Hallo Alexa!
Hallo Grilla,
ich glaube, ich hab den Thread hier jetzt vier oder fünfmal
durchgelesen. Ich finde dies ein sehr interessantes Thema, und
ich denke, dass die Macht des Mode-Diktats auch häufig
unterschätzt wird.
Du meinst wohl die Macht des Gruppenzwangs.
Ich habe hier einige Male gelesen, dass die modisch
gekleideten, gepiercten Mädels als „DUMM“ dargestellt werden.
Wenn der Grad des Selbstbewußtseins (besser gesagt des Minderwertigkeitsomplexes) davon abhängt, wie man in eine Gruppe aufgenommen wird, dies wiederum davon abhängt, welche Kleidung man trägt und nicht etwa wie nett, freundlich, unterhaltsam oder welche Charaktereigenschaften man hat und man dabei auch noch mitmacht, ist das IMHO alles andere als intelligent.
Da ist mir erstmal die Hutschnur hochgegangen. WAS, bitte
schön, können die Mädels dafür, dass sie in dem Alter noch
nicht das Selbstbewusstsein haben, sich nicht dem Mode-Diktat
anzuschließen??? Was hat das mit Intelligenz zu tun???
Wer sagt, daß man für Dummheit was dafür kann? Natürlich ist in der Pubertät die Identitätskrise dominierend und man will sich irgendwie indentifizieren, aber dumm ist es trotzdem.
Ja, ich fühl mich durch diese Aussage zur „Dummheit“ fast
persönlich angegriffen, obwohl ich natürlich weiß, dass dies
weder ne Verallgemeinerung, noch irgendein persönlicher
Angriff war. Aber es erinnert mich eben an meine Teenie-zeit,
in der ich auch krampfhaft versucht habe, eben über dieses
Mode-Diktat Zugang zu einer Gruppe zu bekommen.
Und wenn in dieser Gruppe Heroin angesagt wäre, hättest Du dann auch gedrückt, nur um in diese Gruppe aufgenommen zu werden?
Meine Eltern hatten nie das Geld und auch nicht den Willen,
meinen Bruder und mich top-modisch zu kleiden. Sie waren (und
sind) auch gegen dieses Mode-Diktat.
Auch ich, zumal ich über die Hintergründe bescheid zu wissen glaube.
Als Teenager hab ich
darunter sehr gelitten, was mich bis heute verfolgt.
Das ist schade, daß Du heute noch immer nicht darüber hinweg bist.
Klassisches Beispiel ist natürlich die Schulklasse. Als ewige
Klassenbeste (soviel zum Thema Intelligenz) hatte ich eh immer
schon nen schweren Stand bei den anderen. Nun kam hinzu, dass
ich dem Mode-Diktat aus oben genannten Gründen nicht folgen
konnte. Ich hab gelitten, dass ich nie in der Klasse
akzeptiert war, aufgrund meiner Noten und wegen meiner No-Name
Klamotten.
Selbstbewußtsein „verleiht“ Dir nicht die Gruppe, sondern Du hast es oder Du hast es nicht, lediglich die Hinweise auf Dein angekratztes Selbstbewußtsein werden vielleicht weniger.
Und das, obwohl ich damals schon wusste, dass der Gruppenzwang
hinsichtlich der Klamotten-Marken nicht gut für mich war. Ich
habe anfangs noch ein paar Mal meine meinung öffentlich kund
getan, dass ich den Gruppenzwang bzgl. der Marken (damals
Levis, Chiemsee, Homeboy, diesel,…) nicht gut finde -
nachdem ich dafür mehrmals ausgelacht wurde, hab ich mir
angewöhnt, über nichts mehr meine Meinung zu äußern. Das ist
nicht gerade förderlich fürs Selbstbewusstsein, seine eigene
Meinung zu verschweigen, bzw. in Härtefällen sogar zu
verleugnen! Irgendwann hab ich aufgehört, mir ne eigene
meinung zu bilden, weil ich selten die gleiche Meinung wie die
anderen hatte und somit sowie so „immer auf die Schnauze
gefallen wäre“.
Dann empfehle ich Dir, dies wieder rückgängig zu machen, es gibt (leider) zuwenige, die Ihre Meinung öffentlich äußern, auch wenn sie nicht so populär ist. Zu den Marken empfehle ich Dir ein Buch: „No Logo“ von Naomi Klein, da wirst Du unter anderem lesen, daß diese „Marken“ derselbe billige Ramsch sind, nur daß eben das eine oder andere Logo drauf ist. Die MArkenfirmen produzieren schon lange nicht mehr selber, das wird in billigen Sweatshops in Fernost, teilweise unter Bedingungen, die an Sklaverei erinnern, produziert. Ein Nike Schuh kostet in der Produktion weniger als einen Dollar.
Trotzdem hab ich weiter versucht, über das Mode-Diktat in die
Gruppe zu kommen. ich hab es nie geschafft.
Das hat weniger mit dem Modediktat, als mit dem Gruppendiktat zu tun. Du wolltest unbedingt in eine Gruppe, die nichts wert ist (war) und diese Gruppe hatte als „Aufnahmekriterium“ eben Markenwaren.
Ich erinnere mich
noch gut an eine Szene: ich hatte zu weihnachten meine
allererste LEVIS-Jeans bekommen. Das war für mich natürlich
das Highlight schlechthin. Am ersten Schultag nach den Ferien
stieg ich in den Schul-Bus… ein Typ aus meiner Klasse
schaut mich an und sagt: „He, hast jetzt auch ne Levis, cool!“
Ich war glücklich über diese Beachtung, die mir dadurch
geschenkt wurde. WEGEN EINER JEANS!!!
Muß ja sehr schlimm gewesen sein, daß sie Dich sonst nicht beachtet haben.
Keine Ahnung, vielleicht war das jetzt auch ne
Themen-Verfehlung, mit Feminismus hat mein Artikel jedenfalls
wenig zu tun.
Ich denke auch, daß Dein Beitrag eher im Psychologie-Brett passend wäre, denn Dein Problem hat mit dem Mode-Diktat weniger zu tun, als mit dem Gruppenzwang, bzw Deiner Ausgeschlossenheit aus der Gruppe.
Grüße
Gollum