die Voraussetzung dafür ist wieder die Empathie. Wer diese Fähigkeit kultiviert, bekommt meistens auch etwas zurück. Und zwar sehr viel konkreter, als wenn man auf die Liebe eines „höheren Wesens“ hofft, dessen Existenz an sich schon fragwürdig ist.

Also nicht drauf hoffen, daß wir geliebt werden, sondern erst mal selber lieben.

Viele Grüsse,
Lisa