Glyphosat und die Richtlinienkompetenz

Hallo,

diesmal hat Deutschland mit ja gestimmt.


Hat Merkel endlich mal klare Kante gezeigt und in einer offenen Streitfrage Gebrauch von der Richtlinienkompetenz gemacht oder war das ein Alleingang von Schmidt (CSU) ?

Freundliche Grüße

myrtillus

Für Monsanto/Bayer wird es nicht gereicht haben, nur dem Landwirtschaftsminister und ein paar seiner Schranzen Edelnutten bezahlt zu haben. Der eine oder andere unauffällige Spendenkoffer wird in weiteren Kreisen den Besitzer gewechselt haben. Dazu natürlich das verdienstvolle Engagement von Monsanto und etlicher weiterer einschlägiger Hersteller bei der Finanzierung dubioser Studien, angefertigt von willigen Idioten.

Ob gekauft oder nicht, die verantwortlichen Funktionäre und Politiker sind unfassbar ignorant. Und ja, mir ist bekannt, um was es für große Teile der Landwirtschaft geht, aber ich sehe eben die Folgen des Treibens - eines verzichtbaren Treibens. In D produziert die Landwirtschaft sehr viel mehr, als für die Ernährung der Bevölkerung gebraucht wird. Zudem wird ein namhafter Teil der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen mit Energiepflanzen für Tank und Stromerzeugung genutzt. Alles zusammen ist Irrwitz zu Lasten der Natur und damit unserer Lebensgrundlage.

stinksauer
Wolfgang.

OFFTOPIC

Meines bescheidenen Wissens hat D jedesmal zugestimmt.

BASF „vs.“ Monsanto.

Es ist keine Frage der (Richtlinien)Kompetenz, sondern des Lobbyismus.

Franz

Der hier im Umland nahezu jeden Acker seit 13 Jahren kennt. Heute grün, morgen braun, übermorgen Kartoffeln oder Getreide ausgesät. Und die „Bauern“, die teilweise von sehr weit her kommen. Und meinen, dass ich meinen Hund anleinen müsste, weil er auf einen solchen Acker scheißen könnte. Einen solchen Acker, auf dem kaum noch ein Insekt ein Zuhause findet.
Der scheißt da drauf!

Und überübermorgen kommt es in den Handel.

ONTOPIC

Erinnert mich an TTIP oder CETA.
Das macht mich wütend ohne Ende.

Lach

Die gleichen Gedanken…zur gleichen Zeit.

Franz

nein. Bei den letzten Abstimmungen hat Deutschland sich enthalten.

Die innenpolitische Komponente (IMHO falsches Brett für dieses UP):

Egal ob Merkel oder Schmidt. Hauptsache, man hat es dem neuen Koalitionspartner - welch unsinnige Bezeichnung von einem Partner zu sprechen - erneut zu den anstehenden Verhandlungen gezeigt, wer das Sagen hat und haben wird. Es war die letzten vier Jahre so, und es wird die weiteren vier (bis fünf) so werden.

Keine Ahnung, wie die SPD ihren Wählern erklären möchte, was sie gerade tut. Hendricks jedenfalls muss nächtelang nicht schlafen können.

Franz

Weshalb?

Franz

naja, in der derzeitigen GroKo ist die CDU/CSU der größere Partner und stellt die Kanzlerin. Und wenn in einer wichtigen Frage zwei Minister gegenteilige Auffassungen vertreten, muss irgendwann eine Entscheidung getroffen werden. Ein Eiertanz ohne Ende nützt keinem.

Das CSU-geführte Landwirtschaftsministerium kann gar nicht genug Herbizid im Bier haben wollte die Verlängerung der Gyphosat-Zulassung, das Umweltministerium (Hendricks, SPD) war dagegen. Die Uneinigkeit in der Koalition führte zur Stimmenthaltung in der EU.

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

eigentlich ging es mir ja darum, dass nach jahrelangen ergebnislosen Verhandlungen und mehrfachen Enthaltungen Deutschlands endlich mal eine Entscheidung getroffen und der schwer erträgliche Eiertanz beendet wurde. Aber auch inhaltlich sehe ich das anders, weil ich nicht glaube, dass

  • die Alternativen zum Glyphosat (also Herbizide mit anderen Wirkstoffen) besser sind und nicht auch ihre Nachteile haben

  • die Landwirte ohne Einsatz von Unkrautvernichter die Ernährung der Bevölkerung gewährleisten können

FG myrtillus

Meine Frage richtet sich dahin, weshalb D sich enthalten konnte. Und jetzt auf einmal nicht.

War vielleicht missverständlich…in der Kürze.

Franz

Nun, wenn riesige Mengen an Lebensmitteln vernichtet werden, oder 25 Sorten Reis/Nudeln/Joghurt/Weine/Süßigkeiten etc. blublub in den Regalen stehen (die ja dann vernichtet werden :sunglasses:), und landwirtschaftliche Flächen für Brennstoffe bebaut werden, dann haben wir etliche Ansätze über die Gewährleistung der Ernährung der Bevölkerung nicht einmal nachdenken zu müssen.

Was nun Glyphosat anbelangt, es ist ein einfaches gewinnorientiertes Produkt, mittlerweile quasi alternativlos, das auch hinsichtlich anstehender Resistenzen und Gefahren eine monopolistische Funktion erfüllt. Weshalb sollte man angesichts der Gewinne neueres besseres erforschen? Kostet doch nur Geld und schmälert Gewinne. Ein Umdenken wird erst erfolgen, wenn sich gegen G. und einseitige Saatauswahl gewisse Resistenzen bilden. Das ist ja schon im Laufen, so wie ich es gelesen/gehört/verstanden habe.

Dann können und müssen wir uns ernsthaft über Ernährungsprobleme Gedanken machen.

Franz

2 Like

67,1 % haben die Union nicht gewählt.
8,6 % mehr als vorher.
Die zweitgrößte Partei hat dagegen gestimmt?
Und die anderen?

Der Eiertanz läuft gegen die Entscheidung der Wähler!

Merkelpolitik halt.

Franz

Interessant, dass du das erwähnst. Genau die fast gleiche Begründung mehr oder weniger pro Glyphosat kam vorhin auf WDR 5 in einer Wissenschaftssendung. Die Redakteurin nannte in ihrem Beitrag die Entscheidung eine gute Entscheidung, weil ja wohl auch 10 Jahre im Raum standen. Und, ihr Argument, Glyphosat wäre das am besten recherchierte Pestizid und so könne man auf den Erfahrungen aus den letzten Jahren aufbauen, statt ein neues Mittel auf den Markt zu bringen, welches man noch nicht erforscht hat. Würde gern mal @Aprilfisch dazu hören. Vielleicht fühlt er sich ja eingeladen, an der Diskussion teizunehmen.

Data

Wenn man danach ginge, wären die Pocken heute noch die größte Ursache für Sterblichkeit. Das ist Nonsens hoch drei.

Es geht nicht um Krebs und derlei, sondern um simple natürliche Ernährungsketten, die unsere Basis waren.

Franz

Hey, ich zitiere nur. Ich bin Buchhalterin, ich habe null Ahnung (gefährliches Halbwissen schon) von solchen Sachen. Deswegen habe ich es ja erwähnt, weil mir die Logik hinter dieser Begründung etwas absurd erschien.
Mal schauen, ob Martin sich noch meldet.

Data

Keep cool, ich habe auch nur das Zitat beantwortet.

Franz

1 Like

Das CSU-geführte Landwirtschaftsministerium kann gar nicht genug Herbizid im Bier haben
wollte die Verlängerung der Gyphosat-Zulassung, das Umweltministerium
(Hendricks, SPD) war dagegen. Die Uneinigkeit in der Koalition führte
zur Stimmenthaltung in der EU.

danke. Ich verfolge den Streit seit Jahren und hatte einiges als bekannt vorausgesetzt. Die Enthaltung ergab sich wohl aus dem Koalitionsvertrag. Aber jetzt ist die Koalition am Ende. In Deutschland werden Herbizide hergestellt, verkauft und in größerem Umfang eingesetzt. Da kann man sich in einer solchen Frage nicht dauerhaft enthalten sondern muss irgendwann eine Entscheidung treffen. Das haben Merkel und/oder Schmidt oder wer auch immer jetzt getan und das finde ich richtig.

FG myrtillus

Konnten die Wähler den explizit pro oder contra Glyphosat abstimmen? Ich denke nicht, dass man die neue Macke, einfach wirr Prozente zusammenzurechnen, die im Zuge des Einzugs der AfD Mode bei aktivistisch gesinnten Anti-AfDlern wurde, jetzt noch weiter „kultivieren“ muss. Sie war vorher schon unzutreffend und hat sich seither nicht verbessert.

Ja. Aber die nun getroffene Entscheidung ist falsch.

Gruß
Wolfgang