Glaube an Übernatürliches

Über die Brücke gehen…
Moin Rainer,

Ich habe jetzt die ganze Diskussion durchgelesen. Deine Antworten oder Einwände sind sehr interessant, vor allem aus psychologischer Sicht:

Bei mir drängt sich das Gefühl auf, als hättest Du Angst, gerade über diese Brücke zu gehen, von der Esther, glaube ich, geschrieben hat.

Wenn wir jetzt bei diesem Bild der Brücke bleiben, so glaubst du m.E., die Brücke verbindet Verstand und Wahnsinn. Die Menschen, die über die Brücke gegangen sind und an Übernatürliches glauben, haben somit die Sphäre des normalen Menschneverstandes und die physikalische Welt verlassen und sind in der Irrationalität angekommen - Alice im Spiegelland lässt grüßen.

Du hast Angst, dass wenn du, auch nur in Gedanken, die erklärbare Welt des Energieerhaltungsgesetzes und anderer Sachen verlässt, gibt es für dich kein Zurück.

Dem ist nicht so. Diese Brücke verbindet viel mehr entweder zwei Seiten des Verstands - rationale und intuitive (dein eigenes Beispiel mit der Bierbestellung) - oder, noch schöner ausgedrückt, Verstand und Verständnis.

Das ist mit dem Gefühl zu vergleichen, das jeder hat, der zum ersten Mal ins Wasser springt. Man steht auf einem Springbrett oder einer Felsenklippe und denkt: wenn ich jetzt noch einen Schritt mache, dann schreite ich ins Leere, dann ist da nichts mehr. Aber man landet im Wasser, schwimmt aus und steht wieder auf dem festen Boden. Und ist um eine Erfahrung reicher geworden.

Ich will dich jetzt keinesfalls dazu aufrufen, anzufangen hinter jeder Ecke Geister zu sehen oder aus den Horoskopen, Tarot-Karten etc. die Zukunft abzulesen. Das muss nicht sein, ist auch nicht nötig und nicht für jeden unbedingt interessant.

Aber unsere Welt mal als Ganzes zu betrachten und nicht als die Summe der Einzelkomponenten (bevor du jetzt sagst, das sei doch das Gleiche - zwischen dem Ganzen und der Summe gibt es einen Unterschied, kannst bei der Gestaltpsychologie nachlesen) -

wäre eine Bereicherung.

Anmerkung
Hallo,

Es scheint noch nicht abschliessend bewiesen, dass es
Telekinese nicht
gibt.

Niemand kann beweisen, dass es etwas nicht gibt. Das ist prinzipiell unmöglich.
Gruß
loderunner

Hallo,
‚Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.‘ Arthur C. Clarke, SF-Autor.
Für jeden gibt es Dinge, die er sich nicht erklären kann. Für jeden auf anderem Niveau, abhängig von seinem Kenntnisstand. Lernen ist aber mühsam und es hört nie auf. Und damit ist die Gefahr groß, dass man irgendwann nicht gar mehr versucht, sich diese Dinge zu erklären. Dann gibt es genau zwei Möglichkeiten: entweder man vertraut der Wissenschaft und Technik oder man tut das nicht.
Glaube an Götter etc. sehe ich aber völlig getrennt davon. Dabei geht es um Dinge, die nichts mit Technik und Wissenschaft zu tun haben, weil sie einfach außerhalb davon stehen, sogar außerhalb unseres Universums. Sie sind dadurch mit ‚natürlichen‘ Mitteln weder zu beweisen noch zu widerlegen. Egal, auf welchem Niveau sich die Wissenschaft befindet, Dinge außerhalb des Systems (Universums) kann sie nicht erforschen, weil sie Teil des Universums ist.
Gruß
loderunner

Hallo Jarolep,

Ich habe jetzt die ganze Diskussion durchgelesen. Deine
Antworten oder Einwände sind sehr interessant, vor allem aus
psychologischer Sicht:

Bei mir drängt sich das Gefühl auf, als hättest Du Angst,
gerade über diese Brücke zu gehen, von der Esther, glaube ich,
geschrieben hat.

Angst? Das beinhaltet, daß Du annimmst, es würde dem Willen unterliegen, ob man glaubt?

Wenn wir jetzt bei diesem Bild der Brücke bleiben, so glaubst
du m.E., die Brücke verbindet Verstand und Wahnsinn. Die
Menschen, die über die Brücke gegangen sind und an
Übernatürliches glauben, haben somit die Sphäre des normalen
Menschneverstandes und die physikalische Welt verlassen und
sind in der Irrationalität angekommen - Alice im Spiegelland
lässt grüßen.

Du hast Angst, dass wenn du, auch nur in Gedanken, die
erklärbare Welt des Energieerhaltungsgesetzes und anderer
Sachen verlässt, gibt es für dich kein Zurück.

Das trifft nur zu, wenn Du davon ausgehst, daß Glaube eine Aktivität ist. Für mich ist das ein ‚Zustand‘, der eventuell beeinflußt werden kann, durch Erlebnisse z.B. aber nicht aus eigenem Antrieb geändert.

An der Stelle ist die Welt für mich schwarz-weiß. Eine Aussage kann nur wahr oder falsch sein. Was ich für falsch halte kann ich nicht aus eigenem Willen irgendwann für richtig halten.

Dem ist nicht so. Diese Brücke verbindet viel mehr entweder
zwei Seiten des Verstands - rationale und intuitive (dein
eigenes Beispiel mit der Bierbestellung) - oder, noch schöner
ausgedrückt, Verstand und Verständnis.

Das ist mit dem Gefühl zu vergleichen, das jeder hat, der zum
ersten Mal ins Wasser springt. Man steht auf einem Springbrett
oder einer Felsenklippe und denkt: wenn ich jetzt noch einen
Schritt mache, dann schreite ich ins Leere, dann ist da nichts
mehr. Aber man landet im Wasser, schwimmt aus und steht wieder
auf dem festen Boden. Und ist um eine Erfahrung reicher
geworden.

Ich will dich jetzt keinesfalls dazu aufrufen, anzufangen
hinter jeder Ecke Geister zu sehen oder aus den Horoskopen,
Tarot-Karten etc. die Zukunft abzulesen. Das muss nicht sein,
ist auch nicht nötig und nicht für jeden unbedingt
interessant.

Aber unsere Welt mal als Ganzes zu betrachten und nicht als
die Summe der Einzelkomponenten (bevor du jetzt sagst, das sei
doch das Gleiche - zwischen dem Ganzen und der Summe gibt es
einen Unterschied, kannst bei der Gestaltpsychologie
nachlesen) -

wäre eine Bereicherung.

Du verstehst mich offensichtlich noch an anderen Stellen falsch. Um einen Umstand als möglicher Weise wahr ansehen zu können, benötige ich wenigstens einen zuverlässigen Hinweis darauf, daß es so sein könnte, wie beschrieben. Daß mir Jemand etwas erzählt, egal wer, ist noch nicht mal ein Hinweis. Wenn der Hinweis den bisherigen Erfahrungen widerspricht, halte ich ihn erst mal für unzuverlässig und prüfe ihn.

Das läuft aber automatisch ab, das kann ich selbst nicht beeinflussen. Das ist kein von mir gesteuerter Vorgang, sondern einfach eine Tatsache.

Gruß, Rainer

Das beinhaltet, daß Du annimmst, es würde dem Willen
unterliegen, ob man glaubt?

Klar, unterliegt der Glaube dem Willen.
Zu einem Glauben - ob an übernatürliche Phänomene oder natürliche Ursachen, wie es bei dir der Fall ist - kommt man durch bestimmte Denkprozesse, bei denen man bestimmte Sachen analysiert und die Fragen „Was?“, „Wie?“, „Warum?“ usw. zu beantworten sucht. Und Denken unterliegt dem Willen - Man WILL über etwas nachdenken.

Für mich ist das ein ‚Zustand‘, der eventuell
beeinflußt werden kann, durch Erlebnisse z.B. aber nicht aus
eigenem Antrieb geändert.

Dieser „Zustand“ stellt sich als Folge bestimmter Analyseergebnisse ein. Ein Erlebnis kann man auf unterschiedliche Weise analysieren bzw. untersuchen, wie alles andere auch. Das gleiche Erlebnis kann bei unterschiedlichen Menschen sehr unterschiedlich bewertet werden, ausgehend von ihren Lebenserfahrungen, ihrem Wissensstand, ihrem Kulturkreis etc. Dabei ändert sich nicht das Erlebnis selbst - der Tod eines Menschen bleibt der Tod eines Menschen - sondern lediglich die Schlussfolgerung.

So gesehen kann man den Betrachtungswinkel WILLENTLICH, aus eigenem Antrieb ändern und somit zu einem ganz anderen Ergebnis bzw. „Zustand“ kommen.

An der Stelle ist die Welt für mich schwarz-weiß. Eine Aussage
kann nur wahr oder falsch sein.

Richtig oder falsch steht in Relation zur Fragestellung und der als richtig angenommener Antwort. Das heißt, du musst erstmal den Begriff „wahr/unwahr“ definieren, bestimmte „Messpunkte“ setzen, erst dann kannst du etwas, egal was, als richtig oder falsch bewerten.

Beispiel: ein Gegenstand kann sich oberhalb oder unterhalb einer „Messlinie“ befinden, je nachdem, wie man diese Linie aus eigenem Willen bestimmt. Beide Aussagen: „Oberhalb“ und „unterhalb“ sind demnach richtig und hängen nur davon ab, wo man diese Linie vermutet.

Wenn
der Hinweis den bisherigen Erfahrungen widerspricht, halte ich
ihn erst mal für unzuverlässig und prüfe ihn.

Erfahrungen sind immer subjektiv. Bewertest du deine Erfahrungen neu, kannst auch zu neuen Prüfungsergebnissen kommen.

Beispiel: Hat man als Pubertierender Ärger mit den Eltern, sind die Erfahrungen meistens heftig und unangenehm, man fühlt sich missverstanden, hintergangen, kontrolliert usw. Wird man erwachsen und hat man selbst Kinder in der Pubertät, will man nur Gutes für die Kinder. Dann leuchtet einem plötzlich ein, dass auch eigene Eltern nur Gutes wollten. Dann werden auch die Erfahrungen relativiert.

Das läuft aber automatisch ab, das kann ich selbst nicht
beeinflussen. Das ist kein von mir gesteuerter Vorgang,
sondern einfach eine Tatsache.

Soll ich das jetzt so verstehen, dass du schon seit Tagen in diesem Forum voll AUTOMATISCH sitzt und deine Frage in einem nicht gesteuerten Vorgang gestellt hast?

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Hallo Jarolep,

Klar, unterliegt der Glaube dem Willen.

Du meinst also, Du glaubst an übernatürliche Phänomene, weil Du es willst? Ob es die gibt oder nicht ist dabei nicht wichtig?

Das muß ich erst mal verarbeiten, ein solches Denkmuster kann ich mir noch nicht vorstellen.

Gruß, Rainer

Hallo Jarolep,

Klar, unterliegt der Glaube dem Willen.

Du meinst also, Du glaubst an übernatürliche Phänomene, weil
Du es willst? Ob es die gibt oder nicht ist dabei nicht
wichtig?

Nein, das wäre zu einfach. Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt.

Ich glaube an übernatürliche Phänomene, weil ich einmal darüber nachdenken WOLLTE, ob es sie gibt oder nicht. Weil ich wissen WILL, ob es sie gibt oder nicht.

Weil ich lange Zeit einiges an meiner Gehirnkapazität eingesetzt habe, um die Antwort darauf zu finden. Weil ich immer alles erklären WILL.

Und weil das Ergebnis meiner Überlegungen war, nachdem ich alles Mögliche, mir aus den Natur- und Geisteswissenschaften bekannte, ausgeschlossen habe, was manche Sachen wenigestens in etwa hätte erklären können, dass man so manche Sachen doch (noch) nicht erklären kann.

Das Schema sieht dann folgendermaßen aus: ich WILL es wissen - ich WILL darüber nachdenken - ich komme unter Einsatz von meinem Willen und meinem Verstand zum Ergebnis, das mich zum Glauben veranlässt. Und dieses Glauben halte ich willentlich aufrecht, weil es für mich jenen relativen „Meßpunkt“ darstellt, wovon ausgehend ich weiter nachdenken WILL.

Ob es die Phänomene gibt oder nicht, kann ich erst dann erfahren, wenn ich wenigstens annehmen kann, dass es sie gibt - also eine Hypothese aufstellen. Erst dann kann ich dieses Glaubenspostulat entweder belegen oder widerlegen.

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Hallo Jarolep,

Klar, unterliegt der Glaube dem Willen.

Du meinst also, Du glaubst an übernatürliche Phänomene, weil
Du es willst? Ob es die gibt oder nicht ist dabei nicht
wichtig?

Nein, das wäre zu einfach. Vielleicht habe ich mich nicht
deutlich genug ausgedrückt.

Ich glaube an übernatürliche Phänomene, weil ich einmal
darüber nachdenken WOLLTE, ob es sie gibt oder nicht. Weil ich
wissen WILL, ob es sie gibt oder nicht.

OK, das will ich natürlich auch.

Weil ich lange Zeit einiges an meiner Gehirnkapazität
eingesetzt habe, um die Antwort darauf zu finden. Weil ich
immer alles erklären WILL.

Ja, das geht mir auch so.

Und weil das Ergebnis meiner Überlegungen war, nachdem ich
alles Mögliche, mir aus den Natur- und Geisteswissenschaften
bekannte, ausgeschlossen habe, was manche Sachen wenigestens
in etwa hätte erklären können, dass man so manche Sachen doch
(noch) nicht erklären kann.

Da sind wir uns einig.

Das Schema sieht dann folgendermaßen aus: ich WILL es wissen -
ich WILL darüber nachdenken - ich komme unter Einsatz von
meinem Willen und meinem Verstand zum Ergebnis, das mich zum
Glauben veranlässt.

Und das ist der Punkt. Ich komme zum gegenteiligen Ergebnis und kann deshalb nicht an übernatürliche Phänomene glauben.

Und dieses Glauben halte ich willentlich
aufrecht, weil es für mich jenen relativen „Meßpunkt“
darstellt, wovon ausgehend ich weiter nachdenken WILL.

Ob es die Phänomene gibt oder nicht, kann ich erst dann
erfahren, wenn ich wenigstens annehmen kann, dass es sie gibt

Ganz genau. Ich müsste zumindest erst mal etwas erlebt haben, das ich mir nicht erklären kann. Wenn ich eine für mich glaubwürdige Erklärung habe, muss ich keine andere Erklärung suchen.

  • also eine Hypothese aufstellen. Erst dann kann ich dieses
    Glaubenspostulat entweder belegen oder widerlegen.

Oder Du übernimmst den Glauben ohne Prüfung von Personen, denen Du blind vertraust und betrachtest die Realität von vorn herein unter diesem Aspekt, suchst gar nicht erst nach natürlichen Erklärungen, weil Du meinst, die Erklärung schon zu kennen. Wenn Du eine für Dich glaubwürdige Erklärung hast, musst Du keine andere Erklärung suchen.

Gruß, Rainer

Hallo Rainer,

ganz bewußt habe ich darauf verzichtet, die anderen Antworten zu lesen. Ich möchte Dir meine Einstellung und Vermutung zu Deiner Frage mitteilen. M.E. ist die Antwort so naheliegend, daß man sie schon gar nicht mehr sieht.

Wir leben in einer Welt, in der uns mehr oder weniger systematisch einzureden versucht wird, das wir alles im Griff haben. Dennoch breitet sich ein immer größeres Gefühl der Unsicherheit aus. Mehr oder weniger in jedem Menschen. Das zeigt sich an vielfältigen Symptomen, die alle, oder auch nur auszugsweise zu nennen, den Rahmen sprengen würde. Aber ich nehme an, Du weißt in etwa, was ich meine. Innerhalb dieser Verunsicherung gibt es Menschen (so viele sind das, glaube ich gar nicht, sie ballen sich naturgemäß hier nur sehr), die einen tiefen und oft nicht einmal bewußten Trost darin finden, daß Übernatürliche in ihr Weltbild zu integrieren, weil sie dadurch ein Stück weit aus dem gefühlsmäßigen Widerspruch entlassen sind, daß alles zu kontrollieren sei, es aber in Wirklichkeit gar nicht ist. Das Übernatürliche erhebt ja gar nicht erst den Anspruch, kontrollierbar zu sein. Da scheinen Dinge zu geschehen und wir wissen nicht warum, können uns aber dennoch davon faszinieren und gleichermaßen mit Hoffnung erfüllen lassen. Hoffnung, daß das um uns herum eben noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, sondern dahinter, darüber und darinnen noch mehr und vor allem, noch mehr Sinn existiert.

Für mich sind Menschen, die an das Übernatürliche glauben, solche, die zu dem naiven (und im übrigen auch zutiefst magischen) Glauben, wie ihn die Kirche fordert nicht mehr in der Lage sind, aber dennoch zutiefst von einer Sehnsucht erfüllt sind.

Soweit meine Gedanken hierzu, die ich auch nur anreißen kann.

Liebe Grüße

Avera

vor ein paar Jahren habe ich die Frage hier schon einmal
gestellt und alles Mögliche bekommen, nur keine Antwort. Ich
möchte es noch einmal versuchen, eventuell habe ich ja jetzt
eine bessere Chance, eine Erklärung zu finden.

Ich möchte wissen, wie es kommt, daß manche Leute an
übernatürliche Phänomene glauben.

Ich selbst habe noch nichts erlebt, was die Vermutung zulassen
würde, es könnte etwas Übernatürliches geben.

Gelegentlich lese ich hier von Ereignissen, die ohne Weiteres
durch natürliche Vorgänge zu erklären sind, die aber als
unwahrscheinlich verworfen werden. Dann werden lieber mögliche
übernatürliche Erklärungen erfunden und das Phänomen so
erklärt. Wieso? Warum wird das Unmögliche als wahrscheinlicher
angenommen, als mögliche natürliche Erklärungen?

Kindern wird vom Osterhasen, dem Weihnachtsmann, Göttern und
Geistern erzählt. Daß es Osterhasen und Weihnachtsmänner nicht
gibt, spricht sich irgendwann herum, wieso hält sich dann
trotzdem der Glaube an Götter und Geister weiterhin so
hartnäckig? Nur weil es die Eltern versäumen zu erzählen, daß
es die auch nicht gibt?

Ich verstehe es nicht, eventuell ist ja jetzt mal Jemand so
nett, mir das zu erklären.

Gruß, Rainer

Glaube an die Schindeln auf dem Dach?
Hallo Rainer

was ist der Unterschied zwischen einem Skeptiker und einem Dogmatiker? Der erstere gibt sich selbst noch eine Chance etwas neues zu lernen.

Wie kann sich bei all den außergewöhnlichen Dingen die im zwischenmenschlichem Alltag passieren immer noch hartnäckig das Dogma halten: Es existiert nur das was wissenschaftlich bewiesen ist?

Es steht jedem frei, alles sichtbar erklärt haben zu wollen und in einer Welt von unendlich vielen Zufällen zu leben. Ich für meinen Teil kenne zumindest einen kleinen Teil der Systematik dieser Zufälle und nutze sie zu meinen Gunsten.

An dieser Stelle wird es kompliziert: Erschafft die Realität den Menschen oder der Mensch die Realität?

Gruß
Gerold

Hallo Avera,

danke für Deine Gedanken, die helfen mir beim Verständnis weiter.

Gruß, Rainer

Hallo Gerold,

was ist der Unterschied zwischen einem Skeptiker und einem
Dogmatiker? Der erstere gibt sich selbst noch eine Chance
etwas neues zu lernen.

Wie kann sich bei all den außergewöhnlichen Dingen die im
zwischenmenschlichem Alltag passieren immer noch hartnäckig
das Dogma halten: Es existiert nur das was wissenschaftlich
bewiesen ist?

Davon gibt es wohl nicht viele. Wer sich ein wenig mit Wissenschaft befasst hat weiß, daß die Wissenschaft noch lange nicht alles erforscht hat, sonst könnte man ja auch aufhören zu forschen. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen ‚bewiesen‘ und ‚beweisbar‘. Es ist noch lange nicht alles bewiesen, was beweisbar ist. Aber alles was beweisbar ist, kann den bereits erbrachten Beweisen nicht widersprechen, sonst wäre der Beweis ja keiner. :smile:

Es steht jedem frei, alles sichtbar erklärt haben zu wollen
und in einer Welt von unendlich vielen Zufällen zu leben. Ich
für meinen Teil kenne zumindest einen kleinen Teil der
Systematik dieser Zufälle und nutze sie zu meinen Gunsten.

An dieser Stelle wird es kompliziert: Erschafft die Realität
den Menschen oder der Mensch die Realität?

Weder noch oder beides, je nach Interpretation Deiner Frage. Der Mensch ist Teil der Realität, verändert aber seine Umwelt und schafft aus vorhandenen Rohstoffen neue Gegenstände, die dann ebenfalls Teil der Realität sind. Worauf wolltest Du mit der Frage hinaus?

Gruß, Rainer

Oder Du übernimmst den Glauben ohne Prüfung von Personen,
denen Du blind vertraust

Ich vertraue keinem.

Oder Du übernimmst den Glauben ohne Prüfung von Personen,
denen Du blind vertraust

Ich vertraue keinem.

Ob das gesund ist? Ich habe als Kind meinen Eltern vertraut und meinen großen Geschwistern. Jetzt vertraue ich meiner Frau und meinen Kindern.

Ich fände es schlimm, wenn es anders wäre.

Gruß, Rainer

zum Thema Realität

Realität besteht aus 3 ca. gleich wichtigen Teilen:

  1. der physikalischen (objektiven) Welt
  2. den Überzeugungen/Meinungen/Vorstellungen anderer
  3. den eigenen Überzeugungen/Meinungen/Vorstellungen
    Die Realität bildet sich also zu einem Drittel aus der physikalischen Welt
    und zu zwei Dritteln aus den Überzeugungen der Menschen.
    Einige wenige glauben, dass die Realität komplett durch Glauben/Denken geformt wird.
    Das kann aber nicht sein, denn dann gäbe es keine überraschenden Entdeckungen.
    Alles wäre so, wie die Leute es sich vorstellen (und die Welt wäre immer noch eine Scheibe).

Die meisten glauben jedoch das Gegenteil: Realität = die physikalische Welt.
Zwei Beispiele sollen hier die Gewichtigkeit und Echtheit der beiden anderen
Teile der Realität verdeutlichen:
a) Existenz eines Staates (z.B. Deutschland).
Deutschland existiert nur, weil die Leute glauben, dass es existiert.
Würden alle Leute morgen in der Überzeugung aufwachen, dass
Deutschland von Frankreich am Vortag aus wirtschaftlichen Gründen annektiert wurde,
so würde der Staat Deutschland aufhören zu existieren, obwohl die physikalische Welt
(der Boden, Landkarten, die Menschen) unverändert ist.
b) Manche Dinge wie die Existenz Deutschlands würden sich nicht ändern,
wenn man der einzige ist, dessen Meinung gegenläufig ist.
Andere, sehr wichtige Bestandteile der Realität, wie das gesamte Arsenal
der Gefühle (Liebe, Hass, Angst, Freundschaft…) werden weitgehend
oder sogar exklusiv vom Individuum bestimmt (auch wenn’s weitgehend das Unbewusste ist).
Über den Umstand, ob du jemanden liebst oder nicht, entscheidest (meist unbewusst) du allein.
Die Meinung anderer (insbesondere der geliebten Person) beeinflusst zwar diese Entscheidung,
bestimmt sie aber nicht („Das kannst du mir nicht verbieten, dich zu lieben alle Zeit…“).

Ich möchte wissen, wie es kommt, daß manche Leute an
übernatürliche Phänomene glauben.

Weil sie es möchten.

Ich selbst habe noch nichts erlebt, was die Vermutung zulassen
würde, es könnte etwas Übernatürliches geben.

Das meinst du wohl nicht wörtlich?
Es gibt unzählige Dinge, für die die Wissenschaft keine Erklärung hat.
Irgendwann in der Begründungskette kommt immer ein „Es ist halt so“.
Und die Ursache für das, was man mit den Naturgesetzen nicht mehr erklären kann,
kann (muss?) übernatürlich sein.
Warum ist die Gravitationskonstante 6.67E-11 und nicht zB 6.3E-11?
Was hat ausgerechnet diese Gravitationsk. verursacht?
Es gibt ein Buch (nicht gelesen): 7 Gründe, warum es die Welt nicht geben kann (oder so ähnlich), wo vermutlich naturwissenschaftlich bewiesen wird,
dass es uns gar nicht geben kann.

Warum wird das Unmögliche als wahrscheinlicher
angenommen, als mögliche natürliche Erklärungen?

Es ist nicht im wörtlichen Sinne unmöglich. Nur unplausibel.
Es ist auch zB rein rechnerisch möglich ,
dass innerhalb der nächsten halben Stunde jedes radioaktive Atom auf (und unter) Erden spontan zerfällt. Dann würde es sehr heiss werden.
Aber es ist äusserst unwahrscheinlich.

Kindern wird vom Osterhasen, dem Weihnachtsmann, Göttern und
Geistern erzählt. Daß es Osterhasen und Weihnachtsmänner nicht
gibt,

ist weitgehend unerheblich. Es gibt den Glauben daran. Jedes Jahr kriegen deswegen zig Millionen Kids zu einem bestimmten Zeitpunkt Geschenke, die sie sonst nicht kriegen würden.

Der Placebo-Effekt ist wissenschaftlich nachgewiesen.
Es wirkt. Nur weil die Ursache keine Chemie von aussen ist,
ist die Wirkung nicht weniger real.

Diese Menschen möchten in einer mystischen Welt leben.
Und das tun sie auch, zumindest aus ihrer Sicht.

mfg
vume5

Hallo,

Teile der Realität verdeutlichen:
a) Existenz eines Staates (z.B. Deutschland).

*gg* Natürlich gibt es eine Gesellschaft.

Ich selbst habe noch nichts erlebt, was die Vermutung zulassen
würde, es könnte etwas Übernatürliches geben.

Das meinst du wohl nicht wörtlich?

Aber natürlich meine ich das wörtlich.

Es gibt unzählige Dinge, für die die Wissenschaft keine
Erklärung hat.

Ja, natürlich. Eine Erklärung macht ja auch nur Sinn, wenn es etwas zu erklären gibt.

Irgendwann in der Begründungskette kommt immer ein „Es ist
halt so“.

Ja, auch Axiome gehören dazu.

Und die Ursache für das, was man mit den Naturgesetzen nicht
mehr erklären kann,
kann (muss?) übernatürlich sein.

Nein, es muß nicht für alles eine Ursache geben. Es macht einfach keinen Sinn nach dem Zusammenhang zwischen der Storchenpopulation und der Geburtenrate zu suchen, nur weil ein statistischer Zusammenhang sichtbar gemacht werden kann. Der Fehler ist, einen kausalen Zusammenhang anzunehmen, wo es keinen gibt.

Warum ist die Gravitationskonstante 6.67E-11 und nicht zB
6.3E-11?

Weil die Zahl nur Teil eines Erklärungsmodells ist, das auf vom Menschen erdachten Maßeinheiten beruht. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß sich die Natur an den Erklärungsversuchen orientiert.
Du suchst nach der Erklärung einer Ursache, die es nicht gibt.

Gruß, Rainer

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Hallo e.c.,

Hast wohl zuviel Orgon geboostet und dir dein Heid damit weggebrutzelt? Bastel dir eine neue Aluminiumhaube, vielleicht sammelt es sich ja dann wieder. Daß es dunkel und still in deinem Kopf ist, kann ich mir vorstellen…
Meine Frau hätte diese Zeilen nicht geschrieben, deswegen mußte ich warten, bis meine Tochter wieder da ist. :wink:

Gruß, Michael K

Hallo Michael

und ich habe gedacht, Du hättest beim „Heid“ einfach das „i“ vergessen.
Sowas aber auch…

Gruss
Heinz

*gg* Natürlich gibt es eine Gesellschaft.

Ist das ein Widerspruch oder eine Zustimmung?

Nein, es muß nicht für alles eine Ursache geben.

Doch (Zeit und Raum vielleicht ausgenommen).
Aber es muß nicht für alles eine nachvollziehbare Ursache geben.

Es macht
einfach keinen Sinn nach dem Zusammenhang zwischen der
Storchenpopulation und der Geburtenrate zu suchen, nur weil
ein statistischer Zusammenhang sichtbar gemacht werden kann.
Der Fehler ist, einen kausalen Zusammenhang anzunehmen, wo es
keinen gibt.

Voreilig. Mehr Störche -> Menschen assoziieren Störche mit Babys -> öfterer Kinderwunsch -> höhere Geburtenrate.
Kausaler Zusammenhang also durchaus plausibel.

Warum ist die Gravitationskonstante 6.67E-11 und nicht zB
6.3E-11?

Weil die Zahl nur Teil eines Erklärungsmodells ist, das auf
vom Menschen erdachten Maßeinheiten beruht.

Ist ja egal, welche Maß-Einheiten man nimmt.
Es ist immer dieselbe G-Konst.
Der Zahlenwert wird ein anderer, aber umgerechnet in die ursprünglichen Maßeinheiten sind es wieder 6.67E-11.

Es gibt keinen
Grund anzunehmen, daß sich die Natur an den
Erklärungsversuchen orientiert.

Klar. Es ist doch umgekehrt.

Du suchst nach der Erklärung einer Ursache, die es nicht gibt.

Erm… Wenn nichts die Gk verursacht hat muss sie schon ewig mit diesem Wert existiert haben.
Ich bezweifle, dass du viele Astronomen findest, die eine solche Aussage zu machen bereit sind. Sie würden den Gk-Wert höchstens auf das Alter des Universums als verbindlich ansehen.
Angenommen, Forscher merken in 5(00) Jahren, dass die Gk gar nicht konstant ist sondern sich langsam verändert.
Das wäre kein Widerspruch zu den derzeitigen Naturgesetzen, so wenig wie Newton-Mechanik der Relativitätstheorie widerspricht.
Die Forscher würden einfach intensiv zu forschen anfangen, was die Gk und deren Veränderung verursacht.

mfg
vume5

Hallo,

*gg* Natürlich gibt es eine Gesellschaft.

Ist das ein Widerspruch oder eine Zustimmung?

weder noch. Es hat IMO nicht zum Thema gepasst.

Im übrigen kann ich den meisten Ausführungen in diesem Beitrag nur zustimmen.

Gruß, Rainer