Glaube vs. Toleranz?

Hallo,

ich frage mich, ob der Glaube und die Toleranz, wenn sie sich nicht sogar gegenseitig ausschließen, dass sie sich jedenfalls diametral gegenüberstehen. Man kann entweder nur das eine oder das andere sein. Zumindest nicht beides zur gleichen Zeit. Was nicht unbedingt heißt, dass beide Grundeinstellungen nicht doch die zwei Seiten der Persönlichkeit bzw. Grundhaltun jedes einzelnen Menschen sind; die zwei Seiten von ein und der selben Medaille.

Die Frage nach dem persönlichen Glauben zu bejahen, würde somit ausschließen, dass man tolerant ist. Umgekehrt genau so.

Wie seht Ihr das?

Gruß mki

Die Frage nach dem persönlichen Glauben zu bejahen, würde
somit ausschließen, dass man tolerant ist. Umgekehrt genau
so.

Wieso sollte sich das ausschließen? Auch wenn ich 100% überzeugt bin, heißt das ja nicht, dass ich keine andere Meinung in meinem Umfeld akzeptiere/toleriere.

Glauben richtet sich ja nicht nach anderen, sondern nach mir. Also was glaub ICH.

Und dennoch kann es mir möglich sein trotz meiner Überzeugung andere zu akzeptieren/tolerieren.

Gruß mki

ebenso
myclone

Toleranz ist ein Euphemismus für Duldung. Es bedeutet, dass man über einen, für sich persönlichen, negativen Umstand hinwegsieht.

Bezogen auf Religion bedeutet Toleranz also: „Auch wenn ich weiss, dass der andere sich irrt, so kann ich darüber hinwegsehen. Sein Irrtum in Bezug auf seine Religion beeinflusst meinen Umgang mit ihm nicht.“


Insofern finde ich das Toleranz ein unpassender Begriff ist, denn sie im Denken vieler Menschen positiv belegt. Das stillschweigende Hinnehmen negativer Umstände ist mitnichten eine positive Eigenschaft - sie sorgt in vielen Fällen sogar für eine Zunahme bzw. Verbreitung des eigentlich Negativen.

Hallo myclone,

Also was glaub ICH.

Und dennoch kann es mir möglich sein trotz meiner Überzeugung
andere zu akzeptieren/tolerieren.

Sogar gut möglich, nur nicht zum gleichen Zeitpunkt.

Entweder… oder… das meine ich, nachvollziehbar?

Grüße mki

Hallo Zerschmetterling,

Bezogen auf Religion bedeutet Toleranz also: „Auch wenn ich
weiss, dass der andere sich irrt, so kann ich darüber
hinwegsehen. Sein Irrtum in Bezug auf seine Religion
beeinflusst meinen Umgang mit ihm nicht.“

Einverstanden. Und was bedeutet Glaube (einschließlich religioser Glaube) in Bezug auf Toleranz?

Grüße mki

Sogar gut möglich, nur nicht zum gleichen Zeitpunkt.
Entweder… oder… das meine ich, nachvollziehbar?

Das würde bedeuten, dass ich ein Teil meines Glaubens für den Moment aufgebe, indem ich jemand toleriere?!? Nun was wenn mein Glaube Toleranz mit einschließt? Bzw. als außerordentlich wichtig anerkennt?

Dass das bei vielen Gläubigen - nicht nur auf die Religion bezogen - nicht zutrifft, oder sogar von den religiösen Führern als „falsch“ gepredigt wird, ist leider der Alltag.

mfg myclone

Das würde bedeuten, dass ich ein Teil meines Glaubens für den
Moment aufgebe, indem ich jemand toleriere?!?

Gewissermaßen. Ja.

Nun was wenn
mein Glaube Toleranz mit einschließt?

Dann würde sich beides zumindest nicht ausschließen, beides zusammen geht jedenfalls nicht.

Dass das bei vielen Gläubigen - nicht nur auf die Religion
bezogen - nicht zutrifft, oder sogar von den religiösen
Führern als „falsch“ gepredigt wird, ist leider der Alltag.

Das wird um so problemtischer, wenn Glaube in Fanatismus umschlägt.

Das wäre wiederum nicht mehr tolerierbar.

Grüße mki

Dann würde sich beides zumindest nicht ausschließen, beides
zusammen geht jedenfalls nicht.

Aus dem Satz werde ich einfach nicht schlau. Magst du das noch mal ausführen?

Grüße mki

nach wie vor
myclone

Da die Zeit weder wiederholbar noch dehnbar ist, kann man, egal was man anstellt, entweder nur das eine oder das andere tun. Es ist allenfalls möglich das eine oder das andere zu wiederholen, aber nur in der Weise, dass dies aufeinander folgend geschieht.

Wer toleriert kann in dem Moment nicht gleichzeitig glauben, obwohl er als Mensch zu beiden eigentlich veranlagt ist. Beides schließt sich deshalb nicht einfach aus. Aber in dem Moment entschließt man sich unterschwellig oder bewusst dazu, nicht zu glauben oder erst wieder zu gegebener Zeit. Wer am Glauben unbedingt und unbeirrt festhält, sei es aus Unvermögen oder weil er es so will, tendiert zum Fanatismus. Wer den Glauben für sich weitestgehend ausschließt, tendiert ebenfalls dazu.

Beides wäre zuerst einmal Kopfsache. Wozu ist er da? Und so geht es von Moment zu Moment daraum entweder zu tolerieren oder zu glauben.

Grüße mki

völlig falscher Ansatz
Hallo,

ich frage mich, ob der Glaube und die Toleranz, wenn sie sich
nicht sogar gegenseitig ausschließen, dass sie sich jedenfalls
diametral gegenüberstehen.

dies ist völlig unsinnig. Bei ‚Glaube‘ und ‚Toleranz‘ handelt es sich nicht um eine Dichotomie.

Man kann Begriffspaare aus sich gegenseitig ausschließenden Begriffen (Dichotomien) z.B. mit Toleranz - Intoleranz bilden. Grundsätzlich geht auch Glaube - Unglaube. Glaube - Wissen z.B. ist jedoch schon keine echte, sondern eine falsche Dichotomie. Glaube - Toleranz erst recht. Du wurdest schon völlig zu recht darauf hingewiesen, dass ein Glaube durchaus auch ein absolutes Toleranzgebot beinhalten kann.

Deine These wird allenfalls etwas plausibler, wenn Du die verwendeten Begriff näher bestimmst. Eine solche Bestimmung muss zumindest Folgendes beinhalten:

  1. Was wird geglaubt, worauf bezieht sich der Glaube? (an den Klapperstorch? die musikalischen Fähigkeiten Dieter Bohlens?)
  2. Was wird toleriert bzw. nicht toleriert? (Schwarze Messen? Nasepopeln?)

Dann lassen sich sicherlich Fälle finden, wo jemand, der einen speziellen Glauben hegt, ein spezielles Verhalten Anderer nicht toleriert, weil eben der spezielle Glaube das ausschließt.

Dann hast Du Einzelfälle, die womöglich empirisch belegbar sind. Aus solchen Einzelbeobachtungen dann eine allgemeingültige These aufzustellen, nennt man einen induktiven Schluss. Die Möglichkeit gültiger induktiver Schlüsse wird (völlig zu recht) bestritten - dies ist das sog. Induktionsproblem.

Um das anhand eines Beispiels verständlich zu machen: Du gehst vor wie der Tourist, der im Zug durch Schottland fährt und durch das Fenster ein schwarzes Schaf sieht. Folglich schreibt er in sein Reisetagebuch: schottische Schafe sind schwarz. Ein Philosoph im selben Zugabteil hingegen schreibt in sein Reisetagebuch: in Schottland gibt es zumindest ein Schaf, das zumindest auf der Seite, die es dem Zug zugewandt hat, als ich an ihm vorbeifuhr, schwarz ist.

Zusammenfassend: Deine These krankt an
a) einer falschen Dichotomie
b) begrifflicher Unschärfe
c) einer logisch ungültigen Verallgemeinerung

Freundliche Grüße,
Ralf

kommt drauf an
Hi!

Viele Glaubensrichtungen beinhalten ja die Pflicht, zu missionieren. Damit finde ich, ist Toleranz nur schwer möglich.

Grüße
kernig

Hallo Ralf,

Zusammenfassend: Deine These krankt an
a) einer falschen Dichotomie
b) begrifflicher Unschärfe
c) einer logisch ungültigen Verallgemeinerung

sehr richtig.
Die Menschen wissen manchmal nicht, worüber sie reden oder sich
ereifern.
Es wäre viel leichter - unter Vermeidung der Verschwendung von
geistigen Ressourcen - wenn die Zuordnung dessen, was man aussagen,
besprechen oder erforschen will, zu den Begriffen vorher
eindeutig wäre.
Den Begriff „Glaube“ gibt es so eigentlich garnicht, obwohl er einer
der meist gebrauchten ist.
Mit „Liebe“ ist es ähnlich.
Gruß VIKTOR

1 Like

Hallo,

Viele Glaubensrichtungen beinhalten ja die Pflicht, zu
missionieren. Damit finde ich, ist Toleranz nur schwer
möglich.

Glaube ist primär nach innen (zu sich selbst) gerichtet, Toleranz nach außen (zu einer anderen Person). Erst wenn sich der Glaube nach außen richtet, zur anderen Person/Gruppe, entstehen erste Berührungspunkte zwischen Glaube und Toleranz. Im Falle Missionierung ist Glaube mit Toleranz tatsächlich nur schwer vereinbar, ansonsten können sie sehr wohl gut miteinander auskommen. Trotz Berührungspunkte.

Franz

Missionierung findet doch in erster Linie durch „Werbung“ statt. Was bitte ist daran auch nur potenziell intolerant?

Werbung ist das Ansinnen, andere von sich, seinem Glauben oder sonst etwas zu überzeugen.

Werbung ist erst einmal neutral (in Bezug auf Toleranz unentschieden), kann positiv oder negativ sein und wirken. Missionierung als Begriff ist eine besondere Form von Werbung, und eindeutig negativ besetzt (überwiegend abnehmende und daher negative Toleranz).

Franz

Missionierung als Begriff ist eine besondere Form von Werbung,
und eindeutig negativ besetzt (überwiegend abnehmende und
daher negative Toleranz).

Sagt wer? Und wieso?

Die Frage nach dem persönlichen Glauben zu bejahen, würde
somit ausschließen, dass man tolerant ist. Umgekehrt genau
so.

Wie seht Ihr das?

Lieber mki
Ich habe deine Einlassung so verstanden:
Wenn jemand seine religiöse Überzeugung lebt, so akzeptiert er Grundsätze seines Glaubens. Nehmen wir als Beispiel einmal „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“. Jemand, der Christ ist, muss dies glauben, andernfalls ist er kein Christ. Er kann also niemanden ignorieren, der ihn zu einem Disput herausfordert und behauptet, es gäbe mehrere Götter.
Aber ist er deswegen intolerant?
Die Lösung liegt vielleicht in der Definition des Begriffes „Toleranz“.
Dieses Wort drückt aus, das etwas geduldet wird.
Die Meinung als solche wird als falsch empfunden und eine Gegenposition wird hergestellt.
Aber die Quelle der gegenteiligen Meinung wird nicht unterdrückt. Das wäre dann Intoleranz.

Ist das vielleicht die Auflösung des Widerspruchs?
Viele Grüße
Voltaire

Hallo!

Bezogen auf Religion bedeutet Toleranz also: „Auch wenn ich
weiss, dass der andere sich irrt, so kann ich darüber
hinwegsehen. Sein Irrtum in Bezug auf seine Religion
beeinflusst meinen Umgang mit ihm nicht.“

Da lobe ich also mal die Kirche, die lehrt/vorgibt, den Irrtum zu bekämpfen, den Irrenden aber zu tolerieren (war aber vielleicht nicht immer so).

Insofern finde ich das Toleranz ein unpassender Begriff ist,
denn sie im Denken vieler Menschen positiv belegt. Das
stillschweigende Hinnehmen negativer Umstände ist mitnichten
eine positive Eigenschaft - sie sorgt in vielen Fällen sogar
für eine Zunahme bzw. Verbreitung des eigentlich Negativen.

Ebens!
Gruß!
H.

Sagt wer? Und wieso?

(zu) Was?

Erwartest du ernsthaft eine weitere Antwort auf diese deine Art von Gesprächs-/Diskussionskultur?

Franz

Ja, das tue ich - ernsthaft. Den Teil deiner Aussage, den ich erläutert haben möchte, habe ich als Zitat stehen lassen. Ganz unmissverständlich. Und nun warte ich auf die Erklärung, wieso Missionierung irgendwie negativ besetzt ist, und wer das behauptet. Bis jetzt fehlt jede Begründung dafür, und da ich nicht denke, dass deine Behauptung richtig ist, kann ich mir auch schwer vorstellen, wie diese Begründung wohl aussehen kann.