Hallo Barbara,
mich will mein og. Posting (das sehe ich anders…) nicht
einfach copypasten. Mich würde aber interessieren, was du zu
meinem Denkansatz sagst.
Was die Sozialisation angeht, da stimme ich dir im wesentlichen zu. Unser Verhalten, unsere Werte etc. werden zu einem großen Teil von unserer Soazialisation geprägt. D.h. wir übernehmen zum Teil die Werte unserer Eltern oder lehnen diese ab.
Aber ich denke auch, daß man als Erwachsener in der Lage ist, das Denksystem der Eltern (oder der Gesellschaft etc.) zu reflektieren und zu hinterfragen. Nur wenn ich das tue, kann ich mich bewußt für oder gegen dieses Wertesystem entscheiden. Ich glaube nicht, daß wir Menschen nur eine Art konditionierte Tiere sind, die nicht aus ihrer Haut können, wenn sie dies wollen (auch wenns manchmal nicht ganz einfach ist). Wir haben einen freien Willen und damit die Fähigkeit bewußte Entscheidungen zu treffen.
Wenn ich allerdings glaube, daß die Werte und Verhaltensregeln von Gott erlassen wurden, ist es ja schon fast eine Todsünde, sie zu hinterfragen. Man tut einfach, was Gott will, und am besten ohne darüber nachzudenken. Somit gibt es kaum eine Möglichkeit der ethischen Weiterentwicklung. So eine Weiterentwicklung kann in so einem System nur von außen, durch eine Umgestaltung der Religion selbst geschehen (z.B. Reformation). Das ist aber langwierig und gelingt nicht immer.
Ich denke außerdem, daß wir Menschen grundsätzlich zu ethischem Handeln in der Lage sind. Zum einen, weil wir durch Sozialisaton gelernt haben, uns in die Gesellschaft zu integrieren. Zum anderen aber auch, weil wir über Empathievermögen verfügen. Wir können uns in unsere Mitmenschen hineinversetzen und erkennen, daß bestimmte Handlungen unsererseits sie verletzen würden. Meiner Meinung nach ist das die wichtigste Voraussetzung für wirklich ethisches Handeln, d.h. eines Handelns, daß nicht nur auf der bloßen Übernahme von Verhaltensregeln beruht.
Empathie wird dann möglich, wenn wir uns unserer Selbst (als Individuum) bewußt sind. Wir können dadurch sozusagen von uns (dem eigenen Schmerz etc.) auf andere schließen. Dadurch entsteht Mitgefühl. Die Entstehung des Selbstbewußtseins kann man aber auch durch Evolution etc. erklären. Gott braucht man dafür nicht unbedingt. Obwohl es dem Glauben an Gott auch nicht widerspricht (man kann Bewußtsein auch gottgegeben betrachten, wenn man will).
Viele Grüsse,
Lisa