Hallo Kate,
erst einmal herzlichen Dank für die ausführliche Antwort.
Ich würde jetzt erstmal den religiösen Glauben vom „Glauben an
das Übernatürliche“ trennen.
Ok.
Beides hat wenig mit der logische Intelligenz, oder der
Intelligenz an sich zu tun, es ist mehr eine emotionale Sache.
Wie es zum religiösen Glauben kommst kannst du im Archiv des
Brettes „Religionswissenschaft“ nachlesen, dort wurde die
Frage schon zig fach gestellt.
Kurzfassung:
Der Mensch brauchte die Religion
a)um sich Dinge zu erklären, die er sich damals nicht erkären
konnte.
b) um sich den Naturgewalten nicht so hilflos ausgeliefert zu
fühlen, um sich das Gefühl zu geben, etwas ausrichten zu
können oder sein „Schicksal“ irgendwie zu beeinflussen
c) um emotionalen Halt in Notsituationen haben, um sich einen
Grund zu suchen, für den es sich lohnt, auch schwere Strapazen
durchzustehen und weiter zu leben.
Das nehme ich mal so hin, auch wenn es mir schwer fällt, das nachzuvollziehen. Wenn ich etwas nicht erklären kann, hilft mir doch keine Erklärung, die ich mir ausdenke, von der ich weiß, daß sie nicht richtig sein kann.
Warum der Mensch diesen „Grund“ braucht statt sich einfach
fortzupflanzen weiß bis heute niemand, aber es ist kein
religiöses Phänomen her. Auch die Wissenschaft sucht seit
Jahrhunderten nach dem „Sinn des Lebens“ und dem „Ursprung“
mit mäßigem Erfolg.
Nach den ‚sinn des Lebens‘ wohl eher nicht, aber nach dem Ursprung schon, das ist richtig. Da wird die suche auch weiter gehen, vermutlich mit einem ähnlichen Erfolg wie bisher.
Der glaube an übernatürliche Phänomene ist ein bisschen
anders.
Zum einen ist er gar nicht mal so sinnlos, wir sind
schließlich nicht am Ende aller Zeiten angelangt, es kann noch
viel entdeckt und erforscht werden was wir heute a) nicht
kennen und b) nicht erklären können oder c) als Unsinn
verwerfen, weil uns nichts besseres einfällt.
Daß wir noch lange nicht alles wissen ist ja wohl Jedem klar. Natürlich kann nicht alles erklärt werden. Sich dann aber eine Erklärung auszudenken, ohne jeden Anhaltspunkt dafür, daß das etwas mit der Realität zu tun hat, ist das Gegenteil von der Suche nach einer Erklärung.
Es gibt viele Phänomene und ich persönlich bin davon
überzeugt, dass man einige immer wieder vorkommende Dinge (wie
zum Beispiel Telepathie) enträtseln wird.
Wenn es Telepathie wirklich gibt, wird das auch nachgewiesen und erforscht werden. Im Moment scheint das aber schwer nachweisbar zu sein.
Zum anderen sollte man natürlich nicht jeden Quatsch glauben.
Es gibt viele Tricks von sehr schlauen Menschen um nicht so
schlaue Menschen auszunehmen.
*gg* Und die merken das nicht?
Ich persönlich glaube nicht an Zufälle, aber bevor man etwas
wirklich als Phänomen bezeichnet, sollte man zumindest die
*einfachsten* Erklärung in Betracht ziehen.
Da denke ich anders, ich glaube nicht, daß man alles erklären können muß.
Allerdings kann man es auch damit übertreiben. Ich habe mich
eine Zeit lang mit der Skeptiker-Szene beschäftigt und auch
wenn ich vieles davon verstehe, einige „Erklärungen“ dieser
Herrschaften sind so haarsträubend, es ist zum Heulen.
Das glaube ich Dir jetzt. Der Versuch, alles zu erklären kann nur schief gehen. Allein schon, weil es inzwischen nicht mehr möglich ist, das gesamte Wissen in einem einzigen Gehirn unterzubringen.
Manchmal frag ich mich wer da der „Schwachsinnige“ ist, denn
oftmals gibt es für Dinge, die Skeptiker mit extrem
fadenscheinigen Erklärungen versehen, viel einfachere
Erklärungen.
Wenn die einfachen Erklärungen nicht das Unmögliche beinhalten …
Nun, aber warum glauben die Menschen den Leuten, die tricksen?
Hauptsächlich aus ganz oben genannten Gründen b und c. Vor
allem b. Und dazu kommt noch ein Grund d) Aus Langeweile. Die
Welt ist ja so langweilig geworden, für alles gibt es
Erklärungen. Wer von uns will nicht das Besondere erleben?
Etwas für das es keine Erklärung gibt, und das als Erster?
Ich hätte höchstens Spaß daran, etwas als Erster zu erklären.
Ja
vielleicht sogar einziger? Ein Eingeweihter in ein Geheimnis
sein? Geheimkulte haben den Menschen ja schon immer
fasziniert.
hmmm. Aber dafür das Gehirn aus schalten? Mit meinem geht das nicht.
Es ist Abwechslung, es ist toll, man ist was besonderes, man
hebt sich von der Masse ab (und geht mitterweile in der Masse
von Esoterikern unter…) darum lässt sich sagen:
Je westlicher (moderner) die Kultur, desto eher tendieren die
Menschen zu Grund d).
Ich bin aus Thüringen, eventuell ist das die Erklärung.
Ein besonders starker Faktor ist da ja auch, dass die
„traditionellen“ Religionen im westlichen Bereich aus der Mode
gekommen sind oder zu schwere Altlasten auf sich haben
(Katholisch = verbiestert u.ä.).
Ist das so? Ich komme nur selten aus dem erzkatholischen Saarland heraus.
In anderen Gebieten, wo die
alten Großreligionen herrschen, findet sich auch weniger
Esoterik.
Das ist eventuell eine Erklärung, warum mir persönlich noch keine Esoteriker begegnet sind.
Die Phänomene, mit denen sich z.B. die klassische
Parapsychologie beschäftigt (Telepathie, Präkognition,
Hellsehen) kommen irgendwie in jeder Religion vor, überall auf
der Welt. Nur die Mittel sind unterschiedlich, aber wir wissen
noch nicht alles.
Dennoch sollte man alles, was einem als „toll“, „besonders“,
„mysteriös“ und „übernatürlich“ verkauft wird, erstmal
ernsthaft prüfen.
Noch einmal danke!
Gruß, Rainer