Grammatik Schweizerdeutsch

Guten Tag

Ich war bisher der Meinung, dass es im Dialekt
falsch sei, Sätze mit «um zu …» zu konstruieren,
dass es richtigerweise «zum» heissen sollte.

Beispiel:
– Nimm e Stift um das Formular us z fülle
(falsch?)
– Nimm e Stift zum das Formular usfülle
(besser?)

Nun habe ich seit einiger Zeit darauf geachtet
und bin unsicher geworden.

Oft verlangen nämlich die Sätze auch ganz andere
Würter als «zum»:
– Är kunnt um z hälfe. (falsch?)
– Är kunnt go hälfe. (richtiger?)

Oder gleich eine ander Satzkonstruktion:
– Mach doch Liecht um lääse z könne! (falsch?)
– Mach doch Liecht, dass de kasch lääse! (richtiger?)

Frage also: ist «um zu …» generell falsch (aus
der Schriftsprache importiert)?

Bin gespannt!
Rolf

Hallo Rolf,

Ich war bisher der Meinung, dass es im Dialekt
falsch sei, Sätze mit «um zu …» zu konstruieren,
dass es richtigerweise «zum» heissen sollte.

Uus Basler Sicht isch das alles ganz andersch.

Beispiel:
– Nimm e Stift um das Formular us z fülle
(falsch?)
– Nimm e Stift zum das Formular usfülle
(besser?)

Nai.
Um das Formular uuszfülle, nimmsch e Stift.

Nun habe ich seit einiger Zeit darauf geachtet
und bin unsicher geworden.

Oft verlangen nämlich die Sätze auch ganz andere
Würter als «zum»:
– Är kunnt um z hälfe. (falsch?)
– Är kunnt go hälfe. (richtiger?)

Baides isch richtig. Ainzig, ich wurd „z’hälfe“ schriibe

Oder gleich eine ander Satzkonstruktion:
– Mach doch Liecht um lääse z könne! (falsch?)
– Mach doch Liecht, dass de kasch lääse! (richtiger?)

Mach doch Liecht aa, zum lääse!!

MfG Peter(TOO)

Für ‚um zu‘ zsäge, bruuchsch ‚für‘
Hallo Peter

‚Um zu‘ ist deutsch. Berndeutsch sagt man ‚für‘.

„Nimm e Chùgy für das Formular uszfüùe!“
„Är chunnt für cho zhäufe.“
„Für das d chaisch lèère schnaäu läse, geisch am beschte ine
Migroskurs.“

Gruss
Rolf

Dank
Vielen Dank, Peter und Rolfus!

Rolf

Neue Version: Doppeltes ‚zu‘
Hallo

Ich bin jetzt gerade etwas verunsichert, ob es meine Version „offiziell“ gibt, oder ob das nicht etwa eine familiäre Angelegenheit ist. Bei mir (Gemisch Zürich-/Baseldeutsch) tritt das „zu“ jedenfalls gleich doppelt auf:

  • Nimm e Stift zum das Formular us z fülle.
  • Mach doch Liecht zum lääse z chönne.

Hingegen:

  • Er chunnt zum hälfe. (schöner, aber nicht genau gleicher Sinn: cho hälfe)

Aber:

  • Er chunnt zum eus z hälfe.

Gruss
Ursu

Übersetzung aus dem Deutschen?
Guten Tag, Rolf

Ich bin nicht sicher, ob die Basler und Zürcher Beispiele guter Dialekt
sind. Ohne ‚für‘ tönt das alles nach wörtlicher Übersetzung aus dem
Deutschen. Vielleicht weiss da jemand mehr.

Die Metamorphose des Zürcher Dialekts zum weichgespülten
schweizerischen Fernsehdeutsch, das von 5 Mio Einwohnern gesprochen
wird, mahnt bedrohlich an die ‚Flamandisierung‘ in Belgien.

Gruss
Rolfus