Gibt es berechtigte Zweifel an der Urknalltheorie?

Hallo,
mich würde mal interessieren, ob es denn von Seite der Wissenschaft berechtigte Zweifel an der Urknalltheorie gibt? Kann es nicht einfach sein, dass wir einfach irgendwelche Daten missinterpretieren? Wir reden ja hier nicht von beispielsweise chemischen Reaktionen, die man im Labor genauestens erforschen und vorallem mit modernsten Mikroskopen beobachten kann, sondern um einen gewaltigen Prozess der zudem noch extrem lange zurückliegen soll. Einzige Indizien sind ja meines Wissens die Rotverschiebung und die Hintergrundstrahlung, aber können diese Indizien nicht vielleicht anderen Ursprung haben?
Ich will jetzt keine Glaubensdiskussion über Gott, etc. lostreten. Mich würde nur interessieren, ob es auch Messdaten gibt die nicht so in das Modell passen und evtl. eher in Richtung einer anderen Theorie tendieren. Steady state Kosmos oder es gibt ja viele andere Theorien.

Hallo!

Mich würde nur interessieren, ob es auch Messdaten
gibt die nicht so in das Modell passen und evtl. eher in
Richtung einer anderen Theorie tendieren. Steady state Kosmos
oder es gibt ja viele andere Theorien.

Gibt es? Ich lasse mich da gerne belehren, aber meiner bescheidenen Meinung nach kann man entweder behaupten, dass das Universum schon immer so ausgesehen hat wie jetzt (Steady-State) oder man geht davon aus, dass es einen Ursprung gibt, wo alles entstanden ist.

Das Steady-State-Modell scheint wiederlegt. Deswegen muss das andere Modell, das Urknallmodell zutreffender sein. Tatsächlich gibt es vieles, was nicht so recht ins Bild passen will („Dunkle Materie“, „Dunkle Energie“), aber in Ermangelung eines besseren Modells bleiben die Kosmologen lieber bei dem bewährten Modell. Das zwingt sie aber, zu akzeptieren, dass die Materie und die Energie, die wir sehen, nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus der Wirklichkeit sind. Vielleicht tritt ja mal wieder ein Kopernikus auf den Plan, der das Urknallmodell durch ein besseres Modell ersetzen wird. Aber wenn wir sein Modell kennen würden, dann hätten wir es ja schon und müssten nicht darüber spekulieren, wie die Kosmologie in einer fernen Zukunft aussehen wird. Aber vielleicht bleibt uns ja die Urknalltheorie auch erhalten. Wer weiß?

Michael

Ich lasse mich da gerne belehren, aber meiner
bescheidenen Meinung nach kann man entweder behaupten, dass
das Universum schon immer so ausgesehen hat wie jetzt
(Steady-State) oder man geht davon aus, dass es einen Ursprung
gibt, wo alles entstanden ist.

Zu welcher der beiden Varianten würdest Du denn Universen zählen, die aus einem Mutteruniversum hervorgegangen sind und ihrerseits ständig neue Tochteruniversen produzieren?

Hallo!

Zu welcher der beiden Varianten würdest Du denn Universen
zählen, die aus einem Mutteruniversum hervorgegangen sind und
ihrerseits ständig neue Tochteruniversen produzieren?

Meinst Du ein pulsierendes Universum? Das hat zwar keinen endgültigen Anfang, okay, aber es ist auch nicht wirklich eine Alternative zum Urknall. Es bettet halt den Urknall in einen größeren Zusammenhang ein.

Michael

Zu welcher der beiden Varianten würdest Du denn Universen
zählen, die aus einem Mutteruniversum hervorgegangen sind und
ihrerseits ständig neue Tochteruniversen produzieren?

Meinst Du ein pulsierendes Universum?

Nein. Am besten erkläre ich es anhand eines konkreten Beispiels: In einem inflationär expandierenden Universum (Big Rip) würden - wie bereits während der Inflationsphase am Beginn unseres Universums - Quantenfluktuationen stabilisiert werden, so dass Bereiche niedrigerer und höherer Energiedichte entstehen, die demzufolge auch entsprechend schneller oder langsamer expandieren als ihre Umgebung. Wenn die Energiedichte einer solchen Quantenfluktuation so groß ist, wie die Energiedichte unseres Universums zu Beginn der Inflationsphase, würde sich so ein Bereich auch ähnlich entwickeln, wie es unser Universum getan hat. Damit wäre ein Tochteruniversum geboren. Auf diese Weise würde das Mutteruniversum bis in alle Ewigkeit in immer schnellerer Folge (wegen der beschleunigten Expansion) unendlich viele Tochteruniversen erzeugen. Diejenigen Tochteruniversen, in denen es später ebenfalls zum Big Rip kommt, würden das gleiche tun usw.

Hallo Mordor,
Berechtigte Zweifel? nein
Ich will es mal so versuchen: Die Wissenschaftler stehen am Beginn eines riesigen Puzzles und haben die ersten Steinchen gefunden. Einige passen, andere nicht. Die nicht passenden Steine zeigen aber, dass es noch mehr gibt. Nur wissen sie noch nicht, wo sie suchen sollen. Und haben sie dann im Laufe der Zeit (sie beschäftigen sich ja mal gerade in der ersten Sekunde des ersten Tages mit dem Puzzle) alle Steinchen beisammen und das Puzzle zusammengesetzt, erkennen sie, das dieses Gebilde nur das erste Steinchen eines noch grösseren Puzzles ist.
Urknall steht nur stellvertretend für ein Ereignis. Wir können versuchen, uns aufgrund von Beobachtungen, deren Interpretation und den daraus resultierenden math. Modellen der Entstehungsgeschichte dessen, was wir wahrnehmen oder erahnen können, zu nähern. In diesem Zusammenhang entwickelt man Theorien, fasst diese in Gleichungen und überprüft diese wiederum mit den Beobachtungen. Entspricht das Beobachtete der Erwartung und lässt sich übertragen, gilt die Theorie zunächst als gesichert. Jedoch ist nichts in Stein gemeisselt, und so wie heute noch die Erde eine Scheibe und der Mittelpunkt des Universums ist, so kann auch morgen eine der physikalischen Konstanten keine Gültigkeit mehr haben.

Vorweg schon mal den Hinweis an alle Andersgläubigen: Bekehrung zwecklos :smile:.

Gruss

A

Hi,
eine Klärung der Frage ist „altersbedingt“. Alter des Universums vs Alter der Menschheit.
Daher kann über die Anfänge desa Universums nur spekuliert werden.
Big Bang: was war vorher?
Oszillierend abnehmend? Was kommt danach, was war vorher?
Ewig oszillierend: Was geschieht mit der Entropie?
dazu: wie läuft Zeit bei Schrumpfung des Raumes rückwärts? Was ist dann mit dem freien Willen? Sind wir dann nicht nur ein Spielfilm, der rückwärts abläuft?
Wir werden es nie wissen, aber unserer Architektur unseres biologischen Mikrochips (Gehirn) gefällt es, wenn Anfang und Ennde geklärt sind:
daher bevorzugen viele Wissenschaftler auch die ewige Oszillation (4 blättriges Kleeblatt lt. Isaak Asimov),

http://www.buchfreund.de/productListing.php?used=1&p…

andere schlichtere Gemüter wählen die Religion bzw. Erschaffung der Welt bzw. Big Bang, nicht so aufregend.
lg O

Hallo,

mich würde mal interessieren, ob es denn von Seite der
Wissenschaft berechtigte Zweifel an der Urknalltheorie gibt?

Einige meiner Vorredner haben ja schon profund wissenschaftliche Antworten gegeben, da kann ich nicht mithalten, da kein Physiker, daher nur ein Zitat:
„Wenn die Urknalltheorie nicht gültig ist, müsste unsere ganze Physik umgeschrieben werden.“

Das hat in diesem Forum an anderer Stelle ein (religiös gläubiger!) Physiker vor einigen Jahren gesagt. Mir scheint das eine gute Erklärung für Laien zu sein.

In Fachartikeln (Spektrum der Wissenschaft u.ä.) habe ich gelesen, dass die Urknallth. weitgehend bestätigt ist, während andere Theorien, Erweiterungen wie z.B. die Stringtheorie sehr hypothetisch sind, mathematische Modelle.

Gruss
Laika

Auf diese Weise würde das

Mutteruniversum bis in alle Ewigkeit in immer schnellerer
Folge (wegen der beschleunigten Expansion) unendlich viele
Tochteruniversen erzeugen. Diejenigen Tochteruniversen, in
denen es später ebenfalls zum Big Rip kommt, würden das
gleiche tun usw.

Hallo

Das halte ich noch viel spekulativer als meine Behauptung, dass es ein Masse-Raum Kontiinuum gibt.
Dieses Zusammenspiel Masse-Raum habe ich nicht erklären können, weil ein guter hier behauptete, dass der Raum schon (unndlich) gross ist, und sich die Masse darin ausbreitet.
Die Sachen mit den Ameisen auf Ballon geben einen Eindruck, wie sich die Galaxien gegeneinander bewegen. Gutes Gedankenexperiment. Für mich reicht das nicht.

Der Ballon wäre dann ja der Raum. Die Galaxien müssen sich den Raum zuerst erobern, um ihn zu besetzen. Das ist die Antwort auf eine Frage die mir vor etwa 1,5 Jahren hier gestellt wurde, und ich nicht sofort beantworten konnte.

Gruss

„Wenn die Urknalltheorie nicht gültig ist, müsste unsere
ganze Physik umgeschrieben werden.“

Das ist elementarer Unsinn. Wenn die Urknalltheorie falsch ist, muss die Urknalltheorie umgeschrieben werden. Die Keplerschen Planetengesetze, die Lichtgeschwindigkeit, Newtons Gravitationsgesetz oder Galileis Untersuchungen der Fallgesetze von der Richtigkeit der Urknalltheorie abhängig zu machen scheint ähnlich verständig wie die Idee, die Haarfarbe der Kinder vererbe sich auf die Eltern, Großeltern und Vorfahren.

Gruß

1 Like

Hallo Herrmann,

„Wenn die Urknalltheorie nicht gültig ist, müsste unsere
ganze Physik umgeschrieben werden.“

Dieser Umkehrschluss ist vielleicht nicht zwingend zulässig und will es wohl auch nicht sein, denn gerade daran erkennt der wohlmeinende Höhrer die unerschütterliche Überzeugung des Äußernden. Gruß, eck.

Hallo DrStupid,

Zu welcher der beiden Varianten würdest Du denn Universen zählen, die aus einem Mutteruniversum hervorgegangen sind und ihrerseits ständig neue Tochteruniversen produzieren?

Die sind doch gerade Musterbeispiele für Ursprünge, wenn man nicht gerade Verfechter der „Monoversum“ Annahme ist.

Off topic: verrate mir doch bitte, wie man den hübschen blauen Balken vor zitiertem Text hinkriegt. Gruß, eck.

verrate mir doch bitte, wie man den hübschen blauen
Balken vor zitiertem Text hinkriegt.

Hallo,
klicke mal auf „Antworten und zitieren“ und nicht nur auf „Antworten“!
Grüße
Ulf

Zu welcher der beiden Varianten würdest Du denn Universen
zählen, die aus einem Mutteruniversum hervorgegangen sind und
ihrerseits ständig neue Tochteruniversen produzieren?

Die sind doch gerade Musterbeispiele für Ursprünge

Das sehe ich anders. Anders als bei der Urknalltheorie beginnen Raum und Zeit der Tochteruniversen nicht mit deren Entstehung. Die Tochteruniversen sind und bleiben Bestandteil der Raumzeit ihres Mutteruniversums. Sie sind lediglich durch die Expansion des Raumes kausal von ihrer Umgebung entkoppelt.

Das ist elementarer Unsinn.

Muss ja wohl, denn in diesem Forum gibt es viele Diskutierer, die „elementaren Unsinn“ von sich geben.

Gruss

Das sehe ich anders. Anders als bei der Urknalltheorie beginnen Raum und Zeit der Tochteruniversen nicht mit deren Entstehung. Die Tochteruniversen sind und bleiben Bestandteil der Raumzeit ihres Mutteruniversums. Sie sind lediglich durch die Expansion des Raumes kausal von ihrer Umgebung entkoppelt.

Mir deucht, wenn je ein erstes Universum entstanden ist, sind alle anderen auf dieselbe Weise (auch als erste) entstanden. eck.

Hallo,

wow erstmal bin ich sehr begeistert, dass doch so viel Antworten eingegangen sind.

Ich schließe aus all den Beiträgen, dass man vielleicht eher sagen sollte: Die Urknalltheorie ist die, die momentan alle Beobachtungen am besten erklären kann, was aber nicht heißt, dass sie das auch in Zukunft sein wird. Also aktuell die Theorie die am besten passt, bis evtl. eine andere aufgestellt wird die die Beobachtungen noch besser erklären kann.

Was meint ihr dazu?

wenn man sein Unwissen ablegen will, darf man sich nicht im Kreis drehen.

Mir deucht, wenn je ein erstes Universum entstanden ist, sind
alle anderen auf dieselbe Weise (auch als erste) entstanden.

Wenn jedes Universum aus einem Vorgängeruniversum hervorgeht, dann kann es kein erstes Universum geben.

Wenn jedes Universum aus einem Vorgängeruniversum hervorgeht, dann kann es kein erstes Universum geben.

Wenn schon in unserem kohaerenten Teil unserer Raumzeit Gleichzeitigkeit relativ ist, wie kann dann zwischen disjunkten Universen ein Vorher-Nachher definierbar sein, also auch Vorgänger-Nachfolger?