Gold und Silber, Goten und Hungernde
Hallo,
„Kaufen Sie soviel Gold wie nur möglich. Wenn die
Weltwirtschaft pleite geht und alle in Gartenhütten hausen und
abends die selbsterlegten Hasen, Rehe oder Wildschweine über
dem Lagerfeuer grillen müssen, können Sie sich aus den Barren
wunderschöne Eckbänke zum Herumsitzen bauen.“
als Witz ist es passabel, nur hat das mit der Realität nichts zu tun. Natürlich haben Euro-Scheine einen höheren Brennwert als Goldmünzen, aber auch der ist bescheiden.
Wie ich bereits erwähnte, kann man mit Silber und Gold größere Werte relativ kompakt und inflationssicher aufbewahren und transportieren. Das muß einen nicht interessieren, wenn man davon ausgeht, daß zu den eigenen Lebzeiten keine Krisensituation oder stärkere Geldentwertung mehr eintritt. In Deutschland haben wir das Glück, daß die letzte derartige Situation nun rd. 65 Jahre zurückliegt Jahre.
Das bedeutet aber auch, daß heute kaum noch jemand lebt, der die Zeiten nach dem 2. Weltkrieg noch bewußt miterlebt hat. Der Nachteil dabei ist, daß uns damit das historische Gedächtnis fehlt, wie es damals zugegangen ist und welche materiellen Werte damals wirklich von Bedeutung waren.
Das wiederum bedeutet, daß es weiten Teilen der Bevölkerung gar nicht in den Sinn kommt, daß eine solche Situation wieder auftreten kann (und wird, s. unten). Dummerweise sind Krisenzeiten und Geldentwertung gar nicht mal so selten, wenn auch in Mitteleuropa seltener als in anderen Teilen der Welt. Diese anderen Teile der Welt sind es aber interessanterweise, in denen es seit Jahrhunderten üblich ist, einen Großteil des Vermögens am eigenen bzw. vorzugsweise am Körper der Ehefrau ständig mitzuführen.
Tatsächlich ist es aber so, daß auch in Mitteleuropa Krisenzeiten und Geldentwertung gar nicht mal so selten vorkamen - gerade in Deutschland und gerade im 20. Jahrhundert. Was der Grund dafür ist, daß hierzulande nicht wenig über die gespottet wird, die mit Gold und Silber vorsorgen, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht ist es eine Art kollektive geistige Schutzmaßnahme - so nach dem Motto: es kann nichst sein, was nicht sein darf.
Eine Phase der Geldentwertung, eine Staatskrise, eine Währungsreform usw. sind nach historischen Maßstäben eigentlich schon überfällig. Es ist ein Irrglaube davon auszugehen, daß sich die Menschheit in den letzten 65 Jahren insofern fundamental verändert hat, als daß sich Irrtümer, Fehler und daraus resultierende Krisen aus früheren Zeiten nicht wiederholen können. Schuldenwirtschaft, Machtstreben, soziale Probleme, Aggressoren: als das gibt es heute genauso wie vor 75, 100, 150 oder 500 Jahren.
Natürlich haben uns die europäischen und weltweiten Organisationen Stabilität gebracht, aber diese Stabilität ist eine vorübergehende. Was heute die EU ist, war vor 2000 Jahren das römische Reich, vor 2500 Jahren das Reich Alexander des Großen und vor 5000 Jahren das alte Ägypten: kontinentgroße Reiche mit Verwaltungswirtschaft und Transferzahlungen. Das kann man heute vielleicht effizienter gestalten aber an der Sache hat sich nichts geändert.
Wie wir derzeit erleben, erzeugt Stabilität durch Organisation auch Spannung, weil die Zahl der Menschen, die gleiche Interessen verfolgen, überschaubar ist. Je mehr Menschen man versucht, unter einen Hut zu bekommen, desto größer wird die Gruppe, die mit den vorherrschenden Zuständen unzufrieden ist, was zu den genannten Spannungen führt, die sich irgendwann entladen werden.
Es ist irrational zu glauben, daß EU, NATO, UNO usw. auf ewig fortbestehen werden. Irgendwann werden diese Organisationen genauso zerfallen oder sich verändern wie unser Staatsgebilde und unsere Gesellschaft. In den rd. 12.000 Jahren der menschlichen Zivilisation gab es immer wieder Phasen der Stabilität, der Einigung und des Friedens. Aber die Phasen endeten. Manche durch langsames Zerbröseln, manche durch Eroberung/Vernichtung und manche durch einen Umbruch von innen.
Eines davon wird sich irgendwann auch hier ereignen. Es stellt sich nur die Frage, wann das passieren wird und wie man sich darauf einstellt.
Warum sollten die Hungernden Afrikas nicht genauso über uns hereinbrechen wie Goten über die römischen Reiche, die Mogolen über über das Kalifat von Bagdad oder die Makedonier über die Perser? Auf der Flucht vor den Mongolen schleppt man doch lieber und leichter ein bißchen Gold oder Silber mit sicher herum als ein paar Ziegen oder Teppiche.
Von diesen ganz praktischen Erwägungen abgesehen, sind Münzen auch noch nett anzusehen und wenn man sich etwas geschickt anstellt, kann man damit auch noch ganz gut Geld verdienen:
http://www.ebay.de/itm/10-oz-Ochse-Lunar-lI-2009-Sil… Ausgabepreis vor drei Jahren: 170 Euro.
Aus der Summe aller dieser Überlegungen ergibt sich m.E., daß Spott über diejenigen, die ihr Vermögen oder einen Teil davon, in Silber und Gold investieren, eher Fehl am Platze ist.
Gruß
Christian