Gottessohnschaft des JC - nur ein Fremdimport?

Hi zusammen.

Ich möchte die Frage aufwerfen, ob die „Gottessohnschaft“, die man dem biblischen Jesus zuspricht, ausschließlich ein Ideenimport aus anderen Religionen ist oder ob es, aus christlicher Sicht, Anhaltspunkte dafür gibt, dass Jesus dieser Titel ganz unabhängig von den historischen Kontexten der Bibelentstehung zugesprochen werden kann.

Schon lange vor dem Christentum war Gottessohnschaft in verschiedenen Religionen ein festes Element. Manche Pharaonen wurden als „Sohn von Amun“ bezeichnet, Alexander d.Gr. wurde als „Sohn des Zeus“ verehrt, der römische Kaiser Augustus ließ sich, zu Lebzeiten von JC, ebenfalls als „Gottessohn“ feiern. Die griechische Religion ist ohnehin voll von Gottessöhnen, wie z.B. Dionysos, Apollon und Hephaistos.

Den Gedanken gab es auch im Judentum. Im AT werden sowohl das Volk Israel als auch verschiedene israelitische Herrscher als „Sohn Gottes“ bezeichnet.

Ein Zeitgenosse von JC, der jüdisch-hellenistische Philosoph Philon von Alexandia, entwickelte eine Logoslehre, die eine Synthese von Platonischen und alttestamentarischen Ideen sein sollte. Für Philon ist der Logos ein Vermittler zwischen „Gott“ und den Menschen. Um das abstrakte hellenistische Logosprinzip an die religiöse Bildhaftigkeit des jüdischen Denkens anzugleichen, hypostasiert (hier: personifiziert) er es zu einem „Sohn Gottes“, der in die Menschengeschichte direkt eingreifen kann. Das war eine Synthese aus dem transzendenten Jahwe (kein Teil der Welt) und jenen griechischen Göttern, die auch immanent, also in der Menschengeschichte selbst, agieren konnten bzw. die ein Teil der Welt waren.

Philons Ideen, die ohne jedes Wissen um einen historischen Jesus entstanden, wurden dann auch fester Bestandteil des Johannes-Evangeliums und der nachfolgenden christlichen Theologie.

Subtrahiert man also all diese Einflüsse, die das Christentum aufnahm, was bleibt übrig von der Gottessohnschaft des Jesus? Ist sie nicht nur ein hinzugefügtes Attribut, welches die Attraktivität der Christusfigur für die Zwecke der Verbreitung des Christentums steigern sollte?

Chan

Es gibt kein erfolgreicheres Markenprodukt
Hi,

JC ist nicht nur ein Fremdprodukt aus der östlichen Kultur, das in der westlichen Kultur mehr Einfluss hat als in der östlichen Kultur, wo es erfunden wurde, das ist das Außergewöhnliche und Bedenkenswerte, sondern ein Markenprodukt mit der größten Identifikation der Massen überhaupt, sofern das Christentum „immer noch“ die meisten Mitglieder hat (über zwei Milliarden gegenüber dem Islam mit immer noch weniger Anhängern). Dass für diesen Erfolg vor allem der Römer Paulus zu nennen wäre, ist weniger wichtig. Aber dieser ungeheure pädagogische Absolutheitsanspruch: Jesus ist alles, er ist der Größte, hat dieses orientalische FREMDPRODUKT zu einer Ersatz-Identität für die Massen der gesamten westlichen Kultur gemacht.

Kinder lernt man das Gebet: „Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll NIEMAND drin wohnen als Jesus ALLEIN!!!“

Der „Sohn Gottes“ sichert den Kirchen wie den Managern eines Industriekonzern seit Jahrhunderten einen unermesslichen politischen Einfluss und wirtschaftlichen Reichtum. Mit dem einen Unterschied: Es gibt kein ANDERES Markenprodukt, das je in dieser Welt erfolgreicher vermarktet wurde als JC! Dagegen ist Bill Gates mit seinen läppischen „Windows“ nur ein Lehrling. Es gibt kein erfolgreicheres Markenprodukt als „JC“ in der Welt!!!

So war es früher und so ist es noch heute. Jesus ist alles, der Einzelne dagegen ist NICHTS, das lernen so gut wie alle Europäer, seit der römische Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion machte. Aber im medialen Pluralismus ist diese Marketing-Pädagogik nicht mehr allgemein zwingend…

Gruß
C.

Hat da jemand …
… die „Papst AG“ gekuckt?

http://www.youtube.com/results?search_type=search_pl…

„Wenn das Geld im Beutel klingt
 die Seele in den Himmel springt.“

Gott ist gütig, Gott ist klasse,
aber leider knapp bei Kasse.
Hat kein Geld fürs Personal:
Pastor, Bischof, Kardinal.
Diese Jungs sind ziemlich teuer,
knapp wird da die Kirchensteuer.
Hilfe für das Sündikat
kommt deshalb von Vater Staat.
Der hilft gern beim guten Werk,
Näheres weiß Carsten Frerk.

Eine virtuelle Identität…
Hi,

ich wusste nicht, dass es da spezielle Infos über die „Papst AG“ gibt, noch dazu in einer so unüberschaubaren Vielzahl. Mich erinnert das an die Esoterik-Szene und deren unüberschaubar vielen Büchern, die alle auf irgendeine Weise Verschwörungstheorien konstruieren. Damit will ich mich nicht identifizieren und mich davon klar zu unterscheiden wissen.

Was eher meine Intention war und mir gerade auffällt, während ich diese Zeilen tippe, ist eine Art von verschwommener Assoziation zu einem Film, den ich mir gestern Abend bis in die späte Nacht hinein ansah, weil er eine Geschichte erzählte, von einem spanischen Regisseur, der seinen Film psychologisch so raffiniert konstruierte (a`la Hitchcock), dass ich trotz aller Müdigkeit mir die halbe Nacht um die Ohren schlug, um den Film bis zu seiner endgültigen Auflösung anzuglotzen.

Der spanische Film heißt im Englischen übersetzt „Open the Eyes“, es geht darum, dass sich ein reicher und schöner junger Mann in die schönste Frau Spaniens verliebt (Penélope Cruz) und seine frühere Freundin so eifersüchtig wird, dass sie mit diesem jungen Mann absichtlich mit dem Auto einen Unfall herbeiführt, wo das Gesicht des jungen Mannes zur Fratze entstellt wird. Weil er seine Geliebte getötet haben soll, befindet er sich in einer geschlossenen Anstalt der Psychatrie, wo ein Spezialist herausfinden soll, inwieweit sich der junge Mann noch an die tatsächlichen Ereignisse erinnern und voll schuldfähig ist. Um das entstellte Gesicht durch den Autounfall vor seiner Geliebten und allen anderen zu verbergen, trägt der junge Mann eine Maske, um sein entstelltes Gesicht vor sich selbst und anderen nicht wahrnehmen zu müssen.

Als er aber dann doch die Maske abnimmt, kommt darunter ein sehr schönes Gesicht zum Vorschein, das anscheinend durch die neuen Möglichkeiten der plastischen Chirurgie noch schöner wurde als sein früheres. Und so verliebt sich die schönste Frau Spaniens wiederum in ihn…

Doch zum Schluss muss er erkennen, dass es nur ein künstlich geschaffener Traum und nicht die Realität war, die er durch den Vertrag mit einer darauf spezialisierten Firma eingegangen war. So sehe ich genau auch die Religion, die als übermächtige „Firma“ den Menschen Träume bietet, die eine virtuelle Identität ermöglicht, die gar nicht mit der realen Identität der Menschen selbst im Einklang steht.

Gruß
C.

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Hi.

Viellicht kennst du den noch nicht:smile:

Der Manager der Fa. CocaCola is beim Papst und bietet ihm 100 000$ wenn er das „gib uns das tägliche Brot“ mit Cola ersetzt.
Der lehnt entsetzt ab. Dann überlegt der Manager, telefoniert kurz mit seiner Rechtsabteilung und bietet jetzt 500 000 an.
Wider abgelehnt wieder telefoniert usw.
Dann bietet der Manager plötzlich 10 Milliarde an.
Jetzt ruft der der Papst seine Rechtsabteilung an und fragt: wann lauft unser Vertrag mit den vereinigten Bäcker aus?

Gruß.

Balázs

der gehört ins Witzebrett.

das zeigt mal wieder, dass die leute nix wissen…
Mal wieder ein großer Haufen Halbbildung:

Nach christlichem Selbstverständnis erkläre ich dir hier erst einmal das Verhältnis Gott/Jesus.

  1. Gott = Gottvater
  2. Gott ist keinen Veränderungen unterworfen (sonst wäre er nicht Gott)
  3. Wenn er keinen Veränderungen unterworfen ist, muss er von Beginn (und der Beginn ist ebenfalls Gott) an Vater gewesen sein
  4. Wenn er von Beginn an Vater war, muss auch der Sohn von Beginn an sein.
  5. Wenn der Sohn mit und nicht nach dem Beginn war (sonst wäre er Geschöpf) muss er = Gott sein
  6. Vater = Gott = Sohn = Jesus

(der Beweisgang ist mit der Bibel belegt)

Wie genau das Verhältnis von Gott-Vater und Gott-Sohn aussieht, (ohne es näher zu erläutern) wird im Glaubensbekenntnis(en) von Chalzedon & Nizäa definiert.

Und damit spielt Jesus Christus (mit Christus ist der menschgewordene Gott gemeint) auch nicht in der selben Liga, wie wir Menschen (wie mein Vorposter meint). Er ist kein „Held“ oder soetwas, denn für ihn gelten solche Maßstäbe nicht und er ist auch kein Markenprodukt, dass man verkaufen kann. Denn Gott teilt sich nach christlichem (und nicht allein katholischem) Verständnis von sich aus mit und nicht dann, wenn man ihn herbeiruft. Er ist kein Flaschengeist und man hat auch nicht mittels Arkandisziplinen zugriff auf ihn - das nämlich behaupten andere antike Religionen von sich (und teilweise auch apogryphe Schriften, aber deswegen sind sie ja auch Apogryphen und keine Evangelien).

Und die katholische Kirche streitet ja auch gar keine Paralellen zu anderen Kulten ab - im Gegenteil: Sie sieht die anderen Religionen als verkappte Christen, die nur noch nicht wissen, dass sie eigentlich nach Jesus Christus streben möchten. Deswegen kann es schon mal sein, dass das „Sohn-Gottes-Motiv“ auch in ihrer Religion auftaucht, aber wenn sie zur wahren Erkenntnis gelangen, dann finden sie auch die Fehler in ihrer Religion.

Ums kurz zu sagen: Wenn das „Sohn-Gottes-Motiv“ in anderen Religionen auftaucht, ist das den Christen wurscht, denn sie haben das Original und davon gibts nur eines und das ist unwiederholbar.

So viel zum Thema…

Halb- und Vollbildung
Was für eine Bildung meinst du denn zu haben, wenn du mir dogmatische Luftprodukte vermittelst, die so willkürlich sind, wie die von Grimms Märchen. Dass Kinder auch von Märchen schon mal was lernen können, schließt die Bildung als reines Luftprodukt, ohne wahres Wissen, nicht aus. Im Übrigen wundert es mich immer wieder aufs Neue, wie Erwachsene auf Massen-Ideologien hereinfallen, die man ihnen dogmatisch als „Wahrheit“ anerzieht, denn das klappt ja nicht nur bei den Christen, sondern in jeder Art von Religion und Kultur. Und Politiker wissen auch, dasselbe Phänomen funktioniert bei den Massen völlig ohne jede Religion.

Es bleibt das ewige Phänomen der Kulturen, wahres Wissen von bloßem Glauben zu unterscheiden.

Trotzdem danke ich für deine Mühe, durch deine Vollbildung meine Halbbildung überwinden zu wollen, was mir aber, wie du siehst, nicht gelingt.

Gruß
C.

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Probleme christlicher Argumentation
Hi holowachuk.

Danke für deine engagierte Replik.

  1. Wenn (Gott) keinen Veränderungen unterworfen ist, muss er von Beginn (und der Beginn ist ebenfalls Gott) an Vater gewesen sein
  2. Wenn er von Beginn an Vater war, muss auch der Sohn von Beginn an sein.

Wenn die Begriffe Vater und Sohn Sinn machen sollen, muss es einen „Zeugungsakt“ gegeben haben, der, wie jeder Akt, zeitlich ist und ein Vorher und Nachher voraussetzt. In der christlichen Argumentation, auch in deiner, ist nicht immer klar zu erkennen, ob ´Vater´ und ´Sohn´ metaphorisch oder wörtlich zu verstehen sind. Oder beides. Oder nichts davon. Christliche Argumentation ist oft etwas verwirrend :smile:

Im Falle der Metaphorik verwirren diese Metaphern jedenfalls mehr als dass sie erleuchten, und im Falle des wörtlichen Verständnisses sind sie, im Kontext deiner Aussage, schlichtweg unlogisch.

(der Beweisgang ist mit der Bibel belegt)

Gerade die Bibel aber ist nachweislich und weitgehend ein Fälschungsprodukt, das erst später, im 4. Jhd., zu seiner endgültigen Form fand. Textkritisch gesehen, beweisen ihre Texte (inbesondere die Evangelien) nichts, sondern wurden geschrieben und aus Hunderten von konkurrierenden Fassungen gezielt ausgewählt, um bestimmte Dogmen zu beweisen. Das ist ein Unterschied.

Wie genau das Verhältnis von Gott-Vater und Gott-Sohn
aussieht, (ohne es näher zu erläutern) wird im
Glaubensbekenntnis(en) von (…) Nizäa definiert.

Ja, nachdem es zu heftigen Tumulten gekommen war, bei denen das Bekenntnispapier der Arianer zerrissen wurde, worauf fast alle Unterzeichner dieses Papiers zur trinitarischen Seite wechselten.

Wahrheitsfindung nach Art des christlichen Hauses?

und er ist auch kein Markenprodukt, dass man verkaufen kann.

Dieser Gesichtspunkt stammt ursprünglich von mir (in diesem Forum), und ich halte daran fest. Alle vier Evangelien wurden mit Absicht des religiösen Marketings geschrieben (von unbekannten Autoren, die Jesus nie gesehen hatten), d.h. sie waren Werbetexte für das sich gerade erst ausbreitende Christentum. JC wurde dabei mit Eigenschaften ausgestattet, die von anderen Religionen importiert wurden. Das ist der springende Punkt. Werbung an sich ist ja ok, die Frage ist nur, wie frei gehen die Texter mit der Wahrheit um?

Und die katholische Kirche streitet ja auch gar keine
Paralellen zu anderen Kulten ab - im Gegenteil: Sie sieht die
anderen Religionen als verkappte Christen, die nur noch nicht
wissen, dass sie eigentlich nach Jesus Christus streben
möchten.

Wie auch der Islam seinerseits behauptet, die wahre Vollendung des Christentums zu sein.

Wenn das „Sohn-Gottes-Motiv“ in anderen
Religionen auftaucht, ist das den Christen wurscht, denn sie
haben das Original und davon gibts nur eines und das ist
unwiederholbar.

Ja ja, das sagen die Muslime auch von ihrem Koran, dass dieser die wahre und endgültige Offenbarung ´Gottes´sei…

Chan

Gerade die Bibel aber ist nachweislich und weitgehend ein
Fälschungsprodukt, das erst später, im 4. Jhd., zu seiner
endgültigen Form fand.

Ist das nicht ein wenig weit aus dem Fenster gelehnt? 1. müßte es dann ja Originale geben, die gefälscht wurden. Wenn aus einer Auswahl von Vorlagen am Ende eine ausgewählt, eine andere verworfen wurde, ist das Selektion, nicht Fälschung. Läßt sich für große Teile („weitgehend“) der Bibel wirklich belegen („nachweislich“), daß hier Urtexte gefälscht wurden?
2. trifft das 4. Jhd. auf das Ende der Kanonbildung (also der Entscheidung, welche Bücher zur Bibel gehören sollten, welche nicht) zu, die Bücher selber waren schon früher (die alttestamentlichen schon lange früher) fertig geschrieben.

Gruß, Martinus

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Fälschung im NT
Hi Martinus.

Gerade die Bibel aber ist nachweislich und weitgehend ein
Fälschungsprodukt, das erst später, im 4. Jhd., zu seiner
endgültigen Form fand.

1.müßte es dann ja Originale geben, die gefälscht wurden

„Fälschung“ verwende ich in folgenden Zusammenhängen:

  1. Die Autorennamen der Evangelien sind erfunden.

  2. Diese Evangelien wurden eine Zeitlang nur mündlich überliefert. Die Niederschrift fand erst in der ersten Hälfte des 2. Jhds. statt. Versehentliche sowie absichtliche Übertragungsfehler darf man getrost voraussetzen. Die Niederschriften wurden dann auch wieder kopiert und kopiert und kopiert, was die gleichen Übertragungsfehler begünstigte. Die Geschichte des Christentums ist dermaßen gepflastert mit nachweislichen Fälschungen (sehr prominent ist die Konstantinische Schenkung), dass es naiv wäre, die Evangelien davon auszunehmen.

  3. Nur ein Beispiel ist der Mythos der Jungfrauengeburt im Matthäus-Evangelium. Dieser ist zunächst mal, nicht anders als die Gottessohnschaft, bereits bestehenden Religionen entliehen, z.B. in Ägypten, wo Gott Amun-Re einer jungfräulichen Königsgattin einen „göttlichen“ Sohn zeugt, oder in Griechenland die Jungfrau Danae, welche Zeus´ Samen empfängt, aus dem Pereus wurde.

Laut Irenäus (2. Jahrhundert) und Epiphanius (4. Jahrhundert) gehörte dieses Dogma aber nicht zu dem Matthäus-Evangelium, das sie kannten. Sie berichten übereinstimmend, dass darin eine solche Geburt nicht behauptet wird. Also ist das überlieferte Evangelium in diesem Punkt gefälscht.

Wenn aus einer Auswahl von Vorlagen am Ende eine ausgewählt, eine
andere verworfen wurde, ist das Selektion, nicht Fälschung.

Selektion ist Fälschung, wenn anhand der selektierten Texte Dogmen gestützt werden, die erst nach JCs Tod unabhängig von seinen hypothetisch authentischen Aussagen erfunden wurden. Bekanntlich liegen uns keine authentischen Jesus-Sprüche vor.

Läßt sich für große Teile („weitgehend“) der Bibel wirklich
belegen („nachweislich“), daß hier Urtexte gefälscht wurden?

Da die überlieferten Texte nachweislich in hohem Maße „frisiert“ wurden, muss man das wohl so sehen. Wobei natürlich auch bei den Urtexten (mündlich oder schriftlich) bereits vorausgesetzt werden darf, dass sie mit der Wahrheit sehr flexibel umgingen.

Chan

Nachtrag: Was Deschner dazu sagt

Gerade die Bibel aber ist nachweislich und weitgehend ein
Fälschungsprodukt, das erst später, im 4. Jhd., zu seiner
endgültigen Form fand.

Ist das nicht ein wenig weit aus dem Fenster gelehnt?

Ich zitiere dazu zwei Deschner-Texte.

Zunächst eine Passage aus Karlheinz Deschners ´Abermals krähte der Hahn´, S.159-166:

(Kursivsetzung ganz unten von mir)

"Nun vollzog sich das Abschreiben der Evangelien natürlich nicht fehlerfrei. Länger als zwei Jahrhunderte waren sie unabsichtlichen und absichtlichen Eingriffen der Kopisten ausgesetzt, erfuhren sie bei ihrer Verbreitung durch den praktischen Gebrauch, um mit den Theologen Feine - Behm zu sprechen, „ganz von selbst mannigfache Veränderungen, aber auch absichtsvolle Erweiterungen und Kürzungen“, haben kirchliche Glossatoren bzw. Redaktoren, wie der Theologe Hirsch nachweist, an ihnen weiter ‚poliert‘, ‚ergänzt‘, ‚harmonisiert‘, ‚geglättet‘ und ‚verbessert‘; so dass schließlich, wie der Theologe Lietzmann schreibt, „ein ganzer Urwald von gegeneinander stehenden Lesarten, Zusätzen und Auslassungen entstanden ist“ und, wie der Theologe Knopf erklärt, „wir an vielen Stellen den ursprünglichen Text nicht mit Sicherheit oder auch nur Wahrscheinlichkeit feststellen können“ Doch ist nicht einmal dieser Zug im Christentum originell. Denn auf ähnliche Weise verbesserten schon die alten Ägypter ihre Heiligen Schriften.

Wie die Textgeschichte lehrt, wurde am meisten und vor allem absichtlich in der ältesten Zeit geändert, weil nämlich die Evangelien, wie wir gleich sehen werden, fast ein Jahrhundert lang gar nicht als heilig und unantastbar gegolten haben. Man strich und setzte zu, paraphrasierte und erging sich in der Ausmalung von Details, man erzählte überhaupt mehr nach, als dass man korrekte Kopien lieferte. Bis gegen 200 verfuhr man mit den Evangelien nach Bedarf und Geschmack. Doch haben sie auch spätere Abschreiber noch verändert, neue Wunder eingefügt oder die vorhandenen weiter gesteigert.

Um der heillosen Verwilderung ein Ende zu machen, beauftragte im Jahre 383 Bischof Damasus von Rom den Dalmatiner Hieronymus, mit der Herstellung eines einheitlichen Textes der lateinischen Bibeln, von denen auch nicht zwei in längeren Abschnitten übereinstimmten. Der päpstliche Sekretär änderte dabei den Wortlaut der Vorlage, die er als Basis für seine „Berichtigung“ der vier Evangelien benutzte, an etwa 3500 Stellen. Diese Übersetzung des Hieronymus, die Vulgata, die allgemein Verbreitete, von der Kirche jahrhundertelang abgelehnt, wurde im 16. Jahrhundert auf dem Konzil von Trient für authentisch erklärt."

Zitat Ende.

Hier ist eine Deschner-Passage aus ´Der gefälschte Glaube´, S. 26-32:

"Besonders krass und zahlreich sind die Differenzen zwischen dem vierten Evangelisten, dem Lieblingsevangelisten der Kirche, dem angeblichen Augenzeugen Johannes, und seinen Vorgängern Markus, Matthäus, Lukas, den Synoptikern; so genannt (erstmals durch den Jenaer Theologen J. J. Griesbach im Jahr 1774) wegen ihrer teilweisen Übereinstimmung, ihrer Zusammenschaubarkeit, Synopsis

Bei den Synoptikern beruft Jesus seine ersten Jünger nach der Verhaftung des Täufers, bei Johannes vorher. Bei den Synoptikern beruft er sie in Galiläa, bei Johannes in Judäa. Bei den Synoptikern trifft er sie am See Genezareth beim Fischfang, bei Johannes als Jünger von Johannes dem Täufer. Laut Markus tritt Jesus nach der Gefangennahme des Täufers durch Herodes öffentlich auf, im Johannesevangelium hat Jesus zeitweise gemeinsam mit dem Täufer gewirkt. Die Tempelreinigung, die bei Matthäus und Lukas am ersten, bei Markus am zweiten Tag nach Jesu Einzug in Jerusalem erfolgt, jedenfalls bei allen Synoptikern gegen Ende seiner öffentlichen Tätigkeit, erfolgt bei Johannes am Anfang derselben. Bei Markus bildet Jesu Salbung in Bethanien den Abschluss seines Wirkens in Jerusalem, bei Johannes geschieht sie schon vor Jesu Einzug in die Stadt. Bei Markus verbirgt Jesus seine messianische Würde bis in seine letzten Lebenstage, bei Johannes erscheint er im ersten Kapitel als Messias und verlangt auch überall als solcher anerkannt zu werden. Noch nicht einmal im Datum der Kreuzigung stimmt Johannes mit den Synoptikern überein."

Zitat Ende.

Chan

Fälschungs-Phantasien
Ohne, daß ich mich in diese religionshistorisch abstruse Diskussion einhängen will, nur ein paar Bemerkungen.

  1. Die Autorennamen der Evangelien sind erfunden.

Wie die Autorennamen einer Unmenge von antiken philosophischen und religiösen Texten ebenfalls. Die Tradition, eine persönliche, identifizierbare Autorenschaft obligatorisch anzugeben, entstand erst Jahrhunderte später. Was ist daran besonders?

  1. Diese Evangelien wurden eine Zeitlang nur mündlich überliefert. Die Niederschrift fand erst in der ersten Hälfte des 2. Jhds. statt.

Pure Phantasie hat in diesem Brett eigentlich nichts zu suchen. Wo hast du den Unsinn denn her?

Laut Irenäus (2. Jahrhundert) und Epiphanius (4. Jahrhundert) gehörte dieses Dogma aber nicht zu dem Matthäus-Evangelium, das sie kannten. Sie berichten übereinstimmend, dass darin eine solche Geburt nicht behauptet wird. Also ist das überlieferte Evangelium in diesem Punkt gefälscht.

Auch dies ein Unsinn, den du irgendwo, wie vieles, aus dem Netz abgeschrieben oder zumindest falsch verstanden hast. Beide Autoren schreiben vielmehr über ein Evangelium, welches die Ebioniten benutzten, und das diese als Matthäus-Ev. bezeichneten. Bei dem sie aber offenbar die Jungfrauengeburts-Episode weggelassen hätten, weil sie diese (wie btw. viele andere damalige Autoren ebenfalls)leugneten. Er schloß diese deswegen von der Zugehörigkeit zum Christentum aus. Irenäus Adv. haer. V.1.3 u.a.

Epiphanius (Panarion 30) erwähnt explizit, daß die Ebioniten das Mt-Ev. in einer „verstümmelten“ Form benutzt haben.

Bei dem nicht aufgefundenen, von ihm und von anderen Autoren angedeuteten „Ur-Matthäus“ in aramäischer Sprache handelt es sich dagegen um einen ganz anderen text, der im Übrigen auch komplett gewesen sein soll.

Metapher

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Mehr Phantasie als im NT geht nicht
Hi Metapher.

Ohne, daß ich mich in diese religionshistorisch abstruse
Diskussion einhängen will, nur ein paar Bemerkungen.

Sehr abstrus, klar. Aber doch nicht ganz so abstrus wie vieles, was im NT als authentisch ausgegeben wird.

  1. Die Autorennamen der Evangelien sind erfunden.

Wie die Autorennamen einer Unmenge von antiken philosophischen
und religiösen Texten ebenfalls.

Die Bibel wird von der Kirche als von „Gott“ inspiriert ausgegeben bzw. als das „Wort Gottes“. Da wird man doch etwas strengere Maßstäbe anlegen dürfen als bei philosophischen und religiösen Texten, die hierzulande weitaus marginalere Bedeutung haben als die Bibel.

Die Tradition, eine persönliche, identifizierbare Autorenschaft obligatorisch anzugeben, entstand erst Jahrhunderte später. Was ist daran besonders?

Besonderes ist daran gar nichts, wenn man bedenkt, dass die falschen Namen nur die Spitze vom Fälschungs-Eisberg sind.

Dir wird das Wort „Pseudoepigraphie“ ein Begriff sein. Das ist die fälschliche Zuschreibung eines Werks an eine bestimmte Person. Im Falle des Matthäus-Evangeliums z.B. geschah das bewusst in der Absicht, den Eindruck zu erwecken, dass der Text vom Apostel Matthäus stammt (was von der Bibelwissenschaft bestritten wird). Eine solche Falschzuschreibung ist Fälschung bzw. Verfälschung, unabhängig von der „Echtheit“ des Textes. Ihr Zweck war in diesem Fall die psychologische Manipulation der Adressaten des Textes.

Dass solche Strategien zu jener Zeit üblich waren, zeigt nur, dass man jener Zeit nicht trauen kann, wenn es um Wahrhaftigkeit geht.

  1. Diese Evangelien wurden eine Zeitlang nur mündlich überliefert. Die Niederschrift fand erst in der ersten Hälfte des 2. Jhds. statt.

Pure Phantasie hat in diesem Brett eigentlich nichts zu
suchen. Wo hast du den Unsinn denn her?

Na ja, wenn pure Phantasie hier nichts zu suchen hätte, dann müssten eine Menge christlicher Statements hier gelöscht werden :smile: Aber im Ernst: ich hatte mich verschrieben und die Zahlen vertauscht, korrekt heißt es natürlich: „zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts“.

Wobei diese Differenz im Gesamtzusammenhang ohnehin keine Bedeutung hat.

Beide Autoren schreiben vielmehr über ein Evangelium, welches
die Ebioniten benutzten, und das diese als Matthäus-Ev.
bezeichneten. Bei dem sie aber offenbar die
Jungfrauengeburts-Episode weggelassen hätten, weil sie diese
(wie btw. viele andere damalige Autoren ebenfalls)leugneten.

Es war Ignatius von Antiochien (kurz nach 100, jetzt aber in echt), der die Jungfrauengeburt als erster zum Dogma erhob, und das vermutlich, weil es zur angeblichen Gottessohnschaft von Jesus perfekt passt (ein Mensch als Vater kam für einen Gottessohn nicht in Frage). Beide Dogmen stützen sich also gegenseitig, besser geht´s doch nicht. Und beide sind importiert, wie so vieles andere.

Zweifelst du etwa auch daran?

Er schloß diese deswegen von der Zugehörigkeit zum Christentum
aus. Irenäus Adv. haer. V.1.3 u.a.

Wie auch die gnostischen Christen ausgeschlossen wurden, die sich selbst als reine Christen betrachteten. Sie zweifelten an der Gottessohnschaft und logischerweise auch an der Jungfrauengeburt.

Epiphanius (Panarion 30) erwähnt explizit, daß die Ebioniten das Mt-Ev. in einer „verstümmelten“ Form benutzt haben.

Was ist anderes von jemandem zu erwarten, der ein Befürworter des Jungfrauengeburs-Dogmas ist? Epiphanius war ein kämpferischer Verfechter des Dogmas von der Gottessohnschaft, da kann es nicht verwundern, dass er die dazu parallel laufende Jungfrauengeburt favorisiert und alle Gegner entsprechend denunziert. Er war ein heftiger Gegner der Arianer, und wie man mit denen umsprang, auch in Nizäa, weißt du ja. Zu diesen Zeiten gab es zwischen Vertretern entgegengesetzer theologischer Positionen alles Mögliche, aber keine Fairness. Lügen und Verdrehen gehörte zum theologischen Geschäft. Epiphanius hielt natürlich auch die gesamte Philosophie für „Ketzerei“. Das von dir angeführte Panarion war nichts anderes als ein Verzeichnis ketzerischer Positionen, und zwar 80 an der Zahl, darunter auch Origines. Der Mann war also eifrig im Verketzern und daher gewiss auch nicht zimperlich im Verdrehen.

Wenn du das anders siehst, bitte schön.

Abschließend ein paar Worte des Theologen Lüdemann, der Christ ist, aber das NT als „großen Betrug“ bezeichnet:

(Zitat, Quelle ganz unten):

"Literaturen: Abgestreift haben Sie aber den Glauben an das Neue Testament, das Sie als Theologe nun seit über vierzig Jahren erforschen. Sie sprechen von einem großen Betrug.

Lüdemann: So ist es. Der überwiegende Teil – etwa 95 Prozent – der im Neuen Testament überlieferten Jesusworte gehen auf glatte Fälschungen zurück. Sätze wie «Ich bin die Wahrheit und das Leben» oder «Dies ist mein Leib, für Euch gegeben» hat Jesus nie gesagt. Und so zerfiel mir irgendwann die Vorstellung des Herrn Jesus, die ich aus meiner lutherischen Tradition heraus hatte. Dieses Bild eines gütigen Mannes mit langen Haaren und im Kreise seiner Jünger. Der souveräne Herr über Himmel und Erde, das Leben und den Tod. So ist er ja überall präsent, in den Kirchen, auf Friedhöfen und in Wohnungen. Vor allem aber in der Phantasie der Gläubigen.

Literaturen: Aber sind denn die historischen Fakten entscheidend? Oder lässt sich – da doch Religion per se etwas Irrationales einschließt – nicht auch an eine Fiktion glauben?

Lüdemann: Ich zumindest kann das nicht. Zumal die Erfindungen, die den Glaubensinhalt des Neuen Testaments weitgehend ausmachen, ja nicht auf gute Absichten zurückgehen…"

Zitat Ende.

(Weiteres Zitat, Quelle ganz unten:smile:

"Jesus wurde nicht von einer Jungfrau geboren.

Jesus wollte nicht für die Sünden der Welt sterben.

Jesus war nicht sündlos, sondern hat auch nach eigenem Verständnis Sünde getan. Sonst hätte er sich nicht von Johannes dem Täufer zur Vergebung der Sünden taufen lassen.

Jesus hat das in Kürze anbrechende Reich Gottes erwartet, gekommen ist die, Kirche.

Die meisten Jesusworte sind Jesus erst nachträglich in den Mund gelegt worden, um Gegner in den eigenen Reihen und ungläubige Juden zu bekämpfen.

Der Antisemitismus hat Wurzeln im Neuen Testament.

Im Neuen Testament wird den ungläubigen Juden ganz zu Unrecht die Schuld am Tode Jesu Schuhe geschoben.

Jesus hat keins der Worte am Kreuz gesprochen.

Die Auferstehung Jesu beruht auf einer subjektiven Vision und nicht auf der Auferweckung bzw. der Verwandlung eines Leichnams zu einer neuen Körperlichkeit.

Paulus hat Jesus persönlich gar nicht gekannt."

Zitat Ende.

Chan

http://www.kultiversum.de/Literatur-Literaturen/Chri…

http://www.kreudenstein-online.de/Bibelkritik/Kirche…

Kleine Korrektur
Ich hatte mich vertippt und „Origines“ geschrieben, der Gute hieß aber „Origenes“. Nicht, dass man mir das auch noch anhängt und dabei die viel wichtigeren Probleme übersieht bzw. verharmlost, die das NT in puncto Wahrhaftigkeit bereitet.

Gerade die Bibel aber ist nachweislich und weitgehend ein
Fälschungsprodukt, das erst später, im 4. Jhd., zu seiner
endgültigen Form fand.

1.müßte es dann ja Originale geben, die gefälscht wurden

„Fälschung“ verwende ich in folgenden Zusammenhängen: …

(1) Wer über Texte spricht, die annähernd 2000 Jahre alt sind, sollte sich bewußt sein, daß es nur wenig gibt, das wirklich nachweis bar ist. Am ehesten noch geographische Angaben, sicher keine Erzählungen oder Ereignisse, die keine nachhaltigen Spuren hinterlassen haben. Damit sind auch Veränderungen nicht nachweisbar, höchstens „wahrscheinlich“.

(2) Die Bibel ist eine umfangreiche Sammlung von Geschichten und Berichten, Liedern und Sprichworten. Weitgehend muß weiter blicken als nur auf die Evangelien, die nur einen kleinen Teil dieser Sammlung ausmachen. Nicht zuletzt mangels Nachweises ist es letztlich unmöglich, eine gesicherte Aussage über den Umfang zu treffen.

(3) Als Fälschung verstehen wir heute landläufig eine Veränderung, die in der böswilligen Absicht vorgenommen wurde, sich selber einen Vorteil (oder anderen einen Nachteil) zu verschaffen. Veränderungen, die auf Grund der Überlieferungstradition entstanden sind gehören nicht dazu. Auch die Zuschreibung eines eigenen Textes an einen bekannten Autor war damals üblich und fällt nicht unter unser heutiges Verständnis einer Fälschung.

Die Bibel ist ebensowenig ein gesicherter Bericht historischer Tatsachen, wie sie eine nachweislich weitgehende Fälschung desselben ist. Sie ist eine Sammlung von Geschichten, Gedichten und Berichten, über deren Bedeutung, Wahrhaftigkeit, Historizität und Parteilichkeit man sehr geteilter Meinung sein kann. Auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die z.B. texkritisch erworben werden können, bieten nur Anhaltspunkte, um diese Texte einzuordne. Nicht weniger aber auch nicht mehr.

Gruß, Martinus

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Ich hatte mich vertippt und „Origines“ geschrieben, der Gute
hieß aber „Origenes“. Nicht, dass man mir das auch noch
anhängt und dabei die viel wichtigeren Probleme übersieht bzw.
verharmlost, die das NT in puncto Wahrhaftigkeit bereitet.

Was verstehst du denn jetzt unter „Wahrheit“ und wie verträgt sich das überhaupt mit einem religiösen Text? Historisch ist ja immernoch nicht 100% klar, ob es Jesus überhaupt gegeben hat.

Historische und theologische Wahrheit

Ich hatte mich vertippt und „Origines“ geschrieben, der Gute
hieß aber „Origenes“. Nicht, dass man mir das auch noch
anhängt und dabei die viel wichtigeren Probleme übersieht bzw.
verharmlost, die das NT in puncto Wahrhaftigkeit bereitet.

Was verstehst du denn jetzt unter „Wahrheit“ und wie verträgt
sich das überhaupt mit einem religiösen Text?

Da wäre zunächst mal die schlichte historische Wahrheitsfrage: gab es Jesus überhaupt, d.h. gab es eine Person, auf die die in den Evangelien angeführten äußerlichen Ereignisse auch nur annähernd zutrafen? Eine Antwort darauf kann nur ein Ratespiel sein. Man kann aber davon ausgehen, dass es eine Person X gab, die zumindest Anlass für all die Legenden war, die sich nach und nach um die Jesusfigur bildeten.

Es klingt jetzt vielleicht ein bisschen zu salopp, aber man könnte das Verhältnis dieser historischen Person zum biblischen Jesus Christus (mit all seinen theologischen Zutaten wie Gottessohnschaft usw.) analog setzen zum Verhältnis von Johnny Depp zu Captain Jack Sparrow.

Die nächste Ebene ist die religiöse Wahrheitsfrage: was hat dieser Jesus verkündet? Hier gilt es in bibelkritischen Kreisen weitgehend als sicher, dass die Jesus-Aussprüche in den Evangelien allesamt oder fast allesamt später hinzugedichtet wurden. Weiterhin lassen sich viele christliche Dogmen als Importe und damit als nicht genuin christlich einordnen.

Ich nenne ein paar Beispiele für Importe:

  1. der Logos als Anfang der Schöpfung (gab es schon in Ägypten)

  2. die Trinität (Ägypten, Gnosis)

  3. Messiaserwartung (Ägypten, Assyrien)

  4. Zeugung durch einen Gott bzw. Gottessohnschaft (Beispiele im UP)

  5. Engel als Helfer Gottes (Zarathustra)

  6. Jungfrauengeburt (Isis-, Mithraskult usw.)

  7. Erlöser (Osiris-, Mithraskult usw.)

  8. Marienkult (ähnliches in Ägypten, Griechenland, Rom)

  9. Satan (Ahriman bei Zarathustra)

  10. Wasser zu Wein (Dionysoskult)

Ich breche die Liste hier mal ab.

Dies alles als Importe vorausgesetzt plus die Erfundenheit der (zumindest meisten) Jesus-Sprüche, fällt auch der religiöse Wahrheitsanspruch des Christentums wie ein Kartenhaus zusammen.

Chan

Stellenwert der Bibel

(1) Wer über Texte spricht, die annähernd 2000 Jahre alt sind,
sollte sich bewußt sein, daß es nur wenig gibt, das wirklich
nachweis bar ist. … Damit sind auch Veränderungen nicht
nachweisbar, höchstens „wahrscheinlich“.

Ich verweise auf das ausführliche Deschner-Zitat in meinem Post „Nachtrag: Was Deschner dazu sagt“.

(2) Die Bibel ist eine umfangreiche Sammlung von Geschichten
und Berichten, Liedern und Sprichworten. Weitgehend muß weiter
blicken als nur auf die Evangelien, die nur einen kleinen Teil
dieser Sammlung ausmachen.

Klein aber oho. Immerhin das Herzstück der Sammlung.

(3) Als Fälschung verstehen wir heute landläufig eine
Veränderung, die in der böswilligen Absicht vorgenommen wurde,
sich selber einen Vorteil (oder anderen einen Nachteil) zu
verschaffen.

Ich unterstelle ja gar nicht Böswilligkeit. Ich unterstelle nur die Absicht zur Manipulation, das allerdings durchaus, wie du es ausdrückst, um „sich einen Vorteil zu verschaffen“. Das mag in gutem Glauben geschehen sein, d.h. man dachte, gut, also im Sinne von „Christus“ zu handeln, wenn man verdreht und hinzudichtet usw. Allerdings ist diese Art von zweckorientierter Moral (der Zweck heiligt die Mittel) heutzutage mit Recht umstritten. Und es entbehrt nicht der Ironie, dass ausgerechnet der Jesus-Spruch „Ich bin die Wahrheit“ eine hinzugedichtete Erfindung, also eine Lüge, ist (das sagt z.B. der Theologe Gerd Lüdemann).

Auch die Zuschreibung eines eigenen Textes an einen bekannten Autor war damals üblich und fällt nicht unter unser heutiges Verständnis einer Fälschung.

  1. Die Zuschreibung war „sekundär“, d.h. der anonyme Text wurde nachträglich von Vertretern der Alten Kirche dem Apostel Matthäus (der kein „Autor“ war) zugeschrieben.

  2. Deinen relativistischen Standpunkt kann ich absolut nicht teilen. Fälschung ist Fälschung, egal wann, wo und warum. Bloß weil es in einer bestimmten Epoche üblich war, zu fälschen und falsch zuzuschreiben, heißt das nicht, dass das keine Fälschungen und Falschzuschreibungen sind. Immerhin geschah z.B. die Falschzuschreibung des Mt-Ev, wie ich in der Antwort an Metapher schon sagte, bewusst, um die Leser irrezuführen, indem man vorgaukelte, ein Apostel und Augenzeuge von Jesus sei der Verfasser gewesen.

Sie ist eine Sammlung von Geschichten, Gedichten und Berichten, über deren Bedeutung, Wahrhaftigkeit, Historizität und Parteilichkeit man sehr geteilter Meinung sein kann.

Du stellst die Bibel hin, als sei sie ein antiker Fact-Fiction-Romen, den man goutieren kann oder auch nicht. Sie ist aber sehr viel mehr. Sie ist die Grundlage für eine Religion, die über viele Jahrhunderte große Teile der Erde beherrscht hat und für die zahllose Menschen auf grausame Weise ihr Leben lassen mussten bzw. verstümmelt wurden. Noch heute prägt sie, direkt oder indirekt, das Denken und Fühlen von Aber Millionen Menschen.

Chan

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Hallo

Die nächste Ebene ist die religiöse Wahrheitsfrage: was hat dieser :Jesus verkündet?

Z.B. das:

Johannes 3,15 damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Mark.13.10… Und allen Heidenvölkern muß zuvor das Evangelium verkündigt werden.

Das hat er verkündet, wie genauer und noch verständlicher sollte es denn verkündet werden?
Unübersehbar ist es keinesfalls, daher wird lt. Bibel u.a. auch wiederholt darauf hingewiesen, dass es nichts negatives bedeutet was Gott dem „Gast“ Mensch hier auf der Erde anbietet:

Joh.3, 35 Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.

Ich nenne ein paar Beispiele für Importe:

  1. der Logos als Anfang der Schöpfung (gab es schon in Ägypten)
  2. die Trinität (Ägypten, Gnosis)
  3. Messiaserwartung (Ägypten, Assyrien)
  4. Zeugung durch einen Gott bzw. Gottessohnschaft (Beispiele im UP)
  5. Engel als Helfer Gottes (Zarathustra)
  6. Jungfrauengeburt (Isis-, Mithraskult usw.)
  7. Erlöser (Osiris-, Mithraskult usw.)
  8. Marienkult (ähnliches in Ägypten, Griechenland, Rom)
  9. Satan (Ahriman bei Zarathustra)
  10. Wasser zu Wein (Dionysoskult)
    Ich breche die Liste hier mal ab….

…fällt auch der religiöseWahrheitsanspruch des Christentums wie ein Kartenhaus
zusammen.

Diese „Liste“ wurde von Menschen erstellt, die „ganze Schrift „ hingegen wurde von Gott inspiriert- 2.Tim.3,16,17…u.v.a.
die Frage ist nur welches „Kartenhaus“ zuerst zusammenfällt… speedytwo