Was macht Dich so sicher, dass das wirklich in allen Teilen
Deutschlands so sei? Ich lebe hier im Schwäbischen und ich
meine, dass der Unterschied bei uns sehr wohl gemacht wird.
Ich selbst mache ihn jedenfalls.
Ich dachte bisher, dass die Auslautverhärtung ein Phänomen aller deutschen Dialekte ist. Mir ist keine Ausnahme bekannt, aber natürlich kann ich mich irren. Übers Standarddeutsche (und auch über meinen eigenen Dialekt, das Obersächsische) kann ich mit Gewissheit sagen, das Tod und tot gleich ausgesprochen werden, dasselbe übrigens bei Rad und Rat.
In einigen Gegenden wird allerdings zwischen Rad und Rat unterschieden, da liegt der Unterschied aber beim Vokal: Rat klingt dann wie „Raat“ (wie im Standarddeutschen also) und Rad wie „Ratt“.
Ich hatte vor einiger Zeit hier schon einmal eine Diskussion,
wo bebautet wurde, „ei“ hätte im Deutschen immer den gleichen
Lautwert.
Das hat es im Standarddeutschen auch. In der Hochsprache wird der Baum und die Wiese wirklich gleich gesprochen, da gibt es keinen Unterschied, beides ist [ˈvaɪ̯də]. Wenn die beiden Wörter aber z.B. unterschiedlichen Ursprungs sind, können diese in den Dialekten auch anders gesprochen sein. Anderes Beispiel: zwei und drei reimen sich perfekt in der Hochsprache, beide Male wird der Diphthong gleich ausgesprochen. Aber in vielen Dialekten eben nicht. Im Sächsischen heißt’s da „zwee“, aber „trai“ (und nicht etwa *tree). Das liegt daran, dass da im Alt- und Mittelhochdeutschen andere Laute standen. Ich denke, das könnte auch bei „Weide“ der Fall sein. Das weiß ich aber mangels Verwendung dieser beiden Wörter nicht für meinen eigenen Dialekt.
Das stimmt aber nicht. Das Wort „Weide“ wird im
Schwäbischen unterschiedlich ausgesprochen, je nachdem, ob es
sich einen Baum oder eine eingezäunte Wiese handelt. Menschen,
die nicht aus dem Schwäbischen kommen, kennen diesen
Unterschied nicht und verblüffenderweise hören sie ihn nicht
einmal, wenn man es ihnen vorspricht. Vielleicht ist es mit
dem Laut am Ende von Tod/tot genauso?
Für „Weide“ glaub ich dir das; vermutlich habt ihr Schwaben da einmal den „drei“-Laut und einmal den „zwei“-Laut drin. Im Sächsischen würde ich da auch „Weede“ und „Waide“ erwarten, weiß es aber nicht, weil ich die Wörter nie auf Sächsisch verwendet oder gehört habe.
Bei Tod/tot glaube ich es nicht, da ich wie gesagt nie davon gehört hätte, dass einige Dialekte keine Auslautverhärtung hätten.
Es kommt aber oft vor, dass Leute denken, da wäre ein Unterschied, obwohl es eigentlich keinen gibt. Dann artikulieren sie einen künstlichen Unterschied, weil sie vom Schriftbild her gehen, während sie diesen Unterschied nicht machen, wenn sie „normal“ (unaufmerksam) frei sprechen.
Also kurzgefasst: im Standarddeutschen („Hochdeutsch“) sind Tod/tot, Rad/Rat und Weide/Weide jeweils identisch gesprochen. Bei Weide könnte der Vokal evtl. in manchen Dialekten anders sein, wenn einmal Mittelhochdeutsch î und einmal ei zugrundeliegt.
Da wir aber nicht im Dialektebrett sind und es in der Frage um die Schreibweise im Deutschen ging, muss man hier schon von der Standardsprache ausgehen. Es hilft einem Berliner da nicht viel, zu wissen, dass es im Schwäbischen da einen Unterschied in der Aussprache geben mag.
Habe grade noch mal wikigepediat und gefunden:
"Sie [die Auslautverhärtung] ist heute in den meisten deutschen Dialekten anzutreffen, mit Ausnahme der hoch- und höchstalemannischen sowie der südbairischen."
Gut, okay, das wusste ich tatsächlich nicht ( *merk* ). Also vielleicht gehört da auch Schwäbisch mit dazu, das würde das erklären. Wieder was gelernt. ^^
Grüße,