Sprichst Du aus Erfahrung? Ich meine: Aus eigener Erfahrung?
Kinder werden in den Kirchen nicht indoktriniert, sondern sie
werden nach christlichen Maßstäben erzogen. Erziehung bedeutet
immer, dass man das an Kinder weiter gibt, was man selbst für
richtig hält. Der Unterschied zwischen Indoktrination und
Erziehung ist der, dass man bei der Erziehung in der festen
Absicht handelt, das beste für das Kind zu tun, während man
bei der Indoktrination den eigenen Vorteil im Blick hat. Du
wirst nun einwenden, dass die Kirche Kinder aus egoistischen
Motiven beeinflusst, aber bevor Du das nicht aus eigenen
Erfahrungen belegen kannst, ist es nichts weiter als ein
Vorurteil.
Ich kenne genügend Christen um anderer Meinung zu sein. Was ich mit Indoktrinierung meine ist, dass man den Kindern das Märchen von Gott und Jesus schon in einer Zeit nahebringt, in der sie nicht in der Lage sind kritisch zu hinterfragen ob das überhaupt möglich ist. Im Grunde unterscheidet sich das nicht von der Geschichte vom Weihnachtsmann. Aber wenn das von frühester Kindheit an vorgelebt wird, angefangen bei gemeinsamen Gottesdienstbesuchen bis hin zu einer Beteiligung an kirchlichen Festen, wird es den Kindern sehr schwer gemacht da später mal rauszukommen.
Deine Definition von Indoktrinierung ist wohl so einfach nicht. Bei jeder Art von Indoktrinierung, die mir grad einfällt, hat der Indoktrinierende auch das Wohl des Indoktrinierten im Auge.
In welcher Form wird in den Kirchen Gewalt angewendet oder
angedroht? Komm jetzt nicht mit Inquisition und
Hexenverbrennung: Wir reden über Kirchen im Deutschland des
21. Jahrhunderts.
Wo habe ich was von physischer Gewalt gesagt? Das man Kindern einredet sie würden in die Hölle kommen, wenn sie sich nicht in einer bestimmten Weise verhalten, kann man wohl mit Fug und Recht als geistige Vergewaltigung bezeichnen - und ja, ich habe mehrere Christen kennengelernt die genau das glaubten. Das man den Kindern einredet alle ihre Freunde würden in die Hölle kommen, weil sie einen anderen Glauben haben macht die Sache für die Kinder auch nicht besser.
Selbst wenn wir hier nicht über die Hölle reden, halte ich es für verwerflich, den Kindern ein Märchen als Wahrheit zu präsentieren und sie dazu zu bringen sich diesem Märchen ein Leben lang verpflichtet zu fühlen.
Den Menschen ist nicht klar was sie tun. Das ist nur Dir klar.
Weißt Du, wie überheblich das ist?
Was ist daran überheblich? Die Menschen tun mir leid. Sie selber stecken in der gleichen Lügenfalle, die ihnen ihre Eltern angetan haben - und so dreht sich die Spirale weiter und weiter. Eltern indoktrinieren ihre Kinder, die wieder ihre Kinder indoktrinieren… Es ist relativ schwer da raus zu kommen. In Deutschland ist der Lebensstandard und Bildungsgrad recht hoch, da ist es zugegebenermaßen einfacher.
Was ist „gut“ daran, ein Atheist zu sein? Selbst wenn Du auf
einer Skala zwischen -10 (abgrundtief böse) und +10
(wahrhaftig gut) das Christentum bei -10 einordnest, kann der
Atheismus per Definition höchstens bei 0 landen!
Sowas wie gut oder böse liegt doch eh im Auge des Betrachters. Skalen schon gleich gar nicht. Ich finde es gut, wenn Menschen Atheisten sind, weil sie eben nicht ihr Denken, Handeln und Leben an einem Märchen und einem Märchenbuch ausrichten. Es ist nicht ohne Grund so, dass viele der Naturwissenschaftler keine Theisten sind. Ein noch viel kleinerer Teil der Naturwissenschaftler glaubt an einen Gott im Sinne der abrahamitischen Religionen. Je höher der Bildungsgrad, desto geringer die Wahrscheinlichkeit auf solche Märchen reinzufallen.
Es ist aber der Wunsch des Fragestellers, dass seine Kinder
frühzeitig in Kontakt mit der christlichen Religion kommen.
Meinst Du nicht, dass man einen solchen Wunsch repsektieren
sollte? (Es wurde nach dem „Wie“ gefragt, nicht nach dem
„Ob“!) Ach so, ich vergaß: Die wissen ja nicht, was sie tun.
Das weißt ja nur Du.
Ich finde nicht, dass man seinen Wunsch respektieren sollte, ohne ihn darauf hinzuweisen, dass er seinen Kindern damit unter Umständen Schaden zufügt. Mit dieser Haltung stehe ich übrigens nicht allein da.
Für die Menschheit wäre es besser, wenn die Menschen etwas
friedlicher, respektvoller, solidarischer und toleranter
miteinander umgehen würden. Welche Weltanschauung die Menschen
dazu bringt, ist letztlich egal. Oder meinst Du es wäre ein
Fortschritt, wenn sie sich von nun an im Namen des Atheismus
die Köpfe einschlagen würden?
Bisher jedenfalls hat sich noch nie jemand im Namen des Atheismus irgendwas eingeschlagen. Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Der Atheismus ist keine Religion. Er hat keine Regeln, keine Gebote, keine übernatürliche Komponente. Es gibt nichts, woran sich ein Konflikt entzünden könnte.
Ich hielte es für gut, wenn die Menschen ein ethisches Gerüst ganz ohne mystischen Überbau schaffen könnte. Aber solange es die Religion gibt und jede für sich in Anspruch nimmt, die einzig Wahre zu sein, stellen sie eine potentielle Konfliktquelle dar.
Und was den Mist anbetrifft: Wenn ein Mensch Erfüllung in
etwas findet, dann hat das von Dir nicht Mist genannt zu
werden!
Das sehe ich anders. Wer eine Lüge lebt und damit anderen Schaden zufügt, dem muss gesagt werden, dass er eine Lüge lebt. Die Kirchen verstoßen in Deutschland fröhlich gegen das Grundgesetz, aber niemanden kümmert das so richtig. Der Papst erzählt den Afrikanern, dass Kondome nicht nur nicht vor Aids schützen, sondern dass sie Aids noch verbreiten und niemand verhaftet den Mann dafür.
Wenn ein Mensch Erfüllung in einer Fantasie findet, so ist das keine per se gute Sache. Besser wäre, der Mensch würde die Welt als das erkennen, was sie darstellt und dann versuchen in dieser Welt ein gutes Leben zu führen.
Ohne die Religion wäre die Welt sicherlich ein besserer Ort.