"Götterdämmerung EU": Wird Brüssel an London ein Exempel statuieren?

Guten morgen!

Ich habe den Verdacht, dass sich die Austrittsverhandlungen für Großbritannien sehr negativ auswirken werden. Die EU wird die nächsten Jahre für die Briten maximal „ungemütlich“ gestalten; eventuell forciert man eine Wirtschaftskrise auf der Insel, indem man Wirtschaftssanktionen „durch die Hintertür“ verhängt.

Warum ich das denke?

Brüssel muss unbedingt dafür sorgen, dass all die Länder, in denen es ebenfalls rumort, nicht auch „auf Dumme Gedanken kommen“. Also wird man ein entsprechend „abschreckendes Drohszenario“ schaffen. Da die EU erfahrungsgemäß ausschließlich wirtschaftliche Belange berücksichtigt, wird man auf das Schicksal der Bevölkerung Großbritanniens keine Rücksicht nehmen (sind ja eh’ nur „Querulanten“). Schon ganz ohne Clinch mit den Brüsseler Technokraten wird die (eigene) Bevölkerung ja eher „pragmatisch“ behandelt (siehe beispielsweise die EZB und ihre Negativzinspolitik).

Was denkt Ihr?

Glückauf!

„Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem.“ (Gauck, Juni 2016) :rage:

2 Like

Im Gegensatz zu den meisten Mitbürgern agieren die meisten Politiker nicht auf der Basis niederer menschlicher Motive. Man wird das ganze ordentlich abwickeln und am Ende wird dabei sogar wahrscheinlich herauskommen, daß Großbritannien wie z.B. Norwegen oder Island sehr eng an die EU assoziiert bleibt, d.h. viele Vorteile insbesondere im Bereich des Handels behalten wird, aber sich bei allen Regeln fein selber die Rosinen herauspicken darf. Im Gegenzug ist man zwar an den politischen Entscheidungsprozessen nicht mehr beteiligt, aber das war Großbritannien bisher ja auch nur in der Form, daß man herumgenörgelt hat und im wesentlichen auf die eigenen Vorteile bedacht war.

Für eine Wirtschaftskrise haben die Briten im übrigen schon selbst gesorgt. Im Gegensatz zur Wahrnehmung der Briten ist die britische Wirtschaft kein Hort der Modernität, Innovation und Effizienz, was sich nicht zuletzt in beachtlichen Handels- und Haushaltsdefiziten niedergeschlagen hat, weswegen das Land auch auf reichliche Kapitalimporte angewiesen ist. Die gestrige Entscheidung hat aber nicht dazu beigetragen, daß dieser Kapitalimport übermäßig beflügelt wird, so daß man getrost davon ausgehen darf, daß die britische Wirtschaft über kurz oder lang noch größere Probleme bekommt und ganz generell der Finanzierungsbedarf nicht leichter bzw. billiger zu decken sein wird.

Ein Aspekt, der mich durchaus amüsiert.

Es kommt nur selten vor, dass Populisten aller Art (und dabei will ich die Linke nicht ausschließen), selten wirklich gefordert sind auch zu liefern, was sie versprechen. Ich bin mal sehr gespannt, wie stark GB nun wirklich von dem Austritt profitiert. Ich hab ja einen Verdacht :wink:

1 Like

Die „Rest“-EU wird das ordentlich über die Bühne bringen und GB wird wohl tatsächlich so in der Art Norwegens und der Schweiz stark angebunden bleiben. Nicht zuletzt haben die jetzt erstmal selbst genug zu tun, innerhalb der Gesellschaft aber auch hinsichtlich einer Unabhängigkeit von Schottland uns Nordirland.
Das wird wohl auf Neuwahlen hinauslaufen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das die jetzige Regierung verhandelt. Der Chef ist ja schon abgetreten.

Oh, das ging aber schnell! - Hatte ich noch gar nicht mitbekommen…

Glückauf!

Hallo,

an Großbritannien ein Exempel zu statuieren wäre ein reiner Akt der Selbstzerfleischung. Das wird nicht geschehen.

Über die englische Wirtschaft denke ich ähnlich wie C_Punkt.

Die modernsten Fabriken in England haben ausländische Firmen gebaut, zum Beispiel BMW in Oxford.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo,

welche denn? Noch ist gar nichts entschieden. Die Entscheidung treffen die gewählten Repräsentanten und nicht das gestern befragte Volk. 52/48 sind IMHO nicht deutlich genug, um das Unterhaus in Habachtstellung zu bringen. Und die nächsten Unterhauswahlen stehen erst für 2020 an.

Da sowohl Nordirland als auch Schottland mehrheitlich in der EU bleiben wollen und die EU auch GB gerne behalten würde, könnte man in Brüssel geneigt sein, einige schnelle Reformen zu vereinbaren, die

(A) die Demokratie innerhalb der Europäischen Union stärken. Also weniger Macht für die Kommission und mehr für das Parlament

(B) die Binnenzuwanderung dadurch einschränkt, dass sie eine Einwanderung in die Sozialsysteme unterbindet.

Evtl. ist das auch ein Startschuss für eine EU 2.0 ohne die PIGS und renitente bis schwache Oststaaten, aber mit mehr Mehrheitsabstimmungen statt fauler Deals.

Gruß
vdmaster

Moin,

zu verschenken hat die EU aber auch nichts und es gibt auch keinen Grund das Verhalten von GB zu belohnen. Wenn GB im Europäischen Wirtschaftsraum (ERW) bleiben will wird es auch Nachteile hinnehmen müssen. Die Norweger haben die Briten gewarnt und die müssen es wissen: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/eu-austritt-norwegen-warnt-die-briten-vor-brexit-1.2985562.

GB wird sehr wahrscheinlich auch massiv mit innerpolitischen Problemen zu kämpfen haben. Schottland sagt dann mal Tschüss und in Nordirland wird es womöglich wieder ungemütlich wenn man denen nicht auch ein eigenes Referendum gewährt. Aus Great Britain wird dann Little Britain. Erinnert mich irgendwie an eine Comedy Show.

Gruß
Grin

Das mag ja stimmen, aber außer „Die Welt“ und ein gewisser „vdmaster“ (aus einem grün-schwarzen failed state im Süden), teilt (fast) niemand die Meinung, dass sich die Repräsentanten des Unterhauses (in diesem Fall) nicht an den Willen des Volkes halten werden. :smirk:

Da vertreten sogar „seriöse“, „Lügen-“ und „VT-Presse“ (scheinbar) mal unisono dieselbe Meinung (sogar inkl. der Leserkommentare). :sunglasses:

Das sollte sowieso das „Endziel“ sein!

Gruß Oberberger

5 Jahre bis zur nächsten Wahl sind eine lange, lange Zeit. Da lassen sich leicht zwei weitere Referenden unterbringen.

Das produzierende Gewerbe in Großbritannien liegt am Boden, keine Frage. Ich war dort etwa zehnmal zum Arbeiten und kann das bestätigen. Das ist den meisten Briten, in der Tat, gar nicht so richtig bewusst…

Gruß Oberberger

PS: Ich hoffe mal, Du sammelst jetzt keine Flaschen? - Der DAX ist ja ganz gewaltig „abgerauscht“…

Wieder solange abstimmen lassen, bis es passt… Nicht auszuschließen!

Es sind übrigens nur 4 Jahre bis zur nächsten Unterhauswahl :flushed:.

Naja, die nächsten Monate werden weiterhin voller Debatten sein. Aus Schottland und Nordirland werden sich die EU-freundl. Separatisten melden und die Entwicklung an den Börsen bzw. auf dem Markt könnte einen Vorgeschmack liefern.

Wenn nun das Parlament in Verhandlungen mit der EU einträte und sich dann einige unangenehme Minuspunkte zeigen, dann wäre vorstellbar, dass die Briten ein erneutes Referendum sogar wollen.

Warten wir einfach mal ab. Darjeeling oder Earl Grey, alter Knabe?

I prefer Assam Black Tea, my dear. A cup of Yellow Label, with a little shot of lemon, will be very nice.

Das [Lügenkonstrukt der EU Gegner][1] ist auch schon am Zusammenbrechen. Und wenn man sich die Altersverteilung der Stimmen ansieht, dürfte das Ergebnis mit der Zeit immer EU-freundlicher ausfallen :grin:

Lg,
[1]: http://www.n-tv.de/politik/Farage-kassiert-zentrales-Wahlversprechen-article18036721.html

Das ist der Normalzustand von Wahlversprechen direkt nach Wahlen in D.

Wenn du schon zitierst, gebe halt mehr von dem Interview an (http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Interviews/2016/160619-Bericht-aus-Berlin-Interview.html)
z.B.:

Reporterin: „… was würden Sie heute sagen?
Gauck: „Heute würde ich sagen, lass uns den Arbeitskittel anziehen. Ja, da gibt es etwas, was wir heilen müssen, was wir verbessern müssen, wo wir miteinander neu diskutieren müssen. Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem, dass wir stärker wieder mit denen das Gespräch suchen. Habt ihr wirklich Angst, dass ihr nicht mehr Polen oder Briten sein könnt? Ist es so, dass man euch eure nationale Identität wegnimmt?“

Wie verkürzt du es bringst, möchtest du die Äußerung bewußt verzerren und wirst unglaubwürdig.

Btw hat Sigmar Gabriel heute den Obervogel abgeschossen. Mit Verweis auf den Brexit hat er gefordert, dass die Sparpolitik Ds zu beenden sein, weil man sehen würde zu was diese führe.

Ich kannte nur die verkürzte „Variante“, was (eventuell) daran liegt, dass ich (bis dato) keine vernünftige Quelle für einen allumfassenden Bericht gefunden hatte. Entschuldigung dafür, Du hast recht!

Glückauf!

2 Like

Dankeschön!