Gibt es nur noch 'moderne' Opern?

Ich habe in meinem bisherigen Leben erst eine Oper besucht.
Ich sehe für mich also großen Nachholbedarf und habe vor in mehr Opern zu gehen.
Nun war die Oper, die ich gesehen habe zu allem Übel noch auf Modern gemacht. So lief in „Die Walküre“ Hagen in Jeans rum und die Kulissen bestanden aus einem rießigem, sich drehendem „Zauberwürfel“.
Ich wollte also diesmal eine „traditionelle“ Oper besuchen, da ich an diesen modernen Varianten nun gar kein Geschmack finden kann. Doch in den Opernhäußern der Umgebung, ich wohne in der Nähe von Freiburg, scheinen ausschließlich modernisierte Opern aufgeführt zu werden.

Werden heutzutage überhaupt noch traditionelle Opern aufgeführt?
Und wenn ja, wo sind diese zu finden?

Vielen Dank für die Antworten.

Hallo Gogol,

letztlich kannst du nur auf gut Glück reingehen und dann schauen wie die Inszenierung ausgelegt wird. Oder du liest im lokalen Tagblatt die Kritiken.
Das schaut doch aber gar nicht so schlecht aus:

http://www.theater.freiburg.de/index/TheaterFreiburg…

oder?!

Grüße, Philipp

Hallo Gogol,

mir geht es wie dir: Auch ich mag es nicht, wenn Regisseure Opern als Arbeitsmaterial ansehen, mit denen sie nach Lust und Laune rumexperimentieren können. Dann sollen sie doch eigene Opern schreiben!
Leider ist meine Erfahrung (hier in Hamburg), dass man darum kaum herumkommt heutzutage!

Eine ältere Besucherin gab mir einmal den Tipp: Machen Sie die Augen zu und genießen Sie den wunderbare Musik!

Gruß!
Karl

Hallo,

mir geht es wie dir: Auch ich mag es nicht, wenn Regisseure
Opern als Arbeitsmaterial ansehen, mit denen sie nach Lust und
Laune rumexperimentieren können. Dann sollen sie doch eigene
Opern schreiben!

Dann könnte man aber einfach eine traditionelle Aufführung filmen und bräuchte keine neuen Aufführungen mehr.

Gruß
Elke

Dann könnte man aber einfach eine traditionelle Aufführung
filmen und bräuchte keine neuen Aufführungen mehr.

Das ist doch nicht das Selbe. Es gibt einen bedeutenden Unterschied, ob man es nur gesehen hat, oder wirklich da war. Man geht doch in die Oper wegen der Atmosphäre, der Stimmung, der Ambiente.
Oder wollten sie Eintrittskarten zu den Bayreuther Festspielen zugunsten einer Fehrnsehübertragung ablehnen?

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hi

Man geht doch in die Oper wegen der Atmosphäre, der Stimmung,
der Ambiente.

Nein, eben nicht. Nicht nur.
In Deutschland gibt es im Vergleich zu allen anderen Laendern extrem viele Theater und Opernhaeuser (immernoch, auch wenn im Ost-Teil seit der Wende gefuehlte 50% bereits dichtgemacht haben). IN diesen Theatern ist der Spielplan dann nochmal um einiges umfangreicher als er mir in anderen Laendern begegnete. Es werden immer mehrere Opern, Schauspiele, Ballette usw. gleichzeitig aufgefuehrt, eine INszenierung bleibt selten laenger als ca. 3 Jahre auf dem Spielplan.
Das ist das, was Deutschlands Kulturlandschaft auszeichnet, das zieht die Touristen an, das ist das Besondere hier und darueber koennen wir uns wahnsinnig gluecklich schaetzen.
Ebendas fuehrt aber halt auch dazu, dass man es immer wieder neue Inszenierungen gibt, die mal mehr, mal weniger gelungen sind. Aber immerhin probiert man aus, gibt sich die Muehe, Dinge in neuem Licht zu sehen, bringt aktuelle Themen auf.
Wuerde sich auch nur ein Theater in Deutschland darauf verlassen, dass sein Publikum ausschliesslich des Ambientes wegen in die Oper geht, muesste es ueber kurz oder lang dichtmachen. Hin und wieder nimmt man trotzdem eine traditionelle Inszenierung ins Programm (in Berlin war und ist es glaube ich immernoch eine Tosca-Inszenierung von 1969, die das ist, was du dir vorstellen duerftest.
http://www.deutscheoperberlin.de/?page=spielplandeta…

Man muss hierfuer halt ein bisschen laenger suchen.
Wo einen auch mit ziemlicher Sicherheit traditionelle Inszenierungen erwarten, sind die Open-Air-Opernfestspiele in Italien. (Arena di Verona z.b.) IN Italien generell sind, soweit ich informiert bin (ich weiss aber auch nicht viel darueber), traditionelle Auffuehrungen angesagter als hier, was damit zu tun hat, dass es dort weniger ein Kultur- als ein Gesellschafts-Ereignis ist, in die Oper zu gehen. Das ist es in Deutschland nicht (mehr).
Dafuer hat man in Deutschland wie in keinem anderen Land die Moeglichkeit, ein einziges Stueck im Laufe seines Lebens aus verschiedensten Blickwinkeln zu sehen und die Kunst des Inszenierens, des Interpretierens eines Stuecks wird hier so geschaetzt wie nirgendwo anders.

Vielleicht interessiert dich noch folgender Link.

http://de.wikipedia.org/wiki/Regietheater

Gruss
Judith

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nochn link
hierzu:

Es werden immer mehrere Opern, Schauspiele,
Ballette usw. gleichzeitig aufgefuehrt, eine INszenierung
bleibt selten laenger als ca. 3 Jahre auf dem Spielplan.
Das ist das, was Deutschlands Kulturlandschaft auszeichnet,
das zieht die Touristen an

Repertoiretheater:

http://de.wikipedia.org/wiki/Repertoiretheater

gruss

Hallo,

Sternchen. Fürs Arbeit-Abnehmen :wink:

Gruß
Elke

PS: Aida in Verona hat schon was, obwohl … es ist eine Spielerei dieser Kunstform, aber eben nur eine.

danke :smile:

PS: Aida in Verona hat schon was, obwohl … es ist eine
Spielerei dieser Kunstform, aber eben nur eine.

ich war noch nie da… Also in Verona schon, aber in der Arena noch nicht, laut google laufen da immernoch (oder schon wieder?) Franco-Zeffirelli-Inszenierungen. Den kenne (und mag) ich bisher nur von Shakespeare-Filmen - und die waren zumindest sehr konventionell.

Gruss
Judy

Hallo,

ich war noch nie da… Also in Verona schon, aber in der Arena
noch nicht, laut google laufen da immernoch (oder schon
wieder?) Franco-Zeffirelli-Inszenierungen.

Aida vor zwei Jahren war FZ.

Den kenne (und mag)
ich bisher nur von Shakespeare-Filmen - und die waren
zumindest sehr konventionell.

Ja, war es auch, aber das bietet sich durch die Kulisse einfach an.

Gruß
Elke

Dann könnte man aber einfach eine traditionelle Aufführung
filmen und bräuchte keine neuen Aufführungen mehr.

Und singen, meinst du, tun eh alle gleich, oder es kommt nicht so drauf an?
Hannes

Hallo!

Nun war die Oper, die ich gesehen habe zu allem Übel noch auf
Modern gemacht. So lief in „Die Walküre“ Hagen in Jeans rum
und die Kulissen bestanden aus einem rießigem, sich drehendem
„Zauberwürfel“.

Ja, da gibt es komische Widersprüchlichkeiten:
Das Szenische ist der Willkür der Interpretation ausgesetzt, in der Musik ist absolute Werktreue gefordert. Im Schauspiel ist auch der Text nur der Felsbrocken, aus dem der Regisseur „sein“ Werk formt. In der Bildenden Kunst ist das Umgestalten von Plastiken und das Übermalen von Bildern eher die Ausnahme: Die Kunstwissenschaft will herauskriegen, was unter den Auftragungen der Restauratoren am Original zu finden ist.
Was bedeutet also eigentlich „Werktreue“?
Hannes

Was bedeutet also eigentlich „Werktreue“?

Ein bissiger Kommentator meinte einmal: „Werktreue ist die Erinnerung an die schlechten Opernaufführungen, die man in seiner Jugend gesehen hat“. Es ist ja in der Tat paradox: man fordert, daß sich das Szenische an den Vorgaben des Komponisten und Librettisten orientieren solle (wobei es oft genug vorkommt, daß es von denen gar keine Äußerungen zum Thema gibt) ; gleichzeitig sträuben sich die selben Leute dagegen, wenn die musikalische Gestaltung sich mit der historischen Aufführungspraxis befaßt und wenn das Werk in der Originalsprache anstatt auf Deutsch gesungen wird. Und die Hausgötter, auf die sich so manche berufen, wie etwa Wieland Wagner oder Walter Felsenstein, wurden zu ihrer Zeit mit exakt den selben Angriffen überzogen wie die Regisseure der Gegenwart. Die goldenen Opernzeiten liegen seltsamerweise immer genau eine Generation zurück…

Hallo,

Und singen, meinst du, tun eh alle gleich, oder es kommt nicht
so drauf an?

Doch. Aber dann bemühe einen Liederabend.
Oper ist ein Gesamtkunstwerk. Warum sollen Sänger das Privileg haben, anders zu singen und der Regisseur soll bitte sowenig Freiheit wie möglich haben?

Gruß
Elke

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Was bedeutet also eigentlich „Werktreue“?

Ein bissiger Kommentator meinte einmal: „Werktreue ist die
Erinnerung an die schlechten Opernaufführungen, die man in
seiner Jugend gesehen hat“.

Geschenkt!

Es ist ja in der Tat paradox: man
fordert, daß sich das Szenische an den Vorgaben des
Komponisten und Librettisten orientieren solle (wobei es oft
genug vorkommt, daß es von denen gar keine Äußerungen zum
Thema gibt) ;

Es ist ja noch viel schlimmer. Manche Inszenierungen gehen, z. B. in der Personenregie, so sehr an der Musik vorbei, dass man den Eindruck hat, der Regisseur inszeniert nicht aus der Partitur, sondern aus dem Reklamheft.

Die goldenen Opernzeiten liegen seltsamerweise
immer genau eine Generation zurück…

Aber nein! Es gibt phänomenale Stimmen und großartige moderne Inszenierungen.
Z. B. möchte ich mir im neuen Jahr unbedingt den „Rosenkavalier“ in Baden-Baden anschauen, der auf 3Sat übertragen wurde: Genial, das Finale mit seiner wunderschönen Musik aus dem elenden Vorstadt-Beisel in diese herrliche Parklandschaft mit den zwei Kutschen zu verlegen!
Hannes

Hallo,

Aber nein! Es gibt phänomenale Stimmen und großartige moderne
Inszenierungen.

Das schenke ich nun dir: dass es schon immer schlechte, gute und wunderbare Inszenierungen gegeben hat.
Aber eine - sagen wir mal - ungewöhnliche (eigenwillige?) oder moderne Inszenierung muss ja nicht per se schlecht sein, so wie das in anderen Postings (nicht in deinem) impliziert wurde.

Gruß
Elke

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Aber eine - sagen wir mal - ungewöhnliche (eigenwillige?) oder
moderne Inszenierung muss ja nicht per se schlecht sein, so
wie das in anderen Postings (nicht in deinem) impliziert
wurde.

Das hat hier Niemand geschrieben. Manche von uns, mich mit eingeschlossen, finden lediglich keinen Geschmack an Regietheatern. Und so habe ich nach Alternativen gesucht. Doch du scheinst ja offensichtlich etwas gegen unsere Meinung zu haben. Jedenfalls schreibst du immer, dass werktreue Aufführungen soviel schlechter wären als Regietheatern. Was besser oder schlechter ist steht hier gar nicht zur Debatte, sondern nur wo werktreue Aufführungen zu finden sind.
Und wenn du darauf keiner Antwort hast, verstehe ich nicht warum du überhaupt zu diesem Thema schreibst.

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Hallo (ist ein Gruß, ist hier üblich)

Aber eine - sagen wir mal - ungewöhnliche (eigenwillige?) oder
moderne Inszenierung muss ja nicht per se schlecht sein, so
wie das in anderen Postings (nicht in deinem) impliziert
wurde.

Das hat hier Niemand geschrieben.

Nun es klang ein bisschen so.

Manche von uns, mich mit
eingeschlossen, finden lediglich keinen Geschmack an
Regietheatern. Und so habe ich nach Alternativen gesucht. Doch
du scheinst ja offensichtlich etwas gegen unsere Meinung zu
haben.

Nein. Ich (und ich glaube auch Judy) wollten für etwas mehr Verständnis für das Erlebnis Oper/Theater werben.

Jedenfalls schreibst du immer, dass werktreue
Aufführungen soviel schlechter wären als Regietheatern.

Nein, das steht da nirgends, nur habe ich (und Judy besser als ich) versucht, zu erklären, was das Schöne und Aufregende an neuen Aufführungen ist.

Was
besser oder schlechter ist steht hier gar nicht zur Debatte,
sondern nur wo werktreue Aufführungen zu finden sind.
Und wenn du darauf keiner Antwort hast, verstehe ich nicht
warum du überhaupt zu diesem Thema schreibst.

Weil mir das Thema am Herzen liegt.

Gruß (=Gruß, ist hier üblich)

Elke

Hallo Gogol,

nun, nicht jede nicht traditionelle Inszenierung muss deswegen schlecht sein und auch bei traditionellen Inszenierungen braucht man nicht aufs experimentelle verzichten.
Was ich damit sagen will: Bei manchen inszenierungen fällt es mir schwer zu sagen, ob das nun traditionell oder modern ist:

http://www.youtube.com/watch?v=5p9lzLLT4A8

Viele Grüße
Stefan

Hallo Gogol,

traditionelle Opern werden dort aufgeführt, wo die Theater kaum Subventionen bekommen und daher auf den Zulauf von Publikum angewiesen sind. Das sind meistens Naturtheater oder Festspiele in unbedeutenden Orten. Die meist städtischen Bühnen werden ausgiebig subventioniert, da können es sich die Intendanten leisten Experimente durchzuführen und Neuland zu betreten, und wenn das Publikum wegbleibt - na und? Ein Theaterman möchte verständlicherweis Neues machen und nicht zum hundertsten Mal eine Oper, die vor ihm schon andere auf gleiche Weise inszenierten. An Musik und Text ist nicht viel zu ändern, da werden also Kostüme und Kulissen verfemdet um das zu modernisieren. In Stuttgart hat es sich im Schauspielhaus eingebürgert, bei derartigen Verhunzungen die Pause zu streichen, damit die Aufführung nicht vor leeren Zuschauerraum zu Ende gespielt werden muß! Mit anderen Worten, wenn im Foyer das Schild „Heute keine Pause!“ aufgestellt ist, geht man besser gleich nach Hause.

Wolfgang D.