Gibt es heute noch Antisemitismus?

Guten Tag,
für eine Religionsarbeit hat uns unser Lehrer den Tipp gegeben, dass wir eine eigene Stellungnahme zur Frage: „Gibt es heute noch Antisemitismus?“ nehmen sollen.
Um bei dieser Aufgabe viele Punkte zu bekommen, möchte ich gerne wissen, ob es Antisemitismus noch gibt und in welchen Formen er Ausgedrückt wird.

Ich freue und bedanke mich schon im Vorraus auf viele Antworten.

Liebe Grüße, Fabio.

Kurz gesagt: ja, gibt es. Neo-Nazis hitleristischer Prägung vertreten heute noch den durch die Nationalsozialisten propagandierten Antisemitismus, andererseits gibt es den sehr weit verbreiteten und in muslimischem Selbstverständnis durchaus salonfähigen Antisemitismus eben auf muslimischer Seite…

Hallo,

Neo-Nazis hitleristischer Prägung vertreten heute noch den durch
die Nationalsozialisten propagandierten Antisemitismus, …

Dazu gibt es einen starken linken Antisemitismus. Dieser zeigt
sich u.a. in blindem Nachkauen jeder Propagandalüge der
palästinensischen Extremisten oder in Kapitalismuskritik, die
hinter vorgehaltener Hand Juden und Kapitalisten gleichsetzt
und so inhaltliche Nähe zu NPD und Co zeigt.

Deutlich wurde das z.B. an der Diskussion über das Stück
‚Der Müll, die Stadt und der Tod‘, in dem Fassbinder den
Bordellbesitzer und Diamantenhändler (und späteren Präsidenten
des Zentralrates der Juden) Bubis, darstellte und übel
verunglimpfte oder an manchen Positionen in der Diskussion
über israelische ‚Kriegsverbrechen‘ im Gazastreifen.

Literaturtip mit vielen persönlichen Erlebnissen mit linken
Antisemitismus:
http://www.amazon.de/Unter-Linken-einem-Versehen-kon…

Viele Grüße

Jake

guten morgen,

auch ich sage: ja es gibt immer noch antisemitisches gedankengut und antisemitisches handeln. nicht nur bei den rechts gesinnten bürgern.
es gibt städte in deutschland, in denen wurden die juden noch 1945 fast zu gänze als gruppe ausgelöscht.von von 3000 bürgern wurden 2700 getötet,auch von den bürgern dieser stadt.es gibt aber bis zum heutigen tag keine erinnerung für die nachfolgende generation daran.
bedingt durch den zuzug von tausenden aussiedlern aus den ehemalig russischen ländern wächst die jüdische gemeinde wieder.vor kurzem wurde ein wieder eine synagoge gebaut, nach einem mehr als 10 jährigem debattieren und allen möglichen ressentiments der bevölkerung.

im übrigen, hat sich auch die katholische und die protestantische kirche an dieser debatte nicht gerade mit hohem einsatz ausgezeichnet.
sehr,sehr schade.denn gerade in den jahren 1938-1945 waren sie auch sehr still.(auch in dem besagten ort.)

bartholomäus

Tach,

Neo-Nazis hitleristischer Prägung vertreten heute noch den durch
die Nationalsozialisten propagandierten Antisemitismus, …

Dazu gibt es einen starken linken Antisemitismus. Dieser zeigt
sich u.a. in blindem Nachkauen jeder Propagandalüge der
palästinensischen Extremisten oder in Kapitalismuskritik, die
hinter vorgehaltener Hand Juden und Kapitalisten gleichsetzt
und so inhaltliche Nähe zu NPD und Co zeigt.

Ack. Man fuehre sich http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,661… zu Gemuete.

Ich wuerde allerdings selbst nicht so weit gehen wie Broder, der Israelkritik fast zwangslaeufig mit Antisemitismus gleichsetzt.

Gruss
Paul

Hallo,

so wie hier schon geschrieben wurde, gibt es Gruppen wo Antisemitismus stärker vertreten, ja fast Kennzeichen der Gruppe selbst ist, als in anderen Gruppen. Dennoch kann man fast überall Antisemiten und vor allem antisemitische Klischees vorfinden, welche oft auch nur aus Unwissenheit wiedergegeben werden.

Allerdings gibt es heute nur noch wenige, welche sich offen trauen, dazu zu stehen, dass sie Juden hassen. Die meisten machen es versteckt, einfach weil es auch heutzutage gesellschaftlich (noch) geächtet ist. Einerseits ist dieses natürlich zu begrüssen, andererseits macht es aber auch Diskussionen darüber ungemein schwieriger.

Hier kann man nur an die Diskussionen um Martin Walser, Martin Hohmann
oder den Streit zwischen Friedman und Mölleman erinnern. Auch Diskussion über Israel kranken immer daran, dass dort zahlreiche antisemitische Klischees verbreitet werden, welche oft nicht angesprochen werden können.

Meistens geht dieses dann so:
„Ich habe selbst jüdische Freunde, aber was die Juden in Israel machen…“

Aber auch im Alltag von Juden finden sich zahlreiche Erfahrungen mit Antisemitismus, gerade auch, wenn die Juden sich als solche „outen“ bzw. durch fromme Kleidung oder bei Öffentlichkeitsarbeit. Hier kann ich dann von allen möglichen Erfahrungen berichten, vom beschimpfen, bespucken, anrempeln, umsetzen usw. bis hin zur offenen Morddrohung.

Gruss,
Eli

guten tag elimelech,

würdest du bitte etwas deutlicher stellung zum antisemitismus beziehen?
dann nehme ich gerne mit dir die debatte auf.

Gruß

Bartholomäus

Hallo,

ich glaub, er ist dagegen :wink:

LG,
Markus

Hallo Fabio,

Um bei dieser Aufgabe viele Punkte zu bekommen, möchte ich
gerne wissen, ob es Antisemitismus noch gibt und in welchen
Formen er Ausgedrückt wird.

Spontan würde mir einfallen (ich kürze Antisemitismus im Folgenden mit AS ab):

  • „organisierter“ AS: Neo-Nazi-Gruppen („AS von rechts“)
  • linksextremistischer AS
  • religiös motivierter AS (von christlicher und muslimischer Seite). Soweit ich weiß, wird strenggenommen zwischen Antijudaismus und Antisemitismus unterschieden- ist für dich aber vielleicht trotzdem ein Punkt
  • Klischees, die auch so in der Gesellschaft vorhanden sind: lange Nasen, reiche Juden, Verschwörungstheorien etc.
  • AS, der sich in Antizionismus äußert
  • gezielt ausgedrückter AS im Netz (z.B. im studivz): Auch das bekommt man als Nicht-Jude selten mit, aber wenn man sich mal die Mühe macht, einer Gruppe gegen AS im studivz (als Bsp.) beizutreten, dann ändert sich das schnell.
    Da gibt es auch Morddrohungen
  • kriminelle Akte: Beschmierung/Anschläse auf Friedhöfen, Synagogen, jüdischen Kindergärten, tätliche Angriffe auf Juden mit as Hintergrund

Oben genannte Punkte sind eher eine Gedankensammlung meinerseits und überschneiden sich z.T. Ich denke, dass man das Vorhandensein von as Klischees deutlich weniger bemerkt, als z.B. die lautstarken Neo-Nazi-Gruppen, sie deswegen aber nicht weniger vorhanden sind.

Ein Problem ist wahrscheinlich auch schon die Frage, wo der Antisemitismus anfängt oder aufhört (Stichwort Israel-Kritik), das aber nur als Anregung für dich und hier von mir nicht diskutiert.

Vielleicht noch interessant für dich: http://www1.bpb.de/themen/GX51KQ,0,0,Antisemitismus…

Viele Grüße
Kati

PS: Gibt es einen Grund, warum du deine Frage im Brett „Naher Osten“ postest?

Hallo!

Neo-Nazis hitleristischer Prägung vertreten heute noch den durch
die Nationalsozialisten propagandierten Antisemitismus, …

Dazu gibt es einen starken linken Antisemitismus.

Der Vollständigkeit halber erwähnt (es soll sich hier ja keiner unnötigerweise ausgeschlossen fühlen müssen), gibts natürlich auch einen konservativen Antisemitismus, den -in Bezugnahme auf die Fassbinder-Diskussion- Moishe Postone u.a. in Gestalt eines FAZ-Antisemitismus und eines Kohl-Antisemitismus darlegt.

http://www.antifa-frankfurt.org/antisemitismus/posto…

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

würdest du bitte etwas deutlicher stellung zum antisemitismus
beziehen?

Darf ich auch dagegen Stellung beziehen? So wüsste ich nicht, dass es auch nur irgend etwas geben, sollte, welches dazu veranlasst bzw. berechtigt, andere Menschen zu hassen.

Wie dem auch sei, ich kann gerne darauf verzichten.

das ist richtig.ob aber auch der schreiber elimelech der gleichen ansicht ist?

bartholomäus

das ist richtig. ob aber auch der schreiber elimelech der
gleichen ansicht ist?

Warum sonst sollte ich es geschrieben haben? Wo ist hier dein Problem? Was wolltest du ggf. überhaupt diskutieren?

Da hast du recht, auch wenn ich glaube, dass dieser linke Antisemitismus von seinen Akteuren niemals zugegeben würde, was ja von hitleristischer und muslimischer Seite gemeinhin nicht der Fall ist. Goebbels sagte einmal, die NSDAP sei so weit links, dass sie schon wieder rechts sei, und das trifft auch umgekehrt bei unseren Linken zu, die bei ihrer eigenen Propaganda gar nicht mehr mitbekommen, dass ihre Programme von denen der NPD zum Beispiel gar kaum mehr zu unterscheiden sind (zumindest was Wirtschaftsordnung, Sozialsystem etc. angeht).

PS: Gibt es einen Grund, warum du deine Frage im Brett „Naher
Osten“ postest?

Ich dachte ganz einfach, dass es durch den Israel-Konflikt einige „Experten“ gibt, die sich mit Antisemitismus beschäftigen.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich eher auf den deutschen Antisemitismus spekuliert habe.

Vielen Dank für deine Vorschläge. Ich habe mir daraus ein Text gebastelt. Muss ich nur noch auswendig lernen. Das wird bei 5 Arbeiten/Woche ziemlich schwierig.

Hallo Fabio,

Um bei dieser Aufgabe viele Punkte zu bekommen, möchte ich
gerne wissen, ob es Antisemitismus noch gibt und in welchen
Formen er Ausgedrückt wird.

Kleiner Scherz? Selbstverständlich gibt es noch Antisemitismus.
Du kannst ja mal auf http://www.hagalil.de zu diesem Thema suchen, meistens haben die irgendwelche Artikel über aktuelle Vorfälle. Ich denke da z.B. an diesen Handyverkäufer aus Paris, den man gemeinschaftlich zu Tode gefoltert hat, weil er Jude war. Später bekam er in Israel ein Staatsbegräbnis. Tja, hat aber auch nichts mehr genützt. Leider weiß ich seinen Namen nicht mehr.

Wenn du dich auf Hagalil umsiehst, wirst du irgendwo in den Untiefen der Seite auch ein Meldeformular für antisemitische Websites finden. Und das ist da nicht zum Spaß … ich habe denen selber schon bestimmt 20 Links geschickt, leider meistens in den USA. Dort fällt das unter „freie Meinungsäußerung“ und vieles, was hier strafbar wäre, ist es dort nicht.

Wenn du selber antisemitische Websites finden willst, musst du nur nach „Protokolle der Weisen von Zion“ bzw. „Protocols of the Elders of Zion“ googeln. Aber bevor du das machst, noch kurz eine Information, was das eigentlich für Protokolle sind. Und zwar wurden die Ende des 19. Jahrhunderts in Russland geschrieben. Angeblich waren es die Protokolle eines zionistischen Kongresses. Solche Kongresse gibt es wirklich, aber diese Protokolle, die sind gefälscht. Das hat man auch sehr schnell herausgefunden, es war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekann.

Trotzdem kursieren diese „Protokolle“ noch immer, angepriesen als geheime Wahrheit.

Übrigens, weil es mir gerade einfällt: Auch in der Esoterik gibt es leider eine rechtsextreme bzw. antisemitische Richtung. Ich habe das eher zufällig mitbekommen, weil ich sonst wohl relativ gut bei der Auswahl meiner Bücher war. Aber zu Beginn des Jahres hatte ich ein wirklich haarsträubendes Buch in der Hand. In dem wurde behauptet, dass die Juden in der voratlantischen Zeit über die ganze Welt geherrscht haben und deswegen Karma angesammelt haben, das sie jetzt abbauen müssen. Es war recht verworren, und ja, es war definitiv antisemitisch. Und was noch schlimmer ist: Diejenige, die es mir geliehen hat, hatte diesem Buch einen der besten Plätze in ihrem Bücherregal gegeben. Sie hat Randbemerkungen mit Bleistift gemacht, und aus diesen Randbemerkungen konnte man erkennen, dass sie das alles geglaubt hat!

Mir ist echt schlecht geworden beim Lesen.
Hier wären u.a. Jan van Helsing: „Hände weg von diesem Buch“ und die Germanische Neue Medizin zu nennen.

Schöne Grüße

Petra

Antisemitismus von links, getarnt als Antizionismus

http://www.abendblatt.de/hamburg/article1276719/Anti…

http://www.nw-news.de/owl/?em_cnt=3266639&em_comment…

Christlicher Antisemitismus
Hohmann-Rede (sehr intressante sache, siehe Wikipedia als Ausgangspunkt
oder die Pius-Bruderschaft, bei der der unsägliche Williamson nur die Spitze eines Eisberges ist.

Und dann gibt es natürlich noch den Antisemitismus von Rechts, der unzählige publizierte Beispiele aufweist.

Muslimischer Antisemitismus ist eine relativ neue Angelegenheit und speißt sich aus dem Palästinakonflikt. Hierbei wird aber gerne auf alte Antisemitische Klischees zurückgegriffen, wie z.B. Menschenopfer, Leichenverwertung, Aus Blut gebackene Matzen und was gergleichen hahnebüchender Unsinn noch so rumspringt.

Intressant ist auch die Frage nach „Latentem Antisemitismus“.
Wird z.B. ein Deutscher Jüdischen Glaubens als „voll und ganz Deutscher“ begriffen?
Ist man der Ansicht, dass "Die Juden"™ zuviel Einfluß in der Welt hätten. Das tarnt sich übrigens gerne unter dem Begriff „Ostküstenestablishment“.

Auch eine intressante Frage wäre die Zuschreibung spezifischer politischer Denkmuster.
Wenn z.B. ich Israel unterstütze, dann ist das meine persönliche Meinung. Wenn aber ein Jude egal welcher Nationalität Israel unterstützt, dann ist das nur, weil er Jude ist.

Dann gibt es antisemitische Denkmuster, die sich zum einen in dem Philosemitismus hinübergetragen haben, zum anderen auch ganz unbewusst weitergegeben und verwendet werden, wie z.B. die Sarrazin-Aussage zu den Ostjuden, die einen um 15 % höheren IQ hätten als die Deutschen… das wurzelt in dem antisemitischen Stereotyp des gerissenen, intelligenten Juden, der den bodenständigen, biederen Staatsbürger mit leichtigkeit über den Tisch zieht.
(Dass Sarrazins Aussage vollkommener Schwachsinn ist, lass ich mal dahingestellt)

Mike

Hallo Michael,

einiges bei deinen Beispielen sehe ich nicht als Antisemitismus.

Begriff „Ostküstenestablishment“.

Bei dem Begriff denke ich zuerst an die ‚WASP‘ (White Anglo-Saxon
Protestant) und nicht an Bürger jüdischen Glaubens. Das dieser
Ausdruck auch ein Verumglimpfung von Juden sein soll, wäre mir
persönlich neu.

die Sarrazin-Aussage zu den Ostjuden, die einen um 15 %
höheren IQ hätten als die Deutschen… das wurzelt in dem
antisemitischen Stereotyp des gerissenen, intelligenten Juden,

Es könnte sein, das Sarrazin sich auch ‚nur‘ auf eine objektive
Messung der Intelligenz beruft. Dafür spräche die zweifellos
überdurchschnittliche Quote von Nobelpreisträgern mit jüdischen
Glauben und die Ursache sehe ich darin, dass die Denk- und
Sprachausbildung innerhalb der jüdischen Gemeinden ungleich
intensiver praktiziert wurde als bei der christlichen Landbe-
völkerung. Allein das religiöse Gebot, sich bei der Thora- und
Talmutauslegung eine eigene (!) Meinung zu bilden, förderte
das Denkvermögen und die Argumentationstechnik -und damit auch
die gemessene Intelligenz- sehr stark.

Im gleichen Sinn sehe ich die um 20 bis 40 % niedrigene gemessene
Intelligenz bei Schwarzafrikanern auch nicht als rassistisch an.
Der Test ergibt diesen Wert weil er bestimmte Teile des analytischen
Denkens abfragt. Der Fehler ist eher, Menschen mit niedrigerem IQ
für dümmer oder gar minderwertiger zu halten. Sie haben einfach
nur nie die diesen Tests zugrundeliegenden Denkstile geübt d.h.
der Testaufbau ist der Ansatzpunkt denn der bewirkt diese Zahlen.

Nebenbei:
Du hast das Vorurteil von der jüdischen Promiskuität vergessen und
das angeblich (!) die Juden auch die Pornoindustrie beherrschen.

Viele Grüße

Jake

Um den zu erleben brauch ich mich nur nen Abend in die Kneipe nebenan zu setzen und die Ohren aufzusperren…
your PITA

guten tag,

meine frage ist jetzt: warum gibt es diesen latenten antisemitismus, der ja eigentlich nationalsozialismus heißt.

zu wenig bildung?
obrigkeitsdenken?

bartholomäus