Mehr Phantasie als im NT geht nicht
Hi Metapher.
Ohne, daß ich mich in diese religionshistorisch abstruse
Diskussion einhängen will, nur ein paar Bemerkungen.
Sehr abstrus, klar. Aber doch nicht ganz so abstrus wie vieles, was im NT als authentisch ausgegeben wird.
- Die Autorennamen der Evangelien sind erfunden.
Wie die Autorennamen einer Unmenge von antiken philosophischen
und religiösen Texten ebenfalls.
Die Bibel wird von der Kirche als von „Gott“ inspiriert ausgegeben bzw. als das „Wort Gottes“. Da wird man doch etwas strengere Maßstäbe anlegen dürfen als bei philosophischen und religiösen Texten, die hierzulande weitaus marginalere Bedeutung haben als die Bibel.
Die Tradition, eine persönliche, identifizierbare Autorenschaft obligatorisch anzugeben, entstand erst Jahrhunderte später. Was ist daran besonders?
Besonderes ist daran gar nichts, wenn man bedenkt, dass die falschen Namen nur die Spitze vom Fälschungs-Eisberg sind.
Dir wird das Wort „Pseudoepigraphie“ ein Begriff sein. Das ist die fälschliche Zuschreibung eines Werks an eine bestimmte Person. Im Falle des Matthäus-Evangeliums z.B. geschah das bewusst in der Absicht, den Eindruck zu erwecken, dass der Text vom Apostel Matthäus stammt (was von der Bibelwissenschaft bestritten wird). Eine solche Falschzuschreibung ist Fälschung bzw. Verfälschung, unabhängig von der „Echtheit“ des Textes. Ihr Zweck war in diesem Fall die psychologische Manipulation der Adressaten des Textes.
Dass solche Strategien zu jener Zeit üblich waren, zeigt nur, dass man jener Zeit nicht trauen kann, wenn es um Wahrhaftigkeit geht.
- Diese Evangelien wurden eine Zeitlang nur mündlich überliefert. Die Niederschrift fand erst in der ersten Hälfte des 2. Jhds. statt.
Pure Phantasie hat in diesem Brett eigentlich nichts zu
suchen. Wo hast du den Unsinn denn her?
Na ja, wenn pure Phantasie hier nichts zu suchen hätte, dann müssten eine Menge christlicher Statements hier gelöscht werden Aber im Ernst: ich hatte mich verschrieben und die Zahlen vertauscht, korrekt heißt es natürlich: „zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts“.
Wobei diese Differenz im Gesamtzusammenhang ohnehin keine Bedeutung hat.
Beide Autoren schreiben vielmehr über ein Evangelium, welches
die Ebioniten benutzten, und das diese als Matthäus-Ev.
bezeichneten. Bei dem sie aber offenbar die
Jungfrauengeburts-Episode weggelassen hätten, weil sie diese
(wie btw. viele andere damalige Autoren ebenfalls)leugneten.
Es war Ignatius von Antiochien (kurz nach 100, jetzt aber in echt), der die Jungfrauengeburt als erster zum Dogma erhob, und das vermutlich, weil es zur angeblichen Gottessohnschaft von Jesus perfekt passt (ein Mensch als Vater kam für einen Gottessohn nicht in Frage). Beide Dogmen stützen sich also gegenseitig, besser geht´s doch nicht. Und beide sind importiert, wie so vieles andere.
Zweifelst du etwa auch daran?
Er schloß diese deswegen von der Zugehörigkeit zum Christentum
aus. Irenäus Adv. haer. V.1.3 u.a.
Wie auch die gnostischen Christen ausgeschlossen wurden, die sich selbst als reine Christen betrachteten. Sie zweifelten an der Gottessohnschaft und logischerweise auch an der Jungfrauengeburt.
Epiphanius (Panarion 30) erwähnt explizit, daß die Ebioniten das Mt-Ev. in einer „verstümmelten“ Form benutzt haben.
Was ist anderes von jemandem zu erwarten, der ein Befürworter des Jungfrauengeburs-Dogmas ist? Epiphanius war ein kämpferischer Verfechter des Dogmas von der Gottessohnschaft, da kann es nicht verwundern, dass er die dazu parallel laufende Jungfrauengeburt favorisiert und alle Gegner entsprechend denunziert. Er war ein heftiger Gegner der Arianer, und wie man mit denen umsprang, auch in Nizäa, weißt du ja. Zu diesen Zeiten gab es zwischen Vertretern entgegengesetzer theologischer Positionen alles Mögliche, aber keine Fairness. Lügen und Verdrehen gehörte zum theologischen Geschäft. Epiphanius hielt natürlich auch die gesamte Philosophie für „Ketzerei“. Das von dir angeführte Panarion war nichts anderes als ein Verzeichnis ketzerischer Positionen, und zwar 80 an der Zahl, darunter auch Origines. Der Mann war also eifrig im Verketzern und daher gewiss auch nicht zimperlich im Verdrehen.
Wenn du das anders siehst, bitte schön.
Abschließend ein paar Worte des Theologen Lüdemann, der Christ ist, aber das NT als „großen Betrug“ bezeichnet:
(Zitat, Quelle ganz unten):
"Literaturen: Abgestreift haben Sie aber den Glauben an das Neue Testament, das Sie als Theologe nun seit über vierzig Jahren erforschen. Sie sprechen von einem großen Betrug.
Lüdemann: So ist es. Der überwiegende Teil – etwa 95 Prozent – der im Neuen Testament überlieferten Jesusworte gehen auf glatte Fälschungen zurück. Sätze wie «Ich bin die Wahrheit und das Leben» oder «Dies ist mein Leib, für Euch gegeben» hat Jesus nie gesagt. Und so zerfiel mir irgendwann die Vorstellung des Herrn Jesus, die ich aus meiner lutherischen Tradition heraus hatte. Dieses Bild eines gütigen Mannes mit langen Haaren und im Kreise seiner Jünger. Der souveräne Herr über Himmel und Erde, das Leben und den Tod. So ist er ja überall präsent, in den Kirchen, auf Friedhöfen und in Wohnungen. Vor allem aber in der Phantasie der Gläubigen.
Literaturen: Aber sind denn die historischen Fakten entscheidend? Oder lässt sich – da doch Religion per se etwas Irrationales einschließt – nicht auch an eine Fiktion glauben?
Lüdemann: Ich zumindest kann das nicht. Zumal die Erfindungen, die den Glaubensinhalt des Neuen Testaments weitgehend ausmachen, ja nicht auf gute Absichten zurückgehen…"
Zitat Ende.
(Weiteres Zitat, Quelle ganz unten:smile:
"Jesus wurde nicht von einer Jungfrau geboren.
Jesus wollte nicht für die Sünden der Welt sterben.
Jesus war nicht sündlos, sondern hat auch nach eigenem Verständnis Sünde getan. Sonst hätte er sich nicht von Johannes dem Täufer zur Vergebung der Sünden taufen lassen.
Jesus hat das in Kürze anbrechende Reich Gottes erwartet, gekommen ist die, Kirche.
Die meisten Jesusworte sind Jesus erst nachträglich in den Mund gelegt worden, um Gegner in den eigenen Reihen und ungläubige Juden zu bekämpfen.
Der Antisemitismus hat Wurzeln im Neuen Testament.
Im Neuen Testament wird den ungläubigen Juden ganz zu Unrecht die Schuld am Tode Jesu Schuhe geschoben.
Jesus hat keins der Worte am Kreuz gesprochen.
Die Auferstehung Jesu beruht auf einer subjektiven Vision und nicht auf der Auferweckung bzw. der Verwandlung eines Leichnams zu einer neuen Körperlichkeit.
Paulus hat Jesus persönlich gar nicht gekannt."
Zitat Ende.
Chan
http://www.kultiversum.de/Literatur-Literaturen/Chri…
http://www.kreudenstein-online.de/Bibelkritik/Kirche…